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Kitzingen
Schock bei Fehrer: Die Standorte Großlangheim und Wiesentheid sollen geschlossen werden
Der Kitzinger Automobilzulieferer will zwei seiner Werke im Landkreis dichtmachen. Was sind die Gründe? Und: Was kommt nun auf die Fehrer-Beschäftigten zu?
Der Kitzinger Automobilzulieferer Fehrer schließt seine beiden Werke in Großlangheim und Wiesentheid (Foto).
Foto: Andreas Stöckinger | Der Kitzinger Automobilzulieferer Fehrer schließt seine beiden Werke in Großlangheim und Wiesentheid (Foto).
Andreas Brachs
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:28 Uhr

Der international tätige Automobilzulieferer Fehrer Automotive mit Sitz in Kitzingen wird 2024 seine Produktionsstandorte Großlangheim und Wiesentheid mit zusammen 270 Mitarbeitenden stilllegen. Dies teilte die Unternehmensleitung am Freitag in einer Mitarbeiterversammlung und in einem Schreiben an die Medien mit. Hintergründe sind die gestiegenen Kosten im Inland und die Abwanderung der Automobilzuliefer-Industrie ins Ausland.

"Die Fehrer Automotive sieht sich zu einer umfangreichen Restrukturierung gezwungen. Die Produktion an den Standorten in Großlangheim und Wiesentheid wird bis spätestens Ende 2024 auslaufen und an andere Standorte verlagert werden", so die Geschäftsleitung. "Nur so kann Schaden von der gesamten Fehrer-Gruppe abgewendet werden."

Die Automobilzuliefer-Industrie in Deutschland bekomme die Kostenexplosion besonders stark zu spüren. In den vergangenen Jahren sei die Situation durch die Corona-Pandemie, Lieferkettenprobleme, Rohstoffverknappungen, den Ukrainekrieg, die Energiekrise und die unerwartet hohen Tarifabschlüsse in Deutschland verschärft worden, berichtet das Unternehmen. Strikte Effizienzprogramme hätten bisher nicht ausgereicht, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Fehrer-Werke nachhaltig zu sichern.

Fehrer-Kunden verlagern ihre Produktion ins Ausland

Der Automobilzulieferer Fehrer schließt seinen Standort in Großlangheim. 
Foto: Barbara Herrmann | Der Automobilzulieferer Fehrer schließt seinen Standort in Großlangheim. 

Erschwerend hinzu komme, dass Systemhersteller, wie sie Fehrer beliefert, ihre Produktion zum großen Teil ins Ausland verlagert hätten. Transport- und Lieferketten-Engpässe sowie Nachhaltigkeitsaspekte führten dazu, dass eine Produktion in Nähe vom Kunden für Fehrer an Bedeutung gewinne. "Als Folge steigen die Umsätze der Fehrer-Standorte im Ausland kontinuierlich, während die Auftragsvolumina für die inländischen Werke fortlaufend sinken", schreibt Fehrer.

Vor dem Hintergrund dieser Marktentwicklung hat Fehrer Veränderungen angekündigt. "Unser Ziel ist es, 2024 in Deutschland nicht an vier unterausgelasteten Standorten zu produzieren, sondern letztendlich zwei Werke optimal auszulasten", erklärt die Geschäftsleitung. Produzierende Werke hat Fehrer am Stammsitz in Kitzingen und in Braunschweig.

270 Beschäftigte von Werksschließungen betroffen

Von einer Schließung betroffen ist die Produktion von Verkleidungs- und Strukturteilen für den Fahrzeuginnenraum in Großlangheim mit 140 Mitarbeitenden sowie die Komponentenfertigung in Wiesentheid (130). "Über die Modalitäten des Stellenabbaus wird nun mit den Arbeitnehmervertretern verhandelt", heißt es abschließend.

In einer gemeinsamen Stellungnahme machen die IG Metall (Würzburg) und die Fehrer-Betriebsräte Karl-Heinz Metzner und Martin Hartel die Konzernmutter Aunde für das "Desaster mit Ansage" bei Fehrer verantwortlich, schreibt die IG Metall. Innovationsstau, fehlender strategischer Weitblick und unglückliche Personalentscheidungen seien Gründe für die Fehlentwicklung. Für die Betriebsräte sei eine Verlagerung der Arbeitsplätze nach Osteuropa "zu kurz gedacht". Die Gewerkschaft will nun mit einem "Zukunftsvertrag" Arbeitsplätze in der Region sichern.

