Das Frachtzentrum der Deutschen Post machte 1994 den Anfang: ein großes Logistikzentrum auf 112.000 Quadratmetern am nördlichen Stadtrand von Kitzingen. Seither haben sich in der Region Dutzende von Logistikern angesiedelt – mit spürbaren Folgen für den Verkehr und die Landschaft. Das Riesenreich von Schaeffler im Kitzinger Gewerbepark ConneKT etwa wirkt selbst vom Schwanberg aus betrachtet wie ein Fremdkörper. Einem altgedienten Kreisrat wie Robert Finster macht die Entwicklung der letzten Jahre Sorgen. Er sieht in der stetig wachsenden Zahl dieser Zentren ein "Problem" und sagt: "Wir sollten uns Gedanken machen, wie man diesen Wahnsinn aufhalten kann."
Im Wirtschaftsausschuss des Kitzinger Kreistags hat Finster mit seinem Einwurf eine Diskussion angezettelt, die in dieser Art gar nicht vorgesehen war. Denn eigentlich ging es um die allgemeine "wirtschaftliche Lage im Landkreis Kitzingen", die der Wirtschaftsförderer Frank Albert als nach wie vor gut beschrieb. Doch irgendwie nahm Finster dann einen Abzweig und landete bei einem Thema, das mittlerweile an vielen Stellen der Region aufschlägt. Schwarzach, Dettelbach, Kleinlangheim, Geiselwind – nur eine kleine Auswahl von Orten, an denen derzeit die Auswüchse des modernen Transportgewerbes festgemacht wird.
Die Erzählung im Ausschuss ging so: Wer heute im Internet bestellt, möchte am liebsten morgen sein Päckchen haben; aber dass die Wunschware nicht vom Himmel fällt, sondern täglich von Tausenden Lkws aus großen Logistiklagern im Land hin- und hergefahren wird, verdrängen die meisten. Nicht zuletzt diese Doppelmoral sprach auch Landrätin Tamara Bischof an. "Die Logistikzentren gibt es, weil die Bevölkerung online so viel bestellt."
Über die Logistikzentren entscheidet nicht der Landkreis
Bischof missfiel an der Debatte noch etwas anderes: Es sei nicht der Landkreis, der die Ansiedlung der Logistikzentren steuere, sondern die Gemeinden selbst hätten es über ihre Bauleitplanung in der Hand, die riesigen Hallen zuzulassen oder auszuschließen. Finster sagt, er sei sich dessen bewusst, aber er wolle für das Thema "sensibilisieren". Der "riesige Flächenverbrauch", die Folgen für den stationären Handel, das Ausbluten der Innenstädte – all das brachte der langgediente Kreisrat mit den Logistikzentren in Verbindung. Seine Bedenken bündelte er in der Frage: "Ist diese Entwicklung zukunftsträchtig?"
Mit Blick auf das vor zwei Jahren eröffnete, 116.000 Quadratmeter große Puma-Logistiklager an der Autobahn 3 sagte Finster: "Das ist schön für Geiselwind, aber mir tut es im Herzen weh, wenn ich diesen Bau sehe." Man lehne mancherorts immer noch den Bau von Windrädern ab, und andererseits lasse man "solche Zentren" zu. Spätestens an dieser Stelle war es mit der Geduld der Landrätin dahin. "Ich weiß nicht, was schlecht daran sein soll, wenn Geiselwind die Chance wahrnimmt, sich zu entwickeln." Jahrelang habe Bürgermeister Ernst Nickel um die Ansiedlung von Firmen gekämpft, und wenn es dann gelinge, sei es auch wieder nicht recht. Nickel habe im Übrigen auch um den Bau von Windrädern auf Geiselwinder Gemarkung gekämpft – gegen Widerstände, die bis heute nicht gänzlich ausgeräumt sind.
