
Der FC 05 Schweinfurt wurde 1905 als Fußballclub gegründet, war über Jahrzehnte ein Mehrspartenverein mit zahlreichen weiteren Abteilungen, von denen heute nur noch die Gymnastik und Leichtathletik aktiv sind. Die Vereinsfarben sind schwarz-rot-grün. Aktuell hat der Verein rund 1500 Mitglieder.
Der Spitzname des FC Schweinfurt 05: die Schnüdel
Bundesweit bekannt sind die Nullfünfer als "die Schnüdel". Ein Wörtchen, das nichts mit Schweinen und etwa deren Nasen oder Ringelschwänzchen zu tun hat, sondern mit der Entwicklung des Leder-Spielballs.
Anfangs war die Außenhaut an einer Stelle verschnürt und dieser Knoten (regional "Schnüdel" genannt) sorgte gerade bei Kopfbällen oder Spannstößen für Schmerzen beim Kicker. Ganz abgesehen von den wenig planbaren Wegen des Balls beim Flachpass.
Der Schweinfurter Spenglermeister Fritz Stöcklein setzte dem 1920 mit seiner Erfindung des schnurlosen Balls ein Ende. Er platzierte ein aus Messingblech selbst gebasteltes, schraubbares Rückschlagventil zwischen den im Inneren liegenden, mit Luft gefüllten Gummiball und das Leder, das von einem Sattler sauber vernäht wurde.
Und weil Stöcklein nicht nur Leichtathlet bei der TG 48 war, sondern auch Faust- und Fußballer beim FC 05, hatte der Verein seinen bis heute gebräuchlichen Spitznamen weg.
Das Schweinfurter Stadion des FC 05
Spielstätte der Fußballer ist seit 1936 das eine Woche vor den Olympischen Spielen in Berlin eingeweihte Willy-Sachs-Stadion, das 2021 wegen der NS-Vergangenheit des Großindustriellen und Stadion-Stifters Willy Sachs unbenannt worden ist in Sachs-Stadion.
Der FC 05 erhielt von Sachs ein festgeschriebenes Erstnutzungsrecht aller Einrichtungen, einschließlich der Trainings- und Nebenplätze, so lange der Verein besteht. Das Eröffnungsspiel gegen den FC Schalke 04, den deutschen Meister von 1935, endete 2:2.

Das offizielle Fassungsvermögen betrug anfangs 22.000 und liegt aktuell bei 15.060 Zuschauenden. Knapp 900 haben Platz auf der unter Denkmalschutz stehenden Haupttribüne mit ihren markanten Glasflanken. Der Zuschauerrekord stammt aus dem Jahr 1954, das Freundschaftsspiel gegen den Vorjahresmeister 1. FC Kaiserslautern um Fritz und Otmar Walter sowie Werner Kohlmeyer und Horst Eckel sahen 22.500 Menschen. Zum 50. Vereinsjubiläum des FC 05 war 1955 der FC Everton zu Gast.

Das Stadion war Austragungsort einiger Leichtathletik-Vorentscheidungen der gesamtdeutschen Olympiamannschaft zu den Olympischen Spielen 1960 in Rom, der Faustball-Weltmeisterschaft 1972 und der Faustball-Europameisterschaft 2012.
2001 wurde es den DFB-Auflagen für die 2. Fußball-Bundesliga gemäß umgerüstet - unter anderem wurde eine gewaltige Flutlichtanlage gebaut. Geblieben ist die den kompletten Stehplatzbereich säumende Baumreihe - weshalb bis heute auch noch keine überdachte Gegengerade realisiert worden ist.
Die Erfolge des FC Schweinfurt 05
Bundesweite Beachtung erfuhren insbesondere die Fußballer. Der FC 05 nahm 1939 und 1942 an den Endrunden zur deutschen Meisterschaft teil, zog 1936 ins Pokal-Halbfinale ein, wo er mit 2:3 gegen den FC Schalke 04 den Kürzeren zog. 1942 stand der FC 05 im Achtelfinale um die deutsche Meisterschaft, scheiterte mit 1:2 an der SG SS Straßburg. 1939 und 42 waren die "Schnüdel" Meister der seinerzeit erstklassigen Gauliga.
Von 1945 bis 1963 gehörten die Nullfünfer ohne Unterbrechung der erstklassigen Oberliga Süd an, in der Saison 1954/55 schlossen sie diese als Tabellendritter ab. 1963 verpassten sie in der als Grundlage dienenden Zwölf-Jahres-Wertung knapp den Sprung in die neu gegründete Bundesliga. Erstmals seit 32 Jahren waren sie nicht erstklassig. 1966 scheiterten die Schweinfurter am Aufstieg, in einer Aufstiegsrunde mit Rot-Weiß Essen, St. Pauli Hamburg und dem FC Saarbrücken.

