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Kitzingen
Baustellen rund um die A3: Diese Umleitungen und Sperrungen sollten Autofahrer im Landkreis Kitzingen kennen
Der Ausbau der A3 in der Region kommt voran – und kostet Autofahrerinnen und Autofahrer auch jenseits der Autobahn Nerven. Diese Baustellen sollten sie im Blick haben.
An der unteren Zufahrt in den Kitzinger Gewerbepark ConneKT entsteht derzeit ein Kreisverkehr. Mitte September wird dann die Staatsstraße nach Großlangheim gesperrt.
Foto: Eike Lenz | An der unteren Zufahrt in den Kitzinger Gewerbepark ConneKT entsteht derzeit ein Kreisverkehr. Mitte September wird dann die Staatsstraße nach Großlangheim gesperrt.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:17 Uhr

Man kann es drehen und wenden, wie man will. Man kann Experten in den Ämtern oder Routenplaner im Internet befragen. Eines lässt sich nicht wegdiskutieren: Dem Landkreis Kitzingen steht in Sachen Verkehr ein heißer Herbst bevor

Wenn demnächst so ziemlich alle Nord-Süd-Verbindungen entlang der Schnittstelle Autobahn gekappt sind, muss die B8 in Kitzingen noch mehr Verkehr aufnehmen, als sie schon jetzt verkraften kann. Dem Landkreis droht dann zumindest zu bestimmten Zeiten der Verkehrsinfarkt. Die Behörden sind alarmiert und tüfteln an Umleitungs- und Notfallplänen.

Ausbau der A3 zwischen Erlangen und Kreuz Biebelried wirkt sich auf Verkehr im Landkreis Kitzingen aus

Wie heftig es kommen wird, lässt sich noch nicht sagen. Doch die Effekte auf den Verkehr werden in allen Teilen des Landkreises zu spüren sein. Das hat im Wesentlichen mit dem Ausbau der Autobahn zu tun. Die A3, eine chronisch überlastete Verkehrsader, wird gerade zwischen Erlangen und Biebelrieder Kreuz auf sechs Spuren erweitert. Wie bei einem Tagebau schieben sich die Arbeiter in den Landkreis vor, wühlen dann mal hier und mal dort.

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Dabei verlassen sie das begradigte Bett des reinen Straßenkörpers, reißen jahrzehntealte Brücken ein, errichten Auffahrten neu. Millionen Kubikmeter Erde werden bewegt, Landschaften um- und neugeformt. Ein Autobahnbau, der Milliarden kostet, wirft immer Nebenschauplätze auf, greift in Verkehr und Infrastruktur der Umgebung ein – und zieht im Zweifel Kollateralschäden nach sich.

Rund um Kitzingen gibt es viele weitere Straßen-Baustellen von St2272 bis Nordtangente

Bei Beteiligten in anderen Behörden entsteht zunehmend der Eindruck: Die Autobahnbauer stellen ihr Projekt über alles und gehen dabei wenig zimperlich vor. "Die machen ihr Ding, ohne groß Rücksicht auf andere zu nehmen", sagt ein frustrierter Behördenvertreter.

Die Autobahngesellschaft verweist auf Ausbaupläne, die lange vorher, zum Teil seit Jahren, bekannt und zum Teil auf die Woche genau getaktet sind. Darauf könnten andere ihre Vorhaben abstimmen, heißt es.

Dass dies geschieht, darf bei den anstehenden Projekten bezweifelt werden. Viele fragen sich, warum gerade jetzt, in der akuten Phase des Autobahnbaus im Landkreis Kitzingen, das Staatliche Bauamt in Würzburg auch noch den Ausbau der St 2272 von Kitzingen nach Großlangheim vorantreibt.

Seit zehn Jahren wartet die aus der Kitzinger Innenstadt kommende Nordtangente auf ihre Vollendung: den Anschluss an die dortige Staatsstraße – eine schier unendliche Geschichte, die nun mit dem Bau eines Kreisverkehrs an der Zufahrt zum Gewerbepark ConneKT fortgeschrieben wird.

Bauamt will sich bei Straßenbau-Projekten gut mit Ausbau der Autobahn A3 abstimmen

Noch viel länger harrt die vier Kilometer lange Straße nach Großlangheim ihrer Sanierung. Sie ist so kaputt, dass das Tempo seit Jahrzehnten auf 80 Stundenkilometer gedrosselt ist. Beide über Jahre aufgeschobenen Projekte werden nun ab Mitte September umgesetzt. Mindestens drei Monate sind für die Arbeiten und die Totalsperre anberaumt.

"Wir sind uns der Herausforderungen, die der Ausbau der Autobahn mit sich bringt, durchaus bewusst."
Staatliches Bauamt Würzburg

Stellt man die Frage dem Staatlichen Bauamt, begibt es sich mit der Antwort auf Abwege und Umwege. "Wir sind uns der Herausforderungen, die der Ausbau der Autobahn mit sich bringt, durchaus bewusst. Dieser erfolgt nach einem sehr engen Zeitplan, der kaum Spielräume lässt. Trotzdem sind auch wir in der Pflicht, unserer Aufgabe als Straßenbaulastträger nachzukommen. Die Baulastträger befinden sich in enger Abstimmung."

Eine Antwort, warum der Ausbau der Straße gerade jetzt erfolgt und ob man sich im konkreten Fall mit der Autobahngesellschaft abgestimmt hat, ist das nicht.

