Verwaiste Innenstädte, Leerstände und die Abwanderung in den Online-Handel – viele Städte und Gemeinden sehen sich im Zuge des Strukturwandels mit sterbenden Innenstädten konfrontiert. Auch die Stadt Schweinfurt muss sich zunehmend der Frage stellen, wie sich wieder mehr Menschen in die Innenstadt ziehen lassen.
Die Lösung hin zu einer belebten und attraktiven Innenstadt soll nun das Konzept "Schweinfurt FABulous" bringen. Hierfür erhält Schweinfurt als eine von bundesweit 238 Städten (15 in Bayern) knapp eine Millionen Euro aus dem Bundes-Förderprogramm "Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren". Damit sollen in Schweinfurt bis Spätsommer 2025 vier Projekte realisiert werden.
"Innenstädte leiden seit vielen Jahren unter den gleichen Problemen: Es gibt viele leerstehende Handelsflächen und eine veränderte Mobilität. Wir wollen alle, dass Innenstädte weiterhin aktiv sind, aber dafür müssen wir Räume auch abseits des Konsums schaffen", sagt Thomas Herrmann, Amtsleiter im Amt für Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing der Stadt Schweinfurt.
Neues Innenstadtkonzept und Schweinfurt FABulous sollen Innenstadt beleben
Hierfür entwickele die Stadt aktuell ein neues Innenstadtkonzept, an dem unter anderem Akteurinnen und Akteure aus Gastronomie, Vereinen, Verbänden sowie Immobilienbesitzerinnen und -besitzer beteiligt seien.
Einen weiteren Baustein sollen die vier geförderten Projekte "RetailFAB", "KunstFABrik", "StudyFAB" und "StadtFABrik" des Konzepts "Schweinfurt FABulous" bilden. Mit der Namensgebung als Anspielung auf die Schweinfurter Fabriken und das englische Wort für "fabelhaft" wolle man das Profil Schweinfurts widerspiegeln.
"Die vier Teilprojekte sollen die Erfolgsgeschichte Schweinfurts als Industrie- und Kunststadt weiterschreiben und beides in der Innenstadt wieder sichtbar und erlebbar machen. Wir wollen wieder ein Zentrum für Kreativität, Erlebnis und Miteinander schaffen", sagt Herrmann.
Digitale Schaufenster und offene Ateliers für die Innenstadt
Mit dem Projekt StadtFABrik wolle man wieder mehr Produktionsstätten in die Innenstadt holen. "Produktion heißt ja nicht unbedingt, dass man einen rauchenden Schornstein braucht – Produktion kann ganz viel sein", sagt Herrmann. Als Inspiration diene die ursprünglich handwerkliche Nutzung der Flächen, wobei im hinteren Bereich Werkstätten, vorne hingegen Ausstellungsflächen angesiedelt waren.
Mit KunstFABrik solle Schweinfurts Image als Kunststadt weiter ausgebaut werden. Geplant sei, drei bis acht Leerstände als offene Ateliers für Künstlerinnen und Künstlern zur Verfügung zu stellen. "Bedingung ist, es muss aktiv auf irgendeine Art und Weise in diesen Leerständen Kunst gemacht werden", sagt Herrmann.
Besonders technisch werde es hingegen bei dem Projekt RetailFAB. Dabei sollen Geschäfte in der Innenstadt digitale Schaufenster erhalten. "Wir haben festgestellt, dass Schaufenster seit Jahrzehnten nahezu gleich aussehen, dabei gibt es viele technische Möglichkeiten, diese attraktiv zu gestalten", sagt Herrmann.
Hierfür befände sich die Stadt bereits in Gesprächen mit potentiellen Partnerfirmen. "Wir versprechen uns von diesem Pilotprojekt, bundesweit den Handel zu revolutionieren", sagt Herrmann. Genaueres wolle er aber noch nicht verraten.
StudyFAB soll Studierende an den Schweinfurter Marktplatz bringen
An den Projekten will sich die Stadt Schweinfurt mit einem Eigenanteil von 25 Prozent, also knapp 325.000 Euro, beteiligen. Rund 60 Prozent der Gelder seien dabei voraussichtlich für die StudyFAB vorgesehen. Diese soll direkt an der Einmündung der Keßlergasse in den Schweinfurter Marktplatz entstehen, im Erdgeschoss gegenüber der Bäckerei Fuchs.
Mit abgeschirmten Bereichen zum konzentrierten Arbeiten, Räumen für Gruppenarbeiten, entsprechender technischer Ausstattung und einer Eventfläche für kleinere Veranstaltungen wollen Stadt und Technische Hochschule (THWS) hier auf rund 170 Quadratmetern eine Begegnungsstätte für Studierende, Auszubildende, Schülerinnen und Schüler, Firmen und Startups schaffen.
