Pyrotechnik, bengalische Feuer, Rauchschwaden. Bei den Relegationsspielen im Bezirk Unterfranken war das vielerorts eine beliebte Begleitung der Fans. Beliebt, aber auch gefährlich und letztlich sogar teuer. Die Sportgerichte in Unterfranken hatten in den vergangenen Tagen zusammen 17 Fälle auf dem Tisch, die sich mit dieser "Fankultur" befassten.
Einen mittleren dreistelligen Betrag fordert der Verband von den Vereinen ein, deren Anhänger oder Spieler während oder nach den Partien "zündelten". "Es ist doch schade für die Vereine, wenn die Einnahmen durch die Relegation mit der Geldstrafe gleich wieder zunichte gemacht werden", appelliert Hans-Peter Heimbeck, der Vorsitzende des Bezirkssportgerichts, an Fußballfans, die Feuerwerkskörper zuhause zu lassen.
Die Sportgerichte haben ganz klare Vorgaben
Die Strafen für die Vereine seien unumgänglich. Bekommen die Gerichte eine entsprechende Anzeige der jeweiligen Spielleiter, gebe es "null Toleranz", der Verband habe da "ganz klare Vorgaben".
Heimbeck weiß zwar, dass die Vereine kaum etwas tun können, um das Hereinschmuggeln von Feuerwerkskörpern zu unterbinden. Taschenkontrollen, wie sie beispielsweise der TV Königsberg beim Relegationsspiel zwischen dem TSV Burgpreppach und dem SC Stettfeld vorgenommen hat, "sind für einen A-Klassisten nur schwer zu organisieren", weiß der oberste Sportrichter in Unterfranken um die Realität. "Die ausrichtenden Vereine werden aber auch nicht bestraft. Dafür die Vereine, deren Lager das Zündeln eindeutig zuzuordnen ist".
Den bestraften Vereinen bleibe allerdings die Möglichkeit, sich die Geldstrafen von den eigentlichen Tätern zurückzuholen. Heimbeck weiß aber auch, dass viele Vereine davor zurückschrecken, weil sie ihre Fans damit vergraulen könnten.
Dem Bezirkssportrichter ist klar, dass in der heutigen Fankultur das Abbrennen von Feuerwerkskörpern "einfach dazugehört". Gleichzeitig warnt er vor den Gefahren: Feuerwerk im Zusammenspiel mit Alkohol könnte zu ernsthaften Verletzungen führen.
Auf Bezirksebene selbst habe es nur zwei Fälle gegeben, die Heimbeck und seine Beisitzer ahnden mussten. In der Partie zwischen dem SV Mechenhard und dem SV Birkenfeld (Relegation zur Bezirksliga West) feierten die Anhänger etwas zu "heiß", das Sportgericht verhängte 500 Euro Strafe.
Einen weiteren Fall gab es im "Endspiel" um die Meisterschaft in der Bezirksliga West zwischen dem TuS Frammersbach und dem ASV Rimpar. Die Frammersbacher feierten ihren Aufstieg in die Landesliga etwas zu ausgelassen und bekamen ebenfalls einen mittleren dreistelligen Betrag als Strafe aufgebrummt.
Ein vom Sportgericht nicht zu bestrafendes Feuerwerk lieferten vermutlich Anhänger des FV 04 Würzburg, die nach dem geschafften Klassenerhalt in der Bayernliga ihre Raketen vom nahe gelegenen Weinberg in den Himmel steigen ließen. "Da fehlt uns die Handhabe, weil es außerhalb des Sportgeländes war", erzählt Heimbeck.
Vier Fälle im Fußballkreis Würzburg
Das Kreissportgericht des Fußball-Kreises Würzburg hat in vier Fällen Strafen von jeweils 300 Euro verhängt, weil Anhänger von Vereinen während der Relegation Pyrotechnik gezündet hatten. Bestraft wurden der SV Waldbrunn, der SV Erlenbach, die SG Randersacker und die FG Marktbreit-Martinsheim II. "Es waren keine schwerwiegenden Vorfälle, die jeweils schnell unterbunden wurden", begründet der Vorsitzende des Kreissportgerichts, Werner Pfeifer, warum es jeweils nur die Mindeststrafe gegeben habe.