In den Spielzeiten 1974/75 (als Gründungsmitglied und letztlich Tabellendritter), 1975/76, 1990/91 und 2001/02 (unter ihrem langjährigen Erfolgstrainer Djuradj Vasic) spielten die Schweinfurter in der 2. Bundesliga. Unvergessen ist dabei die Meister-Saison 1989/90 in der Bayernliga - mit einem spektakulären Finale in München.
Unter Trainer Werner Lorant hatten die Schweinfurter von Beginn an vorn gelegen, dennoch hätte eine Niederlage am letzten Spieltag beim TSV 1860 nur Platz zwei bedeutet. Die packende Partie vor 32.000 Zuschauern im Grünwalder Stadion endete jedoch 3:3 und der FC 05 stand in der Aufstiegsrunde, wo er sich gegen den SSV Reutlingen, Rot-Weiß Frankfurt und Mitaufsteiger FSV Mainz 05 behauptete.

In der jüngeren DFB-Pokal-Geschichte schaffte es der FC 05 Schweinfurt (in den Jahren 1933, 1957 und 1958 Finalist des süddeutschen Pokalwettbewerbs) 1989 immerhin bis ins Achtelfinale, scheiterte dort mit 0:2 gegen Eintracht Braunschweig.
Zuletzt waren dreimal Erstligisten Endstation: 2017/18 Eintracht Frankfurt (1. Runde, 0:4) sowie 18/19 (2. Runde, 0:2) und 20/21 (1. Runde, 1:4) jeweils Schalke 04 Endstation. 1989, 1998 und 2013 war der FC 05 Bayernliga-Meister, nach der Corona-Saison 2019/2021 Regionalliga-Meister.

Die Insolvenz des FC 05 Schweinfurt
Das Zweitliga-Abenteuer 2001/02 sollte spätestens nach dem sofortigen Wiederabstieg einen fiesen Begleiter bekommen: eine Finanzkrise und im Schlepptau windige Geschäfte. Die Insolvenz der TV-Vermarktungsgesellschaft Kirch-Gruppe hatte den Verein einen hohen sechsstelligen Betrag an im Etat fest eingeplanten Fernsehgeldern gekostet. Im April 2003 erhielt Regionalligist FC 05 die Aufforderung der Deutschen Fußball-Liga (DFL), für die Lizenzerteilung nachzubessern.
Im Mai kündigt der damalige Präsident und Geldgeber Gerhard Hertlein nach seiner Wiederwahl an, dass er zusammen mit dem neuen Vize, einem bisher in Schweinfurt unbekannten Schwaben, den mit 900.000 Euro verschuldeten Verein aufpäppeln werde.
Letzterer, von dem sich zuvor der VfR Aalen nach Differenzen wegen eines Sponsoring-Konzepts getrennt hatte, versprach die Vermittlung einer Hauptsponsorin: Eine damals 64-Jährige, die einmal Minitrikots für Autofenster erfunden hat und wegen angeblichen Verstoßes gegen Patentrecht auf rund 250.000 Euro Schadensersatz klagte - die in den FC 05 Schweinfurt fließen sollten. Virtuelles Geld. Das Unternehmen war nach einer Insolvenz aus dem Handelsregister gestrichen, privat hatte die Frau ihre Mittellosigkeit eidesstattlich versichert.

