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STEILPASS-SERIE
Nach dem Rückzug: Daniel Sauer über die Zeit bei den Würzburger Kickers und Beleidigungen von gegnerischen Fans
Der ehemalige Handball-Profi und Vorstandsvorsitzende der Kickers blickt auf intensive Jahre im Spitzensport zurück. Heute hat er einen neuen Job und spielt Tennis mit zwei Prominenten.
Daniel Sauer 2020 als Vorstandsvorsitzender der Würzburger Kickers im Dallenberg-Stadion. Der ehemalige Kickers-Boss arbeitet heute in der freien Wirtschaft.
Foto: Thomas Obermeier | Daniel Sauer 2020 als Vorstandsvorsitzender der Würzburger Kickers im Dallenberg-Stadion. Der ehemalige Kickers-Boss arbeitet heute in der freien Wirtschaft.
Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:34 Uhr

Daniel Sauer (41) war zehn Jahre lang Handball-Profi, vier Jahre zusammen mit seinem Vater Roland Sauer Geschäftsführer bei seinem Heimatverein Rimparer Wölfe und anschließend Vorstandsvorsitzender der Würzburger Kickers. Mit seinem Rückzug aus dem Fußball im Sommer 2021 zog sich Sauer auch aus der Öffentlichkeit zurück. Zwei Jahre später spricht er nun im Steilpass-Interview über seine aktive Karriere in der Handball-Bundesliga, die intensive Zeit beim ehemaligen Fußball-Zweitligisten, die Kritik an ihm und seinen neuen Job.

Frage: Wer hat Sie angespielt?

Daniel Sauer: Das war Alf Mintzel. Wir haben in der Jugend beim ASV Rimpar zusammen Fußball gespielt. Er hat mir mein letztes Tor mit einem Steilpass aufgelegt. Über die Jahre hatten wir immer wieder Kontakt, weil wir uns beispielsweise über Spieler, die wir zu den Kickers nach Würzburg holen wollten und die er kannte, bei ihm informiert haben.

Wieso ist es nicht gelungen, Alf Minztel selbst zu den Kickers zu holen?

Sauer: Dazu war er in Wiesbaden zu verwurzelt. Es wäre natürlich eine schöne Geschichte gewesen. Es kam daher leider nie zu einem konkreten Angebot, auch wenn wir öfter mal lose über die Idee gesprochen haben. So viele Würzburger mit dieser Qualität gab es nicht, deshalb haben wir uns natürlich damit beschäftigt.

Wie war Ihr Laufweg?

Sauer: Ich habe in der Jugend Fußball, Tennis und Handball gespielt, und mich dann für Handball entschieden. Bis ich 20 war, blieb ich in Rimpar. Dann bekam ich das Angebot aus Bad Neustadt, wo ich zweite Liga spielen konnte. Nach zwei Jahren ging es nach Balingen, wo ich 2006 in die Bundesliga aufgestiegen bin und sechs Jahre in der ersten Liga spielen durfte. Meine Karriere habe ich dann bei meinem Heimatverein in Rimpar beendet. 2013 sind wir mit Rimpar in die zweite Bundesliga aufgestiegen, was natürlich für uns als Dorfverein damals der Höhepunkt war.

In Balingen war Rolf Brack Ihr Trainer, der im März überraschend gestorben ist. Welche Rolle spielte der "Handball-Professor" für Ihre Karriere?

Sauer: Er war eine Art Mentor und hat mich sehr gefördert. Und er begeisterte mich mit seinen innovativen Ansätzen: Er war der Erste, der auf die Idee kam, den Torhüter im Angriff auszuwechseln und einen siebten Feldspieler einzusetzen. Die Idee, den Kreisläufer am Außenspieler zu positionieren, wo sie sich gegen kleinere und körperlich schwächere besser durchsetzen können, ist eine weitere Innovation, die Brack aus dem Basketball in den Handball importiert hat. Sein Training war sehr anstrengend, aber seine harte Hand, seine professionelle Einstellung und seine Mentalität waren für mein restliches Leben unglaublich prägend.

Was macht die Karriere neben der Karriere?

Sauer: Ich habe zunächst in Würzburg und dann in Tübingen Betriebswirtschaftslehre studiert und als Diplom-Kaufmann abgeschlossen. An der Fernuniversität in Hagen habe ich im Anschluss mit einer Firma aus Balingen meine Doktorarbeit begonnen, konnte sie aber nicht beenden, weil ich erst Geschäftsführer bei den Rimparer Wölfen und dann von 2015 bis 2021 Vorstandsvorsitzender bei den Würzburger Kickers war. Nach meiner Zeit beim FWK  habe ich die Doktorarbeit zum Abschluss gebracht und bin in die freie Wirtschaft zur VAYATHOPA Holding GmbH gewechselt und dort als Chief Financial Officer verantwortlich für den gesamten kaufmännischen Bereich der mehr als 20 Unternehmen innerhalb der Unternehmensgruppe.

Sie haben als ehemaliger Handballer im Alter von 34 Jahren mit den Kickers einen Fußball-Drittligisten übernommen. Wie gingen Sie mit der großen Verantwortung um?

Sauer: Ich habe mich nie vor Verantwortung gescheut und schon als junger Spieler in Balingen Führungsaufgaben übernommen. Es ist wichtig, im Leben voranzugehen und Verantwortung zu übernehmen. Eines meiner Mottos ist: Es gibt keine falschen oder richtigen Entscheidungen! Wenn man von einer Sache überzeugt ist, muss man diese treffen, da es in dem Moment immer die richtige Entscheidung ist. Ob sie dann gut oder schlecht war, zeigt sich erst später, wenn man sie reflektiert. Das ist etwas, was mir heute in der Gesellschaft auch fehlt: Der Mut, Entscheidungen zu treffen und nicht die Verantwortung weiterzuschieben. Am Ende des Tages waren es sechs erfolgreiche Jahre im Profifußball, die mich extrem geprägt haben und in denen wir Würzburg auf die Fußballlandkarte gebracht haben, auch wenn wir sicher auch Fehlentscheidungen getroffen haben.

