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Main Spessart
Bäcker, Unternehmer, Erzieherin: Das erwarten sechs Menschen aus Main-Spessart vom neuen Jahr
Corona, Ukraine-Krieg, Energiekrise: Drei Herausforderungen, die uns auch 2023 noch beschäftigen werden. Wie die Befragten ins neue Jahr blicken.
Sechs Menschen aus dem Landkreis Main-Spessart reflektieren das vergangene Jahr und verraten ihre Erwartungen und Wünsche für 2023. Oben von links: Dennis Imhof, Sanela Jonjic, Alida Mungenast, unten von links: Marek Zelezny, Samira Hofmann, Jürgen Kleespies
Foto: oben v.l.: Nicole Schmidt, Fabian Gebert, Paul Kruck, unten v.l. Jürgen Müller, Nicole Schmidt, Nicole Schmidt | Sechs Menschen aus dem Landkreis Main-Spessart reflektieren das vergangene Jahr und verraten ihre Erwartungen und Wünsche für 2023.
Nicole Schmidt
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:22 Uhr

Ein neues Jahr ist oft Anlass, um das zurückliegende Jahr zu reflektieren. 2022 hatten viele Menschen gleich mit mehreren Krisen zu kämpfen. Gastronomen, Pflegeheime und Kitas suchen nach der Corona-Krise verzweifelt nach Personal. Die Tafeln müssen in Folge des Ukrainekrieges doppelt so viele Menschen versorgen. Kleine, aber energieintensive Unternehmen wie Bäckereien leiden unter den gestiegenen Energiepreisen.

Ein neues Jahr ist jedoch auch eine gute Gelegenheit, um nach vorne zu schauen und sich Gedanken über die eigenen Wünsche und Erwartungen zu machen. Die Redaktion hat sechs Menschen aus Main-Spessart gefragt, inwieweit sie positiv ins neue Jahr blicken und welche Sorgen sie begleiten. 

1. Sanela Jonjic (Leiterin des Pfründnerspitals, Arnstein) erwartet, dass sich der Pflegenotstand verschärfen wird

Die Leiterin des Pfründerspitals Sanela Jonjic ist stolz, was ihre Angestellten während der Corona-Pandemie geleistet haben. 
Foto: Fabian Gebert | Die Leiterin des Pfründerspitals Sanela Jonjic ist stolz, was ihre Angestellten während der Corona-Pandemie geleistet haben. 

"Für 2023 wünsche ich mir, dass unsere Pflegekräfte durchhalten und wir wieder ein Miteinander erleben. Meine Mitarbeiter haben wertvolle Arbeit geleistet. Die Pandemie ist leider noch nicht überstanden und ich werde alles daran setzen, dass unsere Bewohner geschützt sind.

Dieses Jahr rechne ich mit einer Verschärfung des Pflegenotstandes, da es ab Mitte des Jahres eine neue Personalbemessung gibt. Dies soll eine Erleichterung bringen, aber die meisten in der Branche gehen davon aus, dass es schwieriger wird. Ich bin froh, dass ich aktuell über ausreichend Personal verfüge, aber das kann sich jederzeit ändern. Ich hoffe, dass alle Kollegen in diesen Zeiten durchhalten, der Pflegeberuf wieder attraktiver und die Zuwanderung von qualifizierten Fachkräften leichter wird. Wichtig wäre, die Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen zu verbessern, damit das Personal bleibt.

Was die Pflegekräfte trotz schwieriger Umstände alles geleistet haben, war bemerkenswert. Sie haben in Zeiten, wo es nicht einmal Mundschutz oder Desinfektionsmittel gab, zusammengehalten und sich wahnsinnig engagiert. Unsere Pflegemitarbeiter sind wahre Helden, ihnen muss man auch mal ein Lob aussprechen."

