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Kitzingen
"Schmarotzer" bei den Konzerten von Wincent Weiss und Michael Patrick Kelly: BR-Sendung "quer" hörte sich in Kitzingen um
Der OB hatte von "Schmarotzern" gesprochen, jetzt griff das Bayerische Fernsehen den Wirbel um die vielen Zaungäste bei den Konzerten am Main auf. Was "quer" dazu meinte.
Michael Patrick Kelly spielte Mitte Juni vor 2500 zahlenden Fans auf dem Festivalgelände am Kitzinger Bleichwasen – und mehreren hundert Besuchern, die das Konzert im Umfeld kostenlos genossen.
Foto: Fabian Gebert | Michael Patrick Kelly spielte Mitte Juni vor 2500 zahlenden Fans auf dem Festivalgelände am Kitzinger Bleichwasen – und mehreren hundert Besuchern, die das Konzert im Umfeld kostenlos genossen.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 26.07.2023 03:58 Uhr

Wenige Wochen ist es her, dass Jan Delay, Michael Patrick Kelly und Wincent Weiss am Kitzinger Stadtbalkon den Ton angaben. Drei laue Sommerabende, lockere Konzertatmosphäre, Tausende vergnügte Besucher. Doch in die heitere Stimmung mischten sich Misstöne. Nach den Konzerten erhob sich ein vielstimmiger Chor über die zahlreichen Zaungäste, die außerhalb des Festivalgeländes am Main gesessen und die Konzerte quasi für lau genossen hatten.

Den Künstlern, so riefen die Kritiker, seien Tausende Euro an Gage entgangen. Und Kitzingens Oberbürgermeister Stefan Güntner erklärte im zuständigen Kulturausschuss: "Viele saßen da und haben, na ja, die Konzerte schmarotzt." Das Klagelied verstärkte sich zum Echo, das jetzt im ganzen Freistaat widerhallte: An diesem Donnerstagabend berichtete das Bayerische Fernsehen in "quer" über den Fall.

In seiner Ankündigung hatte der BR – anspielend auf das Bonmot des OB – von "Open-Air-Schmarotzern" gesprochen und die Frage aufgeworfen: "Ist kostenlos mithören ok?" Güntner und Teile des Stadtrats haben die Antwort kürzlich schon gegeben, sie sagen: Nein, natürlich nicht. Ein ganzes Bündel an Maßnahmen wurde im Kulturausschuss diskutiert, gipfelnd in der Ankündigung, beim nächsten Mal nicht nur weite Teile des Mainufers abzuriegeln, sondern gleich den ganzen Main durch die Strompolizei sperren zu lassen für die vielen Freizeitkapitäne.

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In der BR-Sendung "quer" war das Thema gut aufgehoben

Ein verzwicktes Thema, das in einer streitbaren Sendung wie "quer" ganz gut aufgehoben war. Die Autoren machten sich auf den kuriosen Mithör-Fall zur besten Sendezeit ihren eigenen Reim, hatten der "schönen Stadt in Unterfranken" selbst einen Besuch abgestattet. Fehlt es der Stadt an Stars? Ach nein, es waren ja gerade welche hier: Kelly, Weiss, Delay – schon war man mitten im Thema.

Auch Wincent Weiss gab im Juni vor einigen Tausend Fans ein Konzert am Kitzinger Stadtbalkon.
Foto: Fabian Gebert | Auch Wincent Weiss gab im Juni vor einigen Tausend Fans ein Konzert am Kitzinger Stadtbalkon.

Das BR-Team flanierte mit dem OB und dem Vorsitzenden des Stadtmarketingvereins über jenen staubigen Platz, auf dem Mitte Juni noch Tausende Fans gerockt hatten. Viel durfte Güntner in dem Beitrag nicht sagen, aber wenigstens diesen Satz: "Der Begriff Konzert-Schmarotzer ist für Schlagzeilen natürlich super gut." Und dass Kultur, "gerade in dieser Liga", einfach ihren Preis habe. Bis zu 70 Euro hatten die Tickets gekostet.     

"Der Begriff Konzert-Schmarotzer ist für Schlagzeilen natürlich super gut."
Stefan Güntner, Kitzinger Oberbürgermeister 

Am vergangenen Wochenende war – auch das bekam man noch zu sehen – das BR-Team beim "Sommernachtstraum" in München unterwegs, einem Musikspektakel mit Tausenden (zahlenden) Menschen und einigen hundert Nicht-Zahlenden. Eine "gute Aufteilung", wie die Autoren fanden. Nur die von ihnen befragte Branchenexpertin sah das nicht ganz so locker, weil für einen Künstler heute Konzerteinnahmen so wichtig seien wie nie. "Außer vielleicht für Beyoncé." Aber in solche Superstars, so empfahl die Expertin, solle man als Fan besser kein Geld investieren, sondern lieber von draußen lauschen.

Jan Delay, Wincent Weiss und Patrick Kelly lockten zusammen 9000 Fans

Ja, was denn nun? Kitzingens OB jedenfalls hat sich zwischenzeitlich wieder abgeregt. In der aktuellen Ausgabe des neuen "Rathaus-Magazins" wendet er sich mit einer Botschaft an die "lieben Kitzingerinnen und Kitzinger". Güntner schreibt von "ein paar wunderschönen und spannenden Wochen". Von einem Juni und Juli, der es "in sich" hatte, und davon, dass "bloß keiner sagen" solle, in Kitzingen sei nichts geboten bei drei Konzerten "mit Musikern, die mindestens deutschlandweit mehr als gefragt sind".

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Zusammengerechnet seien fast 9000 (zahlende) Fans zu Jan Delay, Michael Patrick Kelly und Wincent Weiss gekommen, so Güntner. Nicht zu vergessen die "vielen Gäste, die es sich an unseren schönen Mainufern oder auf Booten am Main bequem gemacht hatten".

Wenn er übrigens einen Wunsch frei hätte, so viel verriet der OB dem BR noch, dann wäre es ein Konzert der "Fantastischen 4" am Kitzinger Mainufer.

 
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Kommentare
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  • Werner Kohl
    Herr Güntner sollte sich in Zukunft vielleicht mal überlegen, ob er sein Wahlvolk folgenlos beschimpfen kann. Leute als "Schmarotzer" zu bezeichnen ist einfach nur eine Frechheit.
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  • Richard Baumann
    Lieber Herr Oberbürgermeister!
    Vergleichsvorschlag für die nächsten Konzerte:
    Einfach die Lautstärke verringern, dann kriegen die "Schmarotzer" nichts mehr mit. Denkbar wären auch Kopfhörer, schont gleichzeitig die Ohren der Anwohner.

    Für eine "Stromsperrung" zu diesem Zweck wird es vermutlich keine Genehmigung geben.
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