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Basketball: Bundesliga
Niederlage in letzter Sekunde gegen Chemnitz: Woran es im Spiel der Würzburg Baskets aktuell hapert
Nach der dritten Niederlage im fünften Spiel rutschen Würzburgs Bundesliga-Korbjäger ins Tabellen-Mittelfeld ab. Kampfgeist und Moral sind am Ende nicht genug.
Für Otis Livingston II und die Würzburg Baskets läuft es momentan einfach nicht.
Foto: Julien Becker | Für Otis Livingston II und die Würzburg Baskets läuft es momentan einfach nicht.
Stefan Mantel
 |  aktualisiert: 09.11.2023 02:58 Uhr

Die Partie war offiziell noch gar nicht beendet, da brachen sich die Emotionen auf beiden Seiten Bahn. Während die Schiedsrichter die spielentscheidende Szene aus mehreren Kamera-Perspektiven im "Instant Replay" nochmal unter die Lupe nahmen, um festzustellen, ob der Ball vor Ertönen der Schluss-Sirene die Hand von Wesley van Beck verlassen hatte, feixten die Chemnitzer Korbjäger und ihr Anhang bereits ob des sich anbahnenden Sieges. Die Würzburger ihrerseits standen mit versteinerten Mienen auf dem Parkett und betrachteten auf der großen Leinwand hinter der Korbanlage das herannahende Unbill. Am Ende war die Entscheidung der Referees über alle Zweifel erhaben, Millisekunden vor Spielende tippte der US-Amerikaner im Niners-Trikot den Ball zum entscheidenden 70:68-Erfolg für sein Team in den Korb.

Die spielentscheidende Szene: Wesley van Beck punktet in letzter Sekunde zum 70:68 für Chemnitz.
Foto: Julien Becker | Die spielentscheidende Szene: Wesley van Beck punktet in letzter Sekunde zum 70:68 für Chemnitz.

Während die Gäste damit wettbewerbsübergreifend den neunten Sieg in Serie bejubeln durften, rutschen Würzburgs Bundesliga-Basketballer nach der dritten Saison-Niederlage im fünften Spiel ins Mittelfeld ab. "Es war ein großartiger Kampf von beiden Seiten. Aber bei uns gab es zu viele Auf und Abs im Spiel, und am Ende sind wir bestraft worden", resümierte ein sichtlich angefressener Baskets-Cheftrainer Saša Filipovski.

Mit lang anhaltendem, aufmunterndem Applaus schickten jene der 2796 Zuschauerinnen und Zuschauer in der gut gefüllten tectake-Arena, die es mit den Würzburgern hielten, die Mannschaft nach dem bitteren Schlussakkord in die Kabine. Und doch blieb nicht nur bei ihnen der schale Eindruck zurück, dass trotz des Kampfgeistes und aller Moral, die die Gastgeber zeigten, als sie in der Schlussminute einen 63:68-Rückstand nochmal ausgleichen konnten, mehr drin gewesen wäre gegen die mit lediglich sieben eingesetzten Spielern angetretenen Chemnitzer.

Traurige Gesichter gab es bei den Baskets nach der Last-Minute-Niederlage gegen Chemnitz.
Foto: Julien Becker | Traurige Gesichter gab es bei den Baskets nach der Last-Minute-Niederlage gegen Chemnitz.

Vielmehr zeigte die Partie, in der die Würzburger bis ins Schlussviertel hinein teilweise zweistellig geführt hatten, woran es im Spiel der Baskets aktuell hakt. Durchschnittlich nur 72,8 Punkte pro Partie erzielen sie bislang – Minus-Wert in der Liga. Auch im offensiven Zusammenspiel ist keine Mannschaft derzeit schwächer als die Mainfranken. Gerade 11,6 Korbvorlagen im Schnitt verteilen sie pro Spiel, gegen Chemnitz waren es sogar nur lausige sieben Assists. Das US-Duo Otis Livingston II und Darius Perry, hauptberuflich für den Spielaufbau und damit die Abläufe im Angriff zuständig, ist mehr auf den eigenen Abschluss als die Mitspieler fokussiert. Beide waren zwar mit zusammen 33 Punkten die Top-Scorer gegen Chemnitz, jedoch nur ein einziger Pass der Spielmacher führte am Samstagabend zu einem direkten Korberfolg der Mitspieler – ein indisktutabler Wert.