2. Dennis Imhof (Hotels Imhof und Mainpromenade, Gemünden und Karlstadt) sieht durch die Krisen auch Fortschritte

Mehr Planbarkeit für Hoteliers und Gastronomen, das ist der Wunsch von Dennis Imhof von den Hotels Imhof und Mainpromenade für 2023.
Foto: Nicole Schmidt | Mehr Planbarkeit für Hoteliers und Gastronomen, das ist der Wunsch von Dennis Imhof von den Hotels Imhof und Mainpromenade für 2023.

"Wir sind 2022 mit Schwierigkeiten gestartet, denn es gab noch die 3G- und 2G-Regelungen oder Diskussionen um die Impfung. In den ersten vier Monaten war es eine ruhige Zeit. Dann haben die Gästezahlen angezogen. Die Menschen sind wieder in den Urlaub gefahren oder ins Restaurant gegangen, deshalb blicken wir auf einen guten Sommer in beiden Hotels zurück. Trotzdem brachte 2022 aufgrund der Energiekrise Herausforderungen mit sich. Wie wir die explodierenden Kosten meistern, wird auch in diesem Jahr noch relevant sein. 

Als Hotelier erwarte ich 2023 bessere Planbarkeit. Das ist das, was wir in den letzten drei Jahren wenig hatten. Ich wünsche mir, nicht von einer Krise in die Nächste zu schlittern. Zudem hoffe ich, dass wir wieder uneingeschränkt arbeiten können und auf den Lockdown nicht der Blackout folgt. Für unsere Mitarbeiter wünsche ich mir bessere Arbeitsbedingungen, dass sie beispielsweise mehr Netto vom Brutto übrig haben. 

Unternehmerisch gab es durch die Krisen viele Probleme, aber auch Fortschritte im Bereich Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Wegen der Energiekrise reflektieren viele Betriebe ihren Energieverbrauch und ich hoffe, dass man diese Fortschritte für die Zukunft nutzt. Wir sollten das Positive aus den Krisen mitnehmen." 

3. Marek Zelezny, Geschäftsführer von "Die Energie" Karlstadt hofft auf Normalität

Durch die gesetzlichen Regelungen wurde laut Marek Zelezny, Geschäftsführer der Energieversorgung Lohr-Karlstadt, die Energiebranche erst einmal stabilisiert. Er hofft, dass Strom bezahlbar bleibt.
Foto: Jürgen Mueller | Durch die gesetzlichen Regelungen wurde laut Marek Zelezny, Geschäftsführer der Energieversorgung Lohr-Karlstadt, die Energiebranche erst einmal stabilisiert. Er hofft, dass Strom bezahlbar bleibt.

"Es war ein schwieriges Jahr, mit vielen Unsicherheiten und Risiken. Ich glaube, wir sind als Unternehmen relativ gut durchgekommen, aber ich würde mich freuen, wenn 2023 besser wird. Im neuen Jahr erwarten wir ein wenig Entspannung aufgrund der gesetzlichen Regelungen, die beschlossen worden sind. Das Jahr wird natürlich nach wie vor durch den Krieg geprägt sein, allerdings wurde die Energiebranche erst einmal stabilisiert. Wir erwarten extrem viel Arbeit bei der Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben, allerdings haben wir auch die Hoffnung, dass für den Kunden die Energie bezahlbar bleibt.

Ansonsten wünsche ich mir sowohl privat als auch als Unternehmer ein Jahr Normalität. Während der Pandemie dachten wir, dass es schlimmer nicht kommen kann. Jetzt durch den Krieg ist es eine extrem schwierige Situation. Damit verbunden wünsche ich mir weniger gesetzliche Notwendigkeit, in Geschäfte eingreifen zu müssen. Dass dies zurzeit nötig ist, steht außer Frage, aber es bedeutet eine hohe Auslastung der Mitarbeiter und hohe Kosten bei der Umsetzung. 

Eines bewegt mich aktuell aber: Wir hatten ein paar Tage niedrige Temperaturen und es tut mir in der Seele weh, wenn man sich anschaut, wie es den Menschen in der Ukraine geht. Die haben diese Temperaturen länger und kein warmes Zuhause. Das hat mich nachdenklich gemacht. Umso mehr wünsche ich mir nicht nur für uns Normalität, sondern auch für die Menschen, die in den betroffenen Regionen leben."

