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Was macht eigentlich?
Djuradj Vasic erinnert sich an den Zweitliga-Abstieg mit dem FC 05 Schweinfurt: "Ich hätte danach als Trainer zurücktreten sollen"
Früher im Stadion oder der Halle erfolgreich – und jetzt? Wie geht es Unterfranken, die den Sport prägten, nach der Karriere? Diese Woche erzählt Djuradj Vasic, der ehemalige Trainer des FC 05 Schweinfurt, aus seinem Leben.
Kurz vor der Trennung im Jahr 2002: Trainer Djuradj Vasic nach dem 1:3 des FC 05 Schweinfurt gegen Darmstadt 98.
Foto: Clemens Tepper | Kurz vor der Trennung im Jahr 2002: Trainer Djuradj Vasic nach dem 1:3 des FC 05 Schweinfurt gegen Darmstadt 98.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:57 Uhr

Es ist der 26. Mai 2001: Der FC 05 Schweinfurt steigt nach einem 1:1 bei Wacker Burghausen in die 2. Fußball-Bundesliga auf. Es ist der größte sportliche Erfolg in der Laufbahn von Djuradj Vasic. Seit Februar 1994 ist der Serbe Trainer der Nullfünfer – und bei seiner Entlassung im September 2002 ist er obendrein der dienstälteste Coach in der jüngeren Vereinsgeschichte. Achteinhalb Jahre prägte der heute 65-Jährige den FC 05, stand vor allem für die Entwicklung einer später mit nur wenigen Profis ergänzten, überwiegend regional zusammengesetzten Mannschaft aus ober- und unterfränkischen Kickern von der Bayernliga bis in den Profifußball.

Beständigkeit zeichnete auch überwiegend seine Karriere aus. Nach dem Umzug nach Deutschland 1984 spielte Vasic acht Jahre für den VfR Bürstadt (ein Jahr Zweite Liga, ansonsten in der damals drittklassigen Oberliga Hessen), ehe er 1992 seine aktive Laufbahn beendete. Nach seinen ersten Trainermonaten in Bürstadt wechselte er zum FC 05, für den er 298 Spiele auf der Bank saß. Und dabei Triumphe feierte wie die Bayernliga-Meisterschaft 1998, die Qualifikation zur von vier auf zwei Staffeln reduzierten Regionalliga 2000 und eben den Aufstieg in die 2. Liga als Tabellendritter hinter dem Karlsruher SC und dem nicht aufstiegsberechtigten VfB Stuttgart II. Die trotz anfänglich überragender Leistungen mit Siegen gegen Saarbrücken, Bielefeld und Aachen völlig verkorkste Zweitliga-Saison und der direkte Wiederabstieg hinterließen dann Spuren, nach zwei Monaten Regionalliga mit weiteren Misserfolgen erfolgte schließlich die Trennung.

Während die Schweinfurter in den Folgejahren in die Insolvenz taumelten, fand Vasic eine neue sportliche Heimat beim SV Wehen Wiesbaden. In dessen Vereinsgeschichte steht er nach 63 Siegen in 133 Regionalliga-Spielen als erfolgreichster Trainer da. In vier Jahren Tätigkeit bei den Hessen hatte er die Mannschaft vom Abstiegskandidaten zum Aufstiegsanwärter entwickelt – den Sprung in die Zweite Liga schaffte dann jedoch sein Nachfolger. Vasics Stationen (Eintracht Braunschweig, SV Elversberg, MSV Duisburg II) gerieten anschließend etwas kurzlebiger, bis er zwischen 2013 und 2016 noch in Wiesbaden unter Vertrag stand – allerdings beim SV Wiesbaden in der Hessenliga.

Nach drei Jahren in der Nachwuchsabteilung des MSV Duisburg als Trainer und Scout war 2019 dann Feierabend für Vasic, der seither an der Seite seiner Frau Marijana seinen Ruhestand genießt. Die beiden leben in Moers (Nordrhein-Westfalen). Die Kinder Bojan (37) und Sandra (35) sind natürlich längst aus dem Haus, für Trubel im Hause Vasic sorgen jedoch immer wieder die vier Enkelkinder.

