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Schweinfurt
Galeria Kaufhof: Während der Ausverkauf läuft, werden Verhandlungen mit Interessenten an dem Warenhaus geführt
Nur noch drei Monate hat das Schweinfurter Kaufhaus geöffnet. Bis Ende Januar 2024 muss alles raus. Doch was passiert danach?
Totalausverkauf bei Galeria Kaufhof in Schweinfurt: Am 1. Februar 2024 muss das Gebäude besenrein dastehen. Schon jetzt beginnt die Schnäppchenjagd.
Foto: Irene Spiegel | Totalausverkauf bei Galeria Kaufhof in Schweinfurt: Am 1. Februar 2024 muss das Gebäude besenrein dastehen. Schon jetzt beginnt die Schnäppchenjagd.
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:21 Uhr

Alles muss raus. Nach dem Lagerräumungsverkauf in den Sommermonaten, hat jetzt der Totalausverkauf bei Galeria Kaufhof begonnen. Die Schaufenster der Filiale am Jägersbrunnen sind mit großen bunten Plakaten zugeklebt. "Alles reduziert" steht darauf. "Bis zu 60 Prozent Rabatt" gibt es. Auch im Inneren hängen überall Rabatt-Schilder, an den Wänden, von den Decken, über den Regalen.   

"Das Geschäft hat merklich angezogen", sagt Betriebsratsvorsitzender Wolfgang Rattmann. Er gehört zum kleinen harten Kern der früher mal 60 Angestellten, der bis zum Schluss ausharren will. Der Großteil der Beschäftigten ist längst gegangen, hat entweder selbst gekündigt oder die Kündigung erhalten. Anfragen der Redaktion bei Galeria über die aktuelle Lage stoßen auf taube Ohren. Die zentrale Pressestelle des Konzerns in Essen ist telefonisch nicht erreichbar, und schriftliche Anfragen werden schlicht nicht beantwortet. Rattmann weiß, dass "viele einen neuen Job haben".

Lange hatte man gehofft und gebangt, dass sich noch eine Lösung für den insolventen Galeria Karstadt Kaufhof-Konzern und damit auch für das Schweinfurter Warenhaus findet. Von den 129 Filialen werden 52 bis Januar 2024 geschlossen. Eine davon ist Schweinfurt. Viele Aktionen hatte es gegeben, um dieses Schicksal abzuwenden. Gleich nach Bekanntwerden der Schließungspläne im Januar waren Unterschriften für den Erhalt der Filiale gesammelt worden. Gemeinsam mit der Gewerkschaft Verdi wurden Briefe an Politiker geschrieben und eine Resolution an Ministerpräsident Markus Söder übergeben.

Auch Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) und Landrat Florian Töpper (SPD) hatten sich für den Erhalt der Filiale eingesetzt und Solidarität zu den Beschäftigten bekundet. "Wir haben sehr viel Unterstützung bekommen", ist der Betriebsrat dankbar für das Engagement in der Region. Geändert hat es letztlich nichts. Das Warenhaus wird geschlossen.

Aushilfskräfte werden ständig gesucht

Die Auflösungserscheinungen sind im Geschäft unübersehbar. Der Ein- und Ausgang zur Rüfferstraße ist versperrt, um mehr Platz für Regale und die Lagerware zu haben. Überall stehen Kisten herum. Handtücher, Socken oder anderer Kleinkram wird gar nicht mehr ausgepackt, sondern in Kartons zum Kauf angeboten. Junge Männer füllen immer wieder nach oder räumen der Kundschaft hinterher. Es sind Aushilfskräfte, die eingestellt wurden, um den Räumungsverkauf abwickeln zu können. Die Belegschaft ist ja größtenteils nicht mehr da.      

"Wir suchen ständig noch Leute", weiß Rattmann, denn das Geschäft muss ja bis Ende Januar 2024 weitergeführt werden. Ware, die bis dahin nicht verkauft ist, übernimmt eine Vermarktungsfirma. Nichts wird zurückbleiben. "Das Haus muss am 1. Februar besenrein dastehen."

Stadt hat kein Interesse am Kauf der Immobilie

Und was kommt danach? Bislang ist die Nachnutzung der Immobilie mit 10.000 Quadratmetern Verkaufsfläche ungewiss. Es soll Interessenten geben. Auch Verhandlungen werden geführt. Das bestätigt der städtische Wirtschaftsförderer Thomas Herrmann. Mehr aber nicht. Von Sanierung bis Abriss und Neubau sei alles denkbar. 

Dass hier ein Kaufhaus wiederbelebt wird, gilt angesichts des rückläufigen Trends im Einzelhandel als wenig wahrscheinlich. Denkbar wäre vielmehr ein gemischt genutztes Gebäude, in dem Einzelhandel- und Gastronomieflächen, Büros und Dienstleister untergebracht sind.

