Vor dem Sprungball noch schallte Stevie Wonders "Happy Birthday" durch die Halle, und ganz bestimmt hatten sich die Spieler von Syntainics MBC auch fest vorgenommen, ihren Trainer mit dem vierten Sieg in Folge zu beschenken. Predrag Krunic, der 2009 mit den EWE Baskets Oldenburg deutscher Meister geworden war, wurde am Montag 56 Jahre alt - und er hat sicherlich schon freudigere Geburtstage gefeiert. Denn Basketball-Bundesligist Würzburg Baskets gefiel sich in der Rolle des Party-Crashers, beendete die kleine Serie des MBC, holte sich mit dem letztlich souverän herausgespielten 88:72 (37:39) seinen dritten Auswärtssieg und glich die Rundenbilanz auf 4:4 aus.
Die Partie zwischen dem gastgebenden Berlin-Schreck, der zuletzt mit 108:75 Alba in der Hauptstadt deklassiert hatte, und dem Ulm-Erschrecker, der den deutschen Meister gleich zweimal in den Schwitzkasten genommen hatte, sich letztlich aber beide Male knapp geschlagen geben musste, entwickelte sich flott zu einer netten Montagabendunterhaltung. Nach einem 8:0-Turbostart der Hausherren in den ersten 89 Sekunden und einem 11:1 nach zweieinhalb Minuten konterten die Baskets mit einem 9:0-Lauf, den Javon Bess mit einem fein herausgespielten Dreier einleitete und Owen Klassen von der Linie aus vollendete.
Fortan hielt vor allem Liga-Urgestein John Bryant, der inzwischen auch schon 36 Jahre auf dem Buckel hat, aber im Schnitt immer noch 13 Minuten übers Parkett stakst, den MBC in Führung und im Spiel: mit Rebounds, seiner Präsenz unter den Körben und mit sechs Punkten. Javon Bess gelang nach gut sechs Minuten mit seinem zweiten Dreier erstmals seit dem Sprungball wieder der Ausgleich, die erste Führung der Gäste besorgte dann Isaiah Washington mit einem zirkusreifen Korbleger zum 22:20. Für das 24:22 nach den ersten zehn Minuten sorgte der US-Amerikaner dann auch.
Grundlegend änderte sich im zweiten Abschnitt erst einmal nicht allzu viel: Es blieb eine enge Angelegenheit. Zwar konnten sich die Baskets zwischenzeitlich mehrfach mit sechs Punkten absetzen (30:24, 32:26, 34:28), verloren dann aber in der – über die gesamte Partie betrachtet enorm starken – Defensive wieder etwas den Zugriff. Weshalb die Hausherren immer in Schlagdistanz bleiben konnten. Aufbauspieler Diante Baldwin sorgte dann mit einem spektakulären Buzzerbeater-Dreier sogar für die 39:37-Halbzeitführung des MBC.
In der zweiten Hälfte kam dann nach gut drei Minuten erstmals auch so richtig Leben in die bei weitem nicht vollständig gefüllte, 3000 Menschen Platz bietende Weißenfelser Stadthalle. Es waren die 116 Sekunden des Zac Seljaas, der sich anschließend bei jedem Ballkontakt Pfiffe anhören durfte. Erst versenkte der US-Amerikaner einen seiner insgesamt drei Dreier zur 45:41-Führung der Baskets, Bess erhöhte auf sechs Vorsprung. Dann bekam Stephon Jelks ein Unsportliches Foul nach einer Attacke gegen Seljaas gepfiffen. Der Würzburger versenkte beide Freiwürfe zur Acht-Punkte-Führung (49:41). Die Baskets blieben in Ballbesitz. In der nächsten Aktion gerieten Jelks und Seljaas erneut aneinander. Die Folgen: ein Technisches Foul gegen Jelks (was dessen Arbeitsabend beendete), ein verwandelter Freiwurf von Seljaas.
Ein Pfeifkonzert und "Schieber, Schieber"-Rufe hallten durch die Arena, die Seljaas schnell wieder beruhigte: mit dem nächsten Dreier zur 53:41-Führung. Zwar halbierten die Hausherren dann noch einmal ihren Rückstand kurzzeitig, gingen dennoch mit zehn hinten ins Schlussviertel, in dem die Baskets dann ab der 33. Minute nicht mehr viel Federlesens machten und ihren 68:62-Vorsprung mit einem 14:1-Lauf innerhalb von gut drei Minuten auf 19 Punkte (82:63) ausbauten und so die Begegnung frühzeitig entschieden.
Viel Zeit zur Regeneration bleibt den Würzburgern nach der Rückfahrt durch die schneeverregnete Nacht nicht: Bereits kommenden Freitag (20 Uhr) empfangen sie das Überraschungsteam der bisherigen Spielzeit, Aufsteiger Rasta Vechta, der nach sechs Siegen und drei Niederlagen auf dem dritten Rang logiert.