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Basketball: Bundesliga
Wie wichtig die Baskets-Fans sind
Selbst der Trainer der Verlierer beglückwünschte s.Oliver Würzburg zu einer großartigen Atmosphäre. Welchen Anteil der Anhang an dem Überraschungssieg gegen Oldenburg hat.
Die treuesten der Treuen feiern ihre Mannschaft nach dem Überraschungssieg gegen Oldenburg.
Foto: Heiko Becker | Die treuesten der Treuen feiern ihre Mannschaft nach dem Überraschungssieg gegen Oldenburg.
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 22.08.2022 17:02 Uhr

Wäre diese doch ziemlich dicke Überraschung auch in einem Geisterspiel geglückt? Oder wenn für die Augenzeugen die Maskenpflicht noch gegolten hätte und sie deswegen weniger gebrüllt hätten? Oder wenn ein paar weniger Zuschauer da gewesen und deshalb auch ein paar Dezibel weniger durch die Halle gewabert wären? Selbstredend ist es müßig, wenig sinnstiftend und antwortbefreit, darüber ernsthaft zu sinnieren. Aber genau das taten am späten Freitagabend, als es so langsam schon auf Mitternacht zuging, ziemlich viele Menschen ganz im Süden des Würzburger Stadtteils Sanderau, wo Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg soeben die EWE Baskets Oldenburg mit 90:88 (47:50) bezwungen hatte.

Selbst Mladen Drijencic, der Trainer der unterlegenen Niedersachsen, beglückwünschte die Würzburger für "diese großartige Atmosphäre", die ganz bestimmt ihren nicht zu geringen Anteil hatte an dem Coup. Wie andernorts vermutlich auch. Denn der erste Liga-Sieg der Baskets in dieser gerade geschlüpften Spielzeit nach der 84:111-Abreibung zum Saisonauftakt in Crailsheim (wo die Würzburger im Pokal-Viertelfinale am 14. November Revanche nehmen können) und dem 97:78-Pokalerfolg gegen den MBC reiht sich nahtlos ein in die erstaunlich große Anzahl an für Verblüffung sorgenden Ergebnissen.

"Ich kann gar nicht beschreiben, wie gut das tut, wieder vor diesem fantastischem Publikum spielen zu können", sagte Baskets-Trainer Denis Wucherer, der freimütig zugab, dass diese Unterstützung selbst seine Arbeit an der Seitenlinie zumindest etwas mit beeinflusst. "Natürlich steckt das an, wie auch der Spielverlauf ansteckt", meinte der 48-Jährige, der sich in der Hitze dieser fast durchweg hochklassigen, äußerst spannenden und immer kurzweiligen Begegnung Mitte des dritten Viertels auch ein Technisches Foul abholte, weil er nicht nur mit einer Entscheidung der Schiedsrichter so überhaupt nicht einverstanden war.

William Buford: So freuen sich Überraschungssieger.
Foto: Silvia Gralla | William Buford: So freuen sich Überraschungssieger.

Dabei hatte Wucherer vor der Partie gar keine gute Laune: Er musste nicht nur auf seinen Center Nico Carvacho verzichten, sondern auch noch auf seinen ersten Spielmacher, Luciano Parodi, den es im Knie zwickt. Während die Chancen nicht allzu schlecht stehen sollen, Parodi am Samstag (20.30 Uhr) in Weißenfels beim MBC wieder mittun lassen zu können, erscheint die Knieverletzung Carvachos wesentlich dramatischer zu sein. Noch steht die detaillierte Diagnose zwar aus, weil dafür die Umgebung des Gelenks noch zu angeschwollen ist - aber nach allem, was man hört, scheint ihn dasselbe Schicksal ereilt zu haben wie Justin Sears, jenen Spieler, für den der Chilene verpflichtet worden war: Kreuzbandriss. Angeblich sind die Baskets bereits auf der Suche nach einem Ersatz.

"Ich kann gar nicht beschreiben, wie gut das tut, wieder vor diesem fantastischem Publikum spielen zu können."
Baskets-Trainer Denis Wucherer

Umso mehr freute es Wucherer, dass die Seinen auch ohne die zwei Stammkräfte "mehrfach zurückgekommen" sind gegen Oldenburg: "Das spricht auch für den Charakter der Mannschaft, was mich stolz macht". Nicht nur dem Baskets-Trainer schwante ein Deja-vu: Nach gerade mal gut vier Minuten nahm er die erste Auszeit, da führte Oldenburg bereits mit 13 Punkten (17:4). Nicht nur bei Wucherer wurden Erinnerungen an die vergangene Spielzeit wach, als die Niedersachsen die Baskets vor leeren Rängen gleich zweimal demütigten: mit der  höchsten Klatsche in der Bundesligageschichte der Würzburger (66:116), und ihr Heimspiel zuvor hatten die Donnervögel mit 40 Punkten Differenz (124:84) gewonnen: 90 Punkte Unterschied in 80 Minuten. Aber am Freitagabend war ja das Publikum da, und nimmt man nach einer groben Augenschätzung an, dass vielleicht 13 Oldenburger Fans die lange Fahrt an den Main auf sich genommen hatten, klatschpappten und schrien sich 2000 Menschen heiser für die Gastgeber.

Desi Rodriguez (vorne) führte die Baskets zum Sieg über Oldenburg.
Foto: Silvia Gralla | Desi Rodriguez (vorne) führte die Baskets zum Sieg über Oldenburg.

"Der Coach hat mir in der Halbzeit gesagt, dass ich etwas mehr Gas geben soll", sagte Desi Rodriguez. Der Amerikaner gehorchte und legte vor allem in den entscheidenden Phasen der zweiten Hälfte einen erstaunlichen Tanz aufs Parkett: Mit 23 Punkten war er nicht nur der Treffsicherste bei den Gastgebern, er schnappte sich auch noch acht Rebounds und gab fünf Vorlagen und war mit Abstand effektivster Akteur der gesamten Partie. "In der Schlussphase hatten wir die wichtigen Stopps, Rebounds und Blocks, die wir gebraucht haben, um diesen Sieg zu holen", sagte Rodriguez fast schon schüchtern im Plural – und sicher im Bewusstsein, dass dies vor allem auf ihn zutraf. 

Auch wenn Cameron Hunt mit einer feinen Einzelleistung die letzten zwei siegbringenden Punkte machte - im Grunde führte Rodriguez die Baskets zum Überraschungssieg. "Deswegen haben wir ihn ja geholt", meinte Wucherer, dem übertriebene Lobhudelei schon immer ein Greuel war, in seiner lakonischen Art über den "Instinktspieler", wie er Rodriguez nennt. Der Trainer hofft, dass dieser Erfolg gegen eine Mannschaft, "die richtig gut ist, ein Dosenöffner" für diese Saison sein könnte. "Letzte Saison, ohne Zuschauer, hätte das nicht so funktioniert wie heute", meinte Wucherer. "Vielleicht haben wir alle, Fans und Mannschaft, heute ja auch gezeigt, wie schwierig es werden kann, hier zu gewinnen."

 
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  • familie.diener@gmx.net
    Es war wirklich eine Super - Mannschaftsleistung , welche natürtlich auch die Zuschauer
    mitgerissen hat . Der Hallensprecher ist extraklasse und versteht es auf faire Weise
    das Publikum mitzunehmen und auch mitzureißen . Großes Kompliment an ihn !
    Was leider immer noch schlecht ist , ist die Akkustik in der Halle . Auf der
    gegenüberliegenden Seite versteht man meistens kein Wort der Ansage.
    Dieses kleine Manko sollte man doch im Griff kriegen können !!!!!
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