
Eigentlich sollten Robert Schinzel und sein Vater Joachim jetzt glücklich sein. Nach den Strapazen, die der Bau eines Hauses mit sich bringt, leben sie seit einigen Monaten in dem Zweifamilienhaus in der Rodewischer Straße in Gerolzhofen. Sie haben nette Nachbarn, hier, im Baugebiet "Nützelbach II". Dennoch bereue er es manchmal, dass er hier gebaut hat, sagt Robert Schinzel. Selbst an einen Verkauf des inzwischen frisch verputzten Hauses habe er schon gedacht.
Was die beiden belastet, hängt mit Erlebnissen seit dem ersten Juni-Wochenende zusammen. Es war die Zeit, als in Süddeutschland nach Dauerregen Dörfer und ganze Landstriche in Wassermassen versanken. Aber auch Gerolzhofen wurde am 1. und 2. Juni von Starkregen getroffen. Mehrere Anwesen in der Stadt waren betroffen. Die Feuerwehr rückte mehrmals aus.

Besonders heftig traf es die Schinzels. Ihr Haus liegt an einer der tiefsten Stellen des Baugebiets. Über einen Flurweg und von einem Mais-Acker, der an das Baugebiet grenzt, flossen braune Wassermassen heran. Diese fluteten, wie Bilder und Videos zeigen, das Schinzel-Anwesen. Etwa 30 Zentimeter hoch stand das Wasser vor der Terrassentür. Es fehlte kein Zentimeter, und das Wasser wäre ins Haus geflossen, schätzt der Besitzer.
Nachbarn und Feuerwehr verhindern das Schlimmste
Dass dies nicht passiert ist, verdanke er der Hilfe von Nachbarn, den Tauchpumpen, die er selbst aufgestellt hat, und vor allem der Feuerwehr, die Wasser von seinem Anwesen abpumpte. Seine eigenen Pumpen hat Robert Schinzel bis heute einsatzbereit am Haus stehen lassen. Denn nach den beiden Starkregen-Tagen Anfang Juni wurde sein Anwesen Ende Juni und Anfang Juli an drei weiteren Tagen überflutet.
Seitdem kämpfen der 35-Jährige und sein 66-jähriger Vater mit Schlafproblemen und Belastungssymptomen. Sobald Regen droht, steht einer von beiden parat, um notfalls die Pumpen zu starten. Es dominiert die Angst davor, dass Wasser dieses Mal ins Haus fließen könnte.

Am 3. Juni hat Robert Schinzel die Stadt Gerolzhofen erstmals über das Hochwasser-Problem informiert. Seitens des Stadtbauamts habe man ihn damals beruhigen wollen, sagt Robert Schinzel: Dies sei ein einmaliges Ereignis gewesen, habe es geheißen. Andere Gegenden seien gerade viel stärker betroffen. Und: Die Stadt sei für die Überflutung nicht verantwortlich. Verhalten und Aussagen der Stadtmitarbeiter zeugten von einem "gewissen Desinteresse" an ihrem Schicksal, stellt Joachim Schinzel fest. "Man fühlt sich nicht ernst genommen", sagt sein Sohn.
Erst nach der vierten Überflutung passiert etwas
Über die folgenden Überflutungen hat Robert Schinzel die Stadt ebenfalls zeitnah informiert, auch per E-Mail, mit Bildern, die das Ausmaß des Ganzen eindrucksvoll zeigen. Reagiert habe darauf niemand, sagt Schinzel. Erst während der vierten Überflutung, am Freitagmittag, 28. Juni, habe sich ein Mitarbeiter des Stadtbauamts kurzfristig vor Ort umgeschaut.
Die Stadt ließ dann einen Graben entlang des Flurwegs ziehen und es wurde Erde aufgeschüttet vor dem Anwesen der Schinzels. Seitdem sehen diese einen über einen Meter hohen Wall, wenn sie aus den Erdgeschoss-Fenstern schauen. Das hatten sie sich so nicht vorgestellt. Sie fragen sich auch, wer den Wall absichert. Und wer soll das bezahlen? Die drängendste Frage ist: Reicht dieser Schutz vor Hochwasser wirklich aus?

