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Basketball: Bundesliga
Neues Bündnis: Ist die Zukunft der Würzburg Baskets jetzt gesichert?
Seit Wochen laufen die Bemühungen um eine tragfähige Perspektive für Würzburgs Erstliga-Korbjäger. Nun hat sich ein Unterstützerkreis gefunden. Wer hilft und wie viel Geld dem Klub zufließen soll.
Es scheint derzeit, als könnte der Wunsch der Baskets-Fanklubs, den sie beim Heimspiel gegen Ulm Anfang März auf Banner äußerten, in Erfüllung gehen.
Foto: Julien Becker | Es scheint derzeit, als könnte der Wunsch der Baskets-Fanklubs, den sie beim Heimspiel gegen Ulm Anfang März auf Banner äußerten, in Erfüllung gehen.
Stefan Mantel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:22 Uhr

Die Lücke schien gewaltig, als Basketball-Bundesligist Würzburg Baskets Ende Februar in einer Pressekonferenz verkündete, dass ihm für die kommende Spielzeit 2023/24 insgesamt noch 1,5 Millionen Euro für eine gesicherte Zukunft fehlen würden. Seit diesem "Appell an die Region" gab es zwar immer wieder mal kleine Erfolgsmeldungen – der große Wurf jedoch blieb aus. Zumindest der Mindestetat von drei Millionen Euro für die Lizenz für die kommende Spielzeit schien zuletzt erreicht. Der Klub reichte den Antrag Anfang der Woche bei der Liga ein. Nun gibt es darüber hinaus sogar berechtigte Hoffnungen, dass es eine tragfähige Perspektive für den Profi-Basketball in der Domstadt geben könnte.

Ein Bündnis um den einstigen Baskets-Mitgründer Jochen Bähr bemüht sich in Absprache mit den Klub-Verantwortlichen, die benötigten finanziellen Mittel mit zu beschaffen. Zum Unterstützer-Kreis zählen neben Bähr, Geschäftsführer der "büroforum planen und einrichten GmbH", auch Jürgen Meissner, Geschäftsführer der "Lichtagentur GmbH" mit Sitz in Würzburg. Flankiert wird die Aktion von der VR-Bank Würzburg, vertreten durch die beiden Vorstände Joachim Erhard und Claus Reder. Ziel der Gruppierung ist es, in den nächsten Wochen mindestens 700.000 Euro zu akquirieren. Zuletzt hatten die Baskets als Zielmarke für die kommende Spielzeit einen Etat von vier Millionen Euro angegeben.  Nur dann, so betonten Baskets-Geschäftsführer Steffen Liebler und Sportmanager Krešimir Lončar in den letzten Wochen mehrfach, sei es möglich, mittelfristig in der Bundesliga konkurrenzfähig zu bleiben und dem erfolgreichen Trainer-Gespann um Headcoach Saša Filipovski eine Bleibe-Perspektive zu bieten. 

"Der Basketball in Würzburg muss weiter auf diesem Niveau bestehen. Er darf nicht sterben. Das ist unser Antrieb," sagt Bähr. Bis zum 30. Juni will die Gruppierung die angepeilte Summe aufbringen, sich bei erfolgreicher Sponsorengewinnung künftig in Person von Bähr und Meissner auch als Gesellschafter in die "Sport + Event Würzburg Baskets GmbH", dem wirtschaftlichen Träger des Klubs, einbringen. Das aber ist Zukunftsmusik, "aktuell geht es nur darum, den Baskets zu helfen. Sonst droht Würzburg zur sportlichen Diaspora zu verkommen", sagt Meissner, dessen Unternehmen aktuell als "Top Partner" bei den Baskets engagiert ist.

Die beiden Vorstandsmitglieder der VR-Bank Joachim Erhard (links) und Claus Reder wollen mithelfen, Bundesliga-Basketball in Würzburg zukunftssicher zu machen.
Foto: Thomas Berberich | Die beiden Vorstandsmitglieder der VR-Bank Joachim Erhard (links) und Claus Reder wollen mithelfen, Bundesliga-Basketball in Würzburg zukunftssicher zu machen.

Erhard, Vorstandssprecher der VR-Bank, betont, "dass es nicht um die Rettung der Baskets geht, denn der Klub ist wirtschaftlich bestens aufgestellt. Es geht darum, ihn zukunftsfähig und auf einem gewissen Ambitionsniveau auszurichten. Dazu braucht es Mittel und Rahmenbedingungen, die gewährleistet sein müssen". Dazu stellt das Kreditinstitut seine Spendenplattform viele-schaffen-mehr.de zur Verfügung. 100.000 Euro sollen auf diesem Wege zusammenkommen. "Gelingt das, stocken wir um weitere 10.000 Euro auf", sagt Erhard.

Zweite Säule der Unterstützung ist die Kontaktaufnahme mit potenziellen Partnern für die Baskets. "Wir sind als Hausbank vieler Unternehmer natürlich in besonderem Maße vernetzt und verdrahtet. Es sollte uns doch, ganz im genossenschaftlichen Sinne, miteinander in der Region gelingen, die Baskets langfristig und nachhaltig nach vorne zu bringen", sagt Reder, stellvertretender Vorstandsprecher und Leiter der Firmenkunden-Abteilung des Würzburger Geldhauses.

