Vielleicht ist es dieser eine Satz, der am Ende den Ausschlag für die Wahl von Steffen Vogel zum neuen Vorsitzenden der CSU Unterfranken gibt: "Wir brauchen viel mehr Mut zu Abstimmungen auch innerhalb der Partei, wir dürfen nicht alles in Hinterzimmern auskarten", ruft der Landtagsabgeordnete den 150 Delegierten aus ganz Unterfranken in seiner Vorstellungsrunde zu. Dass an diesem Freitagabend im Sportzentrum Obertheres (Lkr. Haßberge) mehr Demokratie gewagt wird als sonst bei Personalentscheidungen in der CSU, das macht viele an der Basis stolz.
77 zu 73: Knappes Wahlergebnis für Steffen Vogel
Das Ergebnis am Ende ist denkbar knapp: 77:73. Vogel, der sich eher als Underdog inszeniert, erhält 77 Stimmen. Sandro Kirchner, der als Kabinettsmitglied mit seiner Zugehörigkeit zum Partei- und Regierungsestablishment zu punkten versucht, bekommt vier weniger. Beide müssen jetzt zusammenarbeiten - und sie geben sich entschlossen, dies auch im Interesse der Region zu tun. Und im Interesse der CSU. Nächstes Jahr sind schließlich Landtagswahlen.
Berauscht von soviel innerparteilicher Demokratie, lässt Wahlleiterin Dorothee Bär zu Beginn der Abstimmung gar eine Münze werfen, um zu entscheiden, wer sich als Erster den Delegierten vorstellen darf. Die Zahl gewinnt - und mit ihr der 46-jährige Kirchner. Vogel wird derweil aus dem Saal geführt, beide Bewerber sollen die Reden des jeweiligen Kontrahenten nicht hören. Zu viel Öl im Feuer der innerparteilichen Demokratie muss ja auch nicht sein.
Beide Bewerber reden jeweils zehn Minuten frei, nicht mal einen Notizzettel haben sie dabei. Vogel, der hier in den Haßbergen gleich um die Ecke wohnt, hat seine Frau und seinen jüngsten Sohn dabei. Der Tagungsort verschafft ihm kein Heimspiel, nur die gewählten Delegierten der 14 unterfränkischen CSU-Kreisverbände dürfen abstimmen.
Kirchner tritt an Vogels Schienbein
Kirchner gibt ganz den Staatssekretär. Er komme viel herum, wisse also um die Bedürfnisse der Menschen und der Wirtschaft in Unterfranken und könne sie dann direkt am Kabinettstisch in München diskutieren. Dort werde er als Stimme der Region wahrgenommen, sagt der 46-Jährige. Schon seine Wahl 2018 zum Vorsitzenden des Wirtschaftsausschusses habe das gezeigt. Durchaus ein Tritt an Vogels Schienbein: Der hat die gleiche Abstimmung im Landtag vor ein paar Wochen erst gegen eine Parteifreundin verloren.
Aber auch der 48-jährige Vogel kämpft nicht nur mit dem Florett, wenn er klarmacht, dass es auch anderswo in Bayern CSU-Bezirksverbände gibt, die nicht von einem Kabinettsmitglied geführt werden. Es seien eben unterschiedliche Aufgaben. "Wer schiebt die Partei an?", sei jetzt die Frage. Vogel hat als "Basisimotivator" einen guten Ruf, kann Mitglieder begeistern, ist gewieft im Umgang mit den sozialen Medien. Bayern stehe "super" da, sagt er. Die CSU sei ein "klasse Laden", aber das komme längst nicht mehr so selbstverständlich wie früher bei Bürgerinnen und Bürgern, Wählerinnen und Wählern an. Die Kommunikation zu verbessern, dafür trete er an. Allen über 400 Orts- und 14 Kreisverbänden in der Region biete er dazu Workshops an.
CSU-Bezirksvorsitzender zu sein, sei "kein Repräsentations-, sondern ein Arbeitsamt", sagt Steffen Vogel später im Gespräch mit dieser Redaktion. Und: "Wir starten jetzt durch."
Die ersten Minuten des Parteitags gehören derweil noch einmal Gerhard Eck. In einer emotionalen Rede verabschiedet sich der frühere Innenstaatssekretär nach elf Jahren auch als CSU-Bezirksvorsitzender. Es gebe auch in der CSU zu viele, die sich bis ins hohe Alter für unersetzbar hielten, sagt der 62-Jährige. Ganz bewusst habe er deshalb Markus Söder angeboten, seinen Teil zum Generationswechsel in der Partei beizutragen. Zurück an der Basis werde er weiter anpacken, wenn er gebraucht werde - "auch Plakate kleben und Prospekte verteilen".
