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Gerolzhofen
Die 8 großen Aufreger des Jahres 2024 in der Region Gerolzhofen und was aus ihnen geworden ist
Schulen, Windkraft, Brunnenschoppen: Es gab einige Themen, die die Menschen zwischen Main und Steigerwald im südlichen Landkreis Schweinfurt bewegt haben.
Die vorläufig gestoppten Planungen für den Neubau der Grundschule in Unterspiesheim waren Anlass für eine Demonstration vor dem Rathaus am ersten Schultag. Nicht nur in der Gemeinde Kolitzheim, auch in Gerolzhofen ruhen aktuell die Pläne für ein neues Schulgebäude, in jenem Fall als Ersatz für die sanierungsbedürftige Grund- und Mittelschule am Lülsfelder Weg.
Foto: Stefan Pfister | Die vorläufig gestoppten Planungen für den Neubau der Grundschule in Unterspiesheim waren Anlass für eine Demonstration vor dem Rathaus am ersten Schultag.
Stefan Pfister
 |  aktualisiert: 04.01.2025 02:36 Uhr

Einige Ereignisse im Raum Gerolzhofen haben die Gemüter in den vergangenen zwölf Monaten erhitzt. Die Palette der Aufreger reichte von vorübergehend eingestellten Planungen gleich zweier Schulneubauten über Starkregenereignisse bis zu Vandalismus. Auf acht von ihnen blickt die Redaktion nochmals zurück.

1. Planungen für Grund- und Mittelschule in Gerolzhofen ruhen

Die Grund- und Mittelschule in Gerolzhofen am Lülsfelder Weg soll laut vorliegendem Beschluss eigentlich abgerissen und am bisherigen Standort wieder errichtet werden. Seit dem Frühjahr ruhen allerdings die weiteren Planungen, da die Kostenschätzungen immer weiter gestiegen sind.
Foto: Michael Mößlein | Die Grund- und Mittelschule in Gerolzhofen am Lülsfelder Weg soll laut vorliegendem Beschluss eigentlich abgerissen und am bisherigen Standort wieder errichtet werden.

Seit sechs Jahren ist bekannt, dass die Grund- und Mittelschule in Gerolzhofen sanierungsbedürftig ist. Nachdem die Kostenschätzung immer weiter nach oben angepasst werden musste, geisterte zu Jahresbeginn die Summe von 60 Millionen Euro für den Neubau als Schreckgespenst umher. Offiziell sind es 43 Millionen Euro. Egal, jedenfalls ruht seit April das Vergabeverfahren, nachdem die Bürgermeister der beteiligten Kommunen über die Mehrkosten gesprochen hatten. Zuletzt hieß es, dass der Stadtrat, die Gemeinderäte und Schulverbände sich nochmals einzeln damit beschäftigen werden. Dass der Termin für die Fertigstellung im Jahr 2029 noch zu halten ist, wird immer unwahrscheinlicher.

2. Kundgebung pro Neubau der Grundschule in Unterspiesheim

Etwa 200 Demonstranten kamen im September vor das Rathaus in Kolitzheim und forderten von der Gemeinde 'Schluss mit warten, der Schulbau muss starten'. Auf der Rathaustreppe (Bildmitte von links) stehen die Organisatoren Peter Friedrich, Engelbert Schmid und Nicole Theil zusammen mit Bürgermeister Horst Herbert.
Foto: Stefan Pfister | Etwa 200 Demonstranten kamen im September vor das Rathaus in Kolitzheim und forderten von der Gemeinde "Schluss mit warten, der Schulbau muss starten".

In der Gemeinde Kolitzheim stocken ebenfalls die Planungen für einen Neubau der Grundschule im Ortsteil Unterspiesheim. Nachdem die Kosten im Mai auf weit über 20 Millionen Euro geschätzt wurden, ließ der Gemeinderat das Vorhaben vorläufig auf Eis legen, weil es für die Kommune nicht leistbar ist. Gegen diese Entscheidung gab es Widerstand. Privatpersonen veranstalteten im September eine Kundgebung pro Schulhausneubau, an der rund 200 Personen teilnahmen. Zudem setzte sich ein "Bündnis Bildung" für die Wiederaufnahme der Planungen ein und stellte einen Bürgerantrag im Rat. Dieser muss sich nun im ersten Quartal 2025 mit der vorgeschlagenen Alternative einer günstigeren, zweizügigen Schule beschäftigen.

