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Basketball: Bundesliga
Vor dem ersten Heimspiel der Saison: Wie der Kumpel von Dennis Schröder den Würzburg Baskets helfen will
An diesem Freitag empfängt der Basketball-Bundesligist den Play-off-Kandidaten Ludwigsburg zur Heimspielpremiere. Warum Bazoumana Koné vor jedem Spiel betet.
Bazoumana Koné am Ball im Dezember 2020 beim Gastspiel der Braunschweiger Löwen in Würzburg.
Foto: Heiko Becker | Bazoumana Koné am Ball im Dezember 2020 beim Gastspiel der Braunschweiger Löwen in Würzburg.
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 10.10.2023 03:37 Uhr

Bazoumana Koné hat es sich nach dem Training an diesem Mittag auf dem Massagetisch in dem kleinen Raum im Foyer des Trainingszentrums bequem gemacht, und Physiotherapeut Nico Brendel bearbeitet gerade seinen rechten Knöchel. Verstauchung des Sprunggelenks. Hat der Deutsch-Ivorer Koné von der Weltmeisterschaft mitgebracht. "Es wird jeden Tag besser", sagt der 29-Jährige, der Mitte Dezember 1993 im Hamburger Stadtteil Langenhorn das Licht der Welt erblickte.

Nachdem sich herausgestellt hatte, dass die Schambein-Verletzung von Talent Julius Böhmer trotz erster Operation, eine zweite wird folgen, sehr hartnäckig ist und ihn weiterhin weitestgehend zur profisportlichen Untätigkeit zwingt, suchte Basketball-Bundesligist Würzburg Baskets Ersatz. Koné hat in der Woche vor dem Pflichtspielauftakt in Karlsruhe, dem 93:81-Sieg in der ersten Pokalrunde, einen Vertrag bis Jahresende unterschrieben, mit der Option, das Engagement bis zum Saisonfinish zu verlängern.

An seiner alten Wirkungsstätte im Badischen schonte Sasa Filipovski seine neue Guard-Ergänzung noch, am vergangenen Sonntag in Hamburg beim vor allem in der Höhe überraschenden 88:58-Sieg gönnte der Trainer ihm immerhin gut acht Minuten auf dem Parkett. Die nutzte Koné für seinen ersten Korb im Baskets-Leibchen – bei genau einem Wurf. Es war sein 99. Spiel in der Bundesliga. Ein Erfolg mit 30 Punkten Vorsprung in seiner Geburtsstadt, wo er in der zweiten Liga auch zwei Saisons lang für die Towers spielte – Koné nennt das "ein Statement", wenngleich er sehr wohl weiß: "Das war ja nur das erste Spiel. Nicht mehr." Hamburgs Trainer Benka Barloschky meinte am Sonntagabend: "Wir werden jetzt aber auch nicht durchdrehen, nur weil wir ein Spiel verloren haben. Es war zwar eine hohe Niederlage, am Ende ist es aber auch nur eine Niederlage. Mehr nicht." Aber eben auch nicht weniger.

Koné glaubt, dass er in einer "sehr guten Mannschaft mit viel Talent" untergekommen ist, und er ist auch guter Dinge, schnellstmöglich vollständig integriert zu sein, natürlich vor allem in die Spielsysteme: "Mir wird sehr geholfen. Jeder redet mit mir. Das ist wichtig, da hilft auch jedes Training." Er ist kein Unbekannter in der Liga, hat in Bremerhaven, Ludwigsburg, Gießen und Braunschweig gespielt, zuletzt war er Nachfolger von Stanley Whittaker in Karlsruhe und führte die Lions bis ins Halbfinale der ProA. Auch wenn sich in Würzburg gerade Stamm-Point-Guard Otis Livingston aufschwingt, in die Fußstapfen von Whittaker zu treten, der den überraschenden Höhenflug der Baskets in der vergangenen Saison maßgeblich zu verantworten hatte: Es erscheint, als könne auch Koné den Baskets noch helfen.

