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Schweinfurt
So hat sich Schweinfurt verändert: Welche Restaurants und Geschäfte 2023 eröffnet und welche geschlossen haben
Gab es in diesem Jahr mehr oder weniger Geschäftsschließungen in Schweinfurt? Eine klare Antwort fällt schwer. Und die größte Veränderung steht noch aus.
Schweinfurt verändert sich, auch die Innenstadt. Im Jahr 2023 allerdings weniger negativ als noch im Jahr zuvor.
Foto: Katja Beringer | Schweinfurt verändert sich, auch die Innenstadt. Im Jahr 2023 allerdings weniger negativ als noch im Jahr zuvor.
Katja Beringer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:14 Uhr

Der Verdacht drängt sich auf: Reihte sich 2022 noch gefühlt eine Schließung an die andere, ist der Rückblick auf das Jahr 2023 positiver. Die Zahl der Geschäftsschließungen, ob im Handel oder in der Gastroszene, fällt offenbar weniger hoch aus als im Jahr zuvor, so der Eindruck der Redaktion. 2022 und im Jahr davor haben in Schweinfurt auch einige alteingesessene Geschäfte geschlossen – die meisten aus Altersgründen. 2023 scheint die Welle der Schließungen abgeebbt zu sein.

Axel Schöll, Kreisvorsitzender des Handelsverbands, bestätigt den Eindruck. Relativ ausgeglichen sei die Situation. Positiv für ihn: die Vorstöße der Stadt mit StudyFAB und der KunstFABrik. Damit seien zwei Leerstände belegt, zumindest für eine Zeit. Nun müsse man sehen, "was rumkommt". Aber: "Das müsste der Weg sein für die nächste Zeit, Leerstände über Förderung mit Leben zu füllen." Ein Teil des Wegs, um genau zu sein.

Geschäftsleute wünschen sich laut Schöll mehr: bessere Kommunikation der Stadt und Wertschätzung. Und, dass Probleme im Rathaus ernst genommen werden. Das Thema Brückensperrungen in 2023 habe das gezeigt. Die Frequenz sei deutlich gesunken, nicht nur in der Stadt, auch im Hafen, weiß Schöll. Bis zu 25 Prozent Verlust seien die Folge gewesen. Ein Vorgeschmack auf das, was beim Neubau der Maxbrücke kommen könnte. Trotzdem, sagt Schöll, sei Schweinfurt immer noch eine schöne Einkaufsstadt, mit einem guten Besatz, gerade an inhabergeführten Geschäften, "das hört man auch von Menschen von außerhalb".

Frequenzmessungen in der Innenstadt zeigen auch 2023 ein klares Ergebnis

Auch Thomas Herrmann, Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing, bestätigt den Eindruck, dass es in 2023 weniger Schließungen gab als noch im Jahr davor, als Geschäfte nicht nur aus Altersgründen geschlossen wurden. Die Folgen von Corona hätten in 2022 eine Rolle gespielt; Betriebe geschlossen, die während der Pandemie in finanzielle Schieflage geraten waren. Allerdings: die Zahl der Menschen, die sich in der Stadt tummeln, hat sich laut Herrmann auch in 2023 nicht auf "vor-Corona"-Werte erholt, wie Frequenzmessungen gezeigt hätten.

Die größte Veränderung für Schweinfurts Innenstadt steht allerdings noch aus: Mitte Januar wird bei Galeria Kaufhof ganz offiziell das Licht ausgehen; der Abverkauf ging im November in die letzte Runde. Wie es danach mit der Immobilie weitergeht, ist immer noch offen.

Hier nun ein Überblick über das, was sich in der Stadt 2023 getan hat, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit.

1. Goodbye Innenstadt: Das Surf In zog um – von Schweinfurt nach Abersfeld

Haben ihr Geschäft von Schweinfurt nach Abersfeld verlegt. Die Surf In-Geschäftsführer Michael Köpke und Frank Schubert.
Foto: Michael Köpke | Haben ihr Geschäft von Schweinfurt nach Abersfeld verlegt. Die Surf In-Geschäftsführer Michael Köpke und Frank Schubert.

34 Jahre war das Sportgeschäft Surf In ein Bestandteil der Schweinfurter Innenstadt, bis Januar 2023. Da schlossen die Geschäftsführer Michael Köpke und Frank Schubert die Türen ihres Sportgeschäfts in der Schultesstraße für immer. Ein Grund: die Parkplatzsituation. Parkplätze in der Nähe gab es nicht. Ein Problem, weil das Sortiment vieles enthält, das man nicht "einfach aus dem Laden rausträgt", so Köpke. Bessere Bedingungen fand das Surf In in Abersfeld, dem neuen Standort; mit 800 Quadratmetern Ladenfläche, genug Parkplätzen und in direkter Nähe zum Golfclub Löffelsterz.

2. Sportartikelhändler Hervis macht zum Jahresende in der Stadtgalerie dicht

Ende 2023 wird der Sportartikelhändler Hervis Sports seine Filiale in der Schweinfurter Stadtgalerie schließen.
Foto: Stefan Pfister | Ende 2023 wird der Sportartikelhändler Hervis Sports seine Filiale in der Schweinfurter Stadtgalerie schließen.