Die Lage an der A3 und A7 lockt immer mehr Logistiker an
Die verkehrsgünstige Lage am Drehkreuz der Autobahnen 3 und 7 wird es für Logistiker auch künftig attraktiv machen, sich im Landkreis Kitzingen anzusiedeln. Manche Standorte wie der Dettelbacher Gewerbepark Ost mit dem Zentrallager des Moderiesen s.Oliver oder der Mainfrankenpark, so hieß es, seien dafür auch prädestiniert. Bischof hat mit Blick auf den immer noch wachsenden Onlinehandel vor unrealistischen Erwartungen an das Gremium gewarnt. Dieses "gesellschaftliche Thema" werde man im Kitzinger Kreistag nicht lösen können.
Dabei muss es kein Wiederspruch sein, dass es Logistikzentren gibt und sie werden natürlich auch vermehrt gebraucht. Die Frage ist doch wie? In Schweinfurt z.B. gibt es Vorgaben, wie viele Arbeitsplätze pro Quadratmeter geschaffen werden, um wertvollen Boden auf städtischen Gewerbeflächen zu verbrauchen. Wenn man durch Österreich oder Frankreich fährt, sieht man auch, dass es durchaus möglich ist, ansprechende Architektur oder auf die Landschaft abgestimmte Architektur für diese riesigen Gebäude zu schaffen. Vorgaben wie Dachbegrünung etc alles denkbar.
und sagt, er hat ne gute und ne schlechte Nachricht
die eine ist, das Logistikzentrum kommt nicht
und die andere ist, stattdessen gibt es einen Fotovoltaikpark,
will ich mal sehen, wie auf einmal alle aufstehen und wettern, das ist doch nur Vernichtung von wertvoller Landwirtschaftsfläche...
MMn wird es keine 30 Jahre mehr dauern, dann hat in etwa die Hälfte dieser Logistikzentren wieder dichtgemacht, weil die Leute sukzessive andere Sorgen bekommen haben als dass ihr Tinneff-Gimmick vom Onlineshopping einen Tag später bei ihnen eintrifft (und sie es noch einen Tag später wieder retour schicken können).
Transporte sind einfach viel zu billig, nur deswegen können wir uns solche Auswüchse überhaupt leisten. Fragt sich nur wie lange noch - aber Herrn Finster und mich eint wohl, dass die Mehrheit erst aus (schlechter) Erfahrung lernen will
Natürlich verändert sich die Region. Wir wollen aber auch alle in Zukunft noch Wohlstand, Arbeitsplätze und Entwicklung. Wir dürfen nicht immer nur Bedenken äußern und ausbremsen. Bedenkenträger gibt es schon genug auf dieser Welt.
Für mich sind nicht die Logistikzentren per se das Problem, sondern deren Umsetzung. Mit einer besseren Planung (besseres Einfügen in die Umgebung, Regenwasser sammeln, Wohnungsbau unterstützen ...) wäre der Rückhalt in der Bevölkerung sicher leichter zu erhalten.
Welcher Otto Normalverbraucher ordert denn bei Schäffler seine Lieferung ???
Aber wehe, wenn beim kaputten Auto nicht umgehend das entsprechende Ersatzteil verfügbar ist und allerspätestens nachmittags am gleichen Tag oder am nächsten Früh geliefert wird. Wenn der Kreisrat sowas bemängelt, dann soll er auch sagen, dass er gerne 1 Woche auf die Reparatur seines Autos warten möchte. Oder auf das Ersatzteil seiner kaputten Heizug, oder.......... da gibt es zig Beispiele.
Unter Logistiksystemen versteht man eben nicht nur die Lieferung von 1 Flasche Rotwein aus Südamerika, sondern um komplexe Versorgungssysteme von Industrie, Wirtschaft und halt auch um den privaten Verbraucher.
jeder will sofort seine Ware, aber keiner will den LKW, den Sprinter oder das Verteilsystem in der Nähe.
Beamen geht haöt (noch) nicht
Die Zeiten des Generalstores im amerikanischen Western für den galt: "Hier können Sie alles kaufen, was sie brauchen. Was ich hier nicht kaufen können,brauchen sie nicht!" sind doch längst vorbei.
Und wenn ich es richtig sehe, bieten solche Firmen auch Arbeitsplätze für Menschen, die kein Studium abgeschlossen haben, oder auch gar nicht perfekt deutsch sprechen.
Das hebt die Vita!