1687 Menschen hatten Eintritt gezahlt. Und es herrschte Geisterspiel-Atmosphäre. Jedenfalls in den ersten 60 Sekunden nach dem Sprungball. Die Fanklubs von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg und die Handvoll angereister Anhänger von ratiopharm Ulm hatten verabredet, in Gedenken an die Menschen in der Ukraine die erste Minute lang zu schweigen. Und der Rest in der Halle tat es ihnen gleich.
Natürlich hilft das Hochhalten von Transparenten, auf denen Krieg verurteilt und Zusammenhalt eingefordert wird, den Kriegsopfern nicht – und selbst für den gänzlich irrationalen Fall, dass ein wahnsinniger Kriegstreiber wie Putin so etwas mitbekommen sollte, wird es ihn ganz bestimmt nicht daran hindern, weiter morden zu lassen. Aber das ist ja immer so, wenn man symbolisch ein Zeichen der Solidarität setzen will. Der gutgemeinte Wille und die mitfühlende Geste zählen, wie bei Demonstrationen auch, selbstverständlich dennoch.
Als die Spieluhr dann von 0:59 auf 1:00 sprang, sprangen auch die Menschen auf der Tribüne aus ihren Sitzschalen auf. Sie klatschpappten sich erst einmal die Hände wund und schrien sich fast die Lunge aus dem Leib. Und die Trommeln der Fanklubs dröhnten. Basketball-Atmosphäre. Auch wenn die Halle gerade einmal gut zur Hälfte gefüllt war (3140 passen rein, Corona-bedingt wären eh nur 2355 zugelassen gewesen). Bis in den Anfang des Schlussviertels trug die Unterstützung die Baskets denn auch in Richtung Überraschung gegen die favorisierten Schwaben.
Bis in die entscheidende Phase der letztlich 76:88 verloren gegangenen Partie. Bis sieben Minuten vor Ultimo schienen sich die Anhänger der Würzburger verausgabt zu haben: Just in jener Zeit, als die Baskets die Unterstützung augenscheinlich am Nötigsten hatten, wurde es während des siegbringenden 14:0-Laufs der Ulmer immer ruhiger in der Halle. Dies auf das krankheitsbedingte Fehlen des üblicherweise beinahe bis zur Stimmbandzerrung herumplärrenden, dabei das Publikum beständig auffordernden Hallensprechers zu schieben, ist natürlich zu einfach. Selbst wenn er mit seinem Ohrenbluten verursachenden Geschrei in den letzten Jahren bestimmt das eine oder andere Mal kräftig mitgeholfen hat, dass die Baskets enge Spiele gewonnen haben.
Am Freitag aber hätte vermutlich auch das nichts geholfen. Dazu waren die Gäste, gerade, als es darauf ankam, einfach als Mannschaft zu abgebrüht und individuell zu gut. Was also bleibt den Baskets nach dem Aufwärtstrend vor der Länderspielpause mit zwei Überraschungssiegen gegen Bamberg und Bonn und Hoffnung schürenden Vorstellungen in Hamburg und in Ulm, nun, nach der 17. Saisonniederlage im 22. Spiel?
Sie können heilfroh sein, dass am Wochenende Oldenburg in Hamburg deutlich verloren hat (weshalb die Baskets wieder auf Platz 16 schlupften) und dass der Letzte Gießen gegen Ludwigsburg unterging. Heidelberg, mit sieben Siegen Konkurrent im Abstiegskampf, ist wegen eines Corona-Ausbruchs derzeit spielbefreit, weshalb auch Frankfurt (fünf Erfolge) nicht vorangehen konnte. Der MBC indes siegte überraschend hoch gegen Bayreuth und hat nun sieben Siege auf dem Konto, also bereits zwei mehr als die Baskets haben. Trotzdem: Letztlich fast alles beim Alten, sozusagen, nur dass ein Spieltag mehr vergangen ist, ohne sich nach vorne zu bewegen.
Zwölf Spiele verbleiben den Baskets in den nächsten acht Wochen, um die für den Klassenerhalt vermutlich noch nötigen fünf oder gar sechs Siege einzufahren. Nach dem Gastspiel vom ehemaligen Würzburger Publikumsliebliebling Maurice Stuckey und seinem aktuellen Play-off-Team Crailsheim nächsten Samstag (20.30 Uhr) geht's dann innerhalb von vier Tagen zweimal richtig um die Wurst: in Frankfurt (16.3., 19 Uhr) und gegen Heidelberg (19.3., 20.30 Uhr).
Wegweisende Tage also für den Basketball-Bundesliga-Standort Würzburg.
Gibt es beim Basketball nun neue Spieluhren?
Einem erfahrerner Sportredakteur sollte eigentlich bekannt sein, dass die Spieluhr im Basketball üblicherweise bei 10:00 anfängt.