2017 zog die Filiale des österreichischen Sportartikelhändlers Hervis Sports in das Obergeschoss der Stadtgalerie in Schweinfurt ein. Ende 2023 wird die Filiale geschlossen. Das Unternehmen strukturiere sein Geschäft in Bayern neu, äußerte sich im Juli eine Sprecherin des Unternehmens. Geplant sei damit eine Schließung der Filiale in Schweinfurt. In Deutschland betreibt Hervis elf Filialen. In Unterfranken war Schweinfurt der einzige Standort. Ein Umzug innerhalb Schweinfurts oder der Region sei nicht vorgesehen; eine neue Filiale an einem anderen Standort soll es nicht geben.

3. Keine Perspektive: Peter Drews gab sein Juweliergeschäft Schatzinsel in der Innenstadt auf

Beim Abverkauf im Juli: Peter Drews vor seiner Schatzinsel am Roßmarkt.
Foto: Heinrich Wullhorst | Beim Abverkauf im Juli: Peter Drews vor seiner Schatzinsel am Roßmarkt.

Er sehe keine Perspektive mehr, erklärte Peter Drews im Juli in einem Interview. Der Betreiber des Juweliergeschäfts Schatzinsel am Schweinfurter Roßmarkt zog 2023 den Schlussstrich. Die wirtschaftliche Entwicklung Schweinfurts sei einer der Hauptgründe für die Entscheidung, sein Geschäft zu schließen, so Drews. Früher sei der Roßmarkt ein zentraler Punkt für die Menschen in der Stadt gewesen, um dort ihre Einkäufe zu tätigen. Heute sei die Frequentierung viel zu gering, '"gefühlt um 70 Prozent zurückgegangen". Auch Corona habe sich negativ ausgewirkt. 

4. Nach 22 Jahren: Aus für die Kantine im Ämtergebäude Schweinfurt

Die Bayerische Staatsregierung hat Christian Vogel, Betreiber der Kantine im Ämtergebäude Schweinfurt, zum 30. September den Pachtvertrag im Ämtergebäude gekündigt.
Foto: Patty Varasano | Die Bayerische Staatsregierung hat Christian Vogel, Betreiber der Kantine im Ämtergebäude Schweinfurt, zum 30. September den Pachtvertrag im Ämtergebäude gekündigt.

Seit 2001 betrieb Christian Vogel die Kantine im Technischen Ämtergebäude Schweinfurt. Dort versorgte er nicht nur die Angestellten mit einem frischen Mittagessen, er kochte auch für seine Firma "Pikanto". Mit ihr verpflegte Vogel weitere betriebliche Kantinen, belieferte Kindergärten, Kindertagesstätten und schulische Einrichtungen. Das Geschäft lief gut, so Vogel, das Auftragsbuch war voll. 2023 dann kündigte die Bayerische Staatsregierung den Pachtvertrag zum 30. September. Die Kantine sei nicht mehr sanierungswürdig, hieß es.

5. Neustart in der Rückertstraße: Koreanische Küche in der früheren Gaststätte zur Straßenbahn

Choi Kyu Chang in seinem neu eröffneten Restaurant in der Rückertstraße in Schweinfurt.
Foto: Annalena Thüncher | Choi Kyu Chang in seinem neu eröffneten Restaurant in der Rückertstraße in Schweinfurt.

Mit dem, was einmal in der alten Gaststätte zur Straßenbahn aufgetischt worden ist, hat die Küche von Choi Kyu Chang wenig zu tun. Gekocht wird in dem alten Schweinfurter Gemäuer seit Anfang August koreanisch. Chois koreanische Küche ist ein Familienunternehmen, das er 2013 in Sennfeld gegründet hat. Bei der Eröffnung fanden auch etliche Stammkunden von dort ins neue Lokal. Wichtig, so der Betreiber, sei ihm die Authentizität der Küche und die Kommunikation mit den Gästen. Schließlich würde hier auch die Kultur des Landes weitergegeben.

6. StudyFAB in der Keßlergasse: Ein Coworking Space als Teil des Innenstadtkonzepts

Ein Ort der Begegnung und Coworking Space gleichermaßen ist die StudyFAB in der Keßlergasse in Schweinfurt.
Foto: Désirée Schneider | Ein Ort der Begegnung und Coworking Space gleichermaßen ist die StudyFAB in der Keßlergasse in Schweinfurt.

Seit Juli 2023 gibt es die StudyFAB in der Schweinfurter Keßlergasse. Das Projekt, das in Kooperation zwischen Stadt und der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt entstand, ist Teil des Innenstadtkonzepts. StudyFAB ist ein Coworking Space, den nicht nur Studentinnen und Studenten nutzen können. Die Arbeitsplätze, die über ein Buchungssystem reserviert werden können, stehen allen offen. Inzwischen wird das Angebot auch gut genutzt, so Projektkoordinator Benedikt Braun.

