Vier Siege, vier Niederlagen: Nach dem nicht nur erkämpften, sondern phasenweise auch sehr smart herausgespielten 88:72 (37:39)-Erfolg beim Syntainics MBC in Weißenfels am Montagabend liegt Basketball-Bundesligist Würzburg Baskets absolut im Soll – und in der Tabelle auf Rang zehn. Was durch den neuen Modus in dieser Spielzeit zur Teilnahme an den sogenannten Play-ins und der Saisonverlängerung berechtigen und so die Tür zu den Play-offs offen halten würde. Die drängendsten Fragen und Antworten zur aktuellen Situation der Baskets.
Eindeutig: Ja! Nach dem fulminanten Saisonstart in Hamburg (88:58), der zu höherfliegenden Träumen hätte verführen können, und der direkt folgenden Ernüchterung gegen Ludwigsburg (60:78) steigerte sich das Team zwar nicht unbedingt von Spiel zu Spiel. Und auch nicht in jedem, da gab es einige Aufs und Abs. Aber vor allem in den beiden Partien gegen Ulm (72:76 im Pokal-Achtelfinale, 83:88 in der Liga) sowie bei den Erfolgen in Heidelberg (87:54) und jetzt beim MBC waren Entwicklungen zu erkennen.
Bei einzelnen Spielern, vor allem aber im Zusammenspiel: 18 Assists verteilten die Baskets in Weißenfels (alleine elf davon Otis Livingston II, der mit seinen 16 Punkten dadurch ein Double-Double auflegte) – ein untrügliches Zeichen für mehr Team-Harmonie auf dem Parkett. Vielleicht noch wichtiger: Sie verloren die Kugel nur sechsmal – in den acht Spielen (inklusive Pokal-Achtelfinale) zuvor war es durchschnittlich über 15 Mal pro Partie gewesen. Und: Sie klauten dem MBC zwölf Mal das Spielgerät und provozierten so 17 Ballverluste.
Der startende Spielmacher Otis Livingston II scheint sich immer mehr mit seinem Auftrag anzufreunden, in die Fußstapfen von Stanley Whittaker zu treten. Er ist mit durchschnittlich 17,5 Punkten pro Partie und über fünf Vorlagen nicht nur der mit Abstand effektivste Akteur der Baskets – gerade wie er beim MBC Ton und Spielrhythmus orchestrierte, kann den Würzburgern Hoffnung machen. Die Auftritte seiner Guard-Kollegen Isaiah Washington und Darius Perry gleichen indes einer Sinus-Kurve: auf und nieder, immer wieder, wobei beide zuletzt zumindest ein wenig stabiler wirkten.
Die US-Flügelspieler Zac Seljaas und Javon Bess dürfen bisher wohl als die Konstantesten durchgehen. Vokuhila Seljaas sorgt für Emotionen, reißt mit und versucht sich an auch spektakulären Dreiern. Kraftpaket Bess spielt zwar gerne ein wenig unauffällig, macht aber sehr wenige Fehler, verteidigt extrem gut und findet immer besser auch des Gegners Korb.
Collin Welp kommt gerade nicht so wirklich zum Zug, was vielleicht auch daran liegt, dass er ein wenig hin und her geschubst wird auf den Positionen vier und fünf. Er zeigt zwar immer wieder Ansätze, hat aber vor allem unter den Brettern körperlich oft das Nachsehen, und hart zu verteidigen, ist bestimmt nicht sein Steckenpferd.
Nimmt man die Vorstellung in Weißenfels zum Maßstab: Sowohl Center Owen Klassen, der lange verletzt gewesen war und in der Vorbereitung gefehlt hatte, als auch Rückkehrer Max Ugrai scheinen besser in die Spur zu kommen – auch, weil sie von ihren Guards häufiger eingebunden und nicht mehr derart ignoriert werden wie in manchen Begegnungen zuvor. Vor allem Ugrai zeigte beim MBC, wo er 16 Punkte machte, so viele wie in dieser Saison noch nicht, wie wichtig er für die Baskets noch werden kann und erinnerte zumindest ein bisschen an seine Auftritte in Heidelberg in den beiden zurückliegenden Spielzeiten.
Die Rolle von Kapitän Felix Hoffmann ist nach verletzungs- und krankheitsbedingten Pausen und Rückschlägen aktuell noch nicht wirklich klar. In sechs Partien stand er jeweils gerade einmal fünf Minuten auf dem Parkett. Zufrieden wird er damit nicht sein. Aber es wäre ja auch nicht das erste Mal, dass der 34-Jährige im Laufe der Spielzeit auch auf dem Feld eine größere Rolle bekommt.
Nein, besteht nicht. Auch wenn in Würzburg einige davon träumen, Stanley Whittaker zurückzuholen, der offenbar bei Dinamo Sassari nicht glücklich geworden ist und kurz vor dem Absprung steht oder schon abgesprungen ist: Den US-Spielmacher können sich die Baskets einfach nicht mehr leisten. Gerüchten zufolge soll er in die Türkei wechseln.
Talent Julius Böhmer plagt sich seit März mit einer Schambeinentzündung herum – Aussichten für eine Rückkehr aktuell: unvorhersehbar. Die für die Elfenbeinküste bei der WM aufgelaufenen und da schon leicht angeschlagenen Bazoumana Koné, der auch einen deutschen Pass hat und als Böhmer-Ersatz geplant war, sowie Center Amadou Sidibe, der den damals verletzten Klassen ersetzen sollte, bei dem man nicht wusste, wie lange sich seine Verletzung hinzieht, wurden erst kurz vor Saisonbeginn verpflichtet. Nun ist Koné erneut verletzt (Rückkehr ungewiss), und Sidibe darf vor allem mittrainieren, weil er als siebter Ausländer wohl nur zum Zug kommt, wenn einer der anderen sechs verletzt ausfällt.