Nachdenklichkeit angesichts der scheinbar endlosen Hitze und Dürre, Trauer ob des Todes von Barbara Stamm, Freude über Großkonzerte: Diese zehn Schlagzeilen aus den vergangenen zwölf Monaten in Unterfranken sorgten für Emotionen.
1. Layla im Bierzelt in Würzburg: Der Streit um ein Lied ist der Aufreger des Sommers
In der Ukraine ist Krieg, in Deutschland steigen die Preise für Energie und Lebensmittel in nie gedachte Höhen, das Aufreger-Thema schlechthin an den Stammtischen, bei Grillfeiern im Familien- und Freundeskreis aber ist in diesem Sommer der Umgang mit "Layla". Die Stadt Würzburg hatte verfügt, dass der Ballermann-Hit, der in schlichten Worten einer "Puffmama" huldigt, nicht von den Musikkapellen im Bierzelt auf dem Kiliani-Volksfest gespielt werden darf. Sexistische Lieder seien unerwünscht, heißt es zur Begründung.
Schnell ist die Debatte bundesweit am Toben: Manche finden die Entscheidung der Stadt vorbildlich im Bemühen gegen jede Form von Diskriminierung, andere indes beklagen eine "Prüderie" der Veranstalter oder sprechen gar von politischer Zensur. In den Festzelten weit über Würzburg hinaus ist die Stimmungslage derweil eindeutig: Zuhörerinnen und Zuhörer wollen auf "Layla" nicht verzichten - und stimmen den Song, wenn die Kapellen nicht mitspielen, eben a capella an.
2. Feuer in Platz: Die Hilfsbereitschaft von vielen verhindert Schlimmeres
Beinahe wäre am 10. August ganz Platz in Flammen gestanden. Dass das Feuer in dem 300-Seelen-Dorf, einem Ortsteil von Geroda im Landkreis Bad Kissingen, am Ende "nur" sieben Wohnhäuser und sieben Schuppen erwischt, ist dem schnellen Eingreifen von über 200 Feuerwehrleuten und mehreren Dutzend Landwirten aus der Rhön zu verdanken. Letztere schaffen mit ihren Traktoren und Gülletank-Anhängern das Löschwasser aus der Umgebung herbei. Der Brand war gegen 17 Uhr bei Abbrucharbeiten an einer Gemeinde-Scheune ausgebrochen. Das Feuer breitet sich rasend schnell in dem engen Straßendorf aus.
Zwei Wohnhäuser und fünf Scheunen brennen komplett nieder. Die beste Nachricht am Abend ist: Der Brand fordert keine Schwerverletzten, viele Bewohner waren noch nicht zu Hause. Der Rettungsdienst muss lediglich vier Personen mit leichten Rauchverletzungen behandeln. Bürgermeister Alexander Schneider lobt den Zusammenhalt in der Gemeinde: So versorgen Freiwillige im Feuerwehrhaus die Helferinnen und Helfer und schmieren 500 Brötchen.
3. Wechsel im Kabinett Söder: Unterfranke Sandro Kirchner folgt auf Gerhard Eck
Nach fast 13 Jahren als Innenstaatssekretär im bayerischen Kabinett kündigt Gerhard Eck seinen Rückzug an. Wichtig dabei ist dem 62-jährigen CSU-Politiker aus Donnersdorf (Lkr. Schweinfurt), der bei der Landtagswahl 2023 nicht mehr antritt, dass sein Nachfolger auch ein Unterfranke ist. Und so kommt es dann auch: Der 47-jährige Sandro Kirchner aus Premich (Lkr. Bad Kissingen) ist neben Digitalministerin Judith Gerlach aus Aschaffenburg nun der zweite Unterfranke in der Regierungsmannschaft von Ministerpräsident Markus Söder.
Im Sommer tritt Eck dann auch von seinem Amt als Vorsitzender der Unterfranken-CSU zurück. Bei der Wahl des Nachfolgers setzt die CSU ganz auf Basisdemokratie: Die Abstimmung gewinnt der Landtagsabgeordnete Steffen Vogel (48) aus Theres (Lkr. Haßberge) denkbar knapp mit 77:73 Delegiertenstimmen gegen Sandro Kirchner. Die CSU-Mitglieder wünschen sich offensichtlich einen Bezirkschef, der nicht in die Kabinettsdisziplin eingebunden ist. Gerhard Eck wählen die Delegierten zum Ehrenbezirksvorsitzenden.
4. Messerangriff von Würzburg vor Gericht: Urteil kein Trost für die Opfer
In einem der größten Prozesse der Nachkriegsgeschichte entscheidet das Landgericht Würzburg Ende Juli: Der Somalier, der am 25. Juni 2021 in der Würzburger Innenstadt drei Frauen getötet und neun Menschen schwer verletzt hat, wird in einer forensischen Psychiatrie untergebracht - wenn es sein muss: lebenslänglich. Die intensive Beweisaufnahme bestätigt erste Vermutungen, dass der Mann wegen einer paranoiden Schizophrenie schuldunfähig war, als er die heimtückischen Morde beging. Der Rechtsstaat kann nicht mehr tun, als den Mann dauerhaft wegzusperren.