7. Innenstadtkonzept II: Die KunstFABrik in der Spitalstraße

Kreativmaler Michael Full aus Nürnberg zeigte bei der Eröffnung der KunstFABrik in Schweinfurt, wie aus scheinbar chaotischen Linien ein Gemälde mit Tiefgang wird.
Foto: Uwe Eichler | Kreativmaler Michael Full aus Nürnberg zeigte bei der Eröffnung der KunstFABrik in Schweinfurt, wie aus scheinbar chaotischen Linien ein Gemälde mit Tiefgang wird.

Wie das StudyFAB, gehört auch die KunstFABrik zu den ersten Projekten, die im Rahmen des Innenstadtkonzepts in 2023 umgesetzt wurden. Ende Juli wurde sie eröffnet. Auch diese Räume hat die Stadt angemietet. Genutzt werden sie von jeweils vier Kunstschaffenden, deren Besetzung fortlaufend wechselt. Den ersten Wechsel gab es schon. Aktuell präsentieren sich in der KunstFABrik Lackkünstler Florian Hügelschäfer, Pia Katzenberger als Öl- und Acrylmalerin sowie Mixed-Media-Künstlerin, Kunstschreiner Thomas Roth und Acrylmalerin Edita Sarukhanyan.

8. Lost and Found: Zwei Schweinfurter eröffnen Streetstyle-Laden

Kurz vor der Eröffnung im August 2023: Das Streetstyle-Geschäft 'Lost and Found' in der Langen Zehntstraße.
Foto: René Ruprecht | Kurz vor der Eröffnung im August 2023: Das Streetstyle-Geschäft "Lost and Found" in der Langen Zehntstraße.

Mit ihrem Modegeschäft "Lost and Found" in der Lange Zehntstraße wollen Kutay Cat und Enrico Baake dem Trend des Onlineshoppings entgegenwirken und in Schweinfurt etwas für junge Leute bieten. "Mit unserem Geschäft wollen wir versuchen, dass die Jugend wieder in der Stadt einkauft und sich nicht alles online abspielt", sagte Baake vor der Eröffnung. Der langfristige Plan ist, nicht nur Mode namhafter deutscher Marken anzubieten, sondern auch eine eigene Modelinie. Passend zum jungen Publikum, an das sich "Lost and Found" richtet, legte zur Pre-Eröffnung Ende August ein DJ auf.

9. Für Nachtschwärmer: Mit "9 Pointer" gibt es in Schweinfurts Innenstadt einen neuen Club

Leonid Rosa an der Theke seines neuen Clubs, dem '9 Pointer' am Kornmarkt in Schweinfurt.
Foto: Steffen Krapf | Leonid Rosa an der Theke seines neuen Clubs, dem "9 Pointer" am Kornmarkt in Schweinfurt.

Nach umfangreichen Umbauarbeiten hat Ende November 2023 am Kornmarkt 9 ein Club eröffnet. Dahinter steht Leonid Rosa, der auch den Stadtstrand in Schweinfurt, die Mole 9 und das Café Kölsch betreibt. Der "9 Pointer" soll den Ausgeh-Standort Schweinfurt mit neuem Leben füllen. Montags und donnerstags ist der Club für Barabende geöffnet; freitags und samstags darf bei Club-Atmosphäre mit DJs getanzt und gefeiert werden. Der Name "9 Pointer" leitet sich übrigens von einem prächtigen Hirschgeweih, einem Neunender ab, das im historischen Gebäude hängt.

10. Welche weiteren Geschäfte haben in Schweinfurt neu oder wieder geöffnet?

In der Keßlergasse hat 2023 ein afghanischer Lebensmittelmarkt aufgemacht. Dort gibt es auch Waren aus Griechenland.
Foto: Katja Beringer | In der Keßlergasse hat 2023 ein afghanischer Lebensmittelmarkt aufgemacht. Dort gibt es auch Waren aus Griechenland.

Neu eröffnet haben außerdem ein Afghanischer Supermarkt in der Keßlergasse, der Ozean Grill in der Kleingartenanlage am Schweinfurter Kreuz am Baggersee, der Classic Döner Foodtruck in der Carl-Benz-Straße, das Bassanese in der Spitalstraße (nach Umbau), das Family Checkin Restaurant am Bahnhofsplatz, die Eppinger Backwaren Bäckerei in der Blauen Leite, die Brauerei Ulrich Martin, die den Getränkemarkt in der Deutschhöfer Straße übernommen hat, eine Filiale der Von-Poll-Immobilien in der Keßlergasse, die zuvor in der Rückerstraße ihren Sitz hatte, der Netto in der Alten Bahnhofsstraße und eine Filiale der Bäckerei Papperts in der Oskar-von-Miller-Straße.

 
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Kommentare
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  • Mike Rösler-Fischer
    Frühere Geschäfte wie kroneneck, Kretschmar und die Markthalle waren Anziehungspunkte auch für ältere Leute. Die kunstfabrik bringt doch nichts in die steuerkassen. So wie es mal war wird es so schnell nicht wieder. Die Teuerung was die Politiker in Berlin zu verantworten haben befeuert dies noch.
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  • Franz Schröter
    Soll das ein Witz sein? Schließungen:
    "die meisten aus Altersgründen"
    Das klingt gar nicht glaubhaft, sorry.
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