Die lange Fahrt hat sich gelohnt: Nicht nur für die Baskets. Bestimmt freute sich das gute Dutzend angereister Fans vom Würzburger Basketball-Bundesligisten mindestens genauso wie die Spieler und Trainer über diese Überraschung. Das konnte man sehen, kurz vor sieben Uhr am frühen Sonntagabend, als sie in der Ecke unter der Videoleinwand in der Arena im Hamburger Inselpark gemeinsam den 88:58-Sieg (37:36) über die Veolia Hamburg Towers bejubelten.
Die Baskets legten los wie die Feuerwehr: Dank einer unglaublich aggressiven Defensive und Dreiern von Isaiah Washington und Maximilian Ugrai sowie einem Drei-Punkte-Spiel von Zac Seljaas führten die Würzburger nach gut drei Minuten schon 9:0. Die Hamburger mussten fast vier Minuten warten, ehe ihr neuer Center Aleksander Dziewa die ersten beiden Punkte für die Towers erzielte. Wovon sich das Team von Trainer Sasa Filipovski erst einmal aber keineswegs beirren ließen: Als Otis Livingston nach fünfeinhalb Minuten seine ersten beiden Punkte korblegte, lagen die Gäste sogar erstmals zweistellig vorne: 13:2.
Weil dann aber die Hamburger besser in ihren offensiven Rhythmus kamen, die Würzburger etwas die Konzentration verloren, vor allem in der Defensive, und sich einige selten unnötige Fehler erlaubten, kassierten die Baskets einen 0:10-Lauf. Dennoch konnten sie dann noch mit einem Fünf-Zähler-Vorsprung in den zweiten Abschnitt gehen (17:12).
Kleines Scheibenschießen im zweiten Abschnitt
Der begann mit einem kleinen Scheibenschießen, das nicht untypisch war für diese Partie, in der es Dreier oder besser: Dreierversuche regnete. Nach 140 Sekunden traf Mark Hughes zum ersten Remis seit dem Sprungball, in einer Partie (21:21) zweier Teams, die nun kurzzeitig auf Augenhöhe angekommen waren. Nach zweimaligem Rückstand hatten es die Baskets dann ihrem Spielmacher Livingston zu verdanken, der die erste Hälfte mit einem Buzzerbeater aus der Ferne beendete, mit dem knappsten aller Vorsprünge in die Pause gehen zu können (37:36).
"Auf geht's Towers. Das dritte Viertel ist wichtig", sprach der Hallensprecher kurz vor Beginn der zweiten Hälfte via Mikrofon ins Hallenviereck. Er wusste da noch nicht, wie richtig er liegen sollte. Die 3100 Menschen in der Halle im Hamburger Problemstadtteil Wilhelmsburg durften fortan glauben, ein Déjà-vu zu haben in diesem zwar sehr unterhaltsamen, mitunter aber auch ziemlich zerfahrenen Basketballspiel.
Nach einem kassierten Dreier legten die Baskets prompt erneut einen 9:0-Lauf aufs Parkett. Diesmal hielten sie die Konzentration hoch, ließen die Hamburger nicht zurückkommen – und bauten den Lauf auf ein 18:0 zum 58:42 aus. Damit war der Wille der Hamburger gebrochen, und deren Gegenwehr erlosch von Minute zu Minute mehr. Ihnen gelangen in den zweiten 20 Minuten gerade einmal 20 Punkte. "Der Schlüssel war die Verteidigung", meinte Würzburgs mit 23 Punkten Treffsicherster Darius Perry.
Zac Seljaas humpelt vom Feld
Doch damit nicht genug: Die Baskets gaben sich mit der überaus komfortablen 19-Punkte-Führung vor dem Schlussabschnitt keineswegs zufrieden, kaperten die edel-optics.de-Arena dann vollends und bauten die Führung nun spielerisch locker zum 88:58-Sieg aus. Einziger Wermutstropfen bei den Würzburgern: Zac Seljaas humpelte, an zwei Seiten gestützt, sechs Minuten vor Schluss vom Parkett, nachdem er umgeknickt war. Die Diagnose steht noch aus.
Was dieser bestimmt nicht einmal von den eingefleischtesten aller Baskets-Fans erwartete Erfolg wert sein kann, könnte sich schon am nächsten Freitag, 6. Oktober, zeigen, wenn Play-off-Kandidat Ludwigsburg nach Würzburg kommt. Die Hamburger hatten vergangenen Freitag noch 87:79 bei den Stuttgarter Vorstädtern nach einer starken Vorstellung gesiegt – und fuhren direkt nach der Partie mit dem Bus durch die Nacht nach Hause, wo sie gegen 6 Uhr am Samstagmorgen ankamen. Was die Baskets-Leistung bestimmt nicht schmälern soll: Aber vielleicht hingen den Towers vor allem in der entscheidenden Phase auch die Reisestrapazen noch ein wenig im Kreuz.
Die Baskets stiegen erst am zweiten Spieltag in die Liga an, da ihre angesetzte Saisonpremiere gegen Göttingen verlegt werden musste, weil die Niedersachsen sich bei einem Turnier im türkischen Serik für die Champions League qualifizieren wollten. Das blieb ihnen nach einer 84:96-Niederlage gegen Den Bosch verwehrt. Die Göttinger treten nun im Europe Cup an, also in jenem internationalen Wettbewerb, in dem die Baskets 2019 das Finale gegen Dinamo Sassari knapp verloren hatten.