4. Alida Mungenast (Vorsitzende der Tafel Karlstadt) blickt mit Sorge in das neue Jahr

Alida Mungenast (Vorsitzende Tafel Karlstadt) hofft, dass ihr Verein in diesem Jahr neue Räumlichkeiten in Karlstadt findet. Nur noch bis Frühjahr erfolgt die Lebensmittelausgabe in der Bodelschwinghstraße 7.
Foto: Paul Kruck | Alida Mungenast (Vorsitzende Tafel Karlstadt) hofft, dass ihr Verein in diesem Jahr neue Räumlichkeiten in Karlstadt findet. Nur noch bis Frühjahr erfolgt die Lebensmittelausgabe in der Bodelschwinghstraße 7.

"2022 fing relativ gut an, dann ging der Krieg los. Unsere Kundenanzahl hat sich schlagartig verdoppelt, das war für uns fast nicht zu bewältigen. Erst im Sommer hat es sich dann eingespielt. In das neue Jahr starte ich wegen der Kündigung unseres Mietverhältnisses aber mit Sorge. Wir wussten ja, dass das Gebäude verkauft ist und haben jetzt zum Glück eine Verlängerung bekommen bis zum Frühjahr. Mir persönlich macht es zu schaffen, dass wir bisher nichts gefunden haben.

Wenn es die Tafel Karlstadt nicht mehr gäbe, wäre das eine Katastrophe für viele Menschen. Meine größte Hoffnung ist aber, dass wir langfristig einen Laden finden, wo wir die Miete bezahlen können. Vor allem, weil die Anzahl an Kunden in den vergangenen zwei bis drei Monaten zugenommen hat und durch die steigenden Kosten könnten es auch im neuen Jahr mehr werden – je nachdem wie kalt es noch wird.

Aber ich möchte uns nicht mit einer Tafel in einer Großstadt vergleichen müssen, denn auf dem Land ist es noch etwas entspannter. Unser Vorteil ist, dass die Tafeln in Main-Spessart gut vernetzt sind und wir nicht alles alleine stemmen müssen. Es gibt viele hilfsbereite Menschen und auch bei den Lebensmittelspenden können wir nicht klagen. Ich hoffe, dass diese Spendenbereitschaft anhält. Ich möchte hier auch unseren Sponsoren herzlich danken."

5. Jürgen Kleespies (Inhaber der Bäckerei Kleespies, Burgsinn) hofft in diesem Jahr einen Bäcker oder eine Bäckerin zu finden

Vergangenes Jahr mussten viele Familienbäckereien ihre Türen schließen. Jürgen Kleespies (Inhaber der gleichnamigen Bäckerei in Burgsinn) hofft, dass 2023 nicht noch weitere Bäckereien folgen.
Foto: Nicole Schmidt | Vergangenes Jahr mussten viele Familienbäckereien ihre Türen schließen. Jürgen Kleespies (Inhaber der gleichnamigen Bäckerei in Burgsinn) hofft, dass 2023 nicht noch weitere Bäckereien folgen.

"Ich hoffe, dass uns 2023 gesunde, glückliche Kunden bringt. Es aber auch mehr Stabilität gibt, sodass Bäcker wieder planen können und sich nicht ständig die Rohstoffpreise ändern. Das vergangene Jahr war turbulent. Wir haben zwei gute Mitarbeiterinnen aufgrund von Schwangerschaft – einem schönen Grund – verloren, doch es ist schwierig in meiner Branche Ersatz zu finden. Wir werden uns der Situation im neuen Jahr so anpassen, dass wir kürzer treten, mit der Energie besser haushalten und auch das eine oder andere Produkt, dass wir nicht unbedingt für zwingend erforderlich halten, streichen und uns mehr auf unser Kerngeschäft Brot, Brötchen und Blechkuchen spezialisieren. 