Für die Opfer indes, die Verletzten, die Angehörigen der Getöteten, ist das Urteil kein Trost, sie werden für immer unter den Folgen der Bluttat leiden. Bemerkenswert bleibt, wie die Zivilgesellschaft in Würzburg trotz der schrecklichen Bilder die Nerven behält, mit viel Mitgefühl für die Opfer und ihre Angehörigen auch den Jahrestag des Verbrechens begeht - und gleichzeitig allen Versuchen widersteht, die Tat für Fremdenfeindlichkeit zu instrumentalisieren.
5. Dürre ohne Ende: Der Klimawandel ist in Unterfranken angekommen
"Der Sommer 2022 gehört in vielen Teilen Unterfrankens zu einem der niederschlagsärmsten seit 1881", sagt Lothar Bock vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Für die Region hat das extreme Folgen: Drei Dutzend Bäche in Unterfranken trocknen zumindest teilweise aus, im Main fließt zeitweise zu einem Viertel Wasser aus Mittelfranken. Erste Engpässe bei der öffentlichen Trinkwasserversorgung gibt es in Bad Königshofen (Lkr. Rhön-Grabfeld). Die Landwirtschaft hat in diesem Jahr extreme Ernteeinbußen. Vielerorts in Unterfranken herrscht höchste Waldbrandgefahr. In Stockstadt (Lkr. Aschaffenburg) stehen 25.000 Quadratmeter Forst in Flammen.
Was hat der Klimawandel mit der Dürre zu tun? Lothar Bock sagt: "Das Temperaturniveau in der warmen Jahreszeit ist heute aufgrund des Klimawandels um zwei bis drei Grad höher. Und die Sonne scheint oft länger." Beide Faktoren sorgen für eine höhere Verdunstung, sodass die Böden schneller und intensiver austrocknen. Die Auswirkungen auf das Pflanzenwachstum sind gravierender - und damit die Schäden in Land- und Forstwirtschaft.
6. Feiern nach Corona: Großveranstaltungen sind beliebt, viele kleine Veranstaltungen darben
Nach zweieinhalb Corona-Jahren freuen sich die Menschen in Unterfranken nicht zuletzt auch wieder auf große Open-Air-Konzerte. Zwei Highlights in der Region sind die zuvor mehrfach vertagten Auftritte von Mark Forster in Bad Neustadt und Weltstar Sting in Würzburg. Über 9000 Menschen kommen Ende Juni auf den Festplatz in der Saalestadt, um mit dem Deutschrapper Mark Forster zu tanzen und feiern. "Für Bad Neustadt ist das ein Riesending", sind sich viele Besucherinnen und Besucher einig. In Würzburg erlebt vier Wochen später der Residenzplatz seine Wiederauferstehung als Konzert-Location. Vor dem Weltkulturerbe drängen sich 15.000 Menschen, als der ehemalige Police-Frontman Sting seine großen Hits wie "An Englishman in New York" oder "Message in a Bottle" performt.
Derweil klagen die Betreiber vieler (Indoor-)Theater und Kleinkunstbühnen über ein Ausbleiben großer Teile ihres Publikums nach Corona. Allzu viele Menschen scheinen in Pandemiezeiten verlernt zu haben, wie unterhaltsam ein Live-Kulturevent sein kann.
7. Paukenschlag in Schweinfurt: Stadt sagt Landesgartenschau 2026 ab
Für Oberbürgermeister Sebastian Remelé ist es ein schwerer Schritt, am Ende aber siegt die Vernunft: Die Stadt Schweinfurt verzichtet auf die Ausrichtung der bayerischen Landesgartenschau (LGS)auf dem Gelände der früheren Ledward-Kaserne im Jahr 2026. Als Gründe nennt der CSU-Politiker unter anderem die Inflation und die damit explodierenden Baupreise sowie die im Zuge der jüngsten Krisen sinkenden Gewerbesteuereinnahmen der Stadt. 19 Millionen Euro hätte Schweinfurt - Stand heute - als Eigenteil für Baumaßnahmen sowie die Organisation der LGS aufbringen müssen, deutlich mehr als ursprünglich kalkuliert.
Angesichts wachsender Kritik in der Bevölkerung und der Kommunalpolitik - euphorisch war die Stimmung eh nie - ist es politisch richtig, die Reißleine zu ziehen. Alternativ kann sich zumindest Remelé nun einen abgespeckten Volkspark auf dem Kasernengelände vorstellen. Wo stattdessen die LGS 2026 stattfindet, ist offen. Das zwischenzeitlich gehandelte Bad Kissingen kommt nicht infrage. Dort gibt es bereits viele Grünflächen, heißt es.