Ein bewegender Moment: Trainer Djuradj Vasic lässt sich nach dem 1998 in Rosenheim perfekt gemachten Regionalliga-Aufstieg von den Spielern (von links) Dirk Dorbath, Thorsten Seufert, Frank Lerch, Velibor Teofilovic und Jürgen Hein hochheben. Rechts im Bild: der damalige Sportchef des Schweinfurter Tagblatts, Hans Strauß.
Foto: Michi Bauer | Ein bewegender Moment: Trainer Djuradj Vasic lässt sich nach dem 1998 in Rosenheim perfekt gemachten Regionalliga-Aufstieg von den Spielern (von links) Dirk Dorbath, Thorsten Seufert, Frank Lerch, Velibor Teofilovic ...
Frage: Wie haben Sie die Corona-Krise erlebt und mit welchen Erwartungen gehen Sie in die nächsten Monate?

Djuradj Vasic: Wir sind geimpft und genesen. Ich erwarte in naher Zukunft wieder etwas mehr Normalität.

Frage: Ihre gegenwärtige Form?

VasicIch fühle mich fit und gesund.

Für welchen Sport bewegen Sie sich noch?

Vasic: Joggen, Beachvolleyball und Tennis.

Und was bewegt Sie?

VasicIn meinem Alter sollte man auch etwas für die eigene Gesundheit tun. Und auf sie achten.

Wofür wären Sie heute gerne noch mal jung?

VasicIch würde wieder versuchen, Sport zu meinem Lebensmittelpunkt zu machen.

Was schätzen Sie am Alter am meisten?

Vasic: Ohne Zeitdruck meinen Tag gestalten zu können.

Das Trio von der FC-05-Bank in der Zweitliga-Saison 2001/02 (von links): Co-Trainer Stevan Popov, Trainer Djuradj Vasic und Torwart-Trainer Norbert Kleider, der auch heute noch im Amt ist.
Foto: Clemens Tepper | Das Trio von der FC-05-Bank in der Zweitliga-Saison 2001/02 (von links): Co-Trainer Stevan Popov, Trainer Djuradj Vasic und Torwart-Trainer Norbert Kleider, der auch heute noch im Amt ist.
In welche Zeit würden Sie mit einer Zeitmaschine reisen und warum?

Vasic: Ich bin mit der heutigen Zeit sehr zufrieden, weil die letzten 50 Jahre die größte Entwicklung für die Menschheit gebracht haben.

Ihr Lieblingsort?

Vasic: Punta Cana in der Dominikanischen Republik.

Was haben Sie vom Leben gelernt?

Vasic: Das schönste im Leben ist, wenn man sein Hobby zum Beruf machen kann. In meinem Fall den Fußball.

Und was hat Sie der Sport gelehrt?

Vasic: Wer Rückschritte und Niederlagen verkraften kann, hat Chancen, im Sport erfolgreich zu sein.

Bei welchem Thema werden Sie angriffslustig?

Vasic: Bei Ungerechtigkeit.

Und wen oder was würden Sie immer verteidigen?

Vasic: Die Freiheit.

Typische Pose der Verzweiflung: Der Schweinfurter Trainer Djuradj Vasic ärgert sich – gewinnt dieses Zweitliga-Spiel mit dem FC 05 gegen die SpVgg Unterhaching im März 2002 jedoch mit 3:1.
Foto: Clemens Tepper | Typische Pose der Verzweiflung: Der Schweinfurter Trainer Djuradj Vasic ärgert sich – gewinnt dieses Zweitliga-Spiel mit dem FC 05 gegen die SpVgg Unterhaching im März 2002 jedoch mit 3:1.
Wie waren die ersten Wochen/Monate nach Ihrem Karriereende in der Familie?

Vasic: Unaufgeregt, das war alles lange im Voraus geplant.

Welchen Moment Ihres Lebens würden Sie gerne noch einmal erleben?

VasicDie Geburt meiner Kinder.

Welches sportliche oder menschliche Foul würden Sie gerne rückgängig machen?

Vasic: Dass ich nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga mit dem FC 05 Schweinfurt nicht zurückgetreten bin. Das hätte ich tun sollen.

Wenn Sie nicht Sportler geworden wären – was dann?

Vasic: Mediziner.

Ihr Lieblingssportler heute?