Antworten auf ihre Fragen hätten sie seitens der Stadt nicht erhalten. Man habe sie auch über keine Maßnahme informiert oder diese gar mit ihnen abgesprochen, sagen die Schinzels. "Kommunikation ist kaum vorhanden", fasst Robert Schinzel das Verhalten der Stadt-Verantwortlichen zusammen.
Bürgermeister sieht Anlieger in der Pflicht
Bürgermeister Thorsten Wozniak antwortet auf Nachfrage dieser Redaktion, dass es einen Austausch mit den Betroffenen gegeben habe. Dennoch könne es vorkommen, dass Kommunikation als nicht ausreichend empfunden wird, "wenn es unterschiedliche Auffassungen von Sachverhalten gibt".
Da das Haus der Schinzels in Hanglage liegt, müsse dort mit Wasser von Oberliegern gerechnet werden. Maßnahmen auf privaten Flurstücken könne die Stadt nicht veranlassen. Im konkreten Fall gehe es nicht um Hochwasser, sondern um Regenereignisse, stellt Wozniak fest. Fehler bei der Planung des Baugebiets lägen nicht vor.
Fachanwältin sieht Versäumnisse auf Seiten der Stadt
Auch deshalb vertritt Patricia Fuchs, eine Würzburger Fachanwältin für Bau- und Architektenrecht, den besorgten Hausbesitzer gegenüber der Stadt. Es gehe ihnen vor allem darum, zu klären, welche Verantwortung der Stadt zukommt und wie Überflutungen wirksam vorgebeugt werden kann. Ihr Wunsch nach einem persönlichen Gespräch mit Verantwortlichen der Stadt sei bislang ignoriert worden, sagen die Schinzels.
Anwältin Fuchs möchte derzeit nicht beurteilen, ob Fehler bei der Entwässerungsplanung des Baugebiets vorliegen. "Was ich aber als Versäumnis der Stadt sehe, ist, dass das Niederschlagswasser über die angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen und insbesondere auch über den im Eigentum der Stadt stehenden befestigten Wirtschaftsweg ungehindert auf das Grundstück meines Mandanten fließen konnte", stellt sie fest.
Mögliche Probleme mit Oberflächenwasser hätten bereits vor Ausweisung des Baugebiets erkannt werden können. Der gezogene Graben eigne sich auch nicht, um Überschwemmungen dauerhaft zu verhindern, meint die Anwältin. Auch Pflege und Unterhalt des Grabens seien nicht geklärt.
Stadt möchte Nachbarn für Graben zur Kasse bitten
Das Nachbargrundstück oberhalb der Schinzels wurde während der Regenfälle ebenfalls überflutet. Dort entsteht ein Zweifamilienhaus. Dessen Besitzer, der namentlich nicht erwähnt werden möchte, hatte die Stadt gebeten, einen Graben anlegen zu dürfen, um Wasser von seinem Anwesen wegzuleiten.

Wie er schildert, habe er die Baggerarbeiten bereits beauftragt, als die Stadt den Graben in Eigenregie erstellen ließ. Informiert worden sei er darüber nicht, sagt der Mann. Umso erstaunlicher für ihn: Die Stadt kündigte ihm schriftlich eine Rechnung für die Baggerarbeiten an. Arbeiten, von denen er nichts wusste, zahlen zu müssen, sehe er nicht, sagt der Nachbar. Womöglich werde er ebenfalls einen Rechtsbeistand einschalten.
Welche Lehren gelten für das nächste Baugebiet?
Das aus der Flur abfließende Wasser traf im Baugebiet "Am Nützelbach II" noch mehr Grundstücke, wie Robert Schinzel berichtet. Auch eine Baugrube lief voll. Dies wirft Fragen auf für das von der Stadt geplante Baugebiet "Am Nützelbach III", direkt im Anschluss an das aktuelle Baugebiet. Thomas Vizl (Geo-net), der sich laut den Schinzels als einziges Stadtratsmitglied für ihre Probleme interessiert habe, hat Ende Juli Bedenken im Stadtrat geäußert.
Der Planer, der auch schon für "Am Nützelbach II" verantwortlich war, bezeichnete es mit Verweis auf einen vorgesehenen Grünstreifen als unwahrscheinlich, "dass Wasser ins Baugebiet kommt". Ähnliche Aussagen hatte es im Vorfeld zum Baugebiet "Am Nützelbach II" auch schon gegeben.
Auf die Frage, welche Erfahrungen die Stadt für "Am Nützelbach III" gemacht hat, meint der Bürgermeister: "Wir wollen im nächsten Baugebiet die Grundstücke erst nach Straßenerrichtung verkaufen." Von einem zusätzlichen Schutz gegen Oberflächenwasser ist nichts zu vernehmen.
wurden bei der Erschließung des Baugeländes nie gemacht .
Diese einseitigen Ausreden kann man auf Dauer nicht mehr hören , weil dies keine Kommunikation mit dem Bürger ist und ihm auch keine Hilfe angeboten wird.
Die Bürgermeister und die Stadtverwaltungen werden von den Bürgern bezahlt und
sie sollen gefälligst ihren eigenen Pflichten und Verantwortungen endlich einmal nachkommen !
DAS ist nicht Aufgabe der Stadt, sondern des Käufers mit seinem Architekten. Jeder Käufer schaut sich das Gelände doch an, bevor er zum Notar geht!