Wenn sich dieser Tage jemand bei Peter Grieb erkundigt, wie es denn um den Neubau des Kitzinger Tierheims steht, kann man auf ein Grinsen und diese Auskunft vertrauen: "Die Einfahrt ist schon da!" Was mit einem glücklichen Zufall zusammenhängt: Bei der gerade beendeten Sanierung der vor dem Grundstück verlaufenden Staatsstraße wurde die Zufahrt gleich mitgemacht.
Zwar geht es nur um wenige Meter als Überbrückung der ebenfalls am Grundstück verlaufenden ehemaligen Strecke der Steigerwaldbahn – aber immerhin, ein symbolischer Anfang. Dass am Ende der Zufahrt in ziemlich genau einem Jahr das neue Tierheim steht, ist inzwischen mehr als nur eine schöne Vorstellung.
Der zweite Vorsitzende des Kitzinger Tierschutzvereins kommt dabei nicht nur als unerschrockener Optimist daher, sondern trägt maßgeblich dazu bei, dass seine Prognose eintritt. Nach vielen Jahren des Hoffens und Bangens und der Standortsuche soll im Januar zum Baubeginn geblasen werden, bis April könnte der Rohbau stehen. Bis dahin versüßt sich Grieb, der als Projektleiter für den Neubau fungiert, die Weihnachtszeit gerade mit der Klärung der endgültigen Finanzierung – samt mehrerer Überraschungen.
1,20 Euro pro Einwohner und pro Jahr
Dabei war beim Geld schon mal alles klar gewesen: Jede Gemeinde im Landkreis hatte zugesagt, 20 Jahre lang pro Einwohner bis zu einem Euro zu zahlen. Einen Tierheim-Neubau-Euro. Nur: Die Dinge zogen sich – nicht zum ersten Mal in dieser Geschichte – hin. In der Zwischenzeit schossen die Baukosten in ungeahnte Höhen. Um die neuen Gesamtkosten von 3,2 Millionen Euro gestemmt zu bekommen, müssen statt einem Euro nunmehr 1,20 Euro pro Einwohner her.
Der entsprechende Antrag mit der Erhöhung muss noch einmal in jedem Stadt- und Gemeinderat auf die Tagesordnung. Dass hier jemand seine Zustimmung verweigern könnte, wäre Grieb eher nicht in den Sinn gekommen. Weil er auf die Solidarität aller setzte. Und weil ein Tierheim eine kommunale Pflichtaufgabe ist.
Umso enttäuschter war er, als die Nachricht aus Volkach kam, dass man statt 1,20 Euro nur 84 Cent zahlen werde. Die Aufregung: groß. Der Finanzierungsplan: in Gefahr. Als dann auch noch Prichsenstadt ausscherte und nicht mehr als einen Euro geben wollte, war es bei Peter Grieb endgültig und den vorweihnachtlichen Frieden geschehen.
Ein zweiter Anlauf für das Tierheim im Volkacher Stadtrat
Es folgten einige Telefonate, in denen Grieb beiden Gemeinden klar machte: Weniger Geld bedeutet weniger Leistung. Künftig würden also einige Tiere direkt beim Bürgermeister landen, so das deutliche Signal an die Abweichler. Das zeigte Wirkung: In Volkach hat man noch einmal nachgedacht und bringt das Thema an diesem Montag (19 Uhr im Rathaus) erneut in den Stadtrat. Und auch in Prichsenstadt wird bei der nächsten Stadtratssitzung am 18. Januar ein weiteres Mal über den Zuschuss geredet werden – dann mit Peter Grieb als Gast.
Nach weiteren Anrufen oder Gastauftritten sieht es nicht aus: In den meisten Orten ging der Tagesordnungspunkt als Was-muss-das-muss-Formalie durch. An diesem Montag dürfte dies bei den drei anstehenden Entscheidungen in Dettelbach, Abtswind und Martinsheim nicht anders sein. Am Dienstag steht dann die letzte Entscheidung in Kleinlangheim aus.
Eine gute Nachricht für die Städte und Gemeinden
Zumal es inzwischen zwei glückliche finanzielle Fügungen gibt, die die Dinge vereinfachen und dafür sorgen, dass die 31 Städte und Gemeinden im Landkreis ganz am Ende weniger zahlen müssen. Fügung Nummer eins: Der Freistaat hat Mitte November den Maximalbetrag der Förderung eines Tierheim-Neubaus von bisher 100.000 auf nun maximal 300.000 Euro erhöht. Was das genau für Kitzingen heißt, entscheidet sich Anfang 2024.
Fügung Nummer zwei: Als gemeinnütziger Verein kann das Bauvorhaben netto abgerechnet werden und nicht – wie bisher kalkuliert – brutto. Hier treffe laut Grieb das jeweilige Finanzamt eine Einzelentscheidung, die "für uns erfreulicherweise positiv ausgefallen ist". In der Praxis heißt das: Zwar muss erst einmal alles brutto gezahlt werden, die Rückerstattung erfolgt dann nachträglich. Eine Ersparnis also von 19 Prozent. Statt 3,2 Millionen Euro kostet das Tierheim somit letztlich 2,9 Millionen Euro.
Dass es einen Weg gibt, sich 19 Prozent zu ersparen, war alles andere als leicht herauszufinden: Die entscheidende Info fand sich beim Durchforsten der Förderrichtlinien, die sich über einige pdf-Dateien mit vielen Seiten erstrecken.
Beide Fügungen könnten am Ende für zwei Dinge sorgen: Das Darlehen kann vermutlich von 1,5 auf 1,2 Millionen Euro reduziert werden. Und: Statt 20 Jahre müssen die 1,20 Euro wohl nur 14 Jahre aufgebracht werden. Laut Grieb "reduziert sich der finanzielle Gesamtaufwand bis zur vollständigen Rückzahlung des Darlehens für die Kommunen um etwa 25 Prozent". Ein Satz, der nicht nur bei dem Baukoordinator ein Grinsen hervorrufen dürfte.