Vasic: Der Basketballspieler Nikola Jokic.

Was war das größte Abenteuer Ihres Lebens?

Vasic: Der Umzug nach Deutschland im Alter von 28 Jahren.

Grenzenloser Jubel: Djuradj Vasic umarmt nach dem Schweinfurter Zweitliga-Aufstieg im Mai 2001 FC-05-Torwart Ralf Scherbaum (links) und nimmt auch gleich noch die Glückwünsche von Pressesprecher Stefan Funk entgegen.
Foto: Clemens Tepper | Grenzenloser Jubel: Djuradj Vasic umarmt nach dem Schweinfurter Zweitliga-Aufstieg im Mai 2001 FC-05-Torwart Ralf Scherbaum (links) und nimmt auch gleich noch die Glückwünsche von Pressesprecher Stefan Funk entgegen.
Nach wessen Pfeife tanzen Sie heute?

Vasic: Nur nach der Pfeife meiner Enkelkinder.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?

Vasic: Meine fast dreijährige Enkelin bringt mich täglich zum lachen.

Was regt Sie auf?

Vasic: Schlechtes Wetter.

Wen bewundern Sie – und wofür?

Vasic: Die philanthropische Bewegung. Weil in ihr Leute mit eigenem Geld notdürftigen Menschen helfen.

Wer oder was macht Sie glücklich?

Vasic: Meine Enkelkinder.

Und vor welchem Unglück fürchten Sie sich?

Vasic: Vor Krieg.

Nachdenklich: Djuradj Vasic im August 2007, kurz bevor er beim SV Wehen Wiesbaden als Teamchef freigestellt wurde. Er war erst im Juli verpflichtet worden.
Foto: Arne Dedert, dpa | Nachdenklich: Djuradj Vasic im August 2007, kurz bevor er beim SV Wehen Wiesbaden als Teamchef freigestellt wurde. Er war erst im Juli verpflichtet worden.
Was möchten Sie noch lernen?

Vasic: Ich würde gerne meinen PC besser bedienen können.

Was möchten Sie unbedingt noch erleben?

Vasic: Ich würde gerne die Rentenzeit mit meiner Familie genießen.

Wovon träumen Sie?

Vasic: Ich träume nicht mehr. Einige meiner Träume wurden wahr.

Welche Botschaft würden Sie (jungen Sportlern) gerne hinterlassen?

VasicSolange wie möglich dem Sport treu bleiben, um körperliche und geistige Fitness zu behalten.

Als wer oder was würden Sie wiedergeboren werden?

Vasic: Es gibt viele Persönlichkeiten, vor denen ich großen Respekt habe. Einer davon ist der Dalai Lama.

Und so schaut Djuradj Vasic heute aus – ein bisschen ergraut.
Foto: Vasic | Und so schaut Djuradj Vasic heute aus – ein bisschen ergraut.

Die Reihe: Was macht eigentlich...?

Fast jeder in der Region kennt sie – aber kaum einer weiß, was sie heute machen. Früher waren sie erfolgreiche Sportler, Trainer oder Funktionäre. Doch wenn sie nach ihren Karrieren nicht mehr im Scheinwerferlicht der Arenen, Hallen und Stadien stehen und damit im Fokus der Öffentlichkeit, verschwinden sie in der Regel auch aus den Schlagzeilen.
In unserer Reihe „Was macht eigentlich . . . ?“, die in losen Abständen erscheint, haben wir uns auf die Suche gemacht nach Menschen, die den Sport in Unterfranken im vergangenen Jahrhundert oder Jahrzehnt auf irgendeine Weise geprägt haben. Wir haben ihnen allen den gleichen Fragebogen zukommen lassen und sie gebeten, ihn für uns auszufüllen. Darin blicken sie zurück auf ihre Karrieren, verraten, was sie gegenwärtig auch jenseits des Sports bewegt und wovon sie in Zukunft noch träumen.
Sie wollen wissen, was aus einer ehemaligen lokalen Sportgröße geworden ist? Dann schreiben Sie online in die Kommentare, über wen Sie gerne mehr erfahren würden. Wir versuchen, die Sportler zu kontaktieren, um herauszufinden, was sie eigentlich machen.
 
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