Zum Schluss wurden dann sogar höhere Mächte bemüht. "Der Basketballgott belohnte uns heute mit dem Sieg", meinte Ludwigsburgs Trainer Josh King dann doch ein wenig pathetisch. Aber nach so einem Ende sei auch das verziehen. Vier Sekunden waren noch zu spielen, als Stanley Whittaker nach über dreiminütiger Punkteflaute für die Würzburg Baskets zum 78:78 ausglich. Vier Sekunden blieben den MHP Riesen Ludwigsburg also für ihren letzten Angriff. Als Will Cherry dann aus der Ferne warf, ertönte die Schlusssirene noch während das Spielgerät durch die Luft flog. Sekundenbruchteile später rauschte die Kugel durch die Würzburger Reuse – und die MHP Arena wurde zum Tollhaus, nachdem der 81:78 (45:37)-Sieg der Gastgeber feststand. Buzzerbeater sagen die Basketballer zu so einem Wurf in allerletzter Sekunde - in dem Fall wurde sogar ein Gamewinner draus.
Baskets-Trainer Sasa Filipovski war die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, wenngleich er die Ursache ausgemacht hatte: "Wir waren in den letzten Minuten zu ängstlich, aber das ist Basketball", sagte der 48-jährige Slowene im Bauch der Arena. "Es war ein großer Kampf auf beiden Seiten des Feldes."
Würzburger wieder mit Acht-Mann-Rotation
Das war es in der Tat, zumindest im Schlussviertel. Die Würzburger mussten abermals auf Felix Hoffmann verzichten. Der Kapitän hatte im Spiel gegen Bayern München einen Schlag aufs Knie bekommen, seitdem macht es dem frischgebackenen zweifachen Vater Probleme. Bedeutete: Filipovski stand erneut nur eine Acht-Mann-Rotation zur Verfügung. Plus Nachwuchsspieler Elijah Ndi und dem aus der Regionalliga in den Bundesliga-Kader beförderten Canaan Coffey. Die Gäste starteten konzentriert und lagen nach knapp sieben Minuten mit fünf Punkten vorne (16:11), ehe sie unachtsam wurden und den Hausherren einen 13:0-Lauf zur Ludwigsburger 24:16-Führung gönnten. "Wir haben gegen Ende des ersten Viertels schlecht verteidigt", analysierte Filipovski.
Mit sechs Punkten Rückstand (18:24) beendeten die Baskets den ersten Abschnitt und starteten noch vor der Viertelpause ihrerseits einen 10:0-Lauf zum 26:24. Dass die Ludwigsburger sechs ihrer letzten sieben Partien verloren hatten, konnte man ihnen vor allem in den ersten 15, 16 Minuten immer wieder mal anmerken – sicher und kontrolliert sieht anders aus. Und sie erlaubten sich zudem alleine in der ersten Hälfte zehn Ballverluste (insgesamt waren es dann 18). Die Würzburger gaben 17 mal die Kugel her (davon alleine Whittaker sechs Mal) , auch nicht gerade wenig.
Es war kein hochklassiges Spiel, aber mal wieder spannend
Die Baskets gingen mit acht Zählern Rückstand (37:45) in die Pause, nachdem sie zwischenzeitlich sogar mit 13 hinten gelegen hatten (32:45). Julius Böhmer und Dayon Griffin brachten die Gäste wieder etwas näher heran. Auch in der zweiten Halbzeit sollte sich weiß Gott kein sonderlich hochklassiges Spiel entwickeln, womöglich stand dafür aber in diesem Duell zweier Play-off-Kandidaten auch ein wenig zu viel auf dem Spiel. Was man den Baskets freilich nicht vorwerfen kann, wie eigentlich nie: mangelndes Engagement. Sie mühten sich zweifellos, aber auf weniger als auf sechs Zähler (49:55) konnten sie im dritten Abschnitt den Abstand nicht verkürzen. Was auch daran lag, dass die Ludwigsburger den Würzburger Punktegaranten Stanley Whittaker und Cameron Hunt kaum Spielraum gewährten. Und beide konnten ihrer persönlichen Punkteausbeuten zum Trotz nicht komplett an ihre famosen Vorstellungen der vergangenen Wochen anknüpfen.
In den Schlussabschnitt gingen die Gäste dann mit zwei Dreiern hinten liegend, und weil Filipovski mit dem Start seiner Schützlinge in diesen Abschnitt so gar nicht zufrieden war, sah er dem punktelosen Treiben genau 55 Sekunden zu, ehe er gleich erneut zum Gespräch bat. Und mit kurzer Zeitverzögerung sollte die Auszeit Wirkung entfalten. Hunt und O'Shown Williams sowie Nicolas Carvacho verkürzten auf einen Punkt (64:65), da waren noch sieben Minuten und 14 Sekunden auf der Uhr.
Whittakers erster Dreier bringt die Führung
Und als 34 Sekunden später Stanley Whittaker seinen ersten Dreier in dieser Begegnung versenkte, führten die Baskets plötzlich (67:65), erstmals wieder seit Mitte des zweiten Viertels. Für Carvacho war kurz später wegen seines fünften Fouls die Abendschicht beendet, und die Würzburger lagen vier (75:69) und auch noch drei Minuten vor Ultimo (76:70) mit sechs Punkten vorne. Die Begegnung steuerte also unweigerlich auf ihren Höhepunkt zu: Den 11:2-Lauf der Hausherren in den letzten 180 Sekunden krönte Cherry dann mit seinem Buzzerbeater.
Trotz der Niederlage übernachten die Baskets weiterhin auf dem Play-off-Rang acht, den sie am Sonntag allerdings an Rostock verlieren könnten, falls der Aufsteiger in Berlin gewinnt. Für die Würzburger geht's nächsten Donnerstag, 27. April (19 Uhr), weiter, wenn zum letzten Mal in dieser Runde die Chance besteht, mit Göttingen ein Play-off-Team zu Hause zu bezwingen. Die Play-off-Teilnahme eintüten können die Würzburger dann in Frankfurt (1. Mai, 15 Uhr) und gegen Braunschweig (4. Mai, 20.30 Uhr).