F.S. Fehrer Automotive GmbH

Als Spezialist für die Entwicklung und Produktion von Komponenten für den Fahrzeuginnenraum gilt die F.S. Fehrer Automotive GmbH mit Hauptsitz in Kitzingen, wo 800 Beschäftigte arbeiten. Zu den Kunden zählen Automobilhersteller wie die Volkswagen-Gruppe, Mercedes Benz und BMW.
Über 5000 Mitarbeiter arbeiten in Fehrer-Werken in Deutschland, der Tschechischen Republik, Ungarn, den USA, Mexiko und China. Fehrer ist Teil der Aunde Group (Mönchengladbach), die mit den Marken Aunde, Isringhausen, Reinert, GMA und Fehrer mit derzeit 116 Werken in 28 Ländern und 24.000 Mitarbeitern tätig ist.
Quelle: Fehrer
 
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  • Olaf Schlemmer
    Jahrelang wurde dort schon schlecht gewirtschaftet und Schuld daran war die Führung dieses Unternehmens. Da ist es einfach den schwarzen Peter jemand anderes in die Schuhe zu schieben. Komisch andere Firmen bekommen es doch auch hin in D zu produzieren. Anscheint bekommt da jemand wieder den Hals nicht voll und geht lieber in Billiglohnländer. Firmen die auf dieser Basis Ihre Gewinne steigern gehört bei der Einfuhr Ihrer Produkte nach D eine so hohe Einfuhrsteuer das es sich einfach nicht mehr lohnt ins Ausland zu gehen. Diesen Leuten fehlt die soziale Kompetenz und Sorgfaltspflicht gegenüber Ihren Mitarbeitern völlig. Es zählt nur der Gewinn.
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  • Ralf Eberhardt
    Quellenangaben fehlen. Bitte belegen Sie Ihre Aussagen mit entsprechenden Links und fügen Sie diese in Ihren Kommentar ein.
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  • Peter Koch
    Was hier in Kommentaren zu den Lohnnebenkosten in Deutschland geschrieben wird ist schlichtweg falsch. Hier das von der Zeitschrift Capital Ranking in der EU. Deutschland ist nicht unter den ersten 13 zu finden. Wir hinken wirklich überall hinterher, noch nicht mal real hohe Lohnnebenkosten bringen wir zuwege, nur gefühlte.
    www.capital.de/wirtschaft-politik/lohnnebenkosten-in-diesen-eu-laendern-sind-sie-am-hoechsten
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  • Hubert Endres
    Ein Arbeitsplatz in Deutschland ist aufgrund der hohen Lohnnebenkosten künftig für viele Betriebe nicht mehr tragbar. Und dann kommen von den Gewerkschaften noch unsinnige Wahnvorstellungen mit weniger Stundenzahl zum gleichen Lohn. Vielleicht sollten mal die Gewerkschaftsvertreter eine Firma aufbauen und leiten, sie scheinen es ja viel besser zu verstehen , denkt man jedenfalls immer bei ihren Kommentaren. Frage mich wer diesen ganzen sozialen Luxus mit Bürgergeld usw. noch erarbeiten soll. Es müssen niedrigere Lohnnebenkosten eingeführt werden. Dies bring dem Arbeitgeber und Arbeitnehmer mehr Ertrag. Und für alle Sozialempfänger eine Arbeitspflicht, egal ob sozial oder anderweitiger Job. Und weniger Politiker in den Parlamenten, Bürokratieabbau und viel weniger Jobs in den Verwaltungen usw. Sie sind nicht produktiv und koste nur Geld. Und streicht den Politikern das Geld, welches Sie im Ausland immer wieder verteilen. Sollen doch ihr eigenes nehmen- wobei ist es ja nicht.
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  • Reinhard Opel
    hallo herr Endres, mit den Lohnnebenkosten haben Sie vollkommen recht. die beiträge zur Pflegeversicherung steigen weiter an, halt für die Abhängig Beschäftigten. bei Aktiendividenten wird nichts für die Pflegeversicherung abgezogen. das Arbeitseinkommen wird übermäßig mit Steuern und Abgaben belastet, dafür werden Kapitaleinkünfte mit Samthandschuhen behandelt. dieses Problem ist seit Jahrzehnten bekannt, eine Änderung ist nicht in Aussicht. in Nordeuropa, Österreich, Schweiz und in vielen anderen Ländern wurde dieses Problem schon vor Jahrzenten erkannt und Reformiert.
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  • Siegfried Thorwarth
    Naja bei dem Unternehmen gings es die letzen 10 Jahre schon jedes Jahr nur ums überleben. War eigentlich klar die Standorte irgendwann dicht gemacht werden da schon lange nichts mehr investiert wurde.
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  • Stefan Wolz
    Das war aber doch klar dass das so kommt. Die Politik wollte es doch so. Das wird nicht das einzige Unternehmen sein, dass den Standort D verlässt..... Damit bricht auch das Sozialsystem in der Folge zusammen.... D schafft sich ab.
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  • Peter Koch
    Ohne die, damals neue, Konzernmutter Aunde wäre Fehrer 2013 komplett pleite gewesen. Erinnert sich daran noch jemand?
    An den grundlegenden Problemen für Automobilzulieferer hat sich seit damals nichts geändert. Unsere selbsternannten Premium Automobilhersteller wollen billig und sonst nix wegen Shareholder Value. Für mich grenzt es an ein Wunder, dass diese zwei Fehrer Werke noch existieren.
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  • Alfred Holler
    Da kommen alle vom Arbeitsminister groß angekündigten Hilfen zu spät. Arbeitsplätze ade, hoffentlich sind wenigstens alle Häusle bezahlt.....
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