"Heute so, morgen so", singt Roberto Blanco seit 1969. Auch 52 Jahre später hat das Lied noch seine Alltagstauglichkeit. Sogar im Basketball. Nach einem leidenschaftlich erzwungenen 90:88-Erfolg über die favorisierten Oldenburger am Freitagabend vor einer Woche, setzte es für Bundesligist s.Oliver Würzburg am späten Samstagabend eine herbe 73:95 (31:42)-Abfuhr beim Syntainics MBC. Und dabei folgten ausschließlich die Gastgeber Roberto Blancos vermutlich populärstem Liedgut: "Ein bißchen Spaß muss sein". Die spassbefreitesten Fragen und Antworten zur aktuellen Situation der Baskets, die auch heute und morgen noch gelten:
Die zwei Siege gegen jeweils damals müde, weil kurz zuvor bereits beschäftigte Gegner suggerieren: Ja, auf jeden Fall! Vor allem zu Hause, mit der Unterstützung des Anhangs, scheint einiges möglich zu sein. In der Fremde sieht das ganz anders aus: Sowohl in Crailsheim wie auch nun in Weißenfels haben wenige Minuten ausgereicht, in denen die Mannschaft völlig auseinander gefallen und hoffnungslos in Rückstand geraten ist. In Crailsheim geschah dies im dritten Viertel, in Weißenfels im zweiten. Eine Konditions- oder Kraftfrage ist es also offenbar nicht. Vielleicht eher eine Kopfsache.
Zweifellos enorm. Von der beim Überraschungssieg gegen Oldenburg zu sehenden homogenen, siegeshungrigen und aufopferungsvoll kämpfenden Mannschaft, die natürlich auch von nicht jederzeit erwartbaren und abrufbaren Sahnetagen der drei Amerikaner Cameron Hunt, William Buford und Desi Rodriguez profitiert hatte, war am Samstag in Weißenfels nicht viel übrig. Carvachos Präsenz, Willen und Durchsetzungsvermögen unter den Brettern fehlte, und im Spielaufbau hatten die Baskets auch viel zu wenige Ideen. Während die Entzündung im Knie Parodis vermutlich ein kurz- oder zumindest mittelfristig zu behebender Schaden ist, gehen die Baskets inzwischen davon aus, den am Kreuzband lädierten Carvacho in dieser Saison nicht mehr auf dem Parkett zu sehen. Die Suche nach einem Nachfolger soll auf Hochtouren laufen, noch ist keine Nachverpflichtung in Sicht.
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Ein Mysterium. Die drei gegen Oldenburg so überzeugenden Amerikaner hatten eben nicht ihren besten Tag. Hunt kam zwar auf 17 Punkte, Rodriguez immerhin noch auf 13, aber Buford spielte im Grunde gar keine ernstzunehmende Rolle. Das von unzähligen auch leichten Fehlern hüben wie drüben geprägte erste Viertel gewannen die Baskets noch 17:15. Ab der Mitte des zweiten schenkten sie den Hausherren einen 14:0-Lauf zu einer Elf-Punkte-Führung (38:27), den auch eine Auszeit nicht unterbrechen konnte. Mit elf Punkten Vorsprung (42:31) gingen die Hausherren dann auch in die Halbzeit, in der Steven Key, der Assistent von Baskets-Cheftrainer Denis Wucherer, vor allem mit den bis dahin bereits elf teils fahrlässig leichten Ballverlusten haderte. Und damit, dass Chris Coffey "machen kann, was er will". Am Ende machte MBC's Center 18 Zähler, nur sein Teamkollege Nikola Rebic kam als Topscorer der Partie auf einen mehr. "Vor allem in der ersten Halbzeit hatten wir keine Antwort auf die Energie von Coffey", analysierte Wucherer.
Über diese Frage werden sich die Baskets in dieser Trainingswoche bis zur nächsten Begegnung am Samstag (20.30 Uhr) bei Überraschungsaufsteiger Heidelberg ernsthafte Gedanken machen müssen. Der Auftritt in Weißenfels wirkte – vor allem nach dem Coup gegen Oldenburg – bemerkenswert blutarm. Freilich hat Wucherer Recht, wenn er sagt: "Dann fallen bei denen halt Würfe rein, die nicht jeden Tag fallen, und bei uns drehen sich welche raus, die vielleicht schon drin waren. Und dann verlierst du halt so ein Spiel auch verdient." 13 ihrer 30 Distanzwürfe fanden bei den Weißenfelser ihr Ziel - bei den Baskets lediglich sieben bei 26 Versuchen. Ein nicht unwesentlicher Faktor in dieser Partie. Aber das beantwortet die Frage nach dem nicht erkennbaren Aufbäumen auch nicht wirklich.
Auch wenn Wucherer ein schnelles, guardlastiges Ballhandling-Spiel mit variablen Flügelspielern und einem passfreudigen Center liebt und fördert – die Baskets brauchen nach Carvachos Ausfall dringend einen neuen Big Man, um in dieser Liga konkurrenzfähig bleiben zu können. Filip Stanic alleine kann diese Aufgabe nicht schultern. Und die letztlich zu kleinen Rodriguez und Alex King können für diese Position auch allenfalls nur Notlösungen für ein paar Minuten sein. Eine frühe Nachverpflichtung ist schnell nötig.