Das ist ein schwerer Schlag ins Kontor: Der Stadt Gerolzhofen steht der nächste große Sanierungsfall bevor.
Bei Untersuchungen stellte sich heraus, dass die beiden Gebäudekomplexe für die Grund- und die Mittelschule am Lülsfelder Weg dringend sanierungsbedürftig sind. Dies überrascht jene, die die Häuser regelmäßig nutzen und von innen kennen, nicht unbedingt.
Allerdings bringen die ersten Kostenschätzungen besorgniserregende Summen aufs Tapet. Bürgermeister Thorsten Wozniak fasst den Ernst der Lage so zusammen: „Möglicherweise ist ein Neubau wirtschaftlicher als die Sanierung.“
In den vergangenen Wochen waren die Schulgebäude intensiv unter die Lupe genommen worden, weil man eigentlich nur kleinere Umbauten für die Barrierefreiheit plante. Doch dabei stieß man auf eine ganze Latte von Mängeln. Das Stadtbauamt habe dann eine Schätzung erstellt, was es etwa kosten würde, die entdeckten Unzulänglichkeiten in der Grund- und in der Mittelschule zu beseitigen. „Wir sind bei einer Summe von 6,5 Millionen Euro herausgekommen“, sagt Bürgermeister Wozniak.
Experten beauftragt
Damit hängt nun ein weiterer Mühlstein am Hals der Stadt. Erst vor wenigen Wochen musste die Stadthalle bis auf weiteres wegen erheblicher Bau- und Brandschutzmängel geschlossen werden. Und in gleich mehreren Straßenzügen warten die Wasser- und Abwasserleitungen auf ihre längst überfällige Sanierung.
Er habe den Stadtrat bereits in nichtöffentlicher Sitzung über die unerfreuliche Entwicklung an den Schulen informiert, sagt Wozniak. Der Stadtrat habe in seiner Sitzung vom 6. November mehrere Fachplaner beauftragt, die Schäden aufzunehmen. „Wir wollen von den Experten wissen, was zwingend zu machen ist und was nur wünschenswert wäre.“
Diese Untersuchungen seien „ergebnisoffen“, betont der Bürgermeister. Vom Ausgang der Gutachten hängt dann ab, wie es an den Schulen weitergehen wird. Werden die Gebäude saniert? Kommt es zu einem Erweiterungsbau? Oder ist gar ein Teilabbruch oder der komplette Abriss der alten Bausubstanz wirtschaftlicher als die Sanierung?
Das Problem am Lülsfelder Weg liegt auf der Hand. Beide Schulen sind alt. Die lang gestreckte Grundschule wurde in den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts gebaut, der Betonklotz der Mittelschule entstand 1969. Alle Installationen sind noch aus der Bauzeit.
Alleine 900 000 Euro dürfte die Dachsanierung an der Mittelschule kosten, sagt Bürgermeister Wozniak. Abzudichten seien zwei von drei Treppentürmen mit einer Dachfläche von zusammen 550 Quadratmetern und das Dach der Aula mit 1081 Quadratmetern. Dort gibt es noch Flachdächer, die längst undicht geworden sind. Das Dach des dritten Treppenturms wurde in den 80er-Jahren saniert, indem ein leicht geneigtes Dach aufgebracht wurde, das noch dicht ist.
Seit dem Bau der Schulen haben sich die Vorschriften für Brandschutz massiv verschärft. Hier muss ebenfalls dringend nachjustiert werden. Neben dem tatsächlichen Brandschutz geht es auch um neue Flucht- und Rettungswege. Auch ein Schadstoffgutachten wurde in Auftrag gegeben. Und die dröhnende Akustik in den Betonhallen ist ebenfalls ein Problem, das man angehen will.
Ansprüche haben sich geändert
Außerdem haben sich in den vergangenen Jahrzehnten die schulischen Ansprüche an ein Schulgebäude ebenfalls verändert. „Der Bereich der Nachmittagsbetreuung muss neu überdacht werden“, macht Thorsten Wozniak klar. Man brauche künftig auch geeignetere Räume für Intensivierung und die Hausaufgabenbetreuung.
Angesichts der neuen Entwicklung hat der Bürgermeister ein für den Herbst/Winter geplantes Projekt abgesagt: Eigentlich sollte der Pausenhof zwischen der Mittelschule und der neuen Turnhalle jetzt vom Asphalt befreit werden und es hätten dort neue Grünanlagen entstehen sollen. „Die Sanierung der Schule geht vor.“
Wie geht es nun weiter? Den von der Stadt beauftragten Planern wurde die Verpflichtung auferlegt, ihre Ergebnisse schon bis Mitte Februar im Stadtrat vorzulegen. Dann werde man dort diskutieren und abwägen, was zu tun sei, sagt der Bürgermeister.
Hintergrund der Eile: Die Stadt will unbedingt noch in das Investitionsprogramm „Schulinfrastruktur“ aufgenommen werden, wo in Teilbereichen eine staatliche Förderung von bis zu 90 Prozent winkt – auch für einen möglichen Ersatzneubau. Im Februar ist Anmeldeschluss für dieses Förderprogramm. Auch mit den Schulvertretern werde die Stadt selbstverständlich den Dialog suchen, versichert Wozniak.
Der neue Sanierungsfall am Lülsfelder Weg bringt die Stadt ordentlich in die Bredouille. Daran lässt der Bürgermeister keinen Zweifel. Schulgebäude in gutem Zustand zu halten, das sei „eindeutig eine Pflichtaufgabe der Stadt“ – und aus diesem Grunde werde man sofort an die Sache herangehen.
Gleichzeitig bedeute dies, dass die Sanierung der Stadthalle warten müsse. Denn eines müsse klar gesagt werden, so Thorsten Wozniak. „Die Stadt ist finanziell am Limit.“ Aber nicht nur die Stadt selbst. „Auch die Mitarbeiter des städtischen Bauamts sind längst an ihrer Kapazitätsgrenze angelangt.“ Denn jedes Jahr müsse man ja auch noch eine große Straßensanierung abwickeln. . .