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Lülsfeld
Überfall aus dem Nachbarort: Schallfelder Burschen sägen frühmorgens Maibaum um – ausgerechnet in Lülsfeld
Dass Maibäume gefährlich leben, ist bekannt. Doch dass innerhalb einer Gemeinde Jagd auf die traditionellen Birken gemacht wird, ist nicht alltäglich.
Am Stamm des Schallfelder Maibaums hängt seit Mittwochmorgen die Spitze des Lülsfelder Maibaums. Diesen hatten einige Schallfelder Burschen im Nachbarort geklaut.
Foto: Michael Mößlein | Am Stamm des Schallfelder Maibaums hängt seit Mittwochmorgen die Spitze des Lülsfelder Maibaums. Diesen hatten einige Schallfelder Burschen im Nachbarort geklaut.
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 08.05.2024 02:50 Uhr

Die Lebenszeit des Lülsfelder Maibaums war in diesem Jahr äußerst knapp bemessen. Am frühen Morgen des 1. Mai, kurz vor 5 Uhr, fiel die Birke am Feuerwehrhaus einer Kettensäge zum Opfer. Dies bestätigte am Donnerstag Jürgen Landauer, der Kommandant der Lülsfelder Feuerwehr, die den Maibaum am Dienstagabend aufgestellt hatte.

Dass diese Säge ausgerechnet von Burschen aus Schallfeld, dem zweiten Ortsteil der Gemeinde, bedient wurde, stieß in Lülsfeld dem Vernehmen nach nicht bei jedem auf Verständnis. Kommandant Landauer hingegen nimmt den Vorfall sportlich. Freilich sei es schade, dass Lülsfeld nun ohne Maibaum dasteht. Doch letztlich sei dies auch eine althergebrachte Tradition.

Maibaumwache sah sich einer Überzahl gegenüber

Wie Landauer gegenüber dieser Redaktion berichtete, war am Mittwochmorgen eine acht oder neun Mann starke Gruppe aus Schallfeld mit einem Kleinbus nach Lülsfeld gekommen. Dort bewachten zu diesem Zeitpunkt noch zwei Mann den Maibaum. Die Maibaumwache sah sich angesichts der Überzahl aus dem Nachbarort etwas überrumpelt und überließ ihnen das Feld. Es sei dabei zu keinerlei Streit oder gar Handgreiflichkeiten gekommen, sagt Landauer.

Das ist der Rest des Lülsfelder Maibaums. Der Stamm geht jetzt gegen eine Spende als Brennholz an einen Lülsfelder.
Foto: Michael Mößlein | Das ist der Rest des Lülsfelder Maibaums. Der Stamm geht jetzt gegen eine Spende als Brennholz an einen Lülsfelder.

Die Schallfelder Burschen ließen es sich nicht nehmen, die etwa drei Meter lange Spitze des Lülsfelder Maibaums als Beute mitzunehmen. In Schallfeld banden sie die Spitze an den Stamm des eigenen Maibaums.

Den restlichen Stamm der Lülsfelder Birke geht nun als Brennholz an einen Lülsfelder, gegen eine Spende für die Jugendfeuerwehr, berichtet Landauer. So war es von Anfang an geplant – nur einen Monat später.

 
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  • Andreas Gerner
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  • Irmgard Engert
    Ich weiß nicht, wer immer wieder mit diesem Unsinn um die Ecke kommt, dass Maibäume geklaut und gegen Auslöse zurückgegeben werden könnten?!
    Das ist in Oberbayern bzw. Altbayern vielleicht so Brauch, weil dort der Baum Tage vor dem Aufstellen geholt wird - entrindet und geschält wird - blau-weiß angestrichen wird und dann am 1. Mai aufgestellt wird. Einen solchen Baum kann ich im Vorfeld stehlen und gegen Auslöse wieder rausgeben.
    Zumindest im Steigerwaldvorland ist ein Maibaum eine Birke, die am 30.4. im Wald geschnitten, ins Dorf transportiert wird, hier direkt mit bunten Fähnchen geschmückt und am frühen Abend direkt aufgestellt wird. Der Maibaum liegt keinen einzigen Tag irgendwo rum, wo er bewacht werden müsste und geklaut werden könnte.
    Er wird am 30.4. aufgestellt - und muss dann in der Nacht zum 1.5. bewacht werden, dass er eben nicht von Jugendlichen aus Nachbarorten umgesägt wird! SO ist hier der Brauch des Maibaums!
    Spitze absägen und mitnehmen gehört aber nicht dazu!
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  • Andreas Gerner
    Ich habe schon auf vielen Archivbildern gesehen, dass auch bei uns früher Fichten aufgestellt wurden. Teils bemalt, teils nicht.