Doch der (Schein-)Vertrag reichte der DFL für die Lizenzerteilung. Nur blieb das Geld aus, die Schulden wuchsen 2003 auf über 1,5 Millionen Euro. Gehaltsschecks platzten, der Ärmelsponsor, ein Vermarkter chinesischer Nahrungsergänzungsmittel, zahlte nicht. Weitere angebliche Investoren wie der Vertreiber von Energy Drinks oder ein thailändisches Medienunternehmen entpuppten sich als Fantasterei. Mitte Juni 2004 steht es fest: keine Regionalliga-Lizenz mehr für den FC 05.
Nach wenigen Wochen in der Bayernliga wurde offen von Insolvenz geredet. Im September 2004 erhielt der FC o5 eine Räumungsklage für die Geschäftsstelle. Präsident und Stellvertreter legten ihre Ämter nieder, ein "Zukunftsteam" um den späteren Vorsitzenden Edgar Gleinser übernahm.
Das Minus im Herbst 2004 betrug zwei Millionen Euro, Notvorstand Thomas End stellte den Insolvenzantrag, im März 2005 akzeptierte die Gläubigerversammlung den Insolvenzplan und ermöglichte so den Fortbestand des FC 05, der in der Landesliga einen Neuanfang starten durfte.
Die Gegenwart des FC 05 Schweinfurt
Seit der Saison 2013/14 ist der FC 05 Mitglied der Regionalliga Bayern, seit 2016 in Form einer ausgegliederten GmbH, deren Geschäftsführer Markus Wolf ist - gleichzeitig Hauptsponsor und auch Vorsitzender des Hauptvereins.

Der FC 05 Schweinfurt hatte sich den Aufstieg spätestens mit der Umstellung auf Profifußball im Jahr 2018 zum Ziel gesetzt und scheiterte 2021, als in einer Play-off-Runde ermittelter Meister der Corona-Saison 2019/21, knapp mit zwei 0:1-Niederlagen in der Relegation gegen den TSV Havelse. In den nachfolgenden Spielzeiten blieb der FC 05 jeweils hinter seinen Erwartungen zurück. 2023 war man sogar lange abstiegsgefährdet, schaffte nach einer späten Aufholjagd mit acht Siegen in den letzten neun Partien als Sechster noch souverän den Klassenerhalt. Ab der Saison 2023/24 spielt der FC 05 wieder unter Amateur-Bedingungen.
Die Nationalspieler des FC 05 Schweinfurt

