Nachdem Sasa Filipovski vor einem dreiviertel Jahr Cheftrainer bei Würzburgs Basketball-Bundesligist geworden war, konnte der Slowene die Niederlagenserie zwar auch nicht sofort stoppen – im Frühjahr gelang den Baskets dann aber sogar eine Siegesserie von sieben Spielen: neuer Vereinsrekord. Das genügte, um frühzeitig die Klasse zu sichern und am Ende für Platz zwölf mit 14 Siegen und 20 Niederlagen. An diesem Samstag um 20.30 Uhr startet die neue Saison mit einem Heimspiel gegen die Telekom Baskets Bonn, am darauffolgenden Montag gastieren die Baskets in Braunschweig (15 Uhr). Im Interview spricht Filipovski (48), der einen Vertrag für drei Jahre unterschrieben hat, über den neuen Kader, seine Spielphilosophie und darüber, was er in Würzburg aufbauen möchte.
Sasa Filipovski: Erstmal musste der Spieler gesund sein, dann der Charakter passen, an dritter Stelle standen seine Fähigkeiten, und die Erfahrung kam erst an vierter Stelle, weil man dafür am meisten zahlen muss. Es ist wie bei einem guten Wein. Es dauert, bis er alt ist, aber dann ist er eben auch teurer. Wir haben sehr talentierte Spieler gefunden, die auch körperlich für die sehr physische Liga bereit sind. Wir haben es geschafft, mit unserem Budget Spieler zu holen, die zu meinem Stil passen. Wir haben zwölf Spieler, die hart arbeiten, und das ist gut.
Filipovski: Ja, bin ich. Natürlich müssen sich die Spieler noch anpassen. Sie arbeiten hart, aber wenn wir zu viel machen, passieren Verletzungen. Das beste Training ist nicht zu hart, aber auch nicht zu soft. Wir haben die Intensität im Laufe der Vorbereitung gesteigert. Leider hatten wir Verletzungen, die aber nichts mit der Belastung zu tun hatten. Die Verletzungen von Filip Stanic und Felix Hoffmann waren Unfälle, aber es ist im professionellen Sport unmöglich, ohne Verletzungen durchzukommen.
Filipovski: Aktuell weiß ich nicht, was er vorhat. Wir haben ihm gesagt, dass er hier trainieren kann, wenn er möchte, auch weil wir ein großartiges Trainingszentrum haben.
Filipovski: Das ist unmöglich. Wir können ihn nicht bezahlen. Er kostet nach seiner guten Saison bei uns so viel wie zwei Spieler aus unserer ersten Fünf. Wir hätten gerne 14 Spieler für eine bessere Trainingssituation, wir haben nur zwölf, was nicht ideal ist. Aber auch Trainingsspieler musst du bezahlen, und das können wir derzeit nicht. Das ist aber ein Ziel.
Filipovski: Sie ist neu. Wir haben ein Team aus vielen neuen Spielern gebaut. Das Turnier in Polen war gut, weil wir fünf Tage zusammen im Hotel waren. Da hat sich ein Zusammenhalt entwickelt. Uns fehlt natürlich Bundesliga-Erfahrung. Stanley Whittaker kam aus der zweiten Liga in Deutschland, O'Showen Williams aus Slowenien, C.J. Bryce aus Ungarn, Xeyrius Williams aus Griechenland. Aber wie gesagt: Ich bin sehr zufrieden, wir müssen nur geduldig sein. Sie werden ihre Erfahrungen und Fortschritte machen in der Bundesliga.
Filipovski: Meine Philosophie ist, dass es verschiedene Anführer in einer Mannschaft geben muss. Felix kümmert sich um die Jungs, hilft ihnen bei vielen Dingen auch außerhalb der Halle und passt auf, dass keiner hinten runterfällt. Er ist eine Art Kleber für das Team. Das hat was mit seiner Sozialisierung zu tun. C.J. Bryce ist ein Anführer was Trainingseinstellung angeht. Er kommt eine Stunde früher und bleibt eine Stunde länger. Der Anführer im Bereich Fitness ist Stanic. Er liebt es, im Kraftraum zu sein. Und natürlich Whittaker, der als Point Guard das Team lenkt und die Spieler auf die richtigen Positionen bringt. Er ist wie ein Schäfer, der seine Schäfchen zusammenhalten muss. Cameron Hunt ist ein Anführer von seinen Fähigkeiten her, aber er ist keiner, der viel spricht. Der Coach muss natürlich auch ein Anführer sein, sonst wird er über kurz oder lang entlassen (er lächelt).
