Sasa Filipovski klingt reichlich entspannt. Und das kann der Cheftrainer von Basketball-Bundesligist Würzburg Baskets nach sechs Ligaspielen auch sein. Drei Siege, drei Niederlagen – der Klub liegt zumindest dem Papier nach absolut im Soll. Telefoniert man am Sonntagnachmittag mit dem 49-Jährigen ein wenig und lässt mit ihm die sechs Partien und vor allem den jüngsten 87:54 (41:23)-Erfolg am Samstagabend bei den MLP Academics Heidelberg Revue passieren, dann sagt der stets um Perfektion bemühte Slowene: "Natürlich bin ich sehr zufrieden. Aber wir müssen lernen, konstant zu spielen." Eine Zwischenbilanz:
88:58 in Hamburg, nun 87:54 in Heidelberg – wenn die Baskets in dieser Runde auswärts siegen, dann lassen sie's richtig krachen. Demgegenüber stehen außer einem bei Play-off-Ambitionen nötigen Heimsieg gegen Braunschweig (84:76) und einer erwartbaren Niederlage in München (64:87) noch eine 60:78-Heimklatsche gegen Ludwigsburg und eine unnötige 68:70-Niederlage zu Hause gegen Chemnitz. Aktuell erscheinen die Baskets noch als Wundertüte: Man weiß nicht wirklich, was in ihnen steckt. Nach der Niederlage gegen Chemnitz in der Schlusssekunde war Filipovski richtig stinkig, vor allem, "weil wir 36 Minuten lang geführt und dann noch verloren haben. Wir haben in der Woche sehr hart an den Fehlern gearbeitet". Das hat sich ausgezahlt. Die Verteidigung war bislang nicht die größte Baustelle. Das Problem war die Offensive und das fehlende Zusammenspiel. Viel zu oft wurde versucht, durch Einzelaktionen Körbe zu erzwingen.
In Heidelberg war, wie in Hamburg, die giftige und sehr effektive Defense zwar der Grundstein zum Erfolg: 89 Punkte hatte Heidelberg in seinen sechs Partien zuvor durchschnittlich pro Spiel erzielt – die Baskets gestatteten ihnen gerade einmal 54. Aber mindestens genauso wichtig war: Der Ball zirkulierte in der Offensive zumindest phasenweise viel ansehnlicher und zielstrebiger durch die Reihen, auch wenn abermals lediglich zwölf Assists dabei heraussprangen, was freilich etwas paradox erscheinen mag. Teilweise war das tatsächlich sehr hübsch anzusehen, was die Baskets im Badischen bei dem am Ende höchsten Auswärtssieg ihrer Bundesliga-Geschichte aufs Parkett zauberten. "Wir haben wirklich gut verteidigt und den Spielplan gut umgesetzt", sagt Filipovski. Wichtiger als die Vorlagen sind ihm die Ballverluste. Die Baskets passten in Heidelberg wesentlich besser aufs Spielgerät auf als zuletzt: Nur zehn Turnover produzierten sie, gegen Chemnitz waren's noch 19. Zur ganzen Wahrheit dieses Abends gehört freilich auch, dass die Heidelberger sich in dieser Verfassung nachhaltig um einen Abstiegsplatz bewerben.
Isaiah Washington machte 24 Punkte, Javon Bess 18, Otis Livingston 17 – alle anderen blieben einstellig. Auch das spricht dafür, dass das Mannschaftsspiel noch ausbaufähig ist. Sei's drum: Die Trefferquote in Heidelberg war für bisherige Baskets-Verhältnisse außergewöhnlich gut. Fast jeder zweite Wurf aus dem Feld (47 Prozent) fand das Ziel. Und sogar mehr als jeder zweite Versuch aus der Ferne: 15 der 29 Dreier (52 Prozent) rauschten durch die Reuse, wobei die zuletzt beide am Knöchel angeschlagenen Washington (8 von 12) und Bess (4 von 5) alleine für zwölf der 15 verantwortlich waren. Und es ist eine herausfordernde Aufgabe für Statistik-Nerds herauszufinden, ob es überhaupt schon mal einen Akteur im Baskets-Leibchen gab, der in einer Partie acht Dreier versenkte. "Es war eine lange Trainingswoche, wir haben hart gearbeitet. Unser Coach hatte einen guten Gameplan, und wir waren bereit für dieses Spiel", meinte Washington. Sein Trainer betont, dass es keine einfache Woche gewesen sei, weil die Knöchelverletzungen der beiden ihren Einsatz lange infrage gestellt hatten.
"Ich bin nicht gut im Verlieren", sagt Filipovski, und auch, wenn es nur ein Telefonat ist: Begleitet man ihn schon ein Weilchen und hat auch mal außerhalb einer Halle mit ihm geplaudert, ahnt man, dass er bei diesem Satz schelmisch grinst. Und dann ganz ernsthaft ergänzt: "Ich muss geduldig bleiben. Wir dürfen nicht vergessen: Wir haben ein ganz neues Team, das sich noch viel besser kennenlernen muss. Die Spieler müssen auch die Systeme noch besser lernen. Wir haben noch keine Automatismen." Sagt man ihm dann, dass es ja zuvorderst seine Aufgabe ist, diese Automatismen im Spiel einzupflanzen, antwortet er: "Natürlich ist das meine Aufgabe. Ich kann die Samen säen, und dann kann der Baum wachsen. Aber dann weiß ich immer noch nicht, ob die Äpfel auch wachsen." Man ist geneigt zu wünschen: gute Ernte.