Windräder im Steigerwald? Eck wettert über Aiwangers "Frechheit"
Ganz am Ende seiner Rede wird Eck nochmal richtig laut: Wenn Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger, immerhin CSU-Koalitionspartner, davon rede, die "Bastion Steigerwald" zu knacken, um dort Windräder aufzustellen, gehe ihm "das Messer in der Tasche auf". Während nämlich in den drei fränkischen Bezirken bereits knapp 1000 Windräder stünden, seien es in Aiwangers Niederbayern gerade mal 18: "Eine Frechheit, so kann man mit uns Franken nicht umgehen." Nie an diesem Abend ist der Applaus stärker. Der Parteitag wählt Eck später per Akklamation zum Ehrenbezirksvorsitzenden.
Bleibt noch Markus Söder. Ungewöhnlich für ihn, einmal nicht in der Hauptrolle zu sein. Die CSU, so der Parteichef in seiner Rede, verstehe sich als Schutzpatron der Menschen in Bayern in diesen schwierigen Zeiten, mit Pandemie, Ukraine-Krieg und dann auch noch einer Ampel-Regierung in Berlin, die sich nicht so richtig um die Sorgen und Nöte kümmere. Die CSU sei es, die dieses Land schütze, "damit wir gut durch den Winter kommen". Ziel sei es, dass niemand "Abstriche in der Lebensqualität" machen müsse. Unter anderem erneuert Söder die CSU-Forderungen nach längeren Laufzeiten für die bestehenden Atomkraftwerke und einer Senkung der Mehrwertsteuer auf landwirtschaftliche Produkte.
Wenn wir von ganz links bis ganz rechts schauen muss man feststellen, keine andere Partei hat annähernd so eine gute Person in ihren Reihen.
Ich könnte mir Lebenhan1965, lemapatzen, syslak, Arcus, mit Abstrichen noch fuchsastefan oder Andres010675 vorstellen.
Aber leider können die nur schlechte Kommentare über Menschen die Verantwortung übernehmen schreiben.
Aber in der politischen Verantwortung sind die oben genannten nicht zu sehen.
Warum sollten wir Wähler etwas abwählen, was uns Bayern an die Spitze von Deutschland (Länderfinanzausgleich) ja sogar an die Spitze der Welt gebracht hat.
Deshalb liebe Wähler*innen, nicht von Parolen leiten lassen sondern vom Verstand.
Die Vernunft und der Verstand wird am Ende siegen!
an der bayrischen Demokratie berauschen wenn ich erleben dürfte, dass eine andere Partei als die CSU den Ministerpräsidenten stellt.
An Wilhelm Högner, den letzten nicht CSU Ministerpräsident kann ich mich nicht erinnern, da war ich gerade erst geboren.
Scheint dort für manche eine ganz neue (Rausch-)Erfahrung zu sein...
Anscheinend schon, schließlich ist seit Jahren bekannt, dass beim Ausbau der Erneuerbaren gerade Franken die Hauptlast in der Flächennutzung und - in Sachen Windkraft - auch die Hauptlast in Sachen Landschaftsverspargelung trägt. In Altbayern sucht man Windräder teils vergeblich, da weht halt ein anderer Wind. Die Partei für Franken moniert das seit Jahren, die CSU hat's nie gestört... Wir sind halt doch die Kolonie, aus der die Rohstoffe kommen.
warum hat sich gerhard eck nicht dafür eingesetzt das auch im rest bayerns widkraftanlagen gebaut werden, und nicht nur in franken?
hatte er angst das er an"eck"t?
die csu als "schutzpatron" der menschen ist dermaßen lächerlich, und klar, auf die ampel in berlin lässt sich trefflich schimpfen wenn die den karren nicht aus dem dreck gezogen bekommt in den er unter beteiligung der csu in den letzten 16 jahren reingefahren wurde.
Funktioniert populistisch sehr gut.
Die Wahrheit ist aber: auch die Regionen in Franken erreichen bislang bei weitem nicht die zielwerte, die der Bund mit dem am Freitag beschlossenen Gesetz fur die nächsten Jahre festgelegt hat. Und deshalb brauchen auch wir mehr Flächen. Der Blick auf Niederbayern ist dabei nur eine nebelkerze.
Die CSU kann einfach keine sachorientierte Politik.
Hessen etwa hat noch mehr Windräder als Franken - was sollen die sagen?
Einzig wichtig ist die Frage, ob Regionen die zielwerte des Bundes erreichen. Und dies tun auch die fränkischen Regionen bei weitem noch nicht. Also auch hier braucht es mehr.
Der Himmel blau, die Sonne lacht, alles hat die CSU gemacht👍
Sie haben die Situation bei der CSU voll erkannt.
* mal schauen ob Lobhudelei durch den Zensus kommt.