Baustelle B 8: Schon heute staut sich der Verkehr in der Ortsdurchfahrt Kitzingen. Wenigstens soll bis Mitte September der Ausbau im Bereich Repperndorfer Straße vollendet sein.
Foto: Eike Lenz | Baustelle B 8: Schon heute staut sich der Verkehr in der Ortsdurchfahrt Kitzingen. Wenigstens soll bis Mitte September der Ausbau im Bereich Repperndorfer Straße vollendet sein.

Fast zeitgleich lässt die Autobahngesellschaft einige Kilometer weiter bei Kleinlangheim die Autobahnbrücke bei Haidt wegreißen. Damit ist ab Mitte September – nach dem Abriss der Brücke zwischen Hörblach und Großlangheim Ende 2022 – eine weitere Nord-Süd-Verbindung gekappt. Aber auch die Ortsdurchfahrt der B22 in Düllstadt, eine mögliche Entlastungsstrecke für den Verkehr aus Richtung Wiesentheid, ist noch bis mindestens Jahresende dicht.

Vielen bleibt dann nur die Umleitung über Rödelsee und Fröhstockheim. In Kitzingen muss der zusammenströmende Verkehr auf die B8 und die Spange in Etwashausen verteilt werden. Ein Bereich, an dem schon heute vielfach Stillstand zu beobachten ist.

Landratsamt muss Kollaps des Schulbus-Verkehrs wegen vieler Straßen-Sperrungen verhindern

Im Sachgebiet 11 des Kitzinger Landratsamts tüfteln sie seit Wochen und Monaten an Plänen für den Tag X. Busse werden fiktiv hin- und hergeschoben, Routen geprüft, Umleitungen entwickelt. Das Ganze dient nur einem Ziel: Sie wollen verhindern, dass der öffentliche Nahverkehr und der Schulbusverkehr kollabieren.

Bei der Entwicklung von Alternativfahrplänen könne es vorkommen, dass "einzelne Fahrten des regulären Fahrplans nicht angeboten oder einzelne Haltestellen vorübergehend nicht bedient werden können", heißt es.

Ende 2022 wurde die Brücke über die A 3 zwischen Großlangheim und Hörblach abgerissen. Die Kreisstraße 12 ist seitdem von beiden Seiten Sackgasse.
Foto: Barbara Herrmann | Ende 2022 wurde die Brücke über die A 3 zwischen Großlangheim und Hörblach abgerissen. Die Kreisstraße 12 ist seitdem von beiden Seiten Sackgasse.

Mehr Sorge bereitet der Behörde der Schulbusverkehr, denn in eng gefassten Zeitfenstern morgens, mittags und nachmittags müssen Tausende Schülerinnen und Schüler befördert werden. Betroffen sind alle Linien im Radius von Volkach, Dettelbach, Iphofen und Geiselwind. In einem Schreiben von Ende Juli heißt es: "Es müssen sehr weite Umfahrungen in Kauf genommen werden." Die Konsequenzen werden von Umwegen und längeren Fahrtzeiten über Verspätungen bis zu Totalausfällen reichen.

Landratsamt rät Pendlern, auf die Bahn umzusteigen

Auch für das Landratsamt ist das Ganze wie der Blick in eine Glaskugel. Eine vergleichbare Situation gab es noch nicht. Manche Einlassungen klingen wie der verzweifelte Versuch, ein Kamel durch ein Nadelöhr zu zwängen. Ähnliche Szenarien kannte man bislang bloß von der Bahn.

Jetzt könnte es auch bei den Busverbindungen im Landkreis dazu kommen, dass der Anschlussbus weg ist. "Alle unsere Busse befinden sich im stetigen Umlauf über den ganzen Tag verteilt", heißt es beim Landratsamt. "Wartet also ein Bus auf einen anderen Bus mit Verspätung, würde sich diese Verspätungszeit über den ganzen Tag auf verschiedene Linien auswirken."

Berufspendlern rät das Landratsamt, "soweit möglich" auf die Bahn umzusteigen oder einen früheren Bus zu nehmen. Allerdings gilt beim Umstieg auf die Bahn: Der Weg zum Bahnhof könnte wegen der "Engstelle B8" ebenfalls überlastet sein, so dass im Zweifel eben auch der Zug weg ist. Schwierige Zeiten also, die bis mindestens Weihnachten andauern werden. Erst mit Öffnung der Strecke Kitzingen – Großlangheim, geplant für Ende 2023, wird sich die Situation wieder spürbar entlasten.

Ganz eng werden könnte es, wenn Anfang 2024 auch noch die Staatsstraße 2272 kurz vor Hörblach wegen Erneuerung der dortigen Autobahnbrücke zeitweise komplett gesperrt wird und alle anderen Routen weiterhin dicht sind. Über dieses Szenario mag im Landkreis derzeit noch keiner nachdenken.

 
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  • Gerhard Kreßmann
    Für mich unverständlich, dass nach zehn Jahren Ruhezeit jetzt unbedingt die St 2272 ausgebaut werden muss. Das hätte ja wohl auch noch Zeit gehabt, bis die Brücke bei Hörblach wieder für den Verkehr geöffnet ist.
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  • Peter Koch
    Das nennt man optimale Koordination, aber das können wir Laien natürlich nicht ohne weiteres verstehen. Übrigens ist die St2272 wirklich so kaputt, dass ein historischer Käfer bei 120 km/h ein wenig herumhüpfen könnte.
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