
Die angekündigten Schließungen der Fehrer-Standorte in Großlangheim und Wiesentheid sind zurzeit Schwerpunkt der Verhandlungen zwischen Geschäftsleitung und Arbeitnehmervertretern. Bevor es aber tatsächlich zu Entlassungen kommt, wollen beide Seiten andere Mittel zum Stellenabbau nutzen. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor, die die Fehrer-Geschäftsleitung in Absprache mit dem Gesamtbetriebsrat diese Woche veröffentlicht hat.
Im Juli hatte der Automobilzulieferer Fehrer angekündigt, die beiden Werke Großlangheim und Wiesentheid bis spätestens Ende 2024 schließen zu wollen. Die Nachricht löste bei den Betroffenen einen Schock aus. Rund 270 Beschäftigte an diesen beiden Standorten sind von dieser Entscheidung betroffen, möglicherweise auch Personal im Stammwerk in Kitzingen. Seither laufen Gespräche zwischen Geschäftsleitung, Gesamtbetriebsrat und IG Metall über die Modalitäten der Schließungen, des Stellenabbaus und über Alternativen. Laut Fehrer verlaufen diese Verhandlungen "sehr konstruktiv".
"Wir haben von Anfang an betont, dass eine Reduzierung der Kapazitäten in Deutschland notwendig ist, wir diese aber sozialverträglich gestalten wollen", sagt Geschäftsleiter Helge Pfeiffer laut Pressemitteilung. "In enger Zusammenarbeit mit den Arbeitnehmervertretern arbeiten wir derzeit an Lösungen, um den Abbau von Arbeitsplätzen so gering wie möglich zu halten." Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Produktionswerken Großlangheim, Wiesentheid und Kitzingen, die gegebenenfalls von der Stellenkürzung betroffen sind, seien in Informationsveranstaltungen über den aktuellen Verhandlungsstand informiert worden.
Fehrer-Umstrukturierung: Vor Entlassungen erst andere Möglichkeiten ausschöpfen

Gesamtbetriebsrat und Geschäftsleitung seien sich einig, dass folgende Maßnahmen umgesetzt werden sollen: Nutzung der natürlichen Fluktuation, Beendigung des Einsatzes von Leiharbeitnehmern, Auslaufen lassen befristeter Arbeitsverträge, Abschluss von Altersteilzeit- und Aufhebungsverträgen. Für die Umsetzung wurden ein Teilinteressensausgleich und eine Gesamtbetriebsvereinbarung für ein Freiwilligenprogramm zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmervertretung abgeschlossen. Bis 15. Dezember, so verlautet aus der Belegschaft, hätten Beschäftigte Zeit, sich freiwillig für eine Abfindung oder für die Altersteilzeit zu entscheiden.
Fehrer Automotive befindet sich "in einer herausfordernden Situation", wie das Unternehmen berichtet. Die Marktentwicklung in der Automobilindustrie in Europa mache eine Anpassung der Produktionskapazitäten, Kostensenkungen und eine Neugestaltung der betrieblichen Organisation in Deutschland notwendig.
Fehrer-Stellenabbau: Gespräche über Sozialplan laufen

Die Gespräche über einen Interessenausgleich und einen Sozialplan seien noch nicht abgeschlossen. "Die Verhandlungen können nur erfolgreich sein, wenn wir den Weg gemeinsam gestalten", darin seien sich Geschäftsleitung und Gesamtbetriebsrat einig. "Die Geschäftsleitung wird keine Maßnahmen ergreifen, die nicht mit den Arbeitnehmervertretern abgestimmt sind", erklärt Helge Pfeiffer. Weitere Verhandlungstermine seien für die nächsten Wochen fixiert.
Aus Sicht der IG Metall seien trotz der erheblichen Anstrengungen, Fehrer in der Region zu stabilisieren, die Mitbestimmungsrechte begrenzt. "Wo am Ende produziert wird, bleibt die Entscheidung des Eigentümers", schreibt der 1. Bevollmächtigte Norbert Zirnsak. Allerdings versuche die Gewerkschaft, "mit guten Vorschlägen" im Sinne der regionalen Standorte zu argumentieren.