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Fußball
Teure Relegation: Zahlreiche Vereine aus der Region müssen tief in die Tasche greifen, weil ihre Fans "zündelten"
In den Fußball-Relegationsspielen kam an vielen Orten Pyrotechnik zum Einsatz. Warum das verboten ist und die Vereine für ihre Fans vom Sportgericht in Haftung genommen werden.
Bengalos für den Aufstieg: Wird auf dem Sportplatz 'gezündelt', wie hier von den Spielern der DJK Dürrfeld/Obereuerheim nach dem gewonnenen Relegationsspiel gegen den SC Lußberg, wird es teuer. 
Foto: Ryan Evans | Bengalos für den Aufstieg: Wird auf dem Sportplatz "gezündelt", wie hier von den Spielern der DJK Dürrfeld/Obereuerheim nach dem gewonnenen Relegationsspiel gegen den SC Lußberg, wird es teuer. 
Daniel Rathgeber
,  Matthias Lewin
 und  Uli Sommerkorn
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:44 Uhr

Pyrotechnik, bengalische Feuer, Rauchschwaden. Bei den Relegationsspielen im Bezirk Unterfranken war das vielerorts eine beliebte Begleitung der Fans. Beliebt, aber auch gefährlich und letztlich sogar teuer. Die Sportgerichte in Unterfranken hatten in den vergangenen Tagen zusammen 17 Fälle auf dem Tisch, die sich mit dieser "Fankultur" befassten.

Einen mittleren dreistelligen Betrag fordert der Verband von den Vereinen ein, deren Anhänger oder Spieler während oder nach den Partien "zündelten". "Es ist doch schade für die Vereine, wenn die Einnahmen durch die Relegation mit der Geldstrafe gleich wieder zunichte gemacht werden", appelliert Hans-Peter Heimbeck, der Vorsitzende des Bezirkssportgerichts, an Fußballfans, die Feuerwerkskörper zuhause zu lassen.

Feierten ausgelassen, aber verboten: Die Anhänger des TuS Frammersbach nach der Meisterschaft in der Bezirksliga West.
Foto: Julien Becker | Feierten ausgelassen, aber verboten: Die Anhänger des TuS Frammersbach nach der Meisterschaft in der Bezirksliga West.

Die Sportgerichte haben ganz klare Vorgaben

Die Strafen für die Vereine seien unumgänglich. Bekommen die Gerichte eine entsprechende Anzeige der jeweiligen Spielleiter, gebe es "null Toleranz", der Verband habe da "ganz klare Vorgaben".

Heimbeck weiß zwar, dass die Vereine kaum etwas tun können, um das Hereinschmuggeln von Feuerwerkskörpern zu unterbinden. Taschenkontrollen, wie sie beispielsweise der TV Königsberg beim Relegationsspiel zwischen dem TSV Burgpreppach und dem SC Stettfeld vorgenommen hat, "sind für einen A-Klassisten nur schwer zu organisieren", weiß der oberste Sportrichter in Unterfranken um die Realität. "Die ausrichtenden Vereine werden aber auch nicht bestraft. Dafür die Vereine, deren Lager das Zündeln eindeutig zuzuordnen ist". 

Den bestraften Vereinen bleibe allerdings die Möglichkeit, sich die Geldstrafen von den eigentlichen Tätern zurückzuholen. Heimbeck weiß aber auch, dass viele Vereine davor zurückschrecken, weil sie ihre Fans damit vergraulen könnten.

Dem Bezirkssportrichter ist klar, dass in der heutigen Fankultur das Abbrennen von Feuerwerkskörpern "einfach dazugehört". Gleichzeitig warnt er vor den Gefahren: Feuerwerk im Zusammenspiel mit Alkohol könnte zu ernsthaften Verletzungen führen.

Auf Bezirksebene selbst habe es nur zwei Fälle gegeben, die Heimbeck und seine Beisitzer ahnden mussten. In der Partie zwischen dem SV Mechenhard und dem SV Birkenfeld (Relegation zur Bezirksliga West) feierten die Anhänger etwas zu "heiß", das Sportgericht verhängte 500 Euro Strafe.