Die Stadt selbst hat kein Interesse an der Immobilie oder besser, sie kann sich den Kauf des Gebäudes nicht leisten. Man habe schon genug Großprojekte abzuwickeln, meint Herrmann mit Blick auf die Theatersanierung oder den Neubau von Bauhof und Maxbrücke. Und die Gewerbesteuer sprudelt ja auch nicht mehr so kräftig. Primäres Ziel der Stadt ist es deshalb, mit dem jetzigen oder künftigen Eigentümer eine sinnvolle Nachnutzung für das Gebäude zu finden, damit das Scharnier zwischen Stadtgalerie und Innenstadt weiter funktioniert.

 
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Kommentare
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  • detlef erhard
    Mit wenig Aufwand könnte hier ein Flüchtlingsunterkunft entstehen, damit Schutzsuchende ein Dach über den Kopf haben. Die Innenstadt zeichnet sich dadurch aus, dass man die Ankommenden schnell integrieren könnte.
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  • Kurt Rösler
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  • Klaus Fiederling
    wieder ein Traditionsgeschäft weniger in SW?? Ich bin gespannt, ob es wirklich dafür einen Nachfolger gibt. Sicher, der Bau des Kaufhofs ist wirklich nicht einladend. Auch die Preise waren in den letzten Jahren weit über den Preis, was dem Wert der Artikel nicht gerecht wurde.
    Ich habe schon lange Jahre nichts mehr im Kaufhof eingekauft, einfach zu teuer. Und wenn ich jetzt hier die Geschichte in der Vergangenheit gelesen habe, kommt so mancher Zweifel in mir hoch, ob man nicht schon viel früher in diesem Geschäft nicht mehr zum Einkaufen hätte gehen sollen. Der Nachfolger, wenn sich einer findet, müsste auch einen neuen Namen für "Kaufhof" erfinden, damit die braune Zeit endlich der Vergangenheit angehören würde.
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  • Matthias Hahn
    Zwei von drei Ausgängen, die als Fluchtwege gekennzeichnet sind, sind zu.
    Hat da das Ordnungsamt bzw. die Berufsgenossenschaft schon mal vorbeigeschaut?
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  • Fred Reinshagen
    @Matthias Hahn: Wenn der Kaufhof so gewissenlos ist, kann man froh sein, dass er SW verlässt. Da kommt bestimmt was besseres nach!

    Kaufhof ist übrigens ein Name aus der NS-Zeit, vorm. Tietz. Die jüd. Fam. musste ihre Anteile unter Wert abgeben. Nach dem Krieg wurde sie dafür entschädigt. Die zweite Filiale des Kaufhof-Vorgängers Tietz wurde in SW eröffnet (Quelle Wikipedia).

    Das war das spätere Kroneneck in der Spitalstraße, ein Warenhaus-Palast aus der Gründerzeit, der im Krieg nicht zerstört wurde. Aber er wurde in den 80er Jahren abgerissen und durch 0815-Architektur ersetzt (heute Commerzbank). In der DDR riss man die Gründerzeit-Kaufhäuser nicht ab - heute sind sie erstklassige Lagen - z.B. in Erfurt Anger 1 . Die ostdt. Städte haben heute einen Charme- während die westdt. Städte in Gesichtslosigkeit versinken. Ein Tagesausflug nach Thüringen (von SW kein Problem) rendiert sich allemal und erweitert den begrenzten westdt. Horizont.
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  • Fred Reinshagen
    Abriss wäre schlechte Option. Der SWer Horten ist mit seiner Klarheit & Einfachheit beisspiellos.
    Ist zudem städtebaulich ein sehr gelungenes Ensemble mit:
    > Hortenkacheln aus Porzellan - ein Zeugnis der klassischen Moderne der 60er
    > Neubarocker Justizpalast (gegenüber Horten)
    > Idunahochhaus mit fensterlosen Natursteinwand (gegenüber Horten)
    > Kunsthalle

    https://www.swity.de/2020/06/19/galeria-kaufhof-filiale-standortbekenntnis-stadt-schweinfurt/

    Der Kontrast der Hortenfassade mit der neubarocken Fassade ist ein erstklassiges Beispiel, wie Gegensätze in Fassaden und von Alt & Neu ausgezeichnet harmonieren können.

    Man sieht nur was man weiß - man kann das nur beurteilen, wenn man sich selber vor Ort ein zusammenhängendes Bild mit diesen 4 Bauten macht. Leider gibt es heute oft wenig Verständnis für solche Dinge. Das 21 Jh. hat (mit Ausnahmen) die schlimmste Architekur aller Zeiten (z. B. Plan Hochhaus-Neubau WÜ Augustenstr.). Hoffentlich wird die SWer Innenstadt davon verschont.
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