Dass ein Neubau der Grund- und Mittelschule in Gerolzhofen nicht gerade billig wird, wissen die Verantwortlichen längst. Seit sechs Jahren ist bekannt, dass der Komplex am Lülsfelder Weg aus dem Jahr 1954 dringend sanierungsbedürftig ist. Aber erst im Oktober 2022 beschloss der Stadtrat, ein neues Schulgebäude zu errichten. Die Stadt wird bei dem Vorhaben als Bauherrin auftreten, die Mitgliedsgemeinden der beiden Schulverbände beteiligen sich anteilig an den Kosten.
Erste Berechnungen stammen aus dem Jahr 2018, also aus der Vor-Corona und Vor-Inflationszeit. Sie lagen damals bei zusammengerechnet 23,5 Millionen Euro, als man noch von zwei getrennten Gebäuden für Grund- und Mittelschule ausging. Vor etwas mehr als einem Jahr sprach das Stadtbaumamt dann von einer Netto-Bausumme von 30 Millionen Euro. Zugleich ging man von einer weiteren Kostensteigerung von zehn Prozent pro Jahr aus.
Kostenspirale dreht sich unaufhörlich weiter
Was die Vertreter der beiden Schulverbände "Grundschule Gerolzhofen" und "Mittelschule Main-Steigerwald" vor einiger Zeit bei einer nichtöffentlichen Informationsveranstaltung mitgeteilt bekamen, sorgte bei den meisten trotzdem für große Augen. Denn eine vorläufige Kostenprognose, die auf einem ersten Raumkonzept basiert, das im Mai feststand und offene Lernbereiche und eine flexible Mehrfachnutzung vorsieht, hat es in sich.
Der aktuelle Kostenrahmen für den Schulhausneubau mit Außenanlagen bewegt sich bei nunmehr 43 Millionen Euro, wohlgemerkt netto. Dies teilte Gerolzhofens Bürgermeister Thorsten Wozniak, der die beiden Schulverbände leitet, der Redaktion auf Anfrage mit. Hinzu kommt die Sporthalle, für die es je nach Variante eigene Schätzungen gibt: Entweder in Form einer neu zu errichtenden Zweifach-Halle (5,7 Millionen Euro) oder einer größeren Dreifach-Halle (8,37 Millionen Euro) sowie die Generalsanierung der bestehenden Einfach-Halle (2,3 Millionen Euro). Laut Wozniak gibt es bislang noch keine Entscheidung, ob die Halle saniert und welche Sporthallengröße ausgeführt wird.
Mit Interimsunterbringung von 20 Klassen sogar bis zu 68 Millionen Euro
Damit steht bereits vor Beginn der konkreten Planungsphase fest, dass die reinen Baukosten, je nach Variante bei der Turnhalle, bei um die 60 Millionen Euro liegen würden, wenn man die Mehrwertsteuer hinzurechnet. Womöglich sogar bei rund 65 Millionen Euro (brutto), wenn eine Dreifachturnhalle gebaut wird. Eine gehörige Summe, auch wenn klar ist, dass Stadt und Schulverbände mit einer großzügigen Förderung beim Neubau rechnen dürfen.
Die Regierung von Unterfranken hatte der Stadt im Juli 2021 ihre grundsätzliche Bereitschaft mitgeteilt, auch Neubauten zu fördern. Die genaue Förderquote hängt von den benötigten Flächen ab, die noch nicht feststehen. Vor zwei Jahren gingen die Beteiligten von rund 50 Prozent Zuschuss aus.
Zu den Gründen für die Kostenexplosion äußerte sich Thorsten Wozniak nicht. Einerseits dürften die erheblich gestiegenen Baupreise seit der ersten Berechnung vor mehr als fünf Jahren dafür mitverantwortlich sein, andererseits das seit Mai vorliegende, konkrete Raumkonzept.
Ist die Generalsanierung doch wieder eine Option?
Es stellt sich damit erneut die Frage, ob eine Generalsanierung der Bestandsgebäude nicht doch wieder eine Option ist, weil sie jetzt vielleicht günstiger ausfällt. Die Regierung hatte damals einen Schulhausneubau als wirtschaftlicher angesehen. Dies ist immer dann der Fall, wenn die Sanierung 80 oder mehr Prozent eines fiktiven Neubaus kosten würde.
Darauf angesprochen, verweist Bürgermeister Wozniak auf eben jene Einschätzung der Regierung. Aus seiner Sicht sind die Kosten für Sanierungen seitdem "ebenfalls linear steigend zum Neubau". Und bei Sanierungen würden die Bauzeiten sich verlängern, wodurch zusätzlich die Kosten steigen. Einer Überprüfung und Neukalkulation will er sich jedoch nicht verschließen. "Natürlich muss bis zu einem gewissen Planungsstand in Anbetracht der enormen Summen alles diskutiert werden."
Die mindestens rund 60 Millionen Euro für die Baukosten sind allerdings nicht einmal die finale Summe, die im Rahmen des Schulhausneubaus zu erwarten sind. Noch nicht ermittelt sind hierbei die Kosten für den Abriss der Schulgebäude am Lülsfelder Weg. Dazu äußerte sich Wozniak auf Anfrage nicht.
Und noch ein Kostenpunkt käme bei einem Neubau an gleicher Stelle hinzu: Für die Unterbringung von 20 Klassen während der etwa dreijährigen Bauzeit, voraussichtlich in Containern auf dem FC-Gelände an der Schallfelder Straße, rechnet die Stadt weitere bis zu drei Millionen Euro ein. Diese sind, laut Bürgermeister, übrigens nicht förderfähig.
Und wäre das alles nicht schon teuer genug, drohen der Stadt und dem Schulverband bei der Aufgabe der Grabenschule die Rückzahlung von früher gewährten, staatlichen Fördermitteln. Darunter jene, die für die energetische Sanierung 2010 gewährt wurden. Konkretes kann der Bürgermeister dazu nicht vermelden, nur so viel, dass die Stadt mit der Regierung hierzu in Kontakt stehe. Für dieses Schulgebäude gibt es schon ein Nachnutzungskonzept: So soll die Volkshochschule später dort einziehen.
Voraussichtliche Fertigstellung erst im Jahr 2029
Schlechte Nachrichten gibt es auch im Hinblick auf den Zeitplan. Um etwa ein halbes Jahr wird sich dieser verschieben, weil es längere Ausfallzeiten beim Personal in der Stadtverwaltung gebe, bedauert der Bürgermeister. Ursprünglich sollte die EU-Ausschreibung für den Neubau im Januar erfolgen, die Vergabe dann im April. So hätte man den Planungsbeginn der ersten Leistungsphase bis Dezember 2024 abgeschlossen. Das ist nun hinfällig.
Durch die Verzögerung wird der ohnehin sehr optimistisch geplante Spatenstich (Jahresende 2025) wohl erst im darauffolgenden Sommer stattfinden. Dementsprechend würden die Schülerinnen und Schüler frühestens im Laufe des Jahres 2029 in dem neuen Gebäude unterrichtet werden können.
Will man gar ins Guinessbuch und dort Stuttgart21 übertrumpfen?
Oder wartet man auf salbende Worte aus München, mit welchen man noch mehr autarke Gemeinden als zahlungskräftige Anhängsel in die Schulden treiben möchte?
100Tausende von Euros für einen nicht zwingend notwendigen Umbau des Marktplatzes aufwenden, aber kommunale Aufgaben nicht erfüllen?