
Der international tätige Automobilzulieferer Fehrer Automotive mit Sitz in Kitzingen wird 2024 seine Produktionsstandorte Großlangheim und Wiesentheid mit zusammen 270 Mitarbeitenden stilllegen. Dies teilte die Unternehmensleitung am Freitag in einer Mitarbeiterversammlung und in einem Schreiben an die Medien mit. Hintergründe sind die gestiegenen Kosten im Inland und die Abwanderung der Automobilzuliefer-Industrie ins Ausland.
"Die Fehrer Automotive sieht sich zu einer umfangreichen Restrukturierung gezwungen. Die Produktion an den Standorten in Großlangheim und Wiesentheid wird bis spätestens Ende 2024 auslaufen und an andere Standorte verlagert werden", so die Geschäftsleitung. "Nur so kann Schaden von der gesamten Fehrer-Gruppe abgewendet werden."
Die Automobilzuliefer-Industrie in Deutschland bekomme die Kostenexplosion besonders stark zu spüren. In den vergangenen Jahren sei die Situation durch die Corona-Pandemie, Lieferkettenprobleme, Rohstoffverknappungen, den Ukrainekrieg, die Energiekrise und die unerwartet hohen Tarifabschlüsse in Deutschland verschärft worden, berichtet das Unternehmen. Strikte Effizienzprogramme hätten bisher nicht ausgereicht, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Fehrer-Werke nachhaltig zu sichern.
Fehrer-Kunden verlagern ihre Produktion ins Ausland

Erschwerend hinzu komme, dass Systemhersteller, wie sie Fehrer beliefert, ihre Produktion zum großen Teil ins Ausland verlagert hätten. Transport- und Lieferketten-Engpässe sowie Nachhaltigkeitsaspekte führten dazu, dass eine Produktion in Nähe vom Kunden für Fehrer an Bedeutung gewinne. "Als Folge steigen die Umsätze der Fehrer-Standorte im Ausland kontinuierlich, während die Auftragsvolumina für die inländischen Werke fortlaufend sinken", schreibt Fehrer.
Vor dem Hintergrund dieser Marktentwicklung hat Fehrer Veränderungen angekündigt. "Unser Ziel ist es, 2024 in Deutschland nicht an vier unterausgelasteten Standorten zu produzieren, sondern letztendlich zwei Werke optimal auszulasten", erklärt die Geschäftsleitung. Produzierende Werke hat Fehrer am Stammsitz in Kitzingen und in Braunschweig.
270 Beschäftigte von Werksschließungen betroffen
Von einer Schließung betroffen ist die Produktion von Verkleidungs- und Strukturteilen für den Fahrzeuginnenraum in Großlangheim mit 140 Mitarbeitenden sowie die Komponentenfertigung in Wiesentheid (130). "Über die Modalitäten des Stellenabbaus wird nun mit den Arbeitnehmervertretern verhandelt", heißt es abschließend.
In einer gemeinsamen Stellungnahme machen die IG Metall (Würzburg) und die Fehrer-Betriebsräte Karl-Heinz Metzner und Martin Hartel die Konzernmutter Aunde für das "Desaster mit Ansage" bei Fehrer verantwortlich, schreibt die IG Metall. Innovationsstau, fehlender strategischer Weitblick und unglückliche Personalentscheidungen seien Gründe für die Fehlentwicklung. Für die Betriebsräte sei eine Verlagerung der Arbeitsplätze nach Osteuropa "zu kurz gedacht". Die Gewerkschaft will nun mit einem "Zukunftsvertrag" Arbeitsplätze in der Region sichern.
www.capital.de/wirtschaft-politik/lohnnebenkosten-in-diesen-eu-laendern-sind-sie-am-hoechsten
An den grundlegenden Problemen für Automobilzulieferer hat sich seit damals nichts geändert. Unsere selbsternannten Premium Automobilhersteller wollen billig und sonst nix wegen Shareholder Value. Für mich grenzt es an ein Wunder, dass diese zwei Fehrer Werke noch existieren.