Erst zweieinhalb Stunden vor Anpfiff kam das Grüne Licht für dieses DFB-Pokal-Spiel, nachdem ein Schalker am Vortag positiv auf Corona getestet worden war. Entschieden war es erst neun Minuten vor dem Ende durch Alessandro Schöpfs zweiten Treffer zum 1:3. Dass es letztlich mit 1:4 (1:2) noch deutlicher geriet für den Bundesligisten, wurde der lange Zeit couragierten Vorstellung des FC 05 Schweinfurt nicht gerecht. Nicht nur wegen des Führungstreffers durch Martin Thomann hatte der Viertligist durchaus an der Sensation schnuppern dürfen. So dass 05-Coach Tobias Strobl trotz der Niederlage ein witziges Fazit über die Lippen ging: "Meine Jungs haben es sich heute selbst verdient, dass Schalke so schlecht war."
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Sie wollten mutig mitspielen, die Schweinfurter und taten das in den ersten zehn Minuten derart giftig, dass die im Vergleich zum 1:1 gegen Stuttgart auch acht Positionen veränderten Schalker gar nicht wussten, wie ihnen geschieht. Der FC 05 als "Heimmannschaft" hatte auch die erste Szene in der leeren Veltins-Arena, und was für eine: Thomanns scharf getretener Eckball von links zischte durch bis an den zweiten Pfosten zu Kristian Böhnlein, sein Kopfball landete jedoch am Außennetz (3.).
Und schon waren den Schalkern die sechs Bundesliga-Spiele ohne Sieg mehr anzumerken, als den Schweinfurtern ihre vier wettkampfübergreifend sieglosen. Die erste Torraumszene hatte der fahrige Favorit erst nach 26 Minuten, als Vedad Ibisevic der Ball nach Raman-Zuspiel mal vor die Füße fiel und der Neuzugang reagierte, als sei das was Außergewöhnliches - nämlich gar nicht (26.). Immer wieder riskierten dagegen die aus einer Fünferkette heraus schnell aufbauenden Nullfünfer, bei denen Tim Danhof kurzfristig mit einer Verletzung am Syndesmoseband ausgefallen war, Vorstöße: Das sah mitunter richtig gut aus, wenngleich die Abschlüsse wenig konsequent waren.
Führung wird plötzlich zum Hemmschuh
Bis Sascha Marinkovic den Ball per Lupfer zu Martin Thomann durchsteckte, der kurz anzog und dann zentimetergenau ins lange Eck vollendete zum 1:0 für den Regionalligisten (37.). "Einfach ein geiles Gefühl", beschrieb der 26-Jährige den Treffer zur verdienten Führung. Doch war diese nach achtzig Sekunden wieder dahin: Ibisevic kam eher zufällig in Position und traf trocken zum 1:1 (39.). Und es kam noch schlimmer: Nach Steven Skrzybskis Lattenschuss sprang der Ball zu Alessandro Schöpf, der den Ball aus der Drehung und durch die Beine von Keeper Luis Zwick zur Schalker Führung stocherte (44.). Ironie des Schicksals: Strobl machte ausgerechnet das 1:0 für den anschließenden Doppelschlag verantwortlich. "Plötzlich glaubten wir, dass wir etwas zu verlieren haben, und stellten uns tiefer", erklärte er den Platz, den die Schalker genau zweimal hatten.
Nun musste sich zeigen, wie der Außenseiter diesen Rückstand und die kräftezehrende erste Halbzeit, in der er - ja, tatsächlich - die aktivere Mannschaft war, wegstecken würde. Nun: gar nicht so schlecht. Zwar agierte S04 ein paar Minuten lang druckvoller und Schöpf zwang Zwick zu einer Glanzparade (58.), doch danach zeigten sich sie Grün-Weißen immer noch hie und da. Dass sie sich keineswegs aufgegeben hatten, untermauerte Strobl mit einem Dreifach-Wechsel nach einer Stunde.
Amar Suljic vergibt Elfmeter zum 2:2
Die große Chance auf den Ausgleich ließ der FC 05 aber liegen: Nachdem Salif Sané 05-Oldie Adam Jabiri im Strafraum gefoult hatte, scheiterte der eingewechselte Amar Suljic mit einem halbgar geschossenen Elfmeter an Ralf Fährmann (72.). "Amar hatte signalisiert, dass er sich sicher fühlt", erklärte Strobl die Wahl des Schützen. Was sich als Irrtum herausstellte und sich neun Minuten bitter rächte: Einen zu kurz abgewehrten Ball setzte Schöpf aus 20 Metern präzise neben den Pfosten zum letztlich entscheidenden 1:3 - es war die beste Szene der Gelsenkirchener im ganzen Spiel. "Ärgerlich, weil wir von der Bank noch signalisiert hatten, dass wir den Rückraum auflassen können", nahm Strobl das ein bisschen auf seine Kappe. Das 1:4 durch Benito Raman war dann bedeutungslos.