Wenn es etwas gibt, das man Würzburgs Bundesliga-Basketballern in dieser Spielzeit ganz bestimmt nicht vorwerfen darf und kann, dann ist es: Langeweile! Auch wenn sie so manch frustrierendes Erlebnis hatten – Ödnis oder Monotonie oder gar Stumpfsinn ist eher selten die Sache der Würzburg Baskets in dieser Runde. Im Gegenteil. Wie sie auch am späten Samstagabend in Ludwigsburg erneut eindrucksvoll bewiesen, als sie erst in allerletzter Sekunde durch einen Zauberwurf von Will Cherry als 78:81 (37:45)-Verlierer bedröppelt vom Parkett schleichen mussten. Der Buzzerbeater wurde zum glücklichen Gamewinner für die Schwaben.
Basketballer sind ja bekanntermaßen Zahlen-Fetischisten. Also bedienen wir doch einmal den Fetisch ein wenig. Ignoriert man von den letzten acht Partien die Begegnungen gegen die Liga-Platzhirsche Berlin und München, in denen die Würzburger absolut chancenlos waren, verbleiben den Baskets wohlgesinnten Menschen sechs Spiele der Kategorie: "Schorsch, mei Tropfen!" Vier davon gewannen die Unterfranken (gegen Bayreuth, in Rostock, Bamberg und Crailsheim), nur die jüngsten beiden gegen Oldenburg und nun eben in Ludwigsburg gingen verlustig.
Und schaut man sich mal den gesamten Saisonverlauf an, dann erkennt man schnell: Über ein Drittel aller Partien der Baskets (inklusive des Pokal-Achtelfinales zu Hause gegen Oldenburg) endeten mit einer Differenz von fünf Punkten oder weniger oder entschieden sich erst in der Verlängerung. 13 der 32 Pflichtspiele waren derartige Nervenkitzler, sieben gewannen die Würzburger, und davon fünf in der Fremde, zu Hause verloren sie fünf davon. In den drei Verlängerungsspielen unterlagen sie zu Hause dem MBC und siegten gegen Bayreuth und in Bamberg.
In dieser Runde verloren die Baskets noch nicht dreimal hintereinander
Tristesse schaut anders aus. Insofern verheißen nun also auch die restlichen drei Begegnungen der Hauptrunde am Donnerstag gegen Göttingen (19 Uhr), am 1. Mai in Frankfurt (15 Uhr) und am 4. Mai gegen Braunschweig (20.30 Uhr), in denen die Baskets die dritte Play-off-Teilnahme ihrer Klubhistorie eintüten können, alles – nur keine Temperamentlosigkeit. Und apropos Zahlen: Die Baskets verloren in dieser Runde zwar sieben Mal zwei Spiele am Stück. Aber noch nie ein drittes in Folge. Und sie gewannen bereits zweimal drei in Serie. Sind aller guten Dinge auch diesmal drei?
In der zwar abermals im Schlussviertel hochdramatischen, basketballerisch freilich allenfalls semiprächtigen Partie am späten Samstagabend in Ludwigsburg, in der die Baskets sich erneut auch durch einen 13-Punkte-Rückstand nicht groß beirren ließen, fehlte weiß Gott nicht viel zu einer erneuten Überraschung. Weshalb Baskets-Trainer Sasa Filipovski, der während der gesamten Begegnung bemerkenswert giftig agierte, hernach auch reichlich angefressen war. In der Analyse bemühte er sich dann um Contenance: "Wir waren in den letzten Minuten zu ängstlich, aber das ist Basketball", sagte der 48-jährige Slowene: "Es war ein großer Kampf auf beiden Seiten des Feldes."
War es in der Tat, weshalb sich sein Ludwigsburger Kollege Josh King sogar bemüßigt fühlte, höhere Mächte für den 17. Saisonsieg und damit aller Wahrscheinlichkeit nach auch für die abermalige Play-off-Teilnahme verantwortlich zu machen: "Der Basketballgott belohnte uns heute mit dem Sieg." Was dann vielleicht doch ein wenig zu viel des Guten war. Selbst wenn der Erfolg letztlich erst feststand, nachdem die Schlusssirene ertönt war, weil Cherry das Spielgerät gerade noch zeitig losbekommen hatte.
Trainer Filipovski glaubt an eine Belohnung für den Klub, die Fans und die Stadt
Drei Spiele haben die Baskets nun also noch vor der Brust, um die Überraschung dieser Spielzeit wahrwerden zu lassen: Einer der vor Saisonbeginn als einer der ersten Abstiegskandidaten Gehandelte darf plötzlich um die Meisterschaft mitspielen. Was freilich nicht nur ziemlich surreal erscheinen mag, egal, ob als Achter oder Siebter oder gar Sechster, sondern im Viertelfinale gegen Berlin, Bonn oder München dann auch drei sehr unschöne Erlebnisse zeitigen könnte. Und dann eben doch auch Einiges an Eintönigkeit – und Langeweile.
Sei's drum, wie meinte Filipovski neulich über die zum Greifen nahe Saisonverlängerung: "Es wäre eine schöne Belohnung für den Klub, die Fans und die Stadt."