Während Ihrer Zeit bei den Kickers wurde Ihnen immer wieder vorgeworfen, dass Sie als Handballer ja keinen Plan von Fußball hätten. Wie sind Sie mit dieser doch teilweise recht persönlichen Kritik umgegangen?

Sauer: Persönlich nahe ging mir das nicht, solche Dinge haben mich eher motiviert. Ich kenne das von meiner Karriere als Handballer. Wenn einen 15.000 Zuschauer auspfeifen, wie es mir z. B. in Mannheim und Hamburg passiert ist, war das schon immer ein Ansporn, noch mehr Gas geben zu geben.

Ihre Zeit bei den Kickers war mit zwei Aufstiegen in die zweite Bundesliga sehr arbeitsintensiv. Wie haben Sie die sechs Jahre verkraftet?

Sauer: Wenn man im Sport arbeitet, weiß man, was auf einen zukommt. 2021 war der richtige Zeitpunkt, wieder in die freie Wirtschaft zurückzukehren. Wenn ich noch länger im Sport geblieben wäre, hätte ich mit Mitte 40 wahrscheinlich nicht mehr die Möglichkeit dazu gehabt. Außerdem wollte ich auch endlich meine Doktorarbeit abschließen.

Sind Sie dann zur Ruhe gekommen?

Sauer: Es hat einige Monate gedauert, und es war zu Beginn sehr ungewohnt. Nicht mehr 24 Stunden sieben Tage die Woche verfügbar sein zu müssen, war doch etwas ganz anderes. In den sechs Jahren bei den Kickers und in den vier Jahren bei den Wölfen war das immer mein Anspruch, um voranzugehen und die Vereine erfolgreich zu entwickeln.

Verfolgen Sie die Entwicklung der Kickers aktuell noch?

Sauer: Ja, es waren sechs schöne Jahre und es ist seit dem 3x3-Projekt viel dort entstanden. Zu meinem Start war schon eine große Euphorie zu spüren, und durch die Jahre im Profifußball sind viele positive Dinge entstanden. Was mich sehr freut, ist, dass der Zuspruch immer noch enorm ist. Die Kickers haben den schwierigen Umschwung geschafft und ich hoffe, dass es sportlich gut weitergeht, und der Verein wieder dahin zurückkehrt, wo er hingehört: in den Profifußball.

Es gibt noch einen Verein, der durch den Abstieg in die Dritte Liga mit einem Umschwung konfrontiert ist. Wie verfolgen Sie die Entwicklung bei den Handballern der Wölfe Würzburg?

Sauer: Da bin ich familiär noch etwas näher dran, weil mein Vater ja geschäftsführender Gesellschafter ist. Die zehn Jahre in der zweiten Liga waren besonders, und ich freue mich, dass so erfahrene Identifikationsfiguren wie Patrick Schmidt, Steffen Kaufmann oder Dominik Schömig bereit sind, den Umschwung mit vielen jungen Spielern einzuleiten. Es ist weiterhin ein spannendes Projekt, dass es sich lohnt, zu unterstützen.

Können Sie sich vorstellen, noch mal für die Wölfe zu arbeiten?

Sauer: Nein, das wird nicht passieren. Es war damals eine schöne Zeit, als wir alle zusammen den Weg in die 2. Bundesliga geschafft haben, aber ich bin jetzt ausgefüllt mit meiner Rolle in der freien Wirtschaft. Der Handball hat mir den Weg in den Profifußball geebnet, wo es auch nach den Kickers einige Optionen gab. Mal sehen, was die Zukunft noch bringt, aber im Moment fühle ich mich sehr wohl in der freien Wirtschaft.

Sie haben Ihre Familie eben schon angesprochen. Sie teilen sich eine Doppelhaushälfte mit Ihrem Bruder, direkt neben Ihrem Elternhaus. Gehen Sie sich gegenseitig da nicht irgendwann auf die Nerven?

Sauer: Wir haben einen starken Familienzusammenhalt und verstehen uns alle super. Dennoch hat jeder auch die Möglichkeit, sich zurückzuziehen. Das funktioniert meistens auch sehr gut.

Sie spielen bei den "Herren 30" der TG Würzburg Tennis und haben da einige recht prominente Teamkollegen. Sie sind da eher einer der "kleineren Fische".

Sauer: Ja, ich war zumindest noch nie Fahnenträger bei den Olympischen Spielen.

Im Gegensatz zu Timo Boll oder Dirk Nowitzki.

Sauer: Genau die meine ich. Sie sind bei uns gemeldet, spielen aber nur sehr selten. Aber alle zusammen ist das echt eine coole Truppe. Ich selbst freue mich, wieder mehr Zeit für Mannschaftssport zu haben und regelmäßig zu spielen. Gegen meine Teamkollegen oder andere Mannschaften zu spielen und danach dumme Sprüche auszuteilen oder zu kassieren, hat mir schon gefehlt.

Wen spielen Sie an?

Sauer: Kresimir Loncar, den Manager der Würzburg Baskets. Wir sind schon lange befreundet, seine Frau Hanna kommt auch aus Rimpar.

Das Interview-Format "Steilpass"

In unserem Interview-Format "Steilpass" übernehmen die Interviewten die Regie. Am Ende des Gespräches dürfen sie entscheiden, wer als Nächstes an der Reihe ist, von uns befragt zu werden – sie spielen also den nächsten Protagonisten oder die nächste Protagonistin an.
Quelle: cam

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