8. Trauer um Barbara Stamm: Als Anwältin der Schwachen bleibt die Würzburgerin unvergessen
Dass der Krebs zurück war, daraus hatte Barbara Stamm kein Geheimnis gemacht. Trotzdem kommt die Nachricht von ihrem Tod am 5. Oktober, wenige Wochen vor ihrem 78. Geburtstag, überraschend. Entsprechend groß ist die Trauer - bei den Spitzen der bayerischen Landespolitik, bei politischen Weggefährten, aber auch bei den vielen Leuten, die Barbara Stamm mit ihrer Herzlichkeit und Zugewandtheit über all die Jahre als nahbare Politikerin kennen und schätzen gelernt haben. Ihre Herkunft aus schwierigen Verhältnissen sorgte dafür, dass Stamm zeitlebens viel Empathie für sozial Bedürftige, für Menschen mit Behinderung oder Geflüchtete aufbrachte und an diesem Engagement auch während des Aufstiegs nach ganz oben festhielt. Von 1987 bis 2001 Jahre gehörte sie dem bayerischen Kabinett an, zuletzt als stellvertretende Ministerpräsidentin. Von 2008 bis 2018 war die CSU-Politikerin Präsidentin des bayerischen Landtags. Bei einem Pontifikalamt am 14. Oktober nehmen über 1000 Menschen im Würzburger Dom Abschied von Barbara Stamm.
9. Milliarden für die Uniklinik Würzburg: Die größte Baustelle der Nachkriegszeit kann kommen
"Spitzenmedizin langfristig und groß denken", das ist das Credo von Markus Söder. Dennoch bestehen in Würzburg zwischenzeitlich Zweifel, wie ernst es der CSU-Ministerpräsident und seine Regierung mit dem Ausbau des Uniklinikums meinen. Trotz aller Bekenntnisse hakt es nämlich ziemlich, bis Söder Mitte Juni 2022 höchstselbst vor Ort verkündet, dass es jetzt vorangeht mit dem Neubau von Kopfklinik und Mutter-Kind-Zentrum. 1,4 Milliarden Euro hat das Kabinett mittlerweile freigegeben. Der Generalplaner-Auftrag für den ersten Bauabschnitt kann vergeben werden.
Er stehe dazu, im Endausbau drei Milliarden Euro am Standort Würzburg zu investieren, verspricht der Ministerpräsident zur Freude der Klinik-Verantwortlichen. Die neuen Gebäude sollen auf einem rund zehn Hektar großen Gelände nordwestlich der bestehenden Zentren für Operative und Innere Medizin entstehen. Die ersten Bagger sollen 2025 anrollen, sieben Jahre später könnte der Klinik-Neubau, das teuerste Hochbauprojekt der Nachkriegsgeschichte in Unterfranken, eröffnet werden.
10. Unverständnis für Schüsse bei Knetzgau: Eine tote Hündin erhitzt die Gemüter
Nah geht nicht nur Tierfreundinnen und Tierfreunden im Sommer der Tod der Alaskan Malamute Hündin Mara. Sie wird am Mainufer bei Knetzgau (Lkr. Haßberge) mutmaßlich von einem Jäger getötet. Obwohl Frauchen und Herrchen, zwei Kanu-Touristen aus Österreich, ganz in der Nähe sind, soll der Beschuldigte auf Mara geschossen und sie schwer verletzt haben. Laut den Ermittlungen der Polizei entfernt sich der Schütze anschließend vom Tatort, ohne sich um die Hündin zu kümmern oder sich bei ihren Besitzern zu melden. Ein Tierarzt kann Mara nicht mehr helfen.
Das Entsetzen der Öffentlichkeit ist groß, tagelang beherrscht der Fall die Schlagzeilen. Die Polizei richtet den Verdacht von Anfang an gegen den Jäger, in dessen Revier der Tatort liegt und der schon öfter unangenehm aufgefallen war. Kurz vor Weihnachten erlässt ein Richter in Bamberg Strafbefehl gegen den Mann "wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz". Weil er um seinen Jagdschein fürchtet, legt der Verdächtige Widerspruch ein, sodass es im neuen Jahr zu einer Gerichtsverhandlung kommt.
> 3 Milliarden für Hochschulen in ER-Nbg. (Uni, TH, neue TU)
Zur großen Techn . Fakultät der Uni ER-Nbg. und zur Techn. Hochschule Nbg., kommt eine Techn. Universiät Nbg. als Prestigeprojekt dazu, das man dort weder braucht noch will - bei fallenden Studentenzahlen in Deutschland!
Und SW sitzt am Katzentisch der CSU, obwohl es ein erstklassiges, innenstadtnahes Areal mit der Ledward Kaserne hat (siehe oberes Foto), das nicht erst sehr teuer mit ÖPNV erschlossen werden muss, wie in WÜ & Nbg. Eine Techn. Universität in Ledward machte viel mehr Sinn, auch für Nordfranken(!), statt einem unnötigen Überhang an Techn. Hochschulen in Nbg., auf Kosten der Steuerzahler! Man kann nur hoffen, dass nach der Landtagswahl im nächsten Jahr Entscheidungsträger das TUN-Projekt stoppen.
Auf einen Studenten kommen in der
> Region WÜ 15 Einw.
> Region SW/Main-Rhön 150 Einw.
Das ist auch demografisch schlecht! Ausgewogene Landesplanung sieht anders aus.