- Albin Kitzinger absolvierte von 1935 bis 1942 in der deutschen Fußballnationalmannschaft 44 Länderspiele und erzielte zwei Tore. Vom Trainer der erfolgreichen italienischen Weltmeisterschaftsmannschaften von 1934 und 1938, Vittorio Pozzo, wurde Kitzinger 1938 in die erstmals gebildete Kontinentauswahl für das Spiel gegen England berufen. Zusammen mit Ander Kupfer bildete Kitzinger beim FC 05 und in der Nationalmannschaft ein legendäres Außenläufer-Paar. Er starb am 6. August 1970 im Alter von 58 Jahren.
- Ander Kupfer trug von 1937 bis 1950 44 mal das Trikot der deutschen Nationalmannschaft und schoss dabei ein Tor. Er galt in den 1930er Jahren als einer der weltbesten Außenläufer und wurde wie Kitzinger in die Kontinentauswahl berufen. Am 22. November 1950 war Kupfer im Spiel gegen die Schweiz der erste Kapitän der Nationalmannschaft der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland. Kupfer verstarb am 30. April 2001 kurz vor seinem 97. Geburtstag.
- Günter Bernard (geboren am 4. November 1939 in Schweinfurt) stand in der Oberliga bis 1963 für den FC 05 im Tor. In dieser Zeit absolvierte er zwei Länderspiele, drei weitere dann nach seinem Wechsel zu Bundesligist Werder Bremen, mit dem er 1965 deutscher Meister wurde. Er stand im Aufgebot für 1966 als Deutschland in England Vizeweltmeister geworden ist.
Weitere bekannte Spieler
- Paul Gorski (1945-53)
- Jakob Lotz (1936-52)
- Hans Stumpf (1936-48, später Würzburger Kickers)
- Ludwig Merz (1945-59)
- Erwin Aumeier (1950-63)
- Rolf Schweighöfer (1960-66, später Werder Bremen)
- Harald Aumeier (1970-76 und 82-86, zwischendurch u.a. FC Augsburg)
- Lother Emmerich (1974-76, zuvor u.a. Borussia Dortmund, später FV 04 Würzburg und Würzburger Kickers)
- Wolfgang Nöth (1968-72 und 75/76, zwischendurch Darmstadt 98)
- Dieter Stosberg (1973-77)
- Erwin Albert (1986-90 und Trainer 1992-94)
- Bernhard Winkler (1989-90, später u.a. 1. FC Kaiserslautern und 1860 München)
- Dirk Bakalorz (1991, zuvor u.a. Borussia Mönchengladbach und Eintracht Frankfurt)
- Michael Glowatzky (1991-94, DDR-Nationalspieler, zuvor u.a. FC Karl-Marx-Stadt)
- Reiner Wirsching (1988 und 1992-94, zwischendurch 1. FC Nürnberg)
- Martin Schneider (2001/02, zuvor u.a. 1. FC Nürnberg und Borussia Mönchengladbach)
- Ermin Melunovic (2001/02, zuvor u.a. Mainz 05)
- Festus Agu (1999 und 2001/02, später u.a. St. Pauli)
- Sebastian Kneißl (2009-13, zuvor u.a. Chelsea FC)
- Florian Trinks (2018/19, zuvor u.a. Werder Bremen und Greuther Fürth)
- Daniel Adlung (2021-22, zuvor u.a. Greuther Fürth und 1860 München)
- Adam Jabiri (2005-07 und seit 2016, zuvor u.a. TSG Hoffenheim und Würzburger Kickers)
Die Trainer des FC Schweinfurt 05 seit 1970
- Jenő Vincze 1. Juli 1967 - 30. Juni 1971
- Kurt Koch 1. Juli 1971 - 30. Juni 1972
- István Sztani 1. Juli 1974 - 30. Juni 1975
- Peter Velhorn 1. Juli 1975 - 23. Februar 1976
- Gunther Baumann 25. Februar 1976 - 30. Juni 1976
- Otto Baum 1. Juli 1976 - 30. Juni 1981
- Rolf Lamprecht 1. Juli 1981 - 30. Juni 1986
- Werner Lorant 1. Juli 1986- 30. Juni 1990
- Elmar Wienecke 1. Juli 1990 - 12. August 1990
- Niko Semlitsch 13. August 1990 - 22. April 1991
- Georg Baier 23. April 1991 - 30. Juni 1991
- Franz Brungs 1. Juli 1991 - 17. November 1991
- Erwin Albert 1. Juli 1992 - 30. Juni 1993
- Djuradj Vasic 1. Februar 1994 - 14. September 2002
- Hans-Jürgen Boysen 18. September 2002 - 18. November 2003
- Rainer Hörgl 19. November 2003 - 30. Juni 2004
- Rainer Ulrich 1. Juli 2004 - 31. Dezember 2004
- Rüdiger Mauder 1. Juli 2005 - 30. Juni 2006
- Bernd Häcker 3. April 2006 - 30. Juni 2006
- Wolfgang Hau 1. Juli 2006 - 16. Januar 2008
- Werner Dreßel 17. Januar 2008 - 30. Juni 2008
- Frank Lerch 1. Juli 2008 - 30. Juni 2009
- Klaus Scheer 1. Juli 2009 - 19. September 2011
- Udo Romeis 19. September 2011 - 30. Juni 2012
- Gerd Klaus 1. Juli 2012 - 30. Juni 2018
- Timo Wenzel 1. Juli 2018 - 5. November 2019
- Tobias Strobl 5. November 2019 - 1. April 2022
- Jan Gernlein 1. April 2022 - 30. Juni 2022
- Christian Gmünder seit 1. Juli 2022
- Marc Reitmaier seit 27. Februar 2023