Wenn im sportlichen Wettstreit ein sogenannter David auf einen Goliat trifft, dann geht es nur in Ausnahmefällen so aus, wie es im Alten Testament beschrieben steht. Meistens gewinnt eben doch Goliat – und das nicht nur, weil im Sport beim Duell von Zwerg gegen Riese Steinschleudern üblicherweise nicht erlaubt sind. Die antike Waffe hätte in diesem aktuellen Fall dem Kleineren aber auch nicht viel geholfen – dazu war der Größere viel zu flink und übermächtig und schlicht zu gut unterwegs. Und so geschah es eben, wie man es hatte erwarten dürfen vor dieser Partie am späten Samstagabend in der Basketball-Bundesliga: So sehr sich der ambitionierte Play-off-Kandidat Würzburg Baskets beim Spitzenreiter Telekom Baskets Bonn auch mühte – am Ende setzte es dann doch eine deutliche und auch in dieser Höhe verdiente 73:94-Niederlage, die dritthöchste der Unterfranken in dieser Runde.
Dabei brauchen sich die Würzburger, die weiterhin auf ihre verletzten C.J. Bryce und Julius Böhmer (der nur nominell auf dem Bogen stand, um die zehn Namen notiert zu haben, weil sonst eine Strafe durch die Liga droht) verzichten mussten, nicht viel vorwerfen. Sie können sich sogar auf die Fahnen schreiben, mit einem leidenschaftlichen Auftritt, bei dem anfangs auch ihre schwierigen Würfe das Ziel fanden, ihren Anteil an diesem unterm Strich recht kurzweiligen, mitunter gar schön anzuschauenden Basketballabend beigetragen zu haben. Jedenfalls gut 25 Minuten lang.
Engagiert und bisweilen auch mutig gingen sie vor allem in der ersten Hälfte ans Abendwerk, aber natürlich konnten die Hausherren eine ganz andere individuelle Klasse aufs Parkett befehligen, weshalb sie diese Partie letztlich brutal abgezockt und immer wieder unglaublich schön anzusehen ihrem unausweichlichen Ende zuführten. Mit einem 13:2-Lauf gegen Ende des dritten Abschnitts zum 77:60 entschieden die Bonner die Begegnung dann endgültig, und weil den Gästen mit ihrer Acht-Mann-Rotation im Schlussabschnitt dann auch etwas die Puste ausging, konnten die Gastgeber ihren elften Sieg im elften Heimspiel auch ergebnistechnisch noch veredeln und den Schnitt von 21 Punkten Differenz, den sie bei ihren letzten sieben Liga-Siegen erreicht hatten, auch diesmal bestätigen.
Man muss gar nicht groß den Statistikbogen bemühen, auf dem 28 Vorlagen der Bonner vermerkt sind: Gefühlt waren es noch mehr, so attraktiv zauberten die Rheinländer mit gnadenloser Spielfreude homogenen Team-Basketball aufs Parkett. Und über all dem schwebte beständig das Gefühl: Das ist noch nicht unser Maximum, wenn's sein muss, legen wir 'nen Zahn zu.
Was, nicht nur nach der 71:96-Hinspielniederlage gegen Bonn zum Saisonauftakt, natürlich unweigerlich zur Kardinalfrage für den Verlauf der Restsaison der Baskets führt, die nun noch elf Spiele vor der Brust und spätestens nach dem nächsten Sieg endgültig nichts mehr mit dem Klassenkampf zu tun haben werden: Wie sinnvoll ist eine durch den bisher überraschend erfolgreichen Saisonverlauf (elf Siege, zwölf Niederlagen) tatsächlich mögliche Play-off-Teilnahme wirklich? Als Achter, Siebter, gar als Sechster gegen eines der neuen drei großen Bs (Bonn, Berlin, Bayern), die mutmaßlich die ersten drei Plätze unter sich ausmachen werden, ein zweites Heimspiel zu erzwingen, erscheint aktuell reichlich weltfremd. Zumal Berlin und München dann von der Euroleague-Belastung befreit sein werden. Stichwort: letzte Play-off-Teilnahme der Baskets 2016, als sie von der damaligen Übermannschaft aus Bamberg dreimal aufs Übelste vermöbelt wurden.
Rentiert sich eine Play-off-Teilnahme wirklich?
Zudem: Eine Play-off-Teilnahme kostet Geld. Und bedeutet: Vor der Saison frei verhandelte Netto-Prämien für die Spieler und die Trainer. Vertragsverlängerungen für manche Importspieler. Das ist trotz der Einnahmen durch ein Play-off-Heimspiel, dessen Organisation auch Geld kostet, nicht zu amortisieren.
Bei allem Ehrgeiz von Trainern und Spielern – die Frage lautet doch: Ist der Klub tatsächlich gewillt – auch mit Blick in die offenbar noch immer klamme Zukunft – alles zu tun, um im Kampf um die Play-offs eine reelle Chance zu bewahren? Dazu wäre ein Ersatz für den abgewanderten Xeyrius Williams vermutlich nötig. Das Mantra von Trainer Sasa Filipovski: Es werde ständig gesucht, aber der Markt werfe fürs Baskets-Budget nichts aus, oder Spieler entschieden sich eben für größere Vereine.
Auch auf dem Transfermarkt herrscht offenbar ein Kampf zwischen David und Goliat.
Nur alleine Handy spielen usw. reicht eben nicht .