Vor allem kleine, mittlere und mittelgroße Geldgeber sollen auf diesem Weg gewonnen werden. In den vergangenen Wochen hatte das Quartett bereits seine Fühler nach möglichen neuen Sponsoren ausgestreckt. Offenkundig war die Resonanz durchaus positiv, so dass das Bündnis nun den Schritt an die Öffentlichkeit wagt. "Jetzt gilt es, das Vorfühlen, mit Legitimation des Klubs, in die Tat umzusetzen und den Pfeil nach den zuletzt vielen pessimistischen Nachrichten in eine positive Richtung zu drehen", sagt Meissner.

Jürgen Meissner (rechts, Geschäftsführer der 'Lichtagentur', hier mit Philipp Reinhart, dem Leiter Sponsoring der Würzburg Baskets) will helfen, 700.000 Euro neues Sponsorengeld für den Basketball-Bundesligisten zu akquirieren. 
Foto: Josephine König | Jürgen Meissner (rechts, Geschäftsführer der "Lichtagentur", hier mit Philipp Reinhart, dem Leiter Sponsoring der Würzburg Baskets) will helfen, 700.000 Euro neues Sponsorengeld für den Basketball-Bundesligisten zu ...

Von Baskets-Seite zeigte sich Steffen Liebler auf Nachfrage dieser Redaktion "sehr dankbar für dieses Engagement, weil wir diese Dynamik brauchen". Zwar habe der Klub, der gerade 78:82 gegen Oldenburg verlor, dennoch weiterhin völlig überraschend um den Einzug in die Play-offs kämpft, die Corona-Krise gut überstanden, sagt der 39-Jährige, aber der mit der Pandemie in Verbindung stehende Ausstieg vor allem großer Sponsoren sei mit den bestehenden Kontakten nicht zu kompensieren gewesen. "Jetzt haben wir eine Zeitschiene, die uns hilft. Wir erwarten bis Mai von Seiten der Liga eine Antwort auf unseren Lizenzantrag, vielleicht verbunden mit Auflagen. Bis 15. Juli müssen wir dann 80 Prozent der Sponsoren-Einnahmen aus dem Lizenzantrag nachweisen", skizziert Liebler den Fahrplan bis zum Frühsommer.

„Wir sind offen für jede Art der Unterstützung und auch für neue Gesellschafter, die mit uns gemeinsam daran arbeiten wollen, den Bundesliga-Basketball als wichtigen Standortfaktor für die Region zu erhalten. Unser Klub ist absolut schuldenfrei und wird die Saison ohne Defizit abschließen. Es geht in der aktuellen Situation einzig und allein darum, die Zukunft des Spitzensports nachhaltig zu sichern“, erklären die beiden Baskets-Gesellschafter Jochen Freier und Dries Jennen in einer Pressemitteilung des Klubs: "Wir freuen uns sehr darüber, dass wir tatkräftige Unterstützung durch erfolgreiche Unternehmer aus der Region bekommen, die dem Basketball seit langer Zeit eng verbunden sind.“

Klaus Heuberger (links) und Jochen Bähr hoben die Baskets 2007 aus der Taufe.
Foto: Fabian Frühwirth | Klaus Heuberger (links) und Jochen Bähr hoben die Baskets 2007 aus der Taufe.

Für Bähr schließt sich mit dem Engagement für die Baskets ein Kreis. Der 53-Jährige hatte 2007 zusammen mit Klaus Heuberger den Klub aus der Taufe gehoben und als Geschäftsführer und Gesellschafter maßgeblich geprägt und entwickelt, seit 2011 mit Liebler zusammen. Nach einem Konflikt mit den damaligen Mehrheits-Gesellschaftern zog sich Bähr im Herbst 2013 zurück. Offiziell 800.000 Euro Verbindlichkeiten drückten den Verein damals.

"Natürlich habe ich auch Fehler gemacht. Ich habe versprochenes Geld ausgegeben, das nicht da war", sagt Bähr im Rückblick selbstkritisch, betont jedoch, dass sein "Comeback" fast zehn Jahre nach seinem Abschied nicht von persönlichen Motiven geleitet ist: "Klar ist da auch Herzblut dabei, aber hierbei geht es überhaupt nicht um mich. Das ist keine One-Man-Show. Wir treten als Team gemeinsam an, um langfristig den Fortbestand des Basketballs in Würzburg zu sichern."

 
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  • woody
    Das sind doch endlich mal erfreuliche Nachrichten.
    Alles Nächstes will ich lesen, dass die Stadt eine neue Halle baut. Diese uralte Turnhalle ist eine Schande für die Stadt.
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  • Baujahr1959
    Dies interessiert im Rathaus niemand. Hauptsache für das Stadttheater sind 120.000.000€ verbuddelt.
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