
Die Lebenszeit des Lülsfelder Maibaums war in diesem Jahr äußerst knapp bemessen. Am frühen Morgen des 1. Mai, kurz vor 5 Uhr, fiel die Birke am Feuerwehrhaus einer Kettensäge zum Opfer. Dies bestätigte am Donnerstag Jürgen Landauer, der Kommandant der Lülsfelder Feuerwehr, die den Maibaum am Dienstagabend aufgestellt hatte.
Dass diese Säge ausgerechnet von Burschen aus Schallfeld, dem zweiten Ortsteil der Gemeinde, bedient wurde, stieß in Lülsfeld dem Vernehmen nach nicht bei jedem auf Verständnis. Kommandant Landauer hingegen nimmt den Vorfall sportlich. Freilich sei es schade, dass Lülsfeld nun ohne Maibaum dasteht. Doch letztlich sei dies auch eine althergebrachte Tradition.
Maibaumwache sah sich einer Überzahl gegenüber
Wie Landauer gegenüber dieser Redaktion berichtete, war am Mittwochmorgen eine acht oder neun Mann starke Gruppe aus Schallfeld mit einem Kleinbus nach Lülsfeld gekommen. Dort bewachten zu diesem Zeitpunkt noch zwei Mann den Maibaum. Die Maibaumwache sah sich angesichts der Überzahl aus dem Nachbarort etwas überrumpelt und überließ ihnen das Feld. Es sei dabei zu keinerlei Streit oder gar Handgreiflichkeiten gekommen, sagt Landauer.

Die Schallfelder Burschen ließen es sich nicht nehmen, die etwa drei Meter lange Spitze des Lülsfelder Maibaums als Beute mitzunehmen. In Schallfeld banden sie die Spitze an den Stamm des eigenen Maibaums.
Den restlichen Stamm der Lülsfelder Birke geht nun als Brennholz an einen Lülsfelder, gegen eine Spende für die Jugendfeuerwehr, berichtet Landauer. So war es von Anfang an geplant – nur einen Monat später.
Das ist in Oberbayern bzw. Altbayern vielleicht so Brauch, weil dort der Baum Tage vor dem Aufstellen geholt wird - entrindet und geschält wird - blau-weiß angestrichen wird und dann am 1. Mai aufgestellt wird. Einen solchen Baum kann ich im Vorfeld stehlen und gegen Auslöse wieder rausgeben.
Zumindest im Steigerwaldvorland ist ein Maibaum eine Birke, die am 30.4. im Wald geschnitten, ins Dorf transportiert wird, hier direkt mit bunten Fähnchen geschmückt und am frühen Abend direkt aufgestellt wird. Der Maibaum liegt keinen einzigen Tag irgendwo rum, wo er bewacht werden müsste und geklaut werden könnte.
Er wird am 30.4. aufgestellt - und muss dann in der Nacht zum 1.5. bewacht werden, dass er eben nicht von Jugendlichen aus Nachbarorten umgesägt wird! SO ist hier der Brauch des Maibaums!
Spitze absägen und mitnehmen gehört aber nicht dazu!
Und wenn die schon vorab geschlagen wird und trocknet, wiegt die numal die Hälfte. Man kann also so einen größeren Baum dennoch mit Muskelkraft stellen. Darum wurde und wird es teils so gemacht.
Bilder im Archiv - von wann halt!
Ob es zu den ganz alten Archivbildern mit Maibaum Fichten auch online was zu finden gibt, weiß ich nicht.
https://www.mainpost.de/regional/bad-kissingen/die-birke-als-symbol-der-erwachenden-natur-art-8103591
Und warum es oft keine Birken mehr sind, findet sich hier:
https://www.mainpost.de/regional/main-spessart/schaeden-an-vielen-birken-das-ende-der-maibaumbirke-in-eussenheim-art-11469803
Und Sie können sich gerne in der Gegend zwischen Schweinfurt, Kitzingen, Volkach umschauen - dort werden Sie keine Fichten finden, sondern immer (noch) Birken - und wenn Sie sich umhören, werden Sie überall die selbe Antwort bekommen:
Geschlagen am 30.4. - geschmückt und aufgestellt am 30.4. - bewacht in der Nacht auf den 1.5., damit er nicht umgesägt wird!
Von wegen sich häufende Unfälle.
Früher ging´s da sicher rauher zu.
Ich hab den Eindruck, Sie verstehen das Große Ganze nicht.
Es geht vorrangig doch weder um den Baum, noch das Brauchtum. hinter all dem steht ein viel tieferer Sinn.
Sehen Sie´s mal so:
Mit Muskelkraft eines bunt gemischten Haufens gemeinsam etwas organisieren und stemmen, was Einzelne nicht hinbekommen, schweißt das Dorf (immer wieder?) zusammen.
Sowas stärkt ein stabiles Fundament für Gemeinschaftsprojekte, Vereinsnachwuchs und vieles mehr.
Wenn mal was außergewöhnliches passiert (Unwetterschäden, Hochwasser, Vermisstensuche...), wird auf´m Dorf gleich wirksam angepackt, statt nur geglotzt und auf Hilfe von extern gewartet.
Und dass die geschaffte Leistung nicht ins Selbstverständliche (langweilige) abgleitet, ist ein gewisser Anspruch an die Größe und Optik des Baums wichtig. Und eben auch die Möglichkeit, dass ein Baum umgesägt oder geklaut werden kann, wenn er nicht ausreichend bewacht wird.