Zwischenzeitlich konnten, nein, besser: mussten sie einem fast leid tun. Derart hoffnungslos unterlegen wie am Mittwochabend Alba Berlin war Basketball-Bundesligist Würzburg Baskets in dieser Saison noch keinem Kontrahenten, nicht einmal den Telekom Baskets Bonn, denen sie mit 21 und 25 Punkten Differenz unterlagen, oder in Hamburg, wo sie mit 23 Zählern Unterschied verloren. In der Hauptstadt setzte es für die Unterfranken eine 47:76 (18:41)-Schlappe – und nicht einmal das überdeutliche Ergebnis machte die 13. Saisonniederlage ziemlich schmerzhaft. Sondern die Tatsache, dass sich nach den Anfangsminuten schnell ein Zwei- bis Dreiklassenunterschied offenbarte.
Ironie am Rande: In dieser Spielzeit hat noch keine Mannschaft weniger Punkte erzielt als die Würzburger in Berlin. Den bisherigen Negativrekord hatten die Hamburg Towers inne, und auch da waren die Baskets beteiligt durch ihren 90:56-Heimsieg Anfang Februar.
Alba Berlin macht ernst
Die Partie gegen Würzburg war für den deutschen Rekordpokalsieger die sechste in 13 Tagen, und es schien nicht, als ob die Berliner für die kommenden fünf Spiele innerhalb von acht Tagen groß Kräfte sparen wollten. "Alba war nicht müde und hat heute ernst gemacht", sagte Baskets-Trainer Sasa Filipovski. "Wenn sie so spielen, haben wir wenig Chancen, wir haben sehr schlecht getroffen, vor allem unsere Dreierschützen. Aber es gibt wichtigere Spiele für uns."
Alba musste auf einige Leistungsträger wie den verletzten Tamir Blatt (Daumen) und den zuletzt stark aufspielenden Italiener Gabriele Procida (krank) verzichten. Aber natürlich verfügt der Klub über einen nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ ausreichend gut bestückten Kader. Und das merkte man am Mittwochabend bereits nach wenigen Minuten des ersten Viertels, als die Baskets zwar bis zum 9:11 mithielten, dann aber bis Ende des Abschnitts einen 0:8-Lauf kassierten – auch weil sie nach anfangs passablen Quoten das Wurfglück verließ, gleich vier, fünf Versuche rollten am Ring entlang und fielen dann heraus anstatt durch die Reuse.
Hunt und Whittaker mit Problemen
Filipovski machte dafür auch die Länge der Alba-Verteidiger, besonders von 2,21-Meter-Mann Christ Koumadje aus dem Tschad, verantwortlich. "Wir haben es anfangs nicht geschafft, gegen ihn Sprungwürfe zu treffen", erklärte Filipovski. Hunt und der zuletzt fast unfehlbare Whittaker hatten so ihre Probleme aus der Halbdistanz.
Dass der Titelverteidiger nicht gewillt war, eine Überraschung zuzulassen, dafür sich jedoch unbedingt den Sonnenplatz in der Tabelle von den Bonnern zurückholen wollte, bewies er nach der zweiminütigen Verschnaufpause recht eindrucksvoll. Gerade einmal drei Minuten und 22 Sekunden benötigten die Berliner, bis Filipovski sich genötigt sah, seine erste Auszeit zu nehmen, nachdem die Seinen mit 14 Punkten in Rückstand (14:28) geraten waren.
Nur 18 Punkte in der ersten Halbzeit
Aber auch Filipovskis Ansprache sollte nicht groß helfen. Bis zur Halbzeit machten die in der Euroleague chancenlos gebliebenen Hauptstädter genauso gnadenlos weiter. Vor allem Koumadje bekam die Baskets-Defensive nicht in den Griff, und hinten machte der 2,21-Meter-Mann den Laden dicht. Folge: ein 16:0-Lauf der Berliner, zu dem Koumadje alleine elf Zähler beisteuerte, und die auch noch hintereinander. Da waren gerade einmal gut fünf Minuten im zweiten Viertel gespielt, und es stand 35:14. Insgesamt hatte Koumadje damit bis zu diesem Zeitpunkt genauso viele Punkte gemacht wie die Würzburger zusammen. In die Pause ging's dann mit einem 41:18.
Weil Blatt und Procida fehlten, bot Gonzalez mit Wetzell, Lammers und eben jenem stark aufspielenden Koumadje gleich drei Centerspieler auf. Ein ungewollt cleverer Schachzug, denn Teams mit starker Centerriege machten den Würzburgern in der Vergangenheit schon häufiger Probleme. Dass der in Berlin geborene und bei Alba Berlin ausgebildete Würzburger Center Filip Stanic schon Mitte des zweiten Viertels mit drei Fouls auf die Bank musste, verbesserte die Situation nicht.
50 Würzburger Fehlwürfe im gesamten Spiel
In der zweiten Halbzeit plätscherte die Partie so vor sich hin. Alba traf gut von außen (10/24 für 42 Prozent), wirkte aber offensiv trotzdem nachlässig und leistete sich 20 Ballverluste. "Ich habe die Minuten verteilt", sagte Filipovski im Anschluss. Hunt und Whittaker standen nur knapp 25 Minuten auf dem Feld – beide deutlich weniger als im Saisondurchschnitt. Weil Alba aber defensiv etwas nachließ, gelang es den Würzburgern trotz insgesamt 50 Fehlwürfen, die Klatsche noch erträglich zu gestalten und die zweite Halbzeit nur noch mit sechs Punkten zu verlieren.
Klar: Soll der Kampf um die Play-off-Plätze von Erfolg gekrönt sein, gilt es für die Baskets, andere Gegner zu bezwingen als Alba Berlin oder Bayern München. Der Pokalsieger gastiert am Ostermontag (18 Uhr) in Würzburg.