Zajo Desic spielt mittlerweile in der Kreisliga Würzburg 2. Der 39-Jährige kann auf eine bewegte Karriere im Würzburger Raum zurückblicken und spielte mit den Würzburger Kickers 2012 sogar noch mal in der Regionalliga. Im Steilpass-Interview spricht der Stürmer über die Karriere seiner Schwester, die Unterschiede zwischen dem Würzburger FV und den Würzburger Kickers und seine Jugend bei der SpVgg Greuther Fürth.
Zajo Desic: Markus Geyer hat mich angespielt. Richtig kennengelernt haben wir uns, als ich kurz unter ihm in Stadtprozelten gespielt habe für drei Monate. Wir sehen uns immer wieder mal auf den Plätzen der Kreisliga.
Desic: Ich wurde in Montenegro geboren, als meine Eltern dort im Heimaturlaub waren. Mein Vater kam Anfang der 1970er-Jahre als Gastarbeiter nach Deutschland. Aufgewachsen bin ich zunächst in Klingenberg am Main und dann in Dertingen. Deshalb habe ich meine ersten fußballerischen Schritte auch beim FC Helmstadt gemacht, ehe ich dann in der C-Jugend zum Würzburger FV und in der A-Jugend zur SpVgg Greuther Fürth ging. Für den Herrenbereich kehrte ich nach Würzburg zurück, allerdings ging ich damals zu den Kickers. Über Gerbrunn, die dann leider insolvent waren. Aus berüflichen Gründen zog es mich zunächst in die Kreisliga nach Stadtprozelten und dann aber wieder zum FV. Nach dem Abstieg aus der Bayernliga kehrte ich noch mal zu den Kickers zurück und konnte mit den Rothosen 2012 sogar noch mal in der Regionalliga spielen.
Desic: Mein Papa hat mich immer nach Würzburg gefahren und der Verein bezahlte den ICE nach Nürnberg. Dort wurden wir meistens am Hauptbahnhof abgeholt. Es war stressig und auch die schulischen Leistungen haben gelitten, aber es war eine sehr schöne Erfahrung. Ich habe damals beispielsweise mit dem späteren Nationalspieler Heiko Westermann zusammengespielt.
Desic: Ich hab nach meiner Mittleren Reife eine Ausbildung zum Kaufmann in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft gemacht und danach bei der Vogel Immobilien in Würzburg gearbeitet. Über mehrere Stationen bin ich nun in bei der Firma Rauch Möbel in Freudenberg am Main gelandet. Dort arbeite ich seit über 15 Jahren und wohne mit meiner Familie in Wertheim. Ich habe drei Kinder und bin verheiratet. Die zwei Jungs spielen auch schon Fußball.
Desic: Beim FV war es immer etwas familiärer. Da wurde weniger Wert auf das Drumherum und mehr auf Fußball gelegt haben. Der Verein hat damals viel in die Jugend investiert. Ich wurde sogar in Dertingen abgeholt, um zum Training zu kommen. Das sind einfach 30 Kilometer Fahrt. Sie haben dort alles versucht, was möglich war. Der FV war schon immer mehr der Arbeiterverein. Bei den Kickers war alles etwas größer. Sie haben immer groß gedacht und wollten schon damals gerne auf Profitum umstellen. Aber auch bei den Kickers hat sich eine familiäre Stimmung entwickelt.
Desic: Ich war damals in Schollbrunn Spielertrainer und er spielte bei Karbach. Im Nachhinein war das schon witzig. Er hat einen Sahnetag erwischt, ich eher nicht. Er erwähnt das manchmal noch, aber mittlerweile kann ich darüber lachen. Er spielt jetzt zum Glück in meiner Mannschaft.
Desic: Ich finde es ein bisschen schade, dass sie erst spät den Schritt gegangen ist. Sie ist halt sehr heimatverbunden und hat einen anderen Weg gewählt. Ich freue mich sehr für sie, wir sind auch sehr stolz auf sie. Sie war viel mit der Nationalmannschaft Montenegros unterwegs. Was gibt es Schöneres, als mal gegen die deutsche Auswahl zu spielen und das Spiel wird in der ARD übertragen.
Desic: Medina ist neun Jahre, Medin sogar 14 Jahre jünger als ich. Ich war natürlich jeden Tag nach der Schule auf dem Bolzplatz. Für mich gab es damals eigentlich nur Fußball. Meine Geschwister waren auch schon früh immer bei allen Spielen dabei.
Desic: Medina und ich ja, Medin war in der Jugend bei den Kickers und beim FV auch mal Verteidiger. Medin hat andere Qualitäten, spielt aber jetzt in der Kreisliga auch offensiver.
Desic: Ja, natürlich. Es gibt Höhen und Tiefen im Fußball. Wir sprechen auch darüber, wie ich mit Problemen umgegangen bin. Fußball ist viel Psychologie, da ist der Austausch wichtig.
Desic: Nachdem wir jetzt schon so viel über meine Schwester gesprochen haben, würde ich den Ball zu ihr nach Leipzig spielen. Sie sind aktuell auf Platz eins in der Zweiten Frauen-Bundesliga. Mich würde interessieren, ob sie da als Stürmerin mittlerweile mehr nach hinten mitarbeitet.
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