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Basketball: BBL-Pokal
Die Würzburg Baskets unterliegen in einem am Ende zum Krimi gewordenen Pokalspiel dem deutschen Meister knapp
Beim 72:76 gegen ratiopharm Ulm stehen sich Würzburgs Erstliga-Korbjäger teilweise selbst im Wege. Eine miserable Freiwurfquote kostet die Unterfranken die durchaus mögliche Überraschung.
Baskets-Spielmacher Otis Livingston schleicht nach der knappen Niederlage vom Parket.
Foto: Heiko Becker | Baskets-Spielmacher Otis Livingston schleicht nach der knappen Niederlage vom Parket.
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 18.10.2023 03:08 Uhr

Lediglich 13 bei 23 Freiwurf-Versuchen! Nur fünf von 29 Würfen von jenseits der 6,75 Meter vom Korbmittelpunkt entfernten Linie! Und 22 Ballverluste! Mit diesen miserablen statistischen Werten kann kaum eine Basketball-Mannschaft ein Spiel gewinnen – selbst dann nicht, wenn sie sich sogar 22 (!) Abpraller am gegnerischen Brett schnappt und das Reboundduell deutlich gewinnt (46:32).

Weshalb es also auch nur zwingend logisch erscheint, dass Basketball-Bundesligist Würzburg Baskets sein Pokal-Achtelfinalheimspiel gegen den deutschen Meister ratiopharm Ulm verlor. 72:76 (32:44) leuchtete am Schluss auf der Anzeigetafel, und dass die Begegnung gegen Ende hin noch einmal richtig spannend und zu einem Krimi geworden war, durfte nicht nur überraschen – es ist eigentlich auch kaum zu erklären. "Mit einer besseren Freiwurf- und Dreierquote hätten wir das Spiel locker gewonnen, denn mehr als 76 Punkte traue ich unserer Mannschaft auf jeden Fall zu", sagte Baskets' Center Maximilian Ugrai.

Sein Trainer, Sasa Filipovski, meinte, dass die Ulmer verdient gewonnen haben, weil "sie besser waren und wir zu viele Fehler gemacht haben", die Mehrheit seiner Spieler sei unter ihren Möglichkeiten geblieben. Die 22 Ballverluste nannte der Slowene ein "Desaster" und begründete sie unter anderem mit der Jugend und Unerfahrenheit seiner Akteure. Gefallen hat ihm, "dass wir nicht aufgegeben und bis zum Schluss gekämpft haben".

Die Klatsche im Eurocup zeigte keine Nachwirkungen

Die Ulmer, die unter der Woche eine herbe 82:111-Klatsche beim inzwischen vom Ex-Ulmer Coach Jaka Lakovic trainierten Eurocup-Titelträger Gran Canaria kassiert hatten, begannen etwas schlafmützig, was die Baskets, die nach der ernüchternden 60:78-Niederlage gegen Ludwigsburg im ersten Saisonheimspiel auf Wiedergutmachung aus waren, zu nutzen wussten. Während Nachverpflichtung Bazoumana Koné zum Zuschauen verurteilt war und noch für einige Zeit sein wird, weil seine bei der WM zugezogene Sprunggelenksverletzung wieder aufgebrochen ist, durfte Center Owen Klassen nach einem Bänderriss sein Pflichtspieldebüt im Baskets-Leibchen in der Startformation geben.

Der 31-jährige Kanadier, dem man teils deutlich anmerkte, dass ihm die Wettkampfpraxis noch fehlt, durfte anstelle von Max Ugrai zum Sprungball, den er gleich mal ins Aus tippte. Was nicht weiter schlimm war, weil die Gastgeber von Beginn an hellwach und hochkonzentriert zu Werke gingen. Und einen Start nach Maß erwischten: Die Gäste mussten beinahe drei Minuten warten, ehe sie ihren ersten Korb erzielten, nach einem 6:0 der Baskets. Isaiah Washington erhöhte kurz später von der Freiwurflinie aus auf 11:6, wobei er im Alleingang für neun Punkte der Hausherren verantwortlich zeichnete innerhalb der ersten knapp viereinhalb Minuten. Damit war's das dann aber auch mit der Herrlichkeit des 25-jährigen Amerikaners: Er hatte sein Pulver für den Rest der Begegnung komplett verschossen und erzielte keinen Korb mehr.

Zac Seljaas (beim Wurf) war mit 15 Punkten und 15 Rebounds der stärkste Baskets-Akteur im Pokal-Achtelfinale gegen den deutschen Meister Ulm.
Foto: Julien Becker | Zac Seljaas (beim Wurf) war mit 15 Punkten und 15 Rebounds der stärkste Baskets-Akteur im Pokal-Achtelfinale gegen den deutschen Meister Ulm.

Auf Ulmer Seite hielten zu Beginn vor allem der Deutsche Karim Jallow und der Österreicher Thomas Klepeisz dagegen, die zusammen 16 der 21 Zähler der Schwaben im ersten Abschnitt machten, den beide Teams vollständig auf Augenhöhe absolvierten (20:21). Zwar nicht gerade auf hohem Niveau –beide Teams leisteten sich zahlreiche Fehler –, aber spannend war's bis dahin allemal.

