Gerd Klaus war beim FC 05 Schweinfurt als Sportleiter verantwortlich für die sportlichen Belange der Regionalliga-Fußballer – und damit auch für den Aufstellungsfehler im BFV-Pokal-Spiel gegen die Würzburger Kickers (3:1), das wegen eines Vergehens gegen die U-23-Regel am Grünen Tisch nachträglich zugunsten des Drittligisten (2:0) gewertet wurde . Nun hat Klaus die Konsequenz aus dem Fehler gezogen und ist am Freitag zurückgetreten. Vereinsvorsitzender, Fußball-GmbH-Geschäftsführer und Hauptsponsor Markus Wolf nahm das Rücktrittsangebot an.
Ob der Tragweite des Verstoßes war eine personelle Konsequenz absehbar: Immerhin kann den Verein der eine, zu wenig für das Kickers-Spiel nominierte U-23-Spieler die finanziell lukrative Qualifikation für den DFB-Pokal kosten, für die der bayerische Pokalsieger der Jahre 2017 und 2018 jeweils rund 150 000 Euro hatte einstreichen können. Da nun anstelle der Schweinfurter die Kickers im Viertelfinale gegen den FV Illertissen stehen, bleibt den Schnüdel nur noch die Chance, sich als Regionalliga-Meister oder beste Nicht-Profi-Reserve über die Liga zu qualifizieren.
Wolf, seit vielen Jahren eng befreundet mit Klaus, fiel es schwer, die Entscheidung der Mannschaft zwischen Videoanalyse und Training mitzuteilen: „Das hat mir sehr zugesetzt, wenn man eine freundschaftliche Beziehung pflegt, ist das noch belastender.“ Deswegen würdigte er auch noch einmal die Verdienste des 48-jährigen Klaus, der 2012 die Mannschaft als Trainer in der Bayernliga Nord übernommen hatte, sie in die Regionalliga, dort zu einer Spitzenmannschaft und zu zwei Landespokalsiegen führte, ehe er in diesem Sommer auf den Posten des Sportdirektors gewechselt ist: „Gerd Klaus hat über viele Jahre Großes für den FC 05 geleistet. Da sind nicht nur die Erfolge, sondern auch Spieler wie Steffen Krautschneider, Philip Messingschlager oder Kevin Fery, die unter ihm zu gestandenen Regionalliga-Spielern wurden. Er übernahm nun die Verantwortung für einen Fehler, der in seinen Aufgabenbereich fällt. Wenn man in einer verantwortungsvollen Position steht, gibt es eben nicht nur Positives.“
Dass es aus der Mannschaft, die natürlich enttäuscht war, dass ihr Erfolg vom Fehler eines Verantwortlichen zunichte gemacht wurde, Druck gegeben habe, dementiert der Vorsitzende: „Die Spieler haben sich da völlig herausgehalten.“ Ein Nachfolger, so Wolf, sei noch nicht in Sicht, „auch wenn schon drei, vier Anfragen im Mail-Postfach eingegangen sind. Aber wir sind mitten in der Saison, der Kader steht, vor Ende des Jahres, vielleicht auch der Saison sehen wir keinen Handlungsbedarf, es sei denn es bietet sich eine ideale Lösung an.“ Bis auf Weiteres werden Wolf und Trainer Timo Wenzel sich die Aufgaben des Sportleiters teilen.
Ungeachtet der Anerkennung der Schuld am Regelverstoß haben die Schweinfurter eine Stellungnahme an den Bayerischen Fußball-Verband (BFV) geschickt. Der hatte den Verein zusätzlich mit einer Geldstrafe von 250 Euro sanktioniert. „Trotz des unstrittigen Verstoßes sind wir von dem Urteil schockiert“, steht in dem Schreiben, das dieser Redaktion vorliegt. „Denn weder die Regionalligaordnung noch eine sonstige Satzung, Verordnung oder Bestimmung des BFV enthält eine Vorschrift, nach welcher bei Vorliegen eines derartigen Verstoßes eine Spielwertung erfolgen muss. Lediglich die DFB-Spielordnung enthält eine solche Regelung. Diese ist aber – wie das Sportgericht festgestellt hat – entgegen der Ansicht der Kickers nicht auf einen solchen Verstoß im Toto-Pokal anwendbar. Das Sportgericht hat angenommen, dass es eine Spielwertung nach eigenem Ermessen vornehmen darf und hat die Spielwertung als Nebenfolge qualifiziert und über diesen juristischen Kunstgriff die Möglichkeit geschaffen, die Rechtsfolge der Spielwertung zu verhängen. Eine solche Rechtsauslegung ist für uns ebenso wenig nachvollziehbar wie der von uns begangene Verstoß selber.“
Da die BFV-Statuten keine Möglichkeit vorsehen, gegen das Urteil Rechtsmittel einzulegen, bliebe dem FC 05 nur, sich „bei Fans, Mitarbeitern, Mannschaft und Zuschauern für den Fauxpas“ zu entschuldigen. Den Kickers wünsche man Erfolg im Pokal-Wettbewerb und – als Retoure auf eine diesbezügliche Anmerkung von Kickers-AG-Vorstandsvorsitzenden Daniel Sauer – beim Ansinnen, die Förderung der Nachwuchsarbeit nicht zu unterhöhlen.
Jetzt rumzujammern und sich in juristischen Spitzfindigkeiten zu verlieren, zeigt nur, dass ihr nicht eingestehen könnt, dass ihr einen dummen Fehler gemacht habt, und leider nicht zum ersten Mal.
Nächstes Jahr, nächstes Glück. Positiv denken, auch wenn`s schwer fällt.