Eine Lounge zum entspannten Beisammensitzen, eine Küche mit kleiner Gastronomie zu studentischen Preisen und im Sommer ein Außensitzbereich auf dem Marktplatz sollen zudem zum lockeren Austausch anregen. An einem sogenannten "Welcomedesk" sollen Verantwortliche der THWS Fragen klären, den Kontakt zwischen Firmen und Studierenden herstellen und internationalen Studierenden den Zugang zum Leben in der Schweinfurter Innenstadt erleichtern.
"Sinn und Zweck ist es, das studentische Leben an den Marktplatz zu bringen", sagt Thomas Herrmann. "Wenn man nach Schweinfurt rein fährt, sieht man zwar das Schild 'Hochschulstadt Schweinfurt', aber in der Innenstadt findet praktisch kein studentisches Leben statt. Mit der StudyFAB wollen wir das wieder sichtbar machen und zeigen, dass Schweinfurt nicht ganz so tot ist, wie immer behauptet wird."
Angebot richtet sich nicht nur an Studierende in Schweinfurt
Dabei soll sich das Angebot der StudyFAB aber nicht nur an Studierende richten. "Zielgruppe sind hauptsächlich junge Leute, die gemeinschaftlich etwas erarbeiten müssen. Das können Studierende sein, genauso wie Auszubildende oder Schüler, die sich für eine Projektarbeit nicht in einem klassischen Café treffen wollen", sagt Herrmann.
Eröffnen soll die StudyFAB am 1. Juni 2023, die Laufzeit ist zunächst auf zwei Jahre begrenzt. Im Anschluss werde über eine eventuelle Weiterführung und Finanzierung des Projekts beraten.
Entweder werden die Förderungen in Bayern nicht abgerufen oder bayerische Orte sind einfach zu attraktiv. Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl müssten in Bayern über 40 Orte in diese Förderung fallen.
Immerhin zeigt die Aufnahme in diese Förderung wie es um Schweinfurt bestellt scheint. Man bekommt zwar Geld aber auch gleichzeitig attestiert, dass Schweinfurt eben nicht zukunftsfähig ist was die Innenstadt betrifft.
Umgekehrt könnte man Schweinfurt auch als Vorreiter und Vorbild für andere Städte betrachten. Hier geschieht das was andere Städte evtl. auch in einigen Jahren ereilt nur etwas früher.
Zitat: ""Sinn und Zweck ist es, das studentische Leben an den Marktplatz zu bringen"
Betrachtet man Auswüchse in anderen Städten stellt sich die Frage ob man sich das auf Teufel komm raus wünschen muss?
Zu mehr studentischem Leben in der Altstadt: Das alte Gymnasium am M.-L.-Platz steht mit G. Adolf in Verbindung; seine geplante Universitätsgründung in SW scheiterte an seinem frühen Tod. Und die Leopoldina kam letztendlich nach Halle - das einstige humanistische Zentrum SW hatte doppelt Pech!
Industrie & Techn. Hochschule sind nicht alles - es fehlt die Muse! Der Freistaat könnte eine kleine, feine Uni mit humanistischem Schwerpunkt ansiedeln, entlang einer Achse in: Rückert-Bau, Altes Gymnasium, Stadtschreiberhaus, Alte Reichsvogtei, wiederaufgebautem Roth'schen Haus.
SW wäre Universitätsstadt, quasi mit "Alter Universität" mitten in der Altstadt, mit Bezug zum 17. Jh. - das wäre PURE MEDIZIN FÜRS STADTIMAGE! Für den Freistaat, der in den fränkischen CSU-Lobbystädten Nbg. & WÜ mit Hochschul-Mrd. um sich wirft - insgesamt über 5 Mrd.- wäre es eine vergleichsweise kleine Geste - für SW Gold wert! Unbezahlbar! Ganz genau das was der Stadt fehlt!
Beim Milliarden-Projekt Techn. Universität Nbg. werden zum musischen Ausgleich auch Geisteswissenschaften angesiedelt. Obwohl die TUN überflüssig ist: Es gibt bereits eine THN & eine große Techn. Fakultät der Uni ER-Nbg. - weshalb beide Hochschulen die TUN nicht wollten - deshalb bekamen sie vom Freistaat einen "Zuschuss" von zusammen 1,8 Milliarden Euro als "Beruhigungspillen" - eine Nürnberger Zeitung: "So schön kann Landesplanung sein"
Die CSU sollte SW nicht länger am Hochschul-Katzentisch sitzen lassen - sonst bleibt uns nichts mehr übrig, als auf die Landtagswahlen zu hoffen.