Der gebürtige Haslocher Markus Geyer erlernte das Fußballspielen nicht etwa in Bayern, sondern im benachbarten Baden-Württemberg. Mittlerweile ist der 46-Jährige als Trainer in der Kreisliga Würzburg 2 beim FV Helmstadt angekommen und dort auch sehr erfolgreich. Ein Gespräch über die Unterschiede zwischen den beiden Bundesländern, Zusammenhalt, frühere Erfolge und das Aufstiegsrennen mit seinem aktuellen Verein.
Markus Geyer: Mich hat Christoph Zanetti angespielt. Er ist Spielertrainer beim TSV Homburg und mit seiner Mannschaft ein Konkurrent in der Spitzengruppe der Kreisliga 2. Als ich in Stadtprozelten als Spielertrainer war, kam er damals in der Winterpause aus Alzenau, wo er Regionalliga gespielt hatte. Auf dem berühmten Homburger Weinfest waren wir zusammen noch nicht, dafür öfter auf Kirchweihveranstaltungen am Untermain.
Geyer: Ich habe mit sieben Jahren bei Viktoria Wertheim angefangen, also in Baden-Württemberg, und habe dort von der E-bis zur A-Jugend gespielt. Nach einem Jahr im Herrenbereich und insgesamt 13 Jahren bei der Viktoria wechselte ich auf die andere Mainseite nach Stadtprozelten, wo auch mein Vater früher gespielt hatte. Damals war ich noch klassischer Manndecker oder im defensiven Mittelfeld. Wir haben in der Kreis-, Bezirks- und Bezirksoberliga, die es damals noch gab, gespielt. Ab 2007 war ich dort auch zwei Jahre als Spielertrainer tätig. Danach ging ich in die Heimat meiner Frau nach Helmstadt, wo wir ein Haus gebaut und mittlerweile zwei Kinder (17 und 14) haben. Nach zwei Jahren wechselte ich noch mal für vier Jahre ins Badische als Spielertrainer zum SV Dertingen und anschließend für drei Jahre als Spielertrainer zu Holzkirchen-Remlingen. Nach einem Jahr Pause übernahm ich dann in Helmstadt erst die U 15, dann die U 17 und schließlich im Sommer 2021 die Kreisliga-Mannschaft.
Geyer: Der bayerische Fußball ist etwas körperbetonter. Auch die Spielklassen-Einteilung ist nicht ganz miteinander zu vergleichen, da ist Bayern zumindest im unteren Amateurbereich noch etwas stärker. Vom technischen Aspekt gesehen sind die Badener annähernd gleichwertig.
Geyer: Bei uns in Wertheim wurde auf Technik viel Wert gelegt. Da gehörte die Grätsche einfach nicht zur Tagesordnung. Wir haben auch früh die Viererkette eingeführt. Das hat natürlich auch viel mit der Spielklasse, den Trainern und der Vereinsphilosophie zu tun.
Geyer: Wir hatten früher bei der Viktoria in Wertheim einen Kunstrasenplatz, auf dem man ganzjährig richtig gut trainieren konnte. Das hat einen Einfluss auf die technische Ausbildung, gerade im Jugendbereich. Da werden die Weichen für den Herrenbereich gestellt. Heutzutage gibt es im Umkreis, sowohl im Badischen wie im Bayerischen, zahlreiche richtig gute Kunstrasenplätze.
Geyer: Ich habe mal die C-Lizenz gemacht, aber ich bin keiner dieser "Laptop-Trainer". Ich habe im Laufe meines Fußballerlebens einiges von meinen Trainern aufgeschnappt, mir davon das Positive herausgezogen und so meine eigene Philosophie entwickelt. Dazu lese ich das eine oder andere in Büchern und im Internet. In den unteren Klassen muss man nicht zwingend nach Oberhaching, um alle Lizenzen zu machen. Im Amateurbereich ist das taktische meiner Meinung nach nicht das Wichtigste, da sollte der Spaßfaktor einen größeren Stellenwert einnehmen. Auch der Umgang im Team und das Zwischenmenschliche sind Faktoren. Wo ein Wille, da ein Weg.
Geyer: Jeder Trainerkollege hat seine eigene Philosophie und Vorstellung von diesem Sport. Es gibt nicht den einen perfekten Weg, weil jede Mannschaft auch unterschiedliche Charaktere hat. Als wir mit Stadtprozelten von der Kreisliga bis in die Bezirksoberliga aufgestiegen sind, lag das auch daran, dass wir ein geiles Team waren. Der Zusammenhalt entstand durch viele gemeinsame Feiern. Das gibt es heute leider in vielen Vereinen gar nicht mehr so.
Geyer: Das hat dazu geführt, dass viele, die schon kurz davor waren aufzuhören, auch endgültig aufgehört haben. Außerdem sind die sportlichen wie privaten Angebote vielfältiger geworden. Da haben die letzten Jahre viele Lücken hinterlassen, leider auch bei den Helfern von Veranstaltungen.
Geyer: Ich habe bei der Firma Pink in Wertheim eine Ausbildung zum Industriemechaniker und anschließend eine Weiterbildung zum Industriemeister gemacht. Heute bin ich Abteilungsleiter. Dieses Jahr sind es 30 Jahre.
Geyer: Mit der A-Jugend sind wir damals in die Verbandsliga aufgestiegen und durften unter anderem gegen Waldhof Mannheim, Sandhausen, den Karlsruher SC und weitere namhafte Vereine in der höchsten badischen Jugendliga spielen, das war schon etwas Besonderes auch für den Umkreis. Dazu natürlich die beiden Aufstiege mit Stadtprozelten bis in die Bezirksoberliga und der Landkreispokal, den wir nach drei Siegen in Folge dauerhaft behalten durften. In den vier Jahren beim SV Dertingen gelangen auch zwei Aufstiege bis in die damalige Bezirksliga. Leider waren auch mal Abstiege dabei, aber auch diese prägen einen in einer sportlichen Laufbahn.
Geyer: Noch sind wir nicht aufgestiegen, aber wir haben es selbst in der Hand. Waldbrunn, Birkenfeld und Homburg sind noch nah dran. Gerade Waldbrunn und Homburg sind als Aufsteiger gut dabei und Birkenfeld ist zu Beginn von den meisten Teams als Titelaspirant genannt worden. Das gibt eine interessante Rückrunde.
Geyer: Ich spiele Zajo Desic an. Er war mein Spieler in Stadtprozelten und hat früher in der Jugend mal in Helmstadt gespielt, dann bei den Würzburger Kickers. Wir haben zwar nur ein halbes Jahr zusammengearbeitet, aber danach noch öfter um den Ball gekämpft.
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