3. Protest gegen geplanten Windpark im WK 61-Gebiet am Geiersberg

Noch stehen sie nicht, die vier Windräder im WK61-Gebiet am Geiersberg. Für Aufregung bei Anwohnern sorgten die intransparente Informationspolitik des Investors sowie Nähe zu den Wohnbebauungen. Auswirkungen hat der Windpark zudem auf die Planungen des neuen Baugebietes 'Am Nützelbach III' in Gerolzhofen.
Foto: Marcus Brandt (Symbolbild) | Noch stehen sie nicht, die vier Windräder im WK61-Gebiet am Geiersberg. Für Aufregung bei Anwohnern sorgten die intransparente Informationspolitik des Investors sowie Nähe zu den Wohnbebauungen.

Im August gab es Proteste von rund 40 Bürgerinnen und Bürgern aus Gerolzhofen, Frankenwinheim und Lülsfeld zu dem geplanten Windpark im Gebiet Geiersberg. In dem zwischen den Kommunen liegenden Windkraft-Vorbehaltsgebiet WK 61 möchte Investor ABO Energy vier Windräder errichten. Die Anwohner kritisierten eine intransparente Informationspolitik und zu geringe Abstände zu Wohnbebauungen. Die Bürgermeister wiesen dies zurück, da sie damals selbst kaum Details kannten, nachdem zu Jahresbeginn ein kommunales Flächenpooling gescheitert war. Ende Oktober gab ABO Energy dann erste Informationen zu dem Vorhaben bekannt. Betroffen davon ist auch das künftige Baugebiet "Am Nützelbach III" am Stadtrand; aufgrund des geringen Abstands mussten der Bebauungsplan geändert und einige Baugrundstücke gestrichen werden.

4. Maibaumspitze als Hutständer erhitzt die Gemüter

Der Rest des umgesägten Lülsfelder Maibaums am 1. Mai dieses Jahres. Die Spitze der jungen Birke hatten Schallfelder Burschen mitgenommen und zum Hutständer umfunktioniert. Weil dieser bei Festen der Feuerwehr auftauchte und für Ärger in der Gemeinde sorgte, gab es im September ein Vermittlungsgespräch unter Leitung des Bürgermeisters.
Foto: Michael Mößlein | Der Rest des umgesägten Lülsfelder Maibaums am 1. Mai dieses Jahres. Die Spitze der jungen Birke hatten Schallfelder Burschen mitgenommen und zum Hutständer umfunktioniert.

Dass der Lülsfelder Maibaum von Burschen aus dem Nachbarort Schallfeld umgesägt wurde, war ärgerlich. Als dann die geklaute Maibaumspitze als neuer Hutständer bei Festen der Schallfelder Feuerwehr auftauchte, erwuchs ein Streit zwischen den Wehren, der in die Öffentlichkeit gelangte. Bei der Bürgerversammlung wurde der Bürgermeister aufgefordert, eine Lösung herbeizuführen. Einige Tage später folgte ein Friedensgipfel, bei dem man sich einig wurde, dass das Objekt nicht mehr in der Feuerwehr verwendet wird. Geklärt werden konnte auch, dass bei dem Vorfall kein Verantwortlicher der Feuerwehr dabei gewesen ist, sondern es eine "Jugend-Geschichte" aus Schallfeld war.

