
Wie erklärt man alteingesessenen Stadtbewohnern die tiefere Bedeutung des Kunstworts "Schweinfurt FABulous"? Eine Initiative, die durch das Bundesbauministerium gefördert wird, möchte neues Leben in brachliegende Innenstädte bringen, in der Kugellagerstadt unter dem Motto "Industrie und Kunst".
Der Begriff "FABulous" bietet somit die Verbindung von "Fabrik" mit dem englischen Wort für "fabelhaft". Manch Kulturschaffender, der sich am Rande des Pflasterklangs zur Eröffnung der "KunstFABrik" in der Spitalstraße 29 eingefunden hatte, ahnte, dass sich ein Schweinfurter mit der Aussprache etwa schwertun könnte. "Fabulös" schlug ein Besucher augenzwinkernd zur "Einfränkischung" vor.
Wer sein Einlassticket am Eingang des ehemaligen Möbelhauses vorzeigte, war gerade einem Wolkenbruch über der City entkommen. "Ich freue mich, wenn es regnet", zitierte Oberbürgermeister Sebastian Remelé in seiner Rede Karl Valentin, "denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch". Freuen durfte sich die Stadt in jedem Fall über einen warmen Zuschussregen, der Kunden in Geschäfte locken, Leerstände füllen und die nächste Generation fördern soll.
Zum Konzept zählt eine "StudyFAB", bei der sich Studierende, Gründerinnen und Gründer in der Keßlergasse kreativ austoben dürfen. Im Teilprojekt "StadtFABrik" soll die Ansiedlung von Industrie im Herzen der Stadt getestet werden, mit der RetailFAB das interaktive Schaufenster eines Bekleidungsgeschäfts entstehen.

Mit der "KunstFABrik" wiederum sind eine Art städtische Mini-Uffizien entstanden, für die Renaissance in der Fußgängerzone. Remelé erinnerte daran, dass es Wohlstand und Wirtschaftskraft brauche, um, wie Schweinfurt, Kunst fördern zu können, von der Theatersanierung bis zum Jungmusiker. Entsprechend übernahm mit Johanna Faustmann die Wirtschaftsförderin der Stadt die Begrüßung, als Projektleiterin.
Teil-Projektmanagerin Barbara Brembs, selbst Innenarchitektin, stellte das Konzept der Kunstfabrik vor, die von der Stadt angemietet worden ist. Während der üblichen Ladenöffnungszeiten dürfen Passanten jeweils vier Kunstschaffenden über die Schulter blicken, deren Besetzung fortlaufend wechselt. Aktuell sind das die Innovationskünstlerin Colette Brooks, Jungregisseur Kevin Wloczyk, der sich im neuesten Film mit "Weng Chun" und fernöstlicher Kampfkunst-Philosophie beschäftigt, sowie Maler und Autor Gerhard R. Göbel.
Objektkünstler Roland Halbritter aus Nüdlingen hat ironisch und durchaus provokant Erfahrungen mit Behörden oder Bürgerdesinteresse aufgearbeitet, vom "Eintritt frei"-Karton bis zur preisgünstigen "Miss Marketing". Tänzerin Mila aus Röthlein übernahm den musikalischen Part, Michael Full zeigte mit Strandholz- und Rosmarin-Pinsel, wie Hobbykünstler aus dem Stand kreativ werden können. Der Nürnberger Maler ist für 2024 angekündigt.