Ich blicke mit gemischten Gefühlen in dieses Jahr, denn ich hoffe jemanden zu finden, der die Traditionsbäckerei weiterführt. Ein großer Wunsch von mir ist, dass sich die kleinen Bäckereien halten, sonst geht ein großes Stück Kultur verloren. Ein geschäftlicher Vorsatz für dieses Jahr ist, 275 Jahre Bäckerei Kleespies zu feiern."

6. Samira Hofmann (Erzieherin in der Kita Edith-Stein-Straße Marktheidenfeld) hofft, dass sie den Kindern auch im neuen Jahr schöne Stunden bescheren kann

Laut Samira Hofmann (Erzieherin in der Kita Edith-Stein-Straße in Marktheidenfeld) würden zwar immer mehr Kita-Plätze geschaffen, doch es fehle am Personal. 
Foto: Nicole Schmidt | Laut Samira Hofmann (Erzieherin in der Kita Edith-Stein-Straße in Marktheidenfeld) würden zwar immer mehr Kita-Plätze geschaffen, doch es fehle am Personal. 

"2022 war ein durchwachsenes Jahr, denn am Anfang hat uns Corona noch begleitet. Wir konnten nicht gruppenübergreifend arbeiten, die Maske hat die Kommunikation mit den Kindern erschwert und wir konnten nicht singen, backen oder Feste feiern. Alles, was die Kita ausmacht, ging verloren. Als die Maßnahmen aufgehoben wurden, ging es langsam zum Alltag zurück. 

Für das neue Jahr wünsche ich mir ein offenes, ehrliches und wertschätzendes Miteinander zwischen Erzieherinnen, Eltern und Kindern. Der Personalmangel ist immer noch ein Problem, wir mussten oft in anderen Kitas aushelfen, weil es dort Krankheitsfälle gab oder Personal fehlte. Wir hatten auch viele Personal- und Leitungswechsel, deshalb hoffe ich, dass wir als Team beständig bleiben und Corona uns nicht mehr einschränkt, sodass wir den Kindern schöne Stunden in der Kita bescheren können. 

Es ist schwierig einzuschätzen, ob sich der Personalmangel in diesem Jahr weiter verschärft. Es wird zwar immer mehr gebaut und mehr Kita-Plätze geschaffen, aber es muss auch dafür gesorgt werden, dass Erzieherinnen nachkommen. Hier müsste am Ausbildungsmodell gearbeitet werden, damit die Azubis mehr Geld bekommen und der Beruf attraktiver gestaltet wird. Die ganzen Kita-Plätze bringen nichts, wenn kein Personal da ist." 

 
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  • peacounter
    @Fr. Jonjic: Ich möchte mich beim Pflegepersonal herzlichst bedanken. Möchte aber als Anregung mitgeben, dass sie ihre Öffnungszeiten auf arbeitende Angehörige anpassen sollten. Viele ältere Personen erhalten keinen Besuch, weil werktags Besuche nur bis 16.00 Uhr und sonntags gar nicht möglich sind. Leider wurde mir und meinem sterbenden Vater aufgrund der Coronaauflagen durch das Pflegeheim der Kontakt ab zwei Wochen vor und bis zu seinem Tod verwehrt. An seinem Verhalten konnte ich erkennen, dass es bald zu Ende geht. Mein Vater hatte kein Corona. Musste die Isolation aber hinnehmen. Für ein Telefonat war er zu schwach. Das Pflegepersonal sagte mir, dass man nicht für ihn wählen könne. Keine Zeit, da unterbesetzt. War das ihre Fürsorge für die Bewohner? Ironischerweise musste ich am Todestag meines Vaters sein Zimmer räumen. Da durfte ich ins Heim. Damit, dass mein Vater sich nun vergessen gefühlt haben könnte, muss ich kämpfen und macht traurig. Wäre auch anders gegangen.
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  • nilpferd48
    Dies ist doch nur eine Abrechnung,kein Kommentar.
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