"Wir sind noch früh in der Saison, die Ausführung unserer Systeme wird sicher besser werden."
Owen Klassen, Baskets-Center

"Wir sind noch früh in der Saison, die Ausführung unserer Systeme wird sicher besser werden. Aber wir müssen auch mehr Optionen finden", mahnte Baskets-Center Owen Klassen an. Der Kanadier, letzte Saison bei Pokalfinalist Oldenburg mit einer tragenden Rolle, erwischte am Samstag keinen guten Tag, leistete sich sechs Ballverluste, erzielte nur zwei Zähler und musste mit fünf Fouls früh vom Feld. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der 2,08-Meter-Mann kaum einmal entsprechend seiner Fähigkeiten in Szene gesetzt wird. Zu oft muss sich der 32-Jährige in Eins-gegen-Eins-Duellen unter dem Korb aufreiben, anstatt beispielsweise im "Pick-and-Roll" – Block stellen und dann zum Korb abrollen – seine athletischen Vorteile ausspielen zu können. Gleiches gilt für den zweiten "Großen" im Team, Rückkehrer Max Ugrai, der bislang auch überhaupt noch nicht so zur Entfaltung kommt wie zuletzt in Heidelberg, wo er einer der Leistungsträger im Team war.

Kann seine Stärken bisher nicht ausspielen: Baskets-Center Owen Klassen
Foto: Julien Becker | Kann seine Stärken bisher nicht ausspielen: Baskets-Center Owen Klassen

Viel Arbeit also für Filipovski, der trotz oder gerade wegen der unglücklichen Niederlage nicht zu hart mit seinem Team ins Gericht gehen wollte: "In den wichtigen Phasen haben wir unverantwortlich gespielt und durch einige schlechte Entscheidungen im Schlussviertel ein Chemnitzer Comeback ermöglicht. Aber die Mannschaft arbeitet hart, die Team-Chemie stimmt. Wir müssen lernen, den Job zu Ende zu bringen und eine Führung in einen Sieg zu verwandeln."

Wie schwer ist die Verletzung von Guard Isaiah Washington?

Personell mussten die Baskets vor Spielbeginn den Ausfall von US-Guard Isaiah Washington, beim vorherigen 84:76-Heimsieg gegen Braunschweig mit 19 Punkten noch Top-Scorer seiner Mannschaft, verkraften. Er war am Freitag im Training umgeknickt. Die Hoffnung, bis Samstag wieder einsatzfähig zu sein, erfüllte sich nicht – im Gegenteil. Eine MRT-Untersuchung an diesem Montag wird Aufschluss über die Schwere der Verletzung geben. Da mit den Langzeitverletzten Julius Böhmer (Schambeinentzündung) und Bazou Kone (Sprunggelenk) bereits zwei Guards mittelfristig ausfallen, wird es allmählich eng auf den kleinen Positionen.

Am kommenden Samstag geht es für die Baskets bei den MLP Academics Heidelberg weiter. Sprungball dieser vielleicht schon richtungsweisenden Partie ist um 20 Uhr im SNP-Dome.

Basketball-Bundesliga, Männer:
Würzburg Baskets – Niners Chemnitz 68:70 (20:16, 39:32, 51:44)


Würzburg: Livingston 19/1 Dreier, Perry 14/2, Seljaas 13 (10 Rebounds), Welp 9/2, Ugrai 4, Sidibe 4, Bess 3, Klassen 2 (9 Rebounds), Hoffmann.
Chemnitz: Garrett 18/2 (10 Rebounds), Landsdowne 15/2, van Beck 13/3, Uguak 11/3, Richter 6 (9 Rebounds), Kajami-Keane 5/1, Ongwae 2.
Rebounds: 41 - 34
Vorlagen: 7 - 20
Ballverluste: 19 - 16
Treffer aus dem Feld: 25/57 (44 %) - 28/67 (42 %)
Dreier: 5/19 (26 %) - 11/27 (41 %)
Freiwürfe: 13/19 (68 %) - 3/5 (60 %)
Zuschauende: 2796

 
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