Filipovski: Als Erstes muss die Verteidigung auf hohem Niveau sein. Ob du willst oder nicht, die Hälfte der Zeit spielst du Verteidigung. Es ist Offensive, Defensive, Offensive, Defensive. Dazu kommt das Rebounding. Im Testspiel gegen Heidelberg hatten wir da sehr große Probleme. Da haben allerdings auch Hoffmann und Stanic gefehlt. Im Angriff bevorzuge ich Team-Basketball. Wir haben es jetzt bei der Europameisterschaft gesehen, Giannis Antetokounmpo oder Luka Doncic konnten nicht in jedem Spiel 40 Punkte machen. Viele Teams, die von großen Stars oder einzelnen Spielern abhängig waren, hatten keinen Erfolg. Die Teams, die Team-Basketball gespielt und die Punkte verteilt haben, sind weit gekommen. Das ist auch meine Philosophie. Ich hätte gerne sechs oder mehr Spieler, die mindestens zehn Punkte erzielen können. Ich glaube ans Team und an ein System mit verteilten Rollen und verteilten Minuten. Ich will Basketball mit zehn Spielern spielen und dann flexibel sein. Wir lernen gerade verschiedene Stile zu spielen, aber auch das braucht Zeit und Erfahrung.
Filipovski: Ja, mit Sicherheit, aber wie ich gesagt habe: Wir können uns nicht den teuren Thunfisch aus Japan leisten, wir müssen mit Sardellen leben. Aber ich glaube, dass diese Sardellen mal ein Thunfisch werden können, denn sie haben Potenzial. In der Liga muss man physisch sein, und wir arbeiten hart daran. Aber das geht nicht in einem Monat, vielleicht in einem Jahr. Auch Erfahrungen zu sammeln, braucht seine Zeit. Wir haben ein junges, hungriges Team, das charakterlich passt und zusammenspielen will. Und das ist das, was wir uns leisten können.
Filipovski: Ich erwarte, dass die Mannschaft in jedem Training und in jedem Spiel Gas gibt. Weil wir Wege finden müssen zu gewinnen und uns weiterzuentwickeln. Bei uns ist alles neu. Ich hoffe, wir können etwas aufbauen in den kommenden Jahren. Solange wir keinen höheren Etat haben, können wir das nicht, weil wir keine Spieler halten können, wenn sie sich entwickelt haben. Der ganze Verein muss dabei mitwachsen. Wenn wir ein Klub sein wollen, der es zum Beispiel zum Ziel hat, eines Tages ein dauerhaftes Play-off-Team zu sein und möglicherweise in Europa zu spielen, dann muss der Etat weiter steigen. Das ist ein Prozess. Ich sehe Potenzial hier. Die Region hat viele erfolgreiche Unternehmen, und die müssen wir mit dem Verein zusammenbringen. Mein Bereich ist das Sportliche, aber es gehört viel mehr dazu. Auch die geplante Multifunktionshalle gehört da dazu. Wenn wir in Europa spielen wollen . . . Es tut mir leid, aber nicht in dieser aktuellen, alten Halle.
Filipovski: Für mich kann es nicht das Ziel sein, nur um den Klassenerhalt zu kämpfen. Aber ich will meiner Mannschaft auch kein zu großes Ziel aufbürden, sonst könnte sie daran zerbrechen. Können wir um die Play-offs mitspielen? Ich weiß es nicht. Aktuell vielleicht noch nicht, aber ich kenne die anderen Teams auch noch nicht gut genug. Wir müssen Respekt vor den anderen Vereinen haben. Viele haben ihr Team zusammengehalten. Wir wollen auf jeden Fall mehr erreichen als nur mit Ach und Krach den Klassenerhalt.
Filipovski: Wir haben sehr gut recherchiert. Deshalb waren wir gut informiert und dementsprechend nicht überrascht. Jeden Spieler in diesem Team haben wir durchleuchtet. Aber es ist gut, dass alle Spieler so gut sind, wie wir es erwartet haben.
Filipovski: Nein, wir wussten, dass er werfen und auf der Position vier oder fünf spielen kann. Aber punkten ist nicht das Einzige. Er muss lernen, Blöcke zu stellen und besser zu rebounden. Gegen Heidelberg wurde er unter dem Korb herumgeschubst. Da muss er besser werden. Er ist noch kein kompletter Spieler. Wir sind natürlich sehr froh, dass wir ihn bekommen haben. Einen solchen Spieler mit deutschem Pass zu finden, war harte Arbeit. Kreso Loncar hat das hervorragend gemacht.
Filipovski: Er war schon früh auf unserer Liste, aber damals noch zu teuer. Je länger der Sommer dauert, desto günstiger wird ein Spieler. Die Gesamtsituation mit Max Besselink hat nicht gepasst, und nun haben wir Peterka während der EM verpflichten können.
Filipovski: Mit jungen Mannschaften habe ich das schon häufiger gemacht. Wir haben langsam begonnen, um die Spieler an die Belastung zu gewöhnen und sie zu entwickeln, besonders im physischen Bereich. Teams wie Bonn reichen sechs Wochen Vorbereitung, weil alle den Coach und die Systeme kennen. Bei uns brauchte es mehr Vorbereitung, auch weil du als Coach auch mal Vater, Mutter, Freund und gefühlt manchmal sogar Cheerleader sein musst (er lächelt).