
Er hat seinen Sport wie kaum ein Zweiter gelebt und auch im Frankenland tiefe Spuren hinterlassen: der als Handball-Professor bekannt gewordene Rolf Brack ist tot. Er starb in der Nacht auf Dienstag im Alter von 69 Jahren überraschend nach einer urologischen Operation, wie die "Stuttgarter Nachrichten" am Vormittag als erstes berichteten. Brack war von August 2016 bis Oktober 2017 für den Handball-Zweitligisten Wölfe Würzburg offiziell als Berater aktiv, während Matthias Obinger die Mannschaft trainierte. Anschließend coachte Brack mit Frisch Auf Göppingen (2017/18) und dem HC Erlangen (2020) kurzzeitig noch einmal zwei Erstligisten. Nach der Freistellung von Ceven Klatt am 21. Mai 2021 wurde Brack dann für sechs Spiele zur Interimslösung bei den Wölfen, ehe der jetzige Trainer Julian Thomann planmäßig im Sommer 2021 übernahm.

Brack galt als enger Vertrauter der Familie Sauer. Nahezu zeitgleich kamen 2004 Brack als Trainer und Rückraumspieler Daniel Sauer, der ältere Sohn des langjährigen Wölfe-Geschäftsführers Roland Sauer, zum HBW Balingen-Weilstetten, stiegen zwei Jahre später gemeinsam in die Bundesliga auf und blieben dort für längere Zeit. Brack trug entscheidend zum Höhenflug des Klubs vom Fuße der Schwäbischen Alb bei. Auch den späteren Rimparer Trainer und Ex-Kreisläufer Jens Bürkle trainierte Brack in Balingen. Erst im Dezember 2013 trennte sich der Klub aufgrund einer Durststrecke vom gebürtigen Kirner (Rheinland-Pfalz), der schon vorher Erfolge im Ostfildener Stadtteil Scharnhausen und in Pfullendorf feiern konnte. Im darauf folgenden Sommer heuerte der promovierte und habilitierte Sportwissenschaftler der Universität Stuttgart als Trainer der Schweizerischen Nationalmannschaft an.
Nach dieser Zeit beriet der Tausendsassa die Rimparer nebenberuflich, vor allem den damaligen Trainer Obinger. Das DJK-Eigengewächs erreichte die schockierende Nachricht am Dienstagmorgen im Zug auf dem Weg zu einem Vortrag nach Dortmund. "Es ist erschütternd. Er war mein wichtigster Mentor. Praktisch alles, was mich im Handball als Trainer nach vorne gebracht hat, habe ich ihm zu verdanken. Rolfs Tod ist für die gesamte Handballwelt ein herber Verlust", so Obinger in einer ersten Reaktion. In einem Interview mit dieser Redaktion sagte Brack im August 2016: "Ich hatte bisher immer ein Näschen dafür, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Und ich glaube, die Erfolgswahrscheinlichkeit von Projekten ganz gut einschätzen zu können." Am Ende jener Saison wären die Wölfe um ein Haar in die Bundesliga aufgestiegen.
Im Mai 2021 kehrte der dann 67-Jährige noch einmal für sechs Spiele nach Rimpar zurück, eine Art Freundschaftsdienst für die Familie Sauer. Brack, ein leidenschaftlicher Angler, pendelte von seinem Lebensmittelpunkt in Scharnhausen nach Mainfranken. Von der ersten Sekunde an bekamen Team und Umfeld die Akribie des Handball-Gurus zu spüren. Er versuchte – sowohl konditionell als auch spielerisch – aus den Wölfen das Maximale herauszuholen.
Rolf Brack war einer der Ersten, die auf den siebten Feldspieler setzten
Brack verschloss sich auch nicht vor Innovationen in seinem Sport. Im Gegenteil: Er war einer der ersten, die auf den siebten Feldspieler setzten. Folgerichtig gab Brack auch als Dozent sein Wissen unter anderem bei Lehrgängen an ambitionierte Trainer weiter, darunter waren etwa Bundestrainer Alfred Gislason und Ralf Rangnick, heutiger Teammanager der österreichischen Fußballnationalmannschaft. Noch im Januar saß Brack gemeinsam mit Markus Baur beim Abschiedsspiel von Ex-Nationalspieler Martin Strobel in Balingen auf der Bank.
Die Wölfe Würzburg bekundeten ihre Trauer über den plötzlichen Tod Bracks auf dem Facebook-Vereinsauftritt. Brack hinterlässt seine Frau, zwei erwachsene Söhne und vier Enkel.