5. Zitterpartie um Brunnenschoppen in Michelau

Nach dem Wirbel um die Absage des Brunnenschoppens in Michelau zeichnete sich beim Besuch des Regierungspräsidenten im Mai eine Lösung ab (von links): Artur Weinmann, Präsident des Fränkischen Weinbauverbandes, Eva-Maria Schmitt und Martin Pfrang (hinten), die Vorsitzenden des Weinbauvereins Michelau-Altmannsdorf, der damalige Regierungspräsident Eugen Ehmann, Hermann Schmitt, Geschäftsführer des Fränkischen Weinbauverbandes, die Fränkische Weinkönigin Lisa Lehritter, Landrat Florian Töpper und Bürgermeister Michael Wolf.
Foto: Archiv René Ruprecht | Nach dem Wirbel um die Absage des Brunnenschoppens in Michelau zeichnete sich beim Besuch des Regierungspräsidenten im Mai eine Lösung ab (von links): Artur Weinmann, Präsident des Fränkischen Weinbauverbandes, ...

Im Mai sorgte das Aus des Brunnenschoppens in Michelau, den der Weinbauverein Michelau-Altmannsdorf ausrichtet, für helle Aufregung. Den geselligen Treff einmal im Monat mit Weinausschank auf dem Platz am Hirtenbrunnen hatte Vorstand Martin Pfrang abgesagt. Als Grund gab er an, dass die Veranstaltung nicht mehr genehmigt werden würde. Die komplizierte Rechtslage aufgrund des Alkoholausschanks löste allerhand Verunsicherung aus. Sogar Regierungspräsident Eugen Ehmann stattete Michelau einen Besuch ab. Nach Gesprächen mit der VG und dem Landratsamt kam es doch noch zum "happy end". Und so durften am 4. Juli die Liebhaber des kleinen Festes wieder gemeinsam schöppeln.

6. Bewohner kämpfen mit Fluten im Baugebiet Nützelbach II

Das Haus von Robert und Joachim Schinzel in der Rodewischer Straße in Gerolzhofen. Das Anwesen wurde in diesem Jahr mehrfach von Wasser überflutet.
Foto: Robert Schinzel | Das Haus von Robert und Joachim Schinzel in der Rodewischer Straße in Gerolzhofen. Das Anwesen wurde in diesem Jahr mehrfach von Wasser überflutet.

Mächtig verärgert waren einige Bewohner des neuen Baugebietes "Am Nützelbach II" in Gerolzhofen, als am ersten Juni-Wochenende Starkregen einsetzte. Besonders betroffen waren Robert Schinzel und sein Vater Joachim in ihrem neu gebauten Haus, das an einer der tiefsten Stellen liegt. Über einen Flurweg und Acker flossen die Wassermassen heran und fluteten das Anwesen. Später wurde es an drei weiteren Tagen überflutet. Sie kontaktierten die Stadt, fühlten sich aber nicht ernst genommen, was Bürgermeister Thorsten Wozniak dementierte und Fehler bei der Planung ausschloss. Die Stadt ließ danach einen Graben ziehen und einen Wall aufschütten. Dass dieser Schutz ausreicht, bezweifeln die Betroffenen. Sie haben eine Rechtsanwältin beauftragt, um zu klären, welche Verantwortung der Stadt in diesem Fall zukommt.

7. Kritik von Anwohnern an Plänen zu VG-Parkplätzen

Der Parkplatz an der Verwaltungsgemeinschaft soll erweitert werden, auf dem Gelände hinter der ehemaligen Klostermauer auf dem sogenannten 'Kartoffelacker'. Das stößt den Anwohnern sauer auf.
Foto: Michael Mößlein | Der Parkplatz an der Verwaltungsgemeinschaft soll erweitert werden, auf dem Gelände hinter der ehemaligen Klostermauer auf dem sogenannten "Kartoffelacker". Das stößt den Anwohnern sauer auf.

Der im September gefasste Beschluss des Stadtrats, auf einem Gartengrundstück gegenüber dem Gebäude der VG den Bau von Parkplätzen planen zu lassen, ist kurz danach auf Widerstand bei Anwohnerinnen und Anwohnern gestoßen. Sie betrachten Parkflächen als nicht hinnehmbare Belastung und bestreiten, dass zusätzlicher Parkraum dort nötig ist. Hausverwalter Matthias Braun hat die Stadt aufgefordert, den Garten zu belassen. Pikant: Bereits 2017 und 2021 hatte der Rat die Pläne diskutiert, woraufhin die Bewohner sich in beiden Fällen an die Stadt gewandt hatten. In der Frage, wie es damit weitergeht, dürfte das letzte Wort noch nicht gesprochen sein.

