Als "Gladiator Game" bezeichnete Trainer Sasa Filipovski dieses erneut hochspannende und abermals verlorene Spiel dann also. Nun denn, ganz so blutrünstig wie einst im antiken Rom ging's am späten Samstagabend in Würzburg freilich nicht zu im Pokal-Achtelfinale der Baskets gegen die hochfavorisierten EWE Baskets aus Oldenburg. Dass der große Kampf dennoch ein paar Schrammen hinterlassen hatte, war gegen Ende dann aber doch für jeden ersichtlich. Zwei der Kämpfer standen mit dicken Pflastern im Gesicht in der Arena, und ein anderer saß, offenbar noch etwas benommen, am Rande, nachdem er beim Sturz nach einem Gerangel um das Spielgerät derart unglücklich mit dem Hinterkopf auf dem Parkett aufgeschlagen war, dass er insgesamt gerade einmal gut eineinhalb Minuten mitkämpfen konnte.
Um in Filipovskis Bild zu bleiben: Zumindest einen kleinen, modernisierten Hauch von panem et circenses boten seine Gladiatoren der Neuzeit gleichwohl. Brot und Spiele funktioniert ja seither und noch immer zur Unterhaltung der Massen. Wobei die sich mit diesmal 1449 Obolus entrichtenden Menschen in der Arena in doch recht überschaubaren Grenzen hielten. Dennoch machten auch die zwischenzeitlich und vor allem gegen Ende hin Lärm wie die doppelte Menge. Es half nichts: Nach dem 87:91 (44:43) der unterfränkischen gegen die niedersächsischen Baskets landeten die Träume der Würzburger, zum zweiten Mal nacheinander ins Pokal-Viertelfinale einzuziehen, auf dem Schafott.
Viel fehlte ja auch diesmal nicht, eine Woche nach der hochdramatischen 113:117-Niederlage nach zweimaliger Verlängerung im Bundesligaspiel gegen den MBC. Und wer weiß, wie der erneute Krimi geendet wäre, hätten die drei Schiedsrichter jenen Zweikampf der kurz später bepflasterten Cameron Hunt und DeWayne Russell kurz vor Schluss so entschieden, dass zumindest ausgewiesene Experten sie hätten verstehen können. Irritierenderweise taten das aber nicht einmal die beiden Trainer.
Der Streitfall, es sind noch 6,5 Sekunden auf der Uhr: Oldenburg will bei 88:87-Führung unterm eigenen Korb einwerfen. Fünf Sekunden haben sie dafür Zeit, erst dann tickt die Spieluhr weiter herunter. Die Zeit vergeht. Dann ein Pfiff. Der Ball ist noch nicht im Spiel. Fünf Sekunden überschritten? Foul von Hunt, der Russell hinterheratzelte und verhindern wollte, dass der den Ball bekommt? Foul von Russell, der sich von Hunt distanzieren wollte und ihn dabei mit dem Ellenbogen an der Schläfe traf? Man wusste es nicht. Die Schiedsrichter hielten erstaunlich lange Kriegsrat.
Nach Ansicht der Videosequenzen sprachen sie Oldenburg einen (!) Freiwurf zu und ließen den Einwurf wiederholen. Hunt blutete, wurde verarztet, und Russell ging auch mit Pflaster unterm linken Auge an die Linie. Von dort stellte kurz später Trey Drechsel dann den Endstand her.
"Ich weiß nicht, was sie da entschieden haben", sagte Oldenburgs Trainer Pedro Calles, der seine Siegesserie gegen Würzburg auf 8:0 ausbaute: "Es war ein enges Spiel, das jede der beiden Mannschaften hätte gewinnen können." Filipovski wollte die Szene und die Entscheidung nicht groß kommentieren, aber ein gewisses Unverständnis klang auch aus seinen Worten.
"Es war ein offenes und ein hartes Spiel", analysierte Filipovski lieber den "big Fight" und beglückwünschte nicht nur den Gegner zum Sieg, sondern auch seine Spieler zu ihrem Auftritt und zu ihrem Kampf. Und er meinte, dass bei Neuzugang Martin Peterka, der mit dem Hinterkopf aufs Parkett knallte, erst weitere Untersuchungen nötig sind, um festzustellen, wie schwer die Verletzung ist.
Dabei können die Baskets aus der Pokalpartie durchaus Hoffnung schöpfen für die anstehenden Aufgaben bis zur Länderspielpause in der Bundesliga: Erst geht's nach Chemnitz (22.10., 20.30 Uhr), dann kommt Ludwigsburg (30.10., 15 Uhr), ehe Göttingen (5.11., 18 Uhr) auf sie wartet. Mutmacher können sein: Auf Hunt (14) und C.J. Bryce (15) ist nicht nur punktemäßig Verlass. Talent Julius Böhmer stellte bei seiner durchaus mutigen Vorstellung mit elf Zählern einen neuen persönlichen Bestwert auf. O'Showen Williams zeigte seine beste Vorstellung im Baskets-Leibchen und vertrat den sehr früh in Foul-Probleme geratenen Spielmacher Stanley Whittaker überraschend effektiv. Whittaker wird ja bestimmt auch nicht jedes Mal fünf Fouls sammeln in nicht einmal zwölf Minuten. Und Philipp Hartwich scheint seine Schüchternheit unter den Brettern auch so langsam abzulegen, wobei ihm diesmal das Kunststück gelang mit vier Blocks einen mehr zu setzen als Rebounds (drei) einzusammeln.
Außerdem: Nicht nur durch leidenschaftlichen Kampfeswillen boten die Baskets Oldenburg erstaunlich gut Paroli – zumindest phasenweise schien es, als hätten auch eine größere Spielfreude und flinkere Ballbewegungen inzwischen ins Basket-Spiel Einzug gehalten.
Die Statistik des Spiels
Zu diesem Spiel konnte die Redaktion krankheitsbedingt leider keinen Live-Ticker anbieten.