8,5 Sekunden waren noch auf der Uhr, nachdem der Österreicher Thomas Klepeisz von der Freiwurflinie aus seine Punkte fünf und sechs gemacht und damit seine Mannschaft mit drei Punkten in Führung geworfen hatte: 86:83 führte der deutsche Meister ratiopharm Ulm am Sonntagabend in der tectake Arena, und Sasa Filipovski hatte keine Auszeit mehr. Dafür wechselte der Cheftrainer der Würzburg Baskets schnell noch einmal, nahm Center Owen Klassen vom Parkett und befehligte den Guard Isaiah Washington drauf. 8,5 Sekunden können im Basketball eine lange Zeit sein, da kann allerhand passieren.
Eines war klar: Nur ein Dreier oder ein Zweier mit Bonusfreiwurf würde die Verlängerung bescheren. Aber in Korbnähe kamen die Baskets dann gar nicht mehr, weil der überragende Ulmer Lionel Jr. "L.J." Figueroa dem die Kugel dribbelnden Darius Perry das Spielgerät einfach stibitzte und den finalen Dunking unter diesen unterhaltsamen Abend setzte.
Filipovski hadert mit zu vielen Fehlern seiner Mannschaft
Zum zweiten Mal innerhalb von fünf Wochen unterlagen Würzburgs Erstliga-Korbjäger also dem deutschen Meister sehr knapp. Nach dem 72:76 im Pokal-Achtelfinale Mitte Oktober leuchtete nun ein 83:88 (41:45) von der Anzeigetafel, und man darf ungestraft behaupten: Die Baskets machen es in dieser Runde zu Hause gerne mal richtig spannend.
"Sie waren besser", sagte Filipovski hernach über die Ulmer und haderte mit "zu vielen Fehlern", die seine Mannschaft gemacht habe, "besonders defensiv in der ersten Halbzeit". "Wir haben nicht die Geduld gehabt, die man braucht gegen Ulm", ergänzte Filipovski, der sich zwar über die erzielten 83 Punkte freute, "aber wir haben zu viele zugelassen. Wir müssen noch viel lernen, um auf dem Niveau von Ulm zu spielen."
Nun ist Ulm ja nicht irgendein Klub aus den südlicheren Gefilden der Basketball-Bundesliga, sondern der deutsche Meister, dementsprechend kritisierte Meistertrainer Anton Gavel die Seinen vor allem für ihr Verhalten gegen Ende der Partie: "Würzburg hat Big Plays gemacht, und wir haben es nicht schlau gespielt, als wir mit sechs Punkten geführt haben 40 Sekunden vor Schluss." Zum zwölften Sieg in Serie in Würzburg hat's dennoch gereicht.
Dabei ließen sich beide Teams ein bisschen Zeit, bis der Körbereigen eröffnet war. Ulms Nationalspieler Karim Jallow übernahm den Job nach gut eineinhalb Minuten, und dann dauerte es gut vier Minuten, bis die Schwaben sich erstmals ein wenig absetzen konnten: Center Trevion Williams machte seine Punkte fünf und sechs zum 16:9 für die Gäste. Doch abhängen ließen sich die Hausherren erst einmal nicht: Dank eines 7:0-Laufs, den Darius Perry mit einem Fastbreak zum 18:18 vollendete, konnten die Baskets zwischenzeitlich ausgleichen. Dennoch gingen sie dann mit sechs Zählern Rückstand in die erste Viertelpause (19:25).
Figueroa ärgert die Baskets erneut
Der zweite Abschnitt ähnelte dann erst einmal dem ersten: Die Gäste setzten sich etwas ab, lagen mit neun Punkten vorne (28:19), ehe sich die Hausherren wieder heranhamsterten, was freilich Kraft kostete. Owen Klassen verkürzte zweimal auf drei Zähler Rückstand (27:30, 29:32), Javon Bess von der Linie gar auf nur noch zwei (33:35), genauso wie später Otis Livingston II (41:43). Mit vier hinten gingen die Baskets dann in die Pause (41:45).
So sehr sich die Würzburger in den ersten 20 Minuten auch mühten und so gefälliger als im letzten Heimspiel sie auch zusammenspielten – irgendwie bekam man das Gefühl nicht los, dass der Meister jederzeit in der Lage sein würde, Tempo und Druck zu erhöhen. Und wenn die Gäste aufs Gaspedal traten, dann setzten sie sich auch jedes Mal etwas ab. Wobei in der ersten Hälfte neben Center Williams vor allem erneut Figueroa die Gastgeber piesackte. Der Flügelspieler, der bei der WM für die Dominikanische Republik aufgelaufen war und die Würzburger schon im Pokalspiel mit 19 Punkten fürchterlich genervt hatte, erzielte alleine in der ersten Halbzeit 15 Zähler. Am Ende kam er dann auf 23 und war abermals Ulms bester Schütze.
Die Baskets indes gefielen durchaus mit phasenweise auch schönen Ballstafetten, und alleine in den ersten 20 Minuten verteilten sie zwei Vorlagen mehr als im gesamten vorangegangenen Heimspiel gegen Chemnitz (sieben). Letztlich kamen die Würzburger gar auf 17 Assists, zwei mehr als die Ulmer.
Dennoch: Das ständige Hinterherachseln und Rückständeaufholen raubte natürlich Kräfte. Was dann im dritten Abschnitt deutlicher wurde: Die Gäste erhöhten ihre Führung erst auf elf Punkte Vorsprung (64:53), zu Beginn des Schlussabschnitts auf 13 (69:56) und gut fünfeinhalb Minuten vor Ultimo nach einem Dreier von Jallow auf 14 (77:63).
Wer geglaubt hatte, die Messe sei nun endgültig gelesen, wurde heftigst enttäuscht, da die Baskets noch mal alle Kräfte mobilisierten, ihre Kämpferherzen auspackten und vom Publikum zu einem 15:5-Lauf getragen wurden: Otis Livingston II, mit 27 Punkten Topscorer der Partie, verkürzte 9,1 Sekunden vor Schluss auf 83:84. Sechs Zehntel später ging Klepeisz an die Linie . . .