Bisher hat Felix Hoffmann 164 BBL-Spiele absolviert. Alle für seinen Heimatverein, die Würzburg Baskets. Wenn der "Würzburg Warrior", wie ihn der Hallensprecher liebevoll getauft hat, am zweiten Weihnachtsfeiertag gegen die Crailsheim Merlins das Feld betritt, wird er zum neuen Rekordspieler der Würzburg Baskets, zumindest so weit die Datenerfassung der BBL zurückgeht. 165: Keiner hat für den Verein mehr Spiele in der Bundesliga absolviert. Er überholt damit ausgerechnet Maurice Stuckey, seinen Kumpel, der am Montag auf der Gegenseite auflaufen wird.
"Das ist schon ein witziger Zufall", reagiert Hoffmann auf die Information. Dann erzählt er, dass es nun schon seine siebte Saison sei und erinnert sich, wie lang seine Anfänge im Bundesliga-Kader der Baskets her sind. Im Sommer 2016 hatte der mittlerweile 33-Jährige bereits abgeschlossen mit seiner Profikarriere. Er war mit seiner heutigen Ehefrau vier Wochen im Urlaub, genoss das Leben. "Ich habe gegessen und getrunken, sogar ab und zu geraucht", berichtet er.
Aus dem Urlaub in die Basketball-Bundesliga
Als er wieder in Deutschland gelandet war, klingelte sein Telefon. "Kannst du heute Abend zum Training kommen?", fragte Doug Spradley, der damals die Würzburger Bundesliga-Mannschaft nach dem neuerlichen Aufstieg betreute. Hoffmann hatte bereits einen Vertrag bei den Baskets. Er sollte der jungen zweiten Mannschaft in der drittklassigen ProB helfen.
So begann die zweite Karriere des Flügelspielers, der sich immer mehr Spielzeit erarbeitete. Von jedem Trainer sei er zu Beginn unterschätzt, und zum Ende hin geschätzt worden, erzählt er. "Weil ich kein toller Eins-gegen-Eins-Spieler oder Werfer bin, aber immer fürs Team arbeite, in der Verteidigung Gas gebe, Rebounds hole und Offensiv-Fouls annehme", beschreibt er seine Fähigkeiten. Von den Fans wurde er dafür von Beginn an geliebt – und dafür, dass er ein waschechter Würzburger ist. Natürlich ist er mittlerweile Kapitän.
Für diese Redaktion hat sich Hoffmann Gedanken gemacht, an welche fünf Spiele er sich nach so langer Zeit auf dem Feld besonders gerne erinnert.
Gerne erinnert sich Hoffmann an sein damals zweites Spiel in der BBL und seine ersten Punkte. Hoffmann bekam den Ball mit dem Rücken zum Korb gegen Darius Miller, der im Anschluss in die NBA wechselte. Hoffmann tanzte ihn aus und punktete. "Um erneut zu punkten habe ich einen Dreier gegen den heutigen Euroleague-Star Nicolo Melli versucht. Der Wurf ging so weit vorbei, dass der Ball seitlich ans Brett klatschte. Ich schnappte ihn und scorte. Besonders die erste Szene blieb Hoffmann in Erinnerung, denn sein späterer Trauzeuge Daniel Schmidt stand damals im Bamberger Team. Er berichtete Hoffmann, dass Miller von seinem Trainer Andrea Trinchieri noch wochenlang aufgezogen wurde, weil er von einem Spieler wie Hoffmann "vernascht" worden war. "Da spielten Spieler wie Nikos Zisis oder Melli. Die kannte ich nur vom Euroleague gucken. Meine Leistung gegen solche Spieler hat mich so gefreut, dass mir die deutliche Niederlage fast egal war", beschreibt Hoffmann seine Emotionen.
Die Baskets hatten sich in der Saison 2018/19 bis ins Finale des Fiba Europe Cups gekämpft. "Da war ich mit Abstand am aufgeregtesten", erklärt Hoffmann. Im Rückspiel in Würzburg mussten die Baskets einen Rückstand aus dem Hinspiel drehen, unterlagen aber dann erneut. Im Nachhinein habe sich Trainer Denis Wucherer darüber geärgert, dass er Hoffmann nur für 40 Sekunden aufs Feld geschickt hatte. "Es ging damals um die Defense gegen Dyshawn Pierre, den wir nicht mehr stoppen konnten", erinnert sich der Würzburger Kapitän, dessen Vertrag im Sommer ausläuft.
"Derbysiege gegen Bamberg sind immer etwas Besonderes", sagt Hoffmann. Ein Satz, der bei Würzburger Basketballfans natürlich glänzend ankommt. Am 29. September 2017 errang Hoffmann seinen ersten. Und das bei der Saisoneröffnung. In neun Minuten lieferte die Würzburger Nummer 34 dabei ein typisches Hoffmann-Spiel. Vier Punkte machte er, einen Rebound angelte er sich und aus dem Feld blieb er fehlerfrei. Am Ende gewann Würzburg mit drei Punkten und setzte das Startsignal zum besten Saisonstart der Vereinsgeschichte.
Nach Siegen in Jena und gegen Bremerhaven gelang am 13. Oktober 2017 die nächste Überraschung. Gegen den späteren Deutschen Meister lagen die Baskets im zweiten Viertel bereits mit 22 Punkten zurück, gewann am Ende aber mit 84:76. Hoffmann steuerte fünf Punkte, vier Rebounds und zwei Korbvorlagen bei. Interessanter waren aber die Nachrichten seiner heutigen Ehefrau. "Jana musste damals noch arbeiten und hatte nur die erste Halbzeit gesehen", erinnert sich Hoffmann. "Kopf hoch, schade", schrieb sie damals per WhatsApp. Sie hatte wohl nicht mehr an einen Sieg geglaubt und das Endergebnis dann verkehrt herum gelesen, erklärt Hoffmann.
Acht Punkte und sechs Rebounds holte Felix Hoffmann am 12. März 2022 gegen die Crailsheim Merlins. Sicher: Hoffmann hatte statistisch schon bessere Auftritte. Aber hier zeigt sich, dass sich der Würzburger eben nicht über individuelle Leistungen definiert, sondern über den Teamerfolg. Und den brachte er seinem Team an diesem Samstagabend. In seinen knapp 22 Minuten Einsatzzeit waren die Würzburger satte 33 Punkte besser als der Gegner. Zum Vergleich: Cameron Hunt, der 27 Punkte erzielt und elf Rebounds sammelte, war nur zwei Punkte besser. Gemeinsam mit Hunt wählte der übertragende TV-Sender magentasport Hoffmann in die Starting Five des 25. Spieltags.
So gefällt die Berichterstattung vor einem Spiel. Macht bitte weiter so.
Frohe
Weihnachten 🎄