    Und wenn die schon vorab geschlagen wird und trocknet, wiegt die numal die Hälfte. Man kann also so einen größeren Baum dennoch mit Muskelkraft stellen. Darum wurde und wird es teils so gemacht.
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  • Irmgard Engert
    Ich kenne hier keine Gemeinde, wo das aktuell so läuft - sondern nur Birken, am 30.4. geschlagen und aufgestellt!
    Bilder im Archiv - von wann halt!
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  • Andreas Gerner
    Zig Gemeinden, wo das die letzten Jahrzehnte so lief, finden Sie zum Beispiel, wenn Sie hier auf der Mainpost Seite mit den Suchbegriffen Maibaum Fichte nach den dazugehörigen Artikeln suchen.

    Ob es zu den ganz alten Archivbildern mit Maibaum Fichten auch online was zu finden gibt, weiß ich nicht.
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  • Irmgard Engert
    Eine schöne Erklärung finden Sie hier:
    https://www.mainpost.de/regional/bad-kissingen/die-birke-als-symbol-der-erwachenden-natur-art-8103591

    Und warum es oft keine Birken mehr sind, findet sich hier:
    https://www.mainpost.de/regional/main-spessart/schaeden-an-vielen-birken-das-ende-der-maibaumbirke-in-eussenheim-art-11469803

    Und Sie können sich gerne in der Gegend zwischen Schweinfurt, Kitzingen, Volkach umschauen - dort werden Sie keine Fichten finden, sondern immer (noch) Birken - und wenn Sie sich umhören, werden Sie überall die selbe Antwort bekommen:
    Geschlagen am 30.4. - geschmückt und aufgestellt am 30.4. - bewacht in der Nacht auf den 1.5., damit er nicht umgesägt wird!
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  • Wolfgang Lukas
    Man sollte angesichts der sich häufenden Unfälle und Sachbeschädigungen sich doch einmal darüber Gedanken machen, ob eine solche Tradition noch Zeitgemäß ist. Ich möchte kein "Spielverderber" sein! Aber reicht es nicht, den Baum am Vortag zu entwenden und gegen einer Auslöse diesen unversehrt zurück zu geben. Dies war ja eigentlich auch der ursprüngliche Brauch und wenn der Baum steht, hatte man die Finger davon gelassen. Ich jedenfalls war noch nie ein Freund für solche "Scherze", soll doch jede Gemeinde ihren Maibaum haben. Nur mal zum Nachdenken.
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  • Andreas Gerner
    Papperlapapp.
    Von wegen sich häufende Unfälle.
    Früher ging´s da sicher rauher zu.

    Ich hab den Eindruck, Sie verstehen das Große Ganze nicht.

    Es geht vorrangig doch weder um den Baum, noch das Brauchtum. hinter all dem steht ein viel tieferer Sinn.

    Sehen Sie´s mal so:

    Mit Muskelkraft eines bunt gemischten Haufens gemeinsam etwas organisieren und stemmen, was Einzelne nicht hinbekommen, schweißt das Dorf (immer wieder?) zusammen.

    Sowas stärkt ein stabiles Fundament für Gemeinschaftsprojekte, Vereinsnachwuchs und vieles mehr.
    Wenn mal was außergewöhnliches passiert (Unwetterschäden, Hochwasser, Vermisstensuche...), wird auf´m Dorf gleich wirksam angepackt, statt nur geglotzt und auf Hilfe von extern gewartet.

    Und dass die geschaffte Leistung nicht ins Selbstverständliche (langweilige) abgleitet, ist ein gewisser Anspruch an die Größe und Optik des Baums wichtig. Und eben auch die Möglichkeit, dass ein Baum umgesägt oder geklaut werden kann, wenn er nicht ausreichend bewacht wird.
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  • K. Loether
    Mit Kettensäge gilt nicht! Traditionell ohne Motor! Nicht auslösen!
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