Die Gastgeber verlieren die Aufmerksamkeit

Und daran änderte sich auch im zweiten Viertel erst einmal nichts – jedenfalls bis zur Mitte des Abschnitts. Dann verloren die Würzburger etwas den Faden und die Aufmerksamkeit, ließen auch einfache Körbe liegen und luden die aggressiver werdenden Gäste durch Unkonzentriertheiten und Ballverlusten zu einem 9:0-Lauf zum 37:28 ein. Filipovski nahm die Auszeit, kurz später machte Klepeisz von der Linie aus den Vorsprung erstmals zweistellig (41:30). Mit zwölf Zählern Rückstand gingen die Baskets, die in der ersten Hälfte gerade einmal einen ihrer zwölf Dreierversuche versenken konnten (Quote acht (!) Prozent), dann in die Pause.

Ein Rückstand, von dem sich die Hausherren erst einmal nicht mehr wirklich erholen konnten. Zumal die Gäste ihren Vorsprung gleich zu Beginn der zweiten Hälfte auf 15 Punkte erhöhten (48:33, 50:35). Näher als auf zehn Punkte (51:61 nach dem zweiten Dreier von Darius Perry) kamen die Baskets im dritten Viertel nicht mehr heran. Mit dieser Hypothek gingen sie dann auch ins Schlussviertel, aber auch mit dem etwas besseren Gefühl, einen Abschnitt auch mal für sich entschieden und wenigstens mal ein paar Dreier (vier) getroffen zu haben.

Eine ganz symbolische Szene

Allzulange sollte dieses Gefühl aber nicht anhalten, und eine Sequenz nach knapp zwei Minuten im vierten Viertel war durchaus symbolisch für diesen Abend der Baskets: Perry wurde unsportlich gefoult, heißt: Nach zwei Freiwürfen bleibt die Mannschaft im Ballbesitz. Perry verwarf beide, und kurz nach dem folgenden Einwurf verloren die Baskets das Spielgerät und kassierten nach einem Fastbreak einen Dunking von Lionel Jr. "L. J." Figueroa zum 67:53. Viel weniger kann man wirklich nicht erreichen, nachdem einem ein unsportliches Foul zugesprochen wurde, und es schien, als sei die wahrlich nicht besonders gute Begegnung knapp acht Minuten vor Schluss entschieden.

Und dennoch erkämpften sich die Baskets bis zur Crunchtime noch die Chance auf die große Überraschung, weil Ulm die Partie gedanklich offenbar bereits abgehakt hatte und die Würzburger sich plötzlich noch einmal aufrafften. Vier Minuten und sechs Sekunden waren noch auf der Uhr, als Filipovski nochmal zu einer Besprechung bat: Mit acht Punkten lagen die Seinen da noch zurück. Nach einem weiteren unsportlichen Foul an Javon Bess, nutzten die Baskets diesmal den Vorteil besser, Bess traf einen der Freiwürfe und legte nach dem Einwurf einen Korb nach: 65:70. Gut drei Minuten waren da noch zu spielen.

Zwei Minuten und 29 Sekunden standen noch auf der Uhr, als Otis Livingston auf drei Zähler verkürzte: 69:72, und eins40 noch, als Zac Seljaas zwei Freiwürfe zum 71:72 verwandelte. Der 26-jährige Amerikaner glich dann 60 Sekunden vor Schluss erneut von der Linie sogar zum 72:72 aus. Nach einem Freiwurf von Klepeisz und einem Fastbreak von Figueroa lagen die Ulmer wieder mit drei vorne, als Livingston 13,4 Sekunden vor Ultimo erneut an die Linie durfte: Der Baskets-Spielmacher verwarf beide. Figueroa stellte dann von der Linie den 72:76-Endstand her.

Trainer Anton Gavel rügt die Undiszipliniertheit seiner Spieler

Ulms Meistertrainer Anton Gavel, der freilich erleichtert war über den Viertelfinaleinzug, haderte vor allem mit dem Auftritt seiner Mannen im letzten Viertel: "Da müssen wir klüger werden, das darf uns nicht passieren. Wir hatten die Möglichkeit, das Spiel früher zu entscheiden, und waren dann viel zu undiszipliniert. Wir dürfen uns nicht in diese Situation bringen."

Die Situation der Baskets, nachdem sie auch das elfte Heimspiel in Serie gegen Ulm verloren haben: Nächsten Samstag (18.30 Uhr) empfangen sie Braunschweig, gegen das der erste Heimsieg dieser Runde gelingen soll.

Die Statistik des Spiels

BBL-Pokal, Achtelfinale:
Würzburg Baskets - ratiopharm Ulm 72:76 (20:21, 12:23, 19:17, 21:15)
Würzburg: Seljaas 15 (15 Rebounds), Livingston 12, Ugrai 10, Washington 9, Perry 8, Bess 7 (10 Rebounds, 5 Vorlagen), Klassen 5, Welp 4, Hoffmann 2, Ndi (nicht eingesetzt).
Ulm: Figueroa 19 , Klepeisz 10, Jallow 9, De Paula 8, Bretzel 8, Mathias 6, Williams 6, Nunez 4, Dadiet 4, Jensen 2, Matic (nicht eingesetzt).
Rebounds: 46 (davon 22 offensiv) - 32
Vorlagen: 13 - 21
Ballverluste: 22 - 18
Treffer aus dem Feld: 27/71 (38 %) - 27/58 (47 %)
Dreier: 5/29 (17 %) - 5/20 (25 %)
Freiwürfe: 13/23 (57 %) - 17/23 (74 %)
Zuschauende: 2400
Die weiteren Achtelfinals:
Vechta - Göttingen 101:99
Chemnitz - Gießen 89:64
Ludwigsburg - Bonn 79:80
Sonntag
15.30 Uhr:
Hamburg - Bamberg
Weißenfels - Heidelberg
17 Uhr: München - Oldenburg
18.30 Uhr: Berlin - Braunschweig
Quelle: tbr
 
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