
Damit war zu rechnen: Der im September gefasste Beschluss des Gerolzhöfer Stadtrats, auf einem Gartengrundstück gegenüber dem Gebäude der Verwaltungsgemeinschaft (VG) den Bau von Parkplätzen planen zu lassen, stößt bei betroffenen Anwohnerinnen und Anwohnern auf Widerstand. Sie betrachten Parkflächen direkt vor ihrem Grundstück als nicht hinnehmbare Belastung an Lärm und Abgasen. Zudem wird bestritten, dass zusätzlicher Parkraum für elf, laut eines Vorschlags eventuell 16 Fahrzeuge, dort überhaupt nötig ist.
Von einer "Zumutung" für die Menschen in den 13 benachbarten Wohneinheiten spricht Matthias Braun gegenüber dieser Redaktion. Als zuständiger Hausverwalter der Wohnungseigentümergemeinschaft Brunnengasse 3 hat er sich Anfang Oktober schriftlich an Bürgermeister Thorsten Wozniak gewandt. In dem Brief bittet er darum, die Parkplatz-Pläne ad acta zu legen und das Grundstück, das bis an die Außenwand eines Mehrparteienhauses heranreicht, als Garten zu belassen.
Im gleichen Tenor hatte Braun bereits in den Jahren 2017 und 2022, nachdem Pläne für Parkplätze in dem Garten im Stadtrat diskutiert worden waren, Briefe an Wozniak geschickt. Antworten hat er damals keine erhalten. Anders dieses Mal: In einem siebenseitigen Schreiben, das diese Redaktion in Kopie erhielt, entschuldigt der Bürgermeister nicht nur die seinerzeit versäumten Antwortschreiben. Wozniak ordnet jetzt auch den jüngsten Stadtratsbeschluss ein, und begründet die Initiative, im Altstadtkern mehr Parkraum zu schaffen.
Braun: "Bürgermeister sollte mit gutem Beispiel vorangehen"
Hausverwalter Braun reagiert auf das umfängliche Schreiben aus dem Rathaus reserviert. Für ihn liefert Wozniak darin "keine schlüssigen Antworten", wie er im Gespräch mit dieser Redaktion sagt. Vor allem enthielten die Ausführungen für ihn kein stichhaltiges Argument für die Schaffung zusätzlicher Parkplätze zulasten des innerstädtischen Gartens. Für Braun steht weiter außer Frage, dass VG-Angestellte, aber auch Wozniak selbst, "mit gutem Beispiel vorangehen und nicht unmittelbar vor der Haustür parken sollten".
Auf Nachfrage dieser Redaktion verteidigt der Bürgermeister, der zugleich VG-Vorsitzender ist, die Stellplätze, die die VG für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf dem Parkplatz am VG-Gebäude von der Stadt Gerolzhofen mietet. 72 Prozent von diesen wohnten nicht vor Ort. Stellplätze direkt am Arbeitsort seien ein wichtiges Argument, um Mitarbeitende zu finden.
Als zusätzliche Parkplätze im Garten an der VG zuletzt im Sommer 2021 Thema im Stadtrat waren, war damals von Baukosten von geschätzt 155.000 Euro die Rede. Jüngst wurden 100.000 Euro genannt. Diese Diskrepanz erklärt Wozniak damit, dass die Kostenschätzung von vor gut drei Jahren auch den Abbruch von Garagen am Rande des VG-Parkplatzes enthielt. Zudem seien die jüngst vorgestellten Kosten, anders als damals, netto zu verstehen, die Steuern kämen also noch hinzu.
Wozniak: "Unsere Altstadt ist kein Museum"
Dem Hinweis, dass für die notwendige Ein- und Ausfahrt für einen Parkplatz im bisherigen Garten eine historische Sandsteinmauer zur Weiße-Turm-Straße hin teilweise abgebrochen werden müsste, entgegnet Wozniak wie folgt: Eingriffe, wie diese, würden das "wunderbare Altstadt-Ensemble" nicht gefährden. "Unsere Altstadt ist kein Museum, sondern ein lebendiges Konstrukt, das immer auch den Zeitgeist widerspiegelt: erhalten und gestalten", rechtfertigt er das mögliche Verschwinden eines Teils der alten Mauer. Diese steht, wie eine Nachfrage dieser Redaktion beim Landratsamt Schweinfurt ergibt, nicht unter Denkmalschutz.

Dass die Ein- und Ausfahrt in eine vorhandene Engstelle führen würde, ist für Wozniak verkraftbar. Bereits heute würde die Zufahrt zum VG-Parkplatz über diese Engstelle führen. "Insofern ist der Verkehr dort erprobt", meint der Bürgermeister. Die genaue Umsetzung müsste sich durch die Planung ergeben.
Angebot für Menschen ohne eigenen Garten
Eine mögliche Alternative zur Zukunft des Gartens an der VG hat vor kurzem Angela Leopold in einem Leserbrief zu dem Stadtratsbeschluss angesprochen: die Idee eines innerstädtischen Gemeinschaftsgartens. Zwischenzeitlich hat die Gerolzhöferin diese Möglichkeit, die Grünfläche zu erhalten und nicht zu versiegeln, inhaltlich weiterentwickelt. Ihr schwebt, wie sie auf Nachfrage gegenüber dieser Redaktion schildert, ein Angebot vor, das sich an alle Menschen richtet, die gerne gärtnern möchten, aber kein geeignetes Grundstück besitzen. Womöglich könnte sich ein Verein vor Ort einem solchen Projekt anschließen.
Leopold hat ihre Vorstellungen dem Bürgermeister und den Stadtratsfraktionen bereits in einem Schreiben nähergebracht. Der Bürgermeister nannte die Idee in einer ersten Reaktion diskussionswürdig, soweit sie eine von Bürgerinnen und Bürgern getragene Initiative darstellt.
In der Frage, wie es mit dem Garten an der VG weitergeht, dürfte das letzte Wort noch nicht gesprochen sein.