Von der Decke hängen Steckdosen, hinter dem Tresen wird Kaffee gebrüht und an der Lego-Wand hängt jemand eine Reihe Ausdrucke auf. Mehr als drei Monate ist es nun her, dass mit der StudyFAB neues Leben in das Erdgeschoss der Keßlergasse 2, direkt an der Einmündung in den Schweinfurter Marktplatz, eingezogen ist. Und auch an diesem Nachmittag öffnet sich die automatische Schiebetür immer wieder. Etwa eine Handvoll der Arbeitsplätze hinter den Glasfronten ist besetzt.
"Ich glaube, dass wir für Schweinfurt am Anfang ein bisschen exotisch waren", sagt Volker Bräutigam, Dozent an der Fakultät für Wirtschaftsingenieurwesen der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS). "Wir haben oft die Frage gehört: Was ist denn das, ein Coworking Space? Und warum hängen hier Steckdosen von der Decke?", erinnert er sich und lacht.
An das Konzept der StudyFAB müssten sich viele Schweinfurterinnen und Schweinfurter wohl erst noch gewöhnen, meint Bräutigam, der das Projekt seitens der Hochschule betreut. Gedacht ist die StudyFAB, die als Teil des Innenstadtkonzepts "Schweinfurt FABulous" in Kooperation zwischen Stadt und THWS entstanden ist, als Raum, in dem Menschen für gemeinsames oder separates Lernen und Arbeiten zusammenkommen, sich austauschen und vernetzen können.
Immer mehr Menschen nutzen die StudyFAB regelmäßig
Und das werde gut angenommen: "Am Anfang kamen so zehn bis 15 Besucher pro Tag – jetzt sind es meistens um die 45. Tendenz steigend", sagt Projektkoordinator Benedikt Braun. Auch die Art der Besucherinnen und Besucher hätte sich gewandelt. Kurz nach der Eröffnung im Juli hätte der Großteil vor allem aus Neugier "einfach mal reingeschaut", meint Braun. Mittlerweile kämen die meisten, um die Einrichtung auch wirklich zu nutzen. "Wir sehen jetzt langsam, dass es anfängt sich zu tragen und immer mehr Leute regelmäßig kommen", sagt Braun.
Auch der Start des Wintersemesters habe sich noch einmal positiv auf die Besuchszahlen ausgewirkt, meint Volker Bräutigam. Um den Bedürfnissen gerecht zu werden, gebe es deshalb seit Kurzem ein Buchungssystem, über das Arbeitsplätze reserviert werden können. Außerdem hätte das Team erst kürzlich beschlossen, die Öffnungszeiten probeweise auf den Samstag auszuweiten. "Den Samstag wollten wir eigentlich von Anfang an unbedingt dabeihaben, um den Anknüpfungspunkt mit der Stadtgesellschaft zu haben", sagt Bräutigam.
Denn bislang werde der Innovationsraum vor allem von Studierenden genutzt. Das würde Bräutigam gerne ändern: "Mir ist wirklich wichtig zu sagen, dass die StudyFAB für alle da ist. Wir haben auch Freelancer hier, Unternehmer und Leute, die für ein Praktikum kommen." Auch für Veranstaltungen werde der Raum gegen eine Spende gut gebucht.
Einen Grund für die bisherige Zurückhaltung nicht-studentischer Besucherinnen und Besucher vermutet Bräutigam im Namen der StudyFAB. "Study", als Hinweis auf die Kooperation mit der THWS, grenze das Konzept wohl zu sehr ein. "Da haben wir vielleicht einen Fehler gemacht, aber es musste halt ins Gesamtkonzept passen", sagt Bräutigam.
Dennoch sei er guter Dinge, das Klientel doch noch ausweiten zu können. Unter anderem sollen Aufsteller auf dem Marktplatz und zwei Telepräsenzroboter, die Bräutigam via Smartphone fernsteuern und darüber mit Passantinnen und Passanten kommunizieren lassen kann, mehr Publikum anlocken.
Finanzierung des StudyFAB nach Förderzeitraum bisher unklar
In einer Sache blicke das Team jedoch noch etwas unsicher in die Zukunft. "Was uns ein bisschen Kopfschmerzen bereitet, ist die Frage, wie man das ganze Projekt verstetigen kann", sagt Bräutigam. Bislang laufe die Finanzierung über Fördermitteln des Bundes – allerdings nur für zwei Jahre. Wie es danach mit der StudyFAB weitergeht, sei noch unklar.
"Wir müssen jetzt frühzeitig die Stadt und hochschulpolitische Akteure mit einbinden", sagt Bräutigam. So sei eine Überlegung, ob nach Ablauf des Förderzeitraums beispielsweise die Stadt die Miete und die Hochschule die Stellenfinanzierung übernehmen könnte. Auch könnte die Nutzung dann eventuell kostenpflichtig werden. Um Studierende und Menschen mit geringerem Budget nicht zu verschrecken, sei etwa ein gestaffeltes Preismodell denkbar, bei dem Studierende weniger, größere Akteure wie Unternehmen hingegen etwas mehr zahlen.
Das große Ziel der StudyFAB, junges Leben in der Schweinfurter Innenstadt sichtbarer zu machen, habe man aber zumindest in Teilen schon jetzt erreicht, meint Bräutigam: "Ich würde sagen, zumindest die Ecke Keßlergasse/Marktplatz haben wir sehr stark belebt. Inwieweit das Auswirkungen auf die ganze Innenstadt hat, kann ich aber nicht sagen."
Larissa Seelmann, Gesamtprojektleiterin von Schweinfurt FABulous, sieht den Start ähnlich positiv: "Die Neugier bringt die Leute auf jeden Fall hierher. Und das Feedback ist bisher sehr positiv: Wenn sie einmal da waren, kommen sie auch wieder", sagt sie.