Klassen und Seljaas sind auf dem Weg der Besserung

Koné kennt die Würzburger Halle von Gastspielen. Er ist voll des Lobes: "Die Atmosphäre in der Arena war immer großartig. Es muss etwas ganz Besonderes sein, hier ein Heimspiel auszutragen. Das habe ich bislang ja noch nicht. Aber am Freitag werde ich es ja erleben." Am Freitag, 6. Oktober, empfangen die Baskets um 20 Uhr die MHP Riesen Ludwigsburg zum ersten Saisonheimspiel.

An diesem Mittag im Trainingszentrum laufen einem dann auch noch Owen Klassen und Zac Seljaas übern Weg. Klassen scheint kurz vor seinem Comeback zu stehen, hat in dieser Woche erstmals seit seinem Bänderriss im Sprunggelenk wieder vollständig mit der Mannschaft trainiert und war auf dem Weg in den entspannenden Kälteschrank, eine moderne Version der Mertesacker'schen Eistonne. "Ich weiß nicht, ob ich am Freitag schon spielen kann, aber es entwickelt sich gut", sagte der Kanadier.

Seljaas ist am Sonntag in Hamburg, unterstützt von zwei Betreuern, einbeinig vom Parkett gehumpelt, was den Boulevard zu der Schlagzeile verleitete: "Nichts für schwache Nerven. Basketball-Star knickt böse um". Inklusive eines Fotos der Szene, vermutlich ein Screenshot aus der Übertragung. Unabhängig davon, dass der 26-jährige US-Amerikaner Seljaas, der bisher in der Slowakei sowie Georgien zu Gange war und zuletzt mithalf, Tübingen wieder in die Bundesliga zu bringen, nur aufgrund eines völlig normalen Sportunfalls für die "Bild" plötzlich ein Star ist – so schwerwiegend wie befürchtet, scheint seine Verletzung nicht zu sein. "I'm okay", sagte er und reckte den Daumen nach oben beim Verlassen des Trainingszentrums.

Erinnerungen an Limahl und "Die unendliche Geschichte"

Die Baskets und ihre angeschlagenen Spieler (zu Saisonbeginn) – inzwischen kann man sich an den 1980er-Jahre-Musikanten Limahl und Michael Endes märchenhaften und phantastischen Kinder- und Jugendroman erinnert fühlen: "The NeverEnding Story". "Die unendliche Geschichte".

Bazoumana Koné jedenfalls hat sein Märchen im Sommer schon erlebt, auch wenn er sich gewünscht hätte, etwas besser abzuschneiden: "Natürlich ist die WM der Traum eines jeden Basketballers. Es war meine erste, ich durfte gegen die besten Spieler der Welt spielen und habe viel gelernt." Die Elfenbeinküste wurde nach einem Sieg und vier Niederlagen letztlich 27. von den 32 Teilnehmern. Sei's drum: "Ich freue mich sehr, dass Deutschland den Titel gewonnen hat."

Nächtelange Spiele mit Dennis Schröder und Gebete für die Mitspieler

Und auch darüber, dass sein großer Kumpel zum besten Spieler des Turniers ausgerufen wurde: Koné kennt NBA-Spieler und Nationalmannschaftskapitän Dennis Schröder seit Kindertagen. Sie haben zusammen gespielt. Früher vergnügten sie sich an der Spielkonsole mit NBA-Basketball. "Nächtelang", erinnerte sich Koné mal für das "Hamburger Abendblatt". Die Zeitung zitierte Schröder so: "Bazou ist wie mein kleiner Bruder." Und Koné nennt Schröder angeblich "großer Bro".

Damals sagte Koné, dessen Mutter ihn alleine aufzog und der seinen Vater nicht kennt, dass er als Muslim religiös sei und vor jedem Spiel bete: "Nicht dass ich viele Punkte mache, sondern dass sich niemand aus unserem Team verletzt."

Diese Aussage mag einige Zeit her sein. Sie passt aber gerade ja auch ganz gut.

 
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