Einen weiteren Fall gab es im "Endspiel" um die Meisterschaft in der Bezirksliga West zwischen dem TuS Frammersbach und dem ASV Rimpar. Die Frammersbacher feierten ihren Aufstieg in die Landesliga etwas zu ausgelassen und bekamen ebenfalls einen mittleren dreistelligen Betrag als Strafe aufgebrummt.

Ein vom Sportgericht nicht zu bestrafendes Feuerwerk lieferten vermutlich Anhänger des FV 04 Würzburg, die nach dem geschafften Klassenerhalt in der Bayernliga ihre Raketen vom nahe gelegenen Weinberg in den Himmel steigen ließen. "Da fehlt uns die Handhabe, weil es außerhalb des Sportgeländes war", erzählt Heimbeck.

Vier Fälle im Fußballkreis Würzburg

Blaue Rauchschwaden in Ochsenfurt: Die Fans der SG Randersacker bejubeln den Aufstieg in die Kreisliga. 
Foto: Heiko Becker | Blaue Rauchschwaden in Ochsenfurt: Die Fans der SG Randersacker bejubeln den Aufstieg in die Kreisliga. 

Das Kreissportgericht des Fußball-Kreises Würzburg hat in vier Fällen Strafen von jeweils 300 Euro verhängt, weil Anhänger von Vereinen während der Relegation Pyrotechnik gezündet hatten. Bestraft wurden der SV Waldbrunn, der SV Erlenbach, die SG Randersacker und die FG Marktbreit-Martinsheim II. "Es waren keine schwerwiegenden Vorfälle, die jeweils schnell unterbunden wurden", begründet der Vorsitzende des Kreissportgerichts, Werner Pfeifer, warum es jeweils nur die Mindeststrafe gegeben habe.

Ein Indiz dafür, dass das Zünden von Feuerwerkskörpern nicht mehr nur eine spontane Freudenbekundung ist, sondern mittlerweile so etwas wie „Relegations-Folklore“, beweist die Relegations-Partie zur Kreisliga Würzburg am 28. Mai in Uettingen: Hier zündelten nicht nur die Anhänger des mit 2:0 nach Verlängerung siegreichen SV Waldbrunn, sondern auch Fans des unterlegenen SV Erlenbach.

Drei Fälle in der Rhön

Die Fans der SpVgg Sulzdorf/Bundorf nach dem gewonnenen Relegationsspiel gegen die SG Obererthal I/Frankenbrunn I/Thulba II.
Foto: Rudi Dümpert | Die Fans der SpVgg Sulzdorf/Bundorf nach dem gewonnenen Relegationsspiel gegen die SG Obererthal I/Frankenbrunn I/Thulba II.

Im Kreis Rhön beschäftigte sich das Sportgericht mit drei Fällen – und blieb bei den Geldstrafen ebenfalls am unteren Ende der Skala. 300 Euro muss die SG Brendlorenzen/Windshausen zahlen, die die den Titelgewinn in der A-Klasse Rhön 3 feierte, indem sie auf dem Sportplatz in Mittelstreu Pyrotechnik zündete.

Meisterfeier in Blau und Rot: Die SG Brendlorenzen/Windshausen muss für den Titel tief ins Vereinssäckel greifen.
Foto: Anand Anders | Meisterfeier in Blau und Rot: Die SG Brendlorenzen/Windshausen muss für den Titel tief ins Vereinssäckel greifen.

Jeweils 350 Euro werden für den TSV Ostheim und die SpVgg Sulzdorf/Bundorf fällig. Warum, begründet Manfred Schneider, der Vorsitzende des Kreissportgerichts Rhön. Die Ostheimer Fans hätten wegen des Zündens von Pyrotechnik beim Relegationsspiel gegen die SG Oberelsbach/Ober-Unterwaldbehrungen für eine kurzzeitige Spielunterbrechung gesorgt und bei den Sulzdorfer Feierlichkeiten nach dem Relegationsspiel gegen die SG Obererthal I/Frankenbrunn I/Thulba II seien sogenannte bengalische Feuer gezündet worden. 