8. Mutwillige Zerstörung schockiert Dingolshausen

Eine massiv gebaute Sitzbankgruppe mit Tisch wurde am 14. oder 15. November komplett aus der Verankerung gerissen. Die mutwillige Zerstörung der von Ehrenamtlichen errichteten Bank sorgte für Entsetzen im Ort.
Foto: Alfons Zeiß | Eine massiv gebaute Sitzbankgruppe mit Tisch wurde am 14. oder 15. November komplett aus der Verankerung gerissen. Die mutwillige Zerstörung der von Ehrenamtlichen errichteten Bank sorgte für Entsetzen im Ort.

Fassungslosigkeit herrschte in Dingolshausen, als Mitte November eine massiv errichtete Sitzgruppe, bestehend aus zwei Bänken und einem Tisch, komplett aus der Verankerung herausgerissen wurde. Alfons Zeiß und seine Stammtischfreunde "Die zum Wirt gehen" waren richtig sauer über den Vandalismus. Sie hatten, zusammen mit der katholischen Landjugendbewegung (KLJB), erst heuer die neue Sitzgelegenheit ehrenamtlich errichtet. Damit sollte der Erholungsort aufgewertet werden, um Spaziergänger und Wanderer zum Verweilen einzuladen. "Wir haben gerne etwas Sinnvolles unterstützt, und das wurde nun mutwillig zerstört", klagte Marc Funk von der KLJB.

 
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Kommentare
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  • Erich Spiegel
    Auffällig ist, dass heute mehr gemault und gemotzt wird als früher. Man kann ein gewisses Anspruchsdenken in dr Bevölkerung feststellen. Staat bitte bau mir eine neue Schule, sorge dass mein Müll abgeholt wird. Kümmere dich, dass ich Strom habe, aber bitte kein Windrad vor meiner Haustüre. Parkplätze vor meiner Nase lehne ich ab. Bau sie doch in der Stadt damit ich gut einkaufen kann. Auch am Flughafen muss ich wo parken wenn ich in den Urlaub fliege. Aber bitte kostenlose Parkplätze zur Verfügung stellen. Da der Staat aufgrund der strukturell und vermutlich lang andauernden Wirtschaftskrise kein Geld mehr hat werden wir alle kleinere Brötchen backen müssen in Zukunft
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  • Peter Koch
    Allerdings baut der Staat keine Windräder oder Parkplätze und den Strom erzeugt er auch nicht.
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  • Erich Spiegel
    Aber die Erwartung ist, dass der Staat alles regeln soll
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  • Karl Weikert
    Der Staat und die Gemeinden erhalten für deren Grundverantwortung Steuerabgaben. Man kann bei den Milliarden an Abgaben ja wohl durchaus erwarten, dass mit diesen Mitteln verantwortungsvoll und zweckgerichtet umgegangen wird.
    Dass dies sehr häufig nicht so ist, kann man monatlich bei Mario Barth auf RTL begutachten.

    Das man also mault und motzt (oder wie ich es richtigerweise nenne „kritisiert), wenn diese Grundverantwortung - zu denen auch die Müllentsorgung gehört - nicht wahrgenommen wird, ist ja wohl verständlich.

    Alles weiteren genannten, wie Strom, Parkplätze, o.ä. wird durch privatwirtschaftliche Unternehmen organisiert, jedoch i.d.R. unter staatlichen Genehmigungsprozessen, was dadurch den Staat im Allgemeinen selbstverständlich auch in die Verantwortung holt.

    Wenn man, wie von Ihnen geschrieben, nicht erwarten kann, dass der Staat seine Verantwortungen regelt, frage ich mich, wofür in Deutschland 2023 dann 916 Milliarden EUR Steuern gezahlt wurden!

    VG
    Sebastian Weikert
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