Ein Indiz dafür, dass das Zünden von Feuerwerkskörpern nicht mehr nur eine spontane Freudenbekundung ist, sondern mittlerweile so etwas wie „Relegations-Folklore“, beweist die Relegations-Partie zur Kreisliga Würzburg am 28. Mai in Uettingen: Hier zündelten nicht nur die Anhänger des mit 2:0 nach Verlängerung siegreichen SV Waldbrunn, sondern auch Fans des unterlegenen SV Erlenbach.
Drei Fälle in der Rhön
Im Kreis Rhön beschäftigte sich das Sportgericht mit drei Fällen – und blieb bei den Geldstrafen ebenfalls am unteren Ende der Skala. 300 Euro muss die SG Brendlorenzen/Windshausen zahlen, die die den Titelgewinn in der A-Klasse Rhön 3 feierte, indem sie auf dem Sportplatz in Mittelstreu Pyrotechnik zündete.
Jeweils 350 Euro werden für den TSV Ostheim und die SpVgg Sulzdorf/Bundorf fällig. Warum, begründet Manfred Schneider, der Vorsitzende des Kreissportgerichts Rhön. Die Ostheimer Fans hätten wegen des Zündens von Pyrotechnik beim Relegationsspiel gegen die SG Oberelsbach/Ober-Unterwaldbehrungen für eine kurzzeitige Spielunterbrechung gesorgt und bei den Sulzdorfer Feierlichkeiten nach dem Relegationsspiel gegen die SG Obererthal I/Frankenbrunn I/Thulba II seien sogenannte bengalische Feuer gezündet worden.
Acht Fälle im Fußballkreis Schweinfurt
In Aidhausen zog sich ein Ordner Brandverletzungen zu
Sogar acht Fälle hatte das Kreissportgericht Schweinfurt zu bearbeiten. 500 Euro muss die SG Üchtelhausen-Zell berappen, weil sich durch das Feuerwerk ihrer Anhänger ein Ordner des TSV Aidhausen Brandverletzungen an der Hand zugezogen hatte. "Glücklicherweise waren es nur Brandblasen", erklärt Günther Stottele, Vorsitzender des Kreissportgerichts Schweinfurt.
Die SG Dürrfeld/Obereuerheim muss 400 Euro aufbringen, da die DJK-Spieler ihrer Freude über den 3:0-Sieg auf dem Platz mit brennenden Stäben freien Lauf ließen. Hier hätte das Sportgericht auch die zu identifizierenden Spieler mit einer Spielsperre belegen können, "darauf haben wir allerdings verzichtet", so Stottele, "weil wir die Spieler anhand ihrer Passbilder identifizieren müssten, uns aber nicht als Ermittlungsbehörde sehen."
Ein mildes Urteil für den FC Kleinsteinach
Der FC Kleinsteinach, selbst gar nicht in der Relegation vertreten, fiel mit seinem Anhang gleich zweimal auf. Zum einen beim Spiel zwischen Dürrfeld/Obereuerheim und Lußberg am 26. Mai in Knetzgau, zum anderen am 28. Mai, beim Spiel zwischen Abersfeld/Löffelsterz/Reichmanshausen und Humprechtshausen. "Beide Fälle haben wir zusammengelegt", erklärt Stottele, warum der FC Kleinsteinach, dessen Vorsitzende sich schriftlich für die Vorfälle entschuldigt hatte, mit 350 Euro "recht günstig" davongekommen ist.
Jeweils 300 Euro Strafe gab es für die SG Dittelbrunn, die DJK Schwebenried/Schwemmelsbach, die SG Schleerieth und die SG Sennfeld.
Wenn dann noch Spieler mitmischen (wie auf obigen Fotos) macht das nur noch sprachlos.
Hier werden kleine Dorfvereine auf Kosten wissentlich geschädigt nur damit man selbst mit der Fackel in der Hand auf Instagram und vor Kumpels groß herauskommt.
Dass Vereine, Vereinsmitglieder, Fans, Helfer und Unterstützer dafür mehrheitlich keinerlei Verständnis aufbringen ist diesen Vereinsschädigern scheinbar ziemlich egal. Hauptsache das eigene Ego wird vor seinesgleichen befriedigt.
Ich würde mich in Grund und Boden schämen, wenn ich so ein Verhalten an den Tag legen würde. Schön, dass die Täter auch mal abgebildet werden.