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Basketball: Bundesliga, Männer
Bei den Würzburg Baskets spielt der Sohn eines deutschen Basketballhelden: So wichtig ist Collin Welp aktuell
Am Samstag gastieren die Würzburg Baskets bei den MLP Academics Heidelberg. Nach dem Abgang von Xeyrius Williams schauen nun viele auf Collin Welp. Ein Porträt.
Collin Welp von den Würzburg Baskets jubelt nach einem erfolgreichen Dreier gegen Alba Berlin. Der Deutsch-Amerikaner rückt nach dem Abgang von Xeyrius Williams mehr ins Scheinwerferlicht.
Foto: Julien Becker | Collin Welp von den Würzburg Baskets jubelt nach einem erfolgreichen Dreier gegen Alba Berlin. Der Deutsch-Amerikaner rückt nach dem Abgang von Xeyrius Williams mehr ins Scheinwerferlicht.
Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:15 Uhr

Collin Welp war bisher eher einer der unauffälligeren Spieler im sonst sehr positiv überraschenden Kader des Basketball-Bundesligisten Würzburg Baskets. Am Samstag beim Auswärtsspiel gegen die MLP Academics Heidelberg wird sich das vermutlich ändern. Aus zweierlei Gründen: Einerseits haben die Würzburger am Montagabend nach der knappen Niederlage gegen Alba Berlin Xeyrius Williams gegen eine Ablösesumme nach Israel abgegeben. Williams, für den die Baskets aktuell noch nach Ersatz suchen, bekam bisher den Großteil der Spielzeit auf Welps Position. Andererseits hat der in Seattle aufgewachsene Deutsch-Amerikaner sich in den letzten Monaten kontinuierlich verbessert.

Um einen Center-Spieler zu verteidigen, sei Welp nicht kräftig genug, gegen die athletischeren Power Forwards in der Bundesliga reiche die Sprungkraft und Schnellkraft oft nicht aus, sagte Baskets-Coach Sasa Filipovski zu Beginn der Saison über den 2,06 Meter großen Welp. Dazu müsse er sich erst an das Spiel gegen Männer und das Tempo in der Liga gewöhnen. Angesprochen auf die lange Wartezeit mit oft wenig oder gar keiner Spielzeit, sagt Welp, dass es natürlich schwierig war, er aber immer geduldig geblieben sei. "Er hat sich immer vorbildlich verhalten, hat am härtesten gearbeitet und die Jungs immer von der Bank aus angefeuert", bestätigt Filipovski. Nun bekommt Welp seine verdiente Chance.

Welp als wichtige Option gegen die Zonenverteidigung des Gegners

Am Montag knackten die Hauptstädter die Würzburger in der Schlussphase auch dank einer Zonenverteidigung. "Wir waren darauf vorbereitet, haben aber einfach die freien Würfe nicht getroffen", berichtet Filipovski. Hier könnte erneut Welp ins Spiel kommen. Aktuell steht seine Dreierquote bei über 60 Prozent. Als die Baskets im Training gegen die Zonenverteidigung üben, nimmt und trifft Welp mit Selbstbewusstsein zwei Dreier. "Er kann uns natürlich helfen gegen die Zone", bestätigt auch Filipovski, der weiß, dass die Heidelberger fast zwei Wochen zur Vorbereitung hatten, und er erwartet, dass der Gegner mit neuen taktischen Varianten überraschen will.

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Der Name Welp ist im deutschen Basketball fast schon legendär. Collins Vater Christian kam aus der Nähe von Osnabrück und führte die deutsche Nationalmannschaft 1993 zum sensationellen Europameistertitel. Im Finale brachte er seine Farben 1,8 Sekunden vor Schluss per Dunking in Führung. Als die Partie kurz darauf vorbei war, rannte er direkt in die Katakomben. Welp war sehr schüchtern und zurückhaltend und scheute den Trubel. Eine Eigenschaft, die er seinem inzwischen 24-jährigen Sohn offenbar vermacht hat. "Ich kenne die Bilder von damals", erzählt der Junior stolz, obwohl er erst fünf Jahre später zur Welt kam.

Welp verbrachte seine Sommer in Deutschland

Christian Welp spielte in der Nähe von Seattle am College, im Anschluss einige Jahre in der NBA und ließ seine Karriere in Europa ausklingen, ehe er mit seiner Familie in die Nähe von Seattle zurückkehrte. Auch Collins Mutter Melanie ist Deutsche, und die Sommer verbrachte der Neu-Würzburger früher häufig in Deutschland. Der deutsche Pass, den Welp schon seit seiner Geburt hat, ist wegen der Quotenregel in der BBL besonders wertvoll, da bei jedem Spiel nur sechs der maximal zwölf Spieler auf dem Spielberichtsbogen keinen deutschen Pass haben dürfen.

"Mein Dad hat mir alles über Basketball beigebracht. Seinetwegen trage ich die Nummer 40", erzählt Welp. Sein Vater starb 2015 im Alter von nur 51 Jahren an einem Herzinfarkt. In einem Offenen Brief auf der Homepage seines Colleges University of California-Irvine lässt Collin tief blicken. Nach dem Tod seines Vaters sei die Welt für kurze Zeit stillgestanden. Um den Verlust zu verarbeiten, schloss er sich praktisch in der Halle ein. Dort sei er seinem Vater am nächsten gewesen, weil er so viel Zeit mit ihm in der Basketball-Halle verbracht habe.

Deswegen kaut Welp immer Kaugummi

Noch heute spielt Welp immer mit einem Kaugummi im Mund. Auch das ist eine Reminiszenz an seinen verstorbenen Vater, dem Welp auch viele seiner Posts auf Instagram widmet und sie meist mit dem Hashtag #RIP40 versieht. Als Collin in der Highschool einen Wachstumsschub hatte, bekam er Koordinationsprobleme. Er stolperte oft mehr übers Feld und bekam den einen Fuß nicht richtig vor den anderen. Sein Vater scherzte damals: "Du wirst niemals in der Lage sein, gleichzeitig zu laufen und Kaugummi zu kauen." Beim Spiel in Heidelberg wird Welp wohl länger auf dem Feld stehen. Für ihn ist zu hoffen, dass die Kaugummi-Vorräte ausreichen.

Würzburg Baskets in Heidelberg

Am Samstagabend um 18 Uhr gastieren die Würzburg Baskets bei den MLP Academics Heidelberg. Es ist nicht das erste Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften in dieser Saison, auch wenn mit der Partie die Hinrunde der BBL endet. In einem Vorbereitungsspiel Mitte September in Kitzingen setzten sich die Baden-Württemberger mit 81:73 durch.
Insgesamt werde das eine schwierige Aufgabe für seine Mannschaft, glaubt Trainer Sasa Filipovski. Denn Heidelberg müsse gewinnen, habe den Heimvorteil und konnte sich zwei Wochen auf die Partie vorbereiten. Mit Eric Washington verfügen die Heidelberger außerdem über einen der schnellsten und den aktuell korbgefährlichsten Spieler der Liga. 19,7 Punkte und 7,2 Assists legt der nur 1,83 Meter große US-Amerikaner auf. Häufig assistiert er dabei auch dem ehemaligen Würzburger Maximilian Ugrai, der 11,3 Punkte erzielt und die beste Saison seiner Karriere spielt.
Quelle: tei
 
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