Acht Fälle im Fußballkreis Schweinfurt

Trotz des verpassten Aufstieg zündete der Anhang der SG Dittelbrunn in Steinsfeld Rauchbomben. 
Foto: Ralf Naumann | Trotz des verpassten Aufstieg zündete der Anhang der SG Dittelbrunn in Steinsfeld Rauchbomben. 

In Aidhausen zog sich ein Ordner Brandverletzungen zu

Sogar acht Fälle hatte das Kreissportgericht Schweinfurt zu bearbeiten. 500 Euro muss die SG Üchtelhausen-Zell berappen, weil sich durch das Feuerwerk ihrer Anhänger ein Ordner des TSV Aidhausen Brandverletzungen an der Hand zugezogen hatte. "Glücklicherweise waren es nur Brandblasen", erklärt Günther Stottele, Vorsitzender des Kreissportgerichts Schweinfurt.

Die SG Dürrfeld/Obereuerheim muss 400 Euro aufbringen, da die DJK-Spieler ihrer Freude über den 3:0-Sieg auf dem Platz mit brennenden Stäben freien Lauf ließen. Hier hätte das Sportgericht auch die zu identifizierenden Spieler mit einer Spielsperre belegen können, "darauf haben wir allerdings verzichtet", so Stottele, "weil wir die Spieler anhand ihrer Passbilder identifizieren müssten, uns aber nicht als Ermittlungsbehörde sehen."

Ein mildes Urteil für den FC Kleinsteinach

Der FC Kleinsteinach, selbst gar nicht in der Relegation vertreten, fiel mit seinem Anhang gleich zweimal auf. Zum einen beim Spiel zwischen Dürrfeld/Obereuerheim und Lußberg am 26. Mai in Knetzgau, zum anderen am 28. Mai, beim Spiel zwischen Abersfeld/Löffelsterz/Reichmanshausen und Humprechtshausen. "Beide Fälle haben wir zusammengelegt", erklärt Stottele, warum der FC Kleinsteinach, dessen Vorsitzende sich schriftlich für die Vorfälle entschuldigt hatte, mit 350 Euro "recht günstig" davongekommen ist.

Jeweils 300 Euro Strafe gab es für die SG Dittelbrunn, die DJK Schwebenried/Schwemmelsbach, die SG Schleerieth und die SG Sennfeld.

 
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  • berndburgis
    Man sollte diese Bengalo-Dödel nicht als Fußball-Fan bezeichnen! Da wird das Wort Fan in ein sehr schlechtes Licht gestellt. Ist man ein "Fußballfan", wenn man seinem geliebten Verein nur schadet? Aber warum sollten die Amateur-Fans intelligenter sein als die Profi-Fans? Wir alle gehen schlechten Zeiten entgegen, aber die "Dummen" sind dabei wesentlich glücklicher, da sie es nicht merken!
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  • p-eschenbach@gmx.de
    Da schlagen die sogenannten Fans ihren Vereinen so richtig schön ins Gesicht. Die Ehrenamtlichen die sich das Jahr über den Hintern aufreißen sehen ihre Gewinne schwinden, es ist einfach traurig das sämtliche Unsitten aus den Stadien der Profis übernommen werden. Nur noch ich,ich,ich. Qou Vadis Fußballfans
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Eine Unsitte die zudem an Dummheit kaum zu übertreffen ist! Ich würde behaupten jedem sind die Regeln bekannt bzgl. Pyrotechnik beim Fußball.

    Wenn dann noch Spieler mitmischen (wie auf obigen Fotos) macht das nur noch sprachlos.

    Hier werden kleine Dorfvereine auf Kosten wissentlich geschädigt nur damit man selbst mit der Fackel in der Hand auf Instagram und vor Kumpels groß herauskommt.

    Dass Vereine, Vereinsmitglieder, Fans, Helfer und Unterstützer dafür mehrheitlich keinerlei Verständnis aufbringen ist diesen Vereinsschädigern scheinbar ziemlich egal. Hauptsache das eigene Ego wird vor seinesgleichen befriedigt.

    Ich würde mich in Grund und Boden schämen, wenn ich so ein Verhalten an den Tag legen würde. Schön, dass die Täter auch mal abgebildet werden.
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