zurück
Steilpass
Von Baden nach Bayern: Helmstadts Fußball-Trainer Markus Geyer kennt beide Seiten und die Unterschiede
Mit dem FV Helmstadt steht er an der Kreisliga-Spitze. Es wäre nicht der erste Aufstieg für Markus Geyer, der in seiner Fußball-Karriere schon viel erlebt hat.
Markus Geyer ist als Trainer an der Seitenlinie immer mit vollem Einsatz dabei. Derzeit trainiert der 46-Jährige den FV Helmstadt in der Kreisliga Würzburg 2.
Foto: Yvonne Vogeltanz | Markus Geyer ist als Trainer an der Seitenlinie immer mit vollem Einsatz dabei. Derzeit trainiert der 46-Jährige den FV Helmstadt in der Kreisliga Würzburg 2.
Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:43 Uhr

Der gebürtige Haslocher Markus Geyer erlernte das Fußballspielen nicht etwa in Bayern, sondern im benachbarten Baden-Württemberg. Mittlerweile ist der 46-Jährige als Trainer in der Kreisliga Würzburg 2 beim FV Helmstadt angekommen und dort auch sehr erfolgreich. Ein Gespräch über die Unterschiede zwischen den beiden Bundesländern, Zusammenhalt, frühere Erfolge und das Aufstiegsrennen mit seinem aktuellen Verein.

Frage: Wer hat Sie angespielt?

Markus Geyer: Mich hat Christoph Zanetti angespielt. Er ist Spielertrainer beim TSV Homburg und mit seiner Mannschaft ein Konkurrent in der Spitzengruppe der Kreisliga 2. Als ich in Stadtprozelten als Spielertrainer war, kam er damals in der Winterpause aus Alzenau, wo er Regionalliga gespielt hatte. Auf dem berühmten Homburger Weinfest waren wir zusammen noch nicht, dafür öfter auf Kirchweihveranstaltungen am Untermain.

Wie war Ihr Laufweg?

Geyer: Ich habe mit sieben Jahren bei Viktoria Wertheim angefangen, also in Baden-Württemberg, und habe dort von der E-bis zur A-Jugend gespielt. Nach einem Jahr im Herrenbereich und insgesamt 13 Jahren bei der Viktoria wechselte ich auf die andere Mainseite nach Stadtprozelten, wo auch mein Vater früher gespielt hatte. Damals war ich noch klassischer Manndecker oder im defensiven Mittelfeld. Wir haben in der Kreis-, Bezirks- und Bezirksoberliga, die es damals noch gab, gespielt. Ab 2007 war ich dort auch zwei Jahre als Spielertrainer tätig. Danach ging ich in die Heimat meiner Frau nach Helmstadt, wo wir ein Haus gebaut und mittlerweile zwei Kinder (17 und 14) haben. Nach zwei Jahren wechselte ich noch mal für vier Jahre ins Badische als Spielertrainer zum SV Dertingen und anschließend für drei Jahre als Spielertrainer zu Holzkirchen-Remlingen. Nach einem Jahr Pause übernahm ich dann in Helmstadt erst die U 15, dann die U 17 und schließlich im Sommer 2021 die Kreisliga-Mannschaft.

Wie ist der Unterschied zwischen dem bayerischen und badischen Fußball?

Geyer: Der bayerische Fußball ist etwas körperbetonter. Auch die Spielklassen-Einteilung ist nicht ganz miteinander zu vergleichen, da ist Bayern zumindest im unteren Amateurbereich noch etwas stärker. Vom technischen Aspekt gesehen sind die Badener annähernd gleichwertig.

Woran liegt das?

Geyer: Bei uns in Wertheim wurde auf Technik viel Wert gelegt. Da gehörte die Grätsche einfach nicht zur Tagesordnung. Wir haben auch früh die Viererkette eingeführt. Das hat natürlich auch viel mit der Spielklasse, den Trainern und der Vereinsphilosophie zu tun.

In Baden gibt es auch mehr Kunstrasenplätze.

Geyer:  Wir hatten früher bei der Viktoria in Wertheim einen Kunstrasenplatz, auf dem man ganzjährig richtig gut trainieren konnte. Das hat einen Einfluss auf die technische Ausbildung, gerade im Jugendbereich. Da werden die Weichen für den Herrenbereich gestellt. Heutzutage gibt es im Umkreis, sowohl im Badischen wie im Bayerischen, zahlreiche richtig gute Kunstrasenplätze.

2013 stand Markus Geyer (vorne) noch selbst auf dem Feld, damals im Badischen für den SV Dertingen. Mittlerweile ist der 46-Jährige Trainer beim FV Helmstadt in der Kreisliga Würzburg 2.
Foto: Patrick Beuchert | 2013 stand Markus Geyer (vorne) noch selbst auf dem Feld, damals im Badischen für den SV Dertingen. Mittlerweile ist der 46-Jährige Trainer beim FV Helmstadt in der Kreisliga Würzburg 2.
Haben Sie Trainerlizenzen erworben?

Geyer: Ich habe mal die C-Lizenz gemacht, aber ich bin keiner dieser "Laptop-Trainer". Ich habe im Laufe meines Fußballerlebens einiges von meinen Trainern aufgeschnappt, mir davon das Positive herausgezogen und so meine eigene Philosophie entwickelt. Dazu lese ich das eine oder andere in Büchern und im Internet. In den unteren Klassen muss man nicht zwingend nach Oberhaching, um alle Lizenzen zu machen. Im Amateurbereich ist das taktische meiner Meinung nach nicht das Wichtigste, da sollte der Spaßfaktor einen größeren Stellenwert einnehmen. Auch der Umgang im Team und das Zwischenmenschliche sind Faktoren. Wo ein Wille, da ein Weg.

Haben Sie dazu einen Geheimtipp für andere Trainer?

Geyer: Jeder Trainerkollege hat seine eigene Philosophie und Vorstellung von diesem Sport. Es gibt nicht den einen perfekten Weg, weil jede Mannschaft auch unterschiedliche Charaktere hat. Als wir mit Stadtprozelten von der Kreisliga bis in die Bezirksoberliga aufgestiegen sind, lag das auch daran, dass wir ein geiles Team waren. Der Zusammenhalt entstand durch viele gemeinsame Feiern. Das gibt es heute leider in vielen Vereinen gar nicht mehr so.

Liegt das etwa auch an Corona?

Geyer: Das hat dazu geführt, dass viele, die schon kurz davor waren aufzuhören, auch endgültig aufgehört haben. Außerdem sind die sportlichen wie privaten Angebote vielfältiger geworden. Da haben die letzten Jahre viele Lücken hinterlassen, leider auch bei den Helfern von Veranstaltungen.

Was macht die Karriere neben der Karriere?

Geyer: Ich habe bei der Firma Pink in Wertheim eine Ausbildung zum Industriemechaniker und anschließend eine Weiterbildung zum Industriemeister gemacht. Heute bin ich Abteilungsleiter. Dieses Jahr sind es 30 Jahre.

Was waren Ihre größten Erfolge?

Geyer: Mit der A-Jugend sind wir damals in die Verbandsliga aufgestiegen und durften unter anderem gegen Waldhof Mannheim, Sandhausen, den Karlsruher SC und weitere namhafte Vereine in der höchsten badischen Jugendliga spielen, das war schon etwas Besonderes auch für den Umkreis. Dazu natürlich die beiden Aufstiege mit Stadtprozelten bis in die Bezirksoberliga und der Landkreispokal, den wir nach drei Siegen in Folge dauerhaft behalten durften. In den vier Jahren beim SV Dertingen gelangen auch zwei Aufstiege bis in die damalige Bezirksliga. Leider waren auch mal Abstiege dabei, aber auch diese prägen einen in einer sportlichen Laufbahn. 

Und der Aufstieg mit Helmstadt im kommenden Sommer?

Geyer: Noch sind wir nicht aufgestiegen, aber wir haben es selbst in der Hand. Waldbrunn, Birkenfeld und Homburg sind noch nah dran. Gerade Waldbrunn und Homburg sind als Aufsteiger gut dabei und Birkenfeld ist zu Beginn von den meisten Teams als Titelaspirant genannt worden. Das gibt eine interessante Rückrunde. 

Wen spielen Sie an?

Geyer: Ich spiele Zajo Desic an. Er war mein Spieler in Stadtprozelten und hat früher in der Jugend mal in Helmstadt gespielt, dann bei den Würzburger Kickers. Wir haben zwar nur ein halbes Jahr zusammengearbeitet, aber danach noch öfter um den Ball gekämpft.

Das Interview-Format "Steilpass"

In unserem Interview-Format "Steilpass" übernehmen die Interviewten die Regie. Am Ende des Gespräches dürfen sie entscheiden, wer als Nächstes an der Reihe ist, von uns befragt zu werden – sie spielen also den nächsten Protagonisten oder die nächste Protagonistin an.
Quelle: cam

Hier finden sie weitere Steilpass-Interviews:

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Helmstadt
Wertheim
Dorfprozelten
Tim Eisenberger
Christoph Hoffmann
FC Würzburger Kickers
Fußballspiele
Fußballtrainer
Geyen
Karlsruher SC
Kreisliga Würzburg 2
Rainer Koch
SV Greußenheim
Spielertrainer
Steilpass
TSV Uettingen
Weinfeste
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top