Eigentlich dürfte das alles nur ein schlechter Traum sein, denn in der Realität sollten die ganzen Baustellen entlang der B 8 in Kitzingen ja längst abgeschlossen sein – rechtzeitig zu Beginn des heißen Herbstes, wenn dem Landkreis wegen des A3-Ausbaus und seiner Folgen das große Durcheinander droht. Der Ausbau der Fahrbahn in der Repperndorfer Straße, der Umbau der Kreuzung an der Dagmar-Voßkühler-Straße, die Erneuerung der Ampeln in der Siedlung – alles Projekte, die längst vollendet sein sollten und die sich ziehen wie ein Kaugummi.
Die Folgen: Der Verkehr kommt täglich zum Erliegen, Autofahrer sind genervt und schütteln die Fäuste. Und das Schlimmste: Die staatliche Behörde, die beauftragt ist, den Stillstand aufzulösen, erweckt immer mehr den Eindruck, mit all den Problemen überfordert zu sein.
Da sind die Ampeln in der Siedlung: Ende Mai rückten – quasi über Nacht – die Bauarbeiter an und machten sich an den dortigen Signalanlagen sowie dem Straßenumfeld zu schaffen. Investiert wurde in energiesparende 1-Watt-Technik, wie das Staatliche Bauamt in Würzburg später auf Anfrage mitteilte. "Die Arbeiten sollen nächste Woche Freitag abgeschlossen sein", hieß es. Mitte Juni war das. Und heute? Hängen an den Ampeln immer noch provisorische Gerüste, und die gelben Fahrbahnabgrenzungen, die laut Behörde einen "Testbetrieb" markieren sollten, behindern Autofahrer immer noch beim Rechtsabbiegen.
Fragt man beim Staatlichen Bauamt an, ist weiter von einer "Versuchsphase" die Rede. Man will herausfinden, ob es die breiten Schneisen an den Fußgängerüberwegen wirklich braucht oder ob diese Furten nicht verengt werden können. Der Gedanke: Wenn der Weg über die Fahrbahn kürzer wird, braucht es keine so langen Grünphasen für Fußgänger. Auch für den Autoverkehr würde es schneller wieder grün. Noch bis Ende 2023 will die Behörde dazu Daten sammeln.
Die Umleitung auf der B 8 währte wesentlich länger als nötig
Da ist die Erneuerung von 600 Metern Fahrbahn in der Repperndorfer Straße, Teil der B 8, jener Hauptachse, auf der der Verkehr stadtein- und stadtauswärts rollt. Geplant war, die Durchfahrt an den ersten zwei Septemberwochenenden zu sperren, also noch innerhalb der Sommerferien. Aber schon am ersten Wochenende ging einiges schief. Während ein einzelner Arbeiter die Straße am Freitagabend am einen Ende sperrte, fuhren am anderen Ende noch Autos in die Baustelle ein.
Man hätte das noch als Versehen, als leidliche Panne abtun können. Doch was dann am Montag und Dienstag folgte, ist schwer zu begreifen. Die Baustelle wurde bis zum Beginn des Berufsverkehrs am Montagmorgen nicht fertig, weil einige Maschinen wohl ihren Geist aufgaben. Und als die Straße dann gegen 8.30 Uhr – nach Abflauen des morgendlichen Berufsverkehrs – befahrbar war, standen oben, am Repperndorfer Berg, noch immer die Umleitungsschilder.
Die standen dort auch am Dienstagmorgen – weil es das Staatliche Bauamt "aus Kapazitätsgründen" nicht schaffte, die Beschilderung abzubauen. Auf gut Deutsch: Es fehlte das Personal, um wenige Schilder aus dem Weg zu räumen. Hunderte Autofahrer wurden so gezwungen, eine Umleitung zu fahren, bis es der Behörde am Dienstagnachmittag endlich gelungen war, die Schilder und Absperrungen zur Seite zu rücken. Immerhin: Das Bauamt entschuldigte sich.
Am zweiten Ferienwochenende passierte der gleiche Fehler erneut
Man durfte guter Hoffnung sein, dass die Verantwortlichen aus der Sache gelernt haben und es am folgenden Wochenende besser machen würden. Doch dann passierte der gleiche Fehler wieder. Das Bauamt teilt auf Anfrage mit: "Nach unseren Erkenntnissen wurde die Strecke um 6 Uhr freigegeben. Unseren Rückmeldungen zufolge konnte auch die Teilsperrung am Repperndorfer Berg aufgehoben werden." Wie mehrere Passanten berichteten, standen die Umleitungsschilder dagegen erneut bis Montag gegen 9.15 Uhr, obwohl die sanierte Fahrbahn zu dieser Zeit längst frei war.
Die Autofahrer auf der B 8 mussten sich vorkommen wie in einem schlechten Film, der in Dauerschleife läuft. Damit nicht genug, begann im Laufe des Montags auch noch die Ampel an der Kreuzung Jahnstraße/Dagmar-Voßkühler-Straße ein wunderliches Eigenleben zu entwickeln. Stadtauswärts führte die kurze Grünphase dazu, dass immer nur vier, fünf Fahrzeuge über die Kreuzung schlüpfen konnten. Die Folge: Behinderungen, lange Staus auf der B 8,die bis in den späten Abend hinein reichten, wieder einmal riesiger Ärger bei den Autofahrern und Kopfschütteln über so viel Chaos.
Das Bauamt begründet dies mit "Anpassungen". Am neuen Ampelmast in der Jahnstraße sei es zu einem "Anfahrschaden durch einen unbekannten Dritten" gekommen, der nun behoben werden müsse. Die Jahnstraße bleibt bis Anfang nächster Woche gesperrt. Und: "Da der neue Ampelmast in der Jahnstraße noch nicht in Betrieb genommen werden kann, konnte die Ampelanlage am Montag nur im Festzeit-Programm aktiviert werden, das heißt, sie läuft nicht verkehrsabhängig."
Trotz langfristiger und detaillierter Planung könne es bei Projekten wie diesem "immer zu Verzögerungen" kommen. Bis wann der Umbau der B 8 an dieser Stelle konkret beendet sein wird, teilte das Staatliche Bauamt Würzburg nicht mit.