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Kitzingen
Stellenabbau bei Fehrer: Geschäftsleitung und Betriebsrat vereinbaren erste Schritte
Der Automobilzulieferer Fehrer will bis Ende 2024 zwei seiner drei Standorte im Landkreis Kitzingen schließen. Kündigungen will man vermeiden. Hier das Zwischenergebnis.
Der Stammsitz der F.S. Fehrer Automotive GmbH in Kitzingen.
Foto: Frank Freihofer | Der Stammsitz der F.S. Fehrer Automotive GmbH in Kitzingen.
Andreas Brachs
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:33 Uhr

Die angekündigten Schließungen der Fehrer-Standorte in Großlangheim und Wiesentheid sind zurzeit Schwerpunkt der Verhandlungen zwischen Geschäftsleitung und Arbeitnehmervertretern. Bevor es aber tatsächlich zu Entlassungen kommt, wollen beide Seiten andere Mittel zum Stellenabbau nutzen. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor, die die Fehrer-Geschäftsleitung in Absprache mit dem Gesamtbetriebsrat diese Woche veröffentlicht hat.

Im Juli hatte der Automobilzulieferer Fehrer angekündigt, die beiden Werke Großlangheim und Wiesentheid bis spätestens Ende 2024 schließen zu wollen. Die Nachricht löste bei den Betroffenen einen Schock aus. Rund 270 Beschäftigte an diesen beiden Standorten sind von dieser Entscheidung betroffen, möglicherweise auch Personal im Stammwerk in Kitzingen. Seither laufen Gespräche zwischen Geschäftsleitung, Gesamtbetriebsrat und IG Metall über die Modalitäten der Schließungen, des Stellenabbaus und über Alternativen. Laut Fehrer verlaufen diese Verhandlungen "sehr konstruktiv".

"Wir haben von Anfang an betont, dass eine Reduzierung der Kapazitäten in Deutschland notwendig ist, wir diese aber sozialverträglich gestalten wollen", sagt Geschäftsleiter Helge Pfeiffer laut Pressemitteilung. "In enger Zusammenarbeit mit den Arbeitnehmervertretern arbeiten wir derzeit an Lösungen, um den Abbau von Arbeitsplätzen so gering wie möglich zu halten." Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Produktionswerken Großlangheim, Wiesentheid und Kitzingen, die gegebenenfalls von der Stellenkürzung betroffen sind, seien in Informationsveranstaltungen über den aktuellen Verhandlungsstand informiert worden.

Fehrer-Umstrukturierung: Vor Entlassungen erst andere Möglichkeiten ausschöpfen

Der Fehrer-Standort in Wiesentheid soll möglicherweise bald schon geschlossen werden.
Foto: Andreas Stöckinger | Der Fehrer-Standort in Wiesentheid soll möglicherweise bald schon geschlossen werden.

Gesamtbetriebsrat und Geschäftsleitung seien sich einig, dass folgende Maßnahmen umgesetzt werden sollen: Nutzung der natürlichen Fluktuation, Beendigung des Einsatzes von Leiharbeitnehmern, Auslaufen lassen befristeter Arbeitsverträge, Abschluss von Altersteilzeit- und Aufhebungsverträgen. Für die Umsetzung wurden ein Teilinteressensausgleich und eine Gesamtbetriebsvereinbarung für ein Freiwilligenprogramm zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmervertretung abgeschlossen. Bis 15. Dezember, so verlautet aus der Belegschaft, hätten Beschäftigte Zeit, sich freiwillig für eine Abfindung oder für die Altersteilzeit zu entscheiden.

Fehrer Automotive befindet sich "in einer herausfordernden Situation", wie das Unternehmen berichtet. Die Marktentwicklung in der Automobilindustrie in Europa mache eine Anpassung der Produktionskapazitäten, Kostensenkungen und eine Neugestaltung der betrieblichen Organisation in Deutschland notwendig.

Fehrer-Stellenabbau: Gespräche über Sozialplan laufen

Der Automobilzulieferer Fehrer hat angekündigt, seinen Standort in Großlangheim zu schließen.
Foto: Barbara Herrmann | Der Automobilzulieferer Fehrer hat angekündigt, seinen Standort in Großlangheim zu schließen.

Die Gespräche über einen Interessenausgleich und einen Sozialplan seien noch nicht abgeschlossen. "Die Verhandlungen können nur erfolgreich sein, wenn wir den Weg gemeinsam gestalten", darin seien sich Geschäftsleitung und Gesamtbetriebsrat einig. "Die Geschäftsleitung wird keine Maßnahmen ergreifen, die nicht mit den Arbeitnehmervertretern abgestimmt sind", erklärt Helge Pfeiffer. Weitere Verhandlungstermine seien für die nächsten Wochen fixiert.

Aus Sicht der IG Metall seien trotz der erheblichen Anstrengungen, Fehrer in der Region zu stabilisieren, die Mitbestimmungsrechte begrenzt. "Wo am Ende produziert wird, bleibt die Entscheidung des Eigentümers", schreibt der 1. Bevollmächtigte Norbert Zirnsak. Allerdings versuche die Gewerkschaft, "mit guten Vorschlägen" im Sinne der regionalen Standorte zu argumentieren.

F.S. Fehrer Automotive GmbH

Der weltweit führende Spezialist für die Entwicklung und Produktion von Komponenten für den Fahrzeuginnenraum hat seinen Hauptsitz in Kitzingen. Zu den Kunden des 1875 gegründeten Unternehmens zählen Automobilhersteller wie die Volkswagen Gruppe, Daimler und BMW.
Über 5000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in den Fehrer-Werken in Deutschland, der Tschechischen Republik, Ungarn, den USA, Mexiko und China. In Kitzingen arbeiten rund 800 Beschäftigte, in Großlangheim 140 und in Wiesentheid 130.
Fehrer ist Teil der global ausgerichteten Aunde-Gruppe mit derzeit 116 Werken in 28 Ländern und 24.000 Mitarbeitern. Die Gruppe zählt weltweit zu den 100 größten Automobilzulieferern.
Quelle: Fehrer
 
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Kommentare
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  • Gerhard Kreßmann
    wenn es mit der Automobilzulieferung nicht mehr läuft, warum baut man dann nicht um auf z.B. Hausdämmung? Da wäre sicher der Markt der Zukunft.
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  • Peter Koch
    Muss Hausdämmung nicht noch billiger sein als Autodämmung? Deshalb wird da